110° Ablenktechnik mit Problemen ?

Die Bildröhrenentwicklung in den 50er Jahren verlief in einem enormen Tempo. Standen für die Geräte bei Einführung des Fernsehens noch Bildröhren mit 70° Ablenkwinkel zur Verfügung, so folgten schon 2 bis 3 Jahre später, solche mit 90° Technik.
Schon dieser Schritt erlaubte die Herstellung von TV-Geräten mit wesentlich geringerer Gehäusetiefe.
Und bereits 1959 waren schon Geräte mit 110° Bildröhren auf dem Markt, ein weiterer Schritt zur Fertigung kompakterer Geräte!
Die erfreuliche Entwicklung brachte aber auch Probleme mit sich, die nur mit gleichzeitigen Schaltungskniffen überwunden werden konnten.
Es müssen in diesem Zusammenhang die damaligen Rahmenbedingungen in Erinnerung gerufen werden.
Der Zustand der Stromversorgung war bei weitem nicht auf dem heutigen Stand. So habe ich seinerzeit im Vorortbereich der Stadt Köln durchaus Netzspannungen von ca. 180 Volt angetroffen. Dies war auch noch hauptsächlich in den frühen Abendstunden der Fall, wenn beste Fernsehzeit angesagt war.
Hatte doch das Absinken der Netzspannung schon bei 90°-Geräten neben anderen Erscheinungen ein erhebliches Schrumpfen des Bildformates zur Folge, wieviel schlimmer mußte die Abweichung bei 110° Röhren sein?

Die beigefügten Schirmbilder zeigen die Bildformate eines 90°-Gerätes einmal bei 220V und zum anderen bei 180V.

Philips brachte 1959 ein Gerät mit der Typenbezeichnung 21TD290 heraus, welches bespickt war mit Schaltungsfinessen, die den Problemen der damaligen Zeit  gerecht wurden.
Der nachfolgende Schaltungsausschnitt zeigt wie über den Arbeitspunkt der Zeilenendstufe die Formatstabilisierung vorgenommen wurde. Die Angaben zur Wirksamkeit der Schaltung lauteten eine nur 10% Abweichung, sowohl der Bildbreite als auch der Bildhöhe, gegenüber einer herkömmlichen Schaltung.
Die Bildbreite wurde mit einem 30pF-Trimmer vorgenommen, was bei manchem Reparateur ungläubiges Kopfschüttel ausgelöst hat.

Franz Born
 



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