100 Jahre illustrierte Radiogeschichte

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ID: 261016
100 Jahre illustrierte Radiogeschichte 
07.Aug.11 10:51
298

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Gegenwärtig wird die Neuerscheinung eines Buches "weltweit" vorgestellt:

Hundert Jahre illustrierte Radiogeschichte

Autor: Dr. Richard Zierl;  248 Seiten, 464 Abbildungen, 2011; Preis 36,- €  

  • ISBN-10: 3881806954;  ISBN-13: 978-3881806954
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  • ISBN-10: 3881806954
  • ISBN-13: 978-3881806954  
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    Auszug aus der Werbung:

    Geschichte, Entwicklung, Technik

    In diesem Buch geht es ums Radio und um die Unterhaltungselektronik, ohne die das Radio nicht das geworden wäre, was es heute ist. Wie kam es dazu und wohin hat es die Welt geführt? Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise durch elf Jahrzehnte rasanten technischen, insbesondere medien-technischen Wandels. Oder genießen Sie einfach nur die vielen Fotos alter und neuer Radios, Plattenspieler und Tonbandgeräte oder von anderen markanten Zeitzeugen.

    Aus dem Inhalt:

    • Eine lange Geschichte
    • Wieder zurück ins Mittelalter
    • Die Zeit der Basiserfindungen
    • Das Jahrzehnt der Geburt und des Aufbruchs
    • Das Jahrzehnt des Durchbruchs und der Verführung
    • Das Jahrzehnt des Zusammenbruchs
    • Das Jahrzehnt des Wiederanfangs und der Hoffnung
    • Das Jahrzehnt des Höhepunktes
    • Das Jahrzehnt der dunklen Wolken
    • Das Jahrzehnt der Reaktion
    • Das Jahrzehnt der Perfektion
    • Das Jahrzehnt der Digitalrevolution
    • Selbstbau und Restaurierung von Radios

    Kann noch nichts Konkretes zum Inhalt beitragen, möchte es aber Interessierten vorstellen.

    Als Anlage das Inhaltsverzeichnis.

    Wolfgang Eckardt

     

    Anlagen:

    Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

     2
    Buch gelesen 
    20.Aug.11 13:06
    298 from 8023
    9

    Wolfgang Eckardt (D)
    Ratsmitglied
    Beiträge: 1915
    Anzahl Danke: 21
    Wolfgang Eckardt

    Ich habe mir mal dieses Buch vorgenommen und auch gelesen. Man muss es aber aus zweierlei Richtungen betrachten:

    1. Ein erfahrener „Radionist“, der schon einige Bücher zur Rundfunkgeschichte in seinem Regal stehen hat (z.B. Erb „Radios von gestern“, Abele „Historische Radios“, Pfau „Radiogeschichten“) wird kaum etwas „Aufregendes“ erfahren. Er findet eine Ansammlung einiger Geräte in anderer Anordnung in chronologischer Reihenfolge. Auf keinen Fall darf man aber etwa eine Art Radiokatalog erwarten. Das ließe sich auch auf 248 Seiten im DIN-A5-Format nicht unterbringen.

    Das Reizvolle beim Lesen aber ist, dass man zum jeweiligen Entwicklungsstand des Radios Jahr für Jahr außer einigen „Radio-Neuheiten“ auch etwas zum historischen Hintergrund erfährt, was gerade in dem Jahr an wichtigen Entdeckungen oder Ereignissen der Weltgeschichte aktuell war. Sogar die neuste „Hitliste“ der Schlager wird präsentiert.

    2. Für den jüngeren, weniger erfahrenen Radiofreund ist das Buch aber zu empfehlen. In lockerer Form erfährt er einen guten Überblick zur Entwicklung des Radios, gepaart mit einigen Forschungs-ergebnissen und weltpolitischen Ereignissen des jeweiligen Jahres. Und wie bereits gesagt, man wird an die neusten Schlager dieses Jahres erinnert. Das alles liest sich flüssig und macht Spaß.

    Wie bei allen Neuerscheinungen, so schleichen sich natürlich auch einige Fehler und Unsachlichkeiten ein, von denen einige bei sorgfältigerer Recherche vermeidbar gewesen wären. Sie schmälern aber den Wert des Buches kaum, nur – man sollte diese Mängel kennen, denn sonst wird schnell ein falsches Bild oder eine fehlerhafte Information auf der „Festplatte des Users“ abgespeichert.

    Hier ein paar Beispiele aus der Sicht des Schreibers dieser Zeilen:

    Auf S.30, im Jahr 1923, wird der Detektor erwähnt und dass dieser ein beliebtes Bastlerobjekt in der „Gründerzeit des Radios“ ist. Abgebildet wird aber ein etwas späteres Modell, das nicht durch Bastlerhand entstand. Außerdem dürfte in dieser Zeit mit Sicherheit noch kein Germanium-Kristall verwendet worden sein, wie es im Bild 14 gezeigt wird.

    Auf Seite 33 werden in den Bildern 24 und 25 „Modulare Superempfänger“ gezeigt. Gemeint sind der „D-Zug“ von Siemens und Sachsenwerk. Die Bezeichnung irritiert, da sie „Superhet-Empfänger“ suggeriert. Es handelt sich aber um einfache „Einkreis-Empfänger“ aus einzelnen Bausteinen. Die Bildunterschriften 23 und 24 sind falsch platziert.

    Seite 36: Das so bezeichnete „Spitzenmodell“ von Loewe heißt OE333 und nicht "333".  

    Auf Seite 44, wir sind im Jahre 1930, wird die Anzeigeröhre EM11 erwähnt und abgebildet (allerdings nur mit falschem zweiflügligem Schirmbild). Drei Seiten weiter, 1932, werden weitere Magische Augen gezeigt, obwohl diese doch erst ab 1936 in den Radios zu finden sind.

    Auf Seite 53 wäre es für den weniger Sachkundigen wichtig, entweder im Text oder im Bild 53 zu erfahren, dass zusätzlich eine 120-V-Anodenbatterie und ein Heiz-Akku notwendig sind.

    Auf Seite 56 wird statt des beschriebenen DKE38 ein VE301dyn gezeigt. 

    Auf Seite 61, im Jahre 1942, wird der Truppenbetreuungsempfänger ER3 von Braun erwähnt. Abgebildet ist aber der BKS238 von Braun.

    Im Jahre 1945 erscheint die Firma Grundig. Erwähnt werden das Röhrenprüfgerät „Tubatest“ und das Prüfgerät „Novatest". Abgebildet wird aber das „Tubatest L3“ aus 1947 und auch das „Novatest“ gab es 1945 noch nicht.

    Auf Seite 124 sind wir im Jahre 1964. Dort erfährt der Leser als Hintergrundinformation, dass in der DDR die Produktion des „Trabbi“ (PKW Trabant) beginnt. Der lief aber bereits seit Ende 1957 vom Band.

    Auf Seite 163 wird ein „Radiorekorder Stern Automatik von Stern Radio VEB“ abgebildet. Es handelt sich aber nur um ein einfaches Kofferradio „Stern Automatik“ aus dem VEB Stern-Radio Berlin.

    Hier möchte ich anmerken, dass sich der Autor auch noch an anderen Stellen etwas schwer tut, wenn es um exakte Bezeichnungen von Firmen geht, besonders wenn sie auf dem Gebiet der DDR standen. So z. B. auf Seite 187 mit dem „Küchenradio Lausitz 2011 von Robotron-Elektronik VEB“. Robotron-Betriebe gehörten zu einem Kombinat und gab es deshalb mehrfach. Die exakte Bezeichnung des Herstellers für dieses Modell lautet „VEB Robotron-Elektronik Hoyerswerda“ Dafür wurde das Gerät aber gleich zwei Mal untereinander abgebildet.

    Zu dem auf Seite 227 vorgestellten "Taschenradio von Rohde und Schwarz" sei bemerkt, das nicht der Eindruck entstehen darf, dieses kleine Scan-Radio sei von dieser Firma. Es handelt sich lediglich um ein Werbe-Präsent, das von vielen andern Firmen mit deren Firmen-Aufdruck "verteilt" wurde.

    Die falsche Transkription von Russischen Röhren kann schnell zu Verwirrungen führen. Die im Bild 430 vorgestellte Batterieröhre 2Ж27Л müsste eigentlich 2J27L (2j27l) heißen und nicht 2SH27L - oder eindeutiger ist, gleich in kyrillischen Buchstaben schreiben. 

    Diese Aufzählung wird sicher nicht ganz vollständig sein, schmälert aber wie gesagt den guten Gesamteindruck nur unwesentlich. Der für Radios aufgeschlossene technisch Interessierte wird ein lesenswertes Buch in den Händen halten, der „gestandene Radiosammler“ muss es nicht unbedingt haben.

    Eine Schlussbemerkung, die natürlich ebenso wie die vorhergehende Einschätzung subjektiv ist: Mein Eindruck ist, dass für die dargestellten Nachkriegsmodelle GRUNDIG-Geräte zu sehr im Vordergrund stehen, obwohl es doch auch andere namhafte Firmen in dieser Zeit in Deutschland gab. (Von 392 Bildern nach 1945 sind 91 von GRUNDIG.) Das mag aber vielleicht an der Sammlung liegen, aus der die meisten der Abbildungen stammen. 

    Wolfgang Eckardt

    Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

     3
    Rezension 
    20.Aug.11 17:26
    358 from 8023

    Michael Seiffert (D)
    Redakteur
    Beiträge: 543
    Anzahl Danke: 17
    Michael Seiffert

    Hallo Herr Eckardt!

    Haben Sie recht herzlichen Dank für die wunderbar gelungene Rezension des besagten Buches. Derartige Beiträge sind sehr hilfreich für ambitionierte Sammler wie auch für Neueinsteiger in die Materie.

    Es wäre wünschenswert, Literaturbesprechungen zu Neuerscheinungen aus unserem Sachgebiet zu einer festen Institution im RM werden zu lassen.

    M.Seiffert

     

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