Klenk U1 - Superhet von 1925

ID: 398820
Dieser Artikel betrifft das Modell: U1 (Klenk & Co.; Stuttgart)

Klenk U1 - Superhet von 1925 
15.May.16 11:25
453

Ralf Keil (D)
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Das Gerät kann mit verschiedensten Trioden bestückt werden:

Geeignet sind A408/RE084, RE114,RE124, RE144, L410, RE134, H406, RE034, RE054, RE064, und RE154. Die RE154 gibt hier eine sehr gute Oszillatorröhre ab. Da die aber rar bei mir ist habe ich die RE084k eingesetzt.

Folgende Bestückung ist derzeit gesteckt:  RE034-RE084k-H406-H406-H406-A408-L410-RE124-RE124

Die ursprüngliche Bestückung könnte aus RE79, RE89 und RE209 oder, sollte das Gerät 1926 gebaut worden sein, auch aus RE054, RE064, RE144und RE154 bestanden haben. Verbaute Teile sprechen aber eher für 1925.

Zur Funktionsherstellung mussten 2 kalte Lötstellen und diverse Kontaktprobleme beseitigt werden.

Eine Röhre war defekt, alle anderen waren sehr gut .

Keine defekten Teile, somit ist das Gerät bis auf die Röhren zu 100% Original erhalten ! 

Auch das Meßgerät funktioniert einwandfrei bei guter Genauigkeit und ist eine sehr nützliche Hilfe zur Einstellung und Kontrolle der Heizspannung, sowie Ablesung der Anodenspannung.

Empfehlenswert ist es, die drei ZF-Röhren mit möglichst gleicher Verstärkung zu wählen.

Für KH-Empfang kann nach der Demodulatorstufe abgegriffen werden, kleiner Trichter nach 1. NF Stufe laut und klar. Großer Trichter nach Gegentaktendstufe möglich. Die NF-Stufen sind über die jeweiligen Heizpotis einzeln zu / abschaltbar.

Das Gerät wird mit 100V und -6V für die NF , 45V für die HF und aus einem 6V/12Ah- Bleigel-Akku für die Heizung betrieben. Die Heizpotis haben ca. 50 Ohm, so kann auch mit 6V gut eingestellt werden.

Zur Speisung verwende ich wie bei jedem Gerät meine Selbstbau-Batterie. Der Akku wird zusätzlich eingespeist. Die 4 Monozellen knicken sonst bei 7-9 betriebenen Röhen zu schnell ein.

Als Schaltungsorientierung kann der Plan vom Ingelen U8 dienen. Dieser ist bis auf das Fehlen der Gegentakt-Endstufe nahezu identisch aufgebaut.

Empfang mit Wurfantenne ca. 7m tagsüber Heimsenderlein. Nachts einen französischen (oder belgischen ?) und einen tschechischen Sender deutlich, ebenfalls mit Erde und ca. 7m Draht.

Mittlerweile wurde das Gehäuse noch mit "Möbelpolitur dunkel" bearbeitet. Es sieht jetzt wieder sehr schön aus.

Die Frontplatte und Knöpfe wurden schonend gereinigt und teilweise die Beschriftung mit Fettstift ergänzt.

Interessant ist die Möglichkeit die Heizknöpfe abziehen zu können, eine frühe Kindersicherung, siehe Bild, Zeitschrift "Radio" von Oktober 1925

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Impedanzadapter 
12.Jun.16 11:55
453 from 2268

Ralf Keil (D)
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Um die Gegentaktendstufe des Klenk mit einem modernen, niederohmigen Lautsprecher betreiben zu können habe ich mir einen Adapter gebaut der gut funktioniert. Ich habe dazu einen vorhandenen AÜ aus einem 50 er Jahre Gerät verwendet.

Um einen Ruhestrom zu bekommen wurden die 100 V Anodenspannung über einen Widerstand in Reihe zur Primärwicklung geschaltet. Eingekoppelt wird die NF über einen 10µ -Folienkondensator. Das funktioniert erstaunlich gut. Hier wird deutlich das die Trichter-LS ein wesentliches Problem der Wiedergabe waren.

Das Ergebnis mit modernem LS ist deutlich besser. Verwendet wurde eine 2-Wege-Box von Technics, Z=8 Ohm, 25W.

Der AÜ könnte primär noch gern hochohmiger sein, 2000 Ohm oder mehr wären gut. Dann wäre die immer noch vorhandene Fehlanpassung an den AÜ des Klenk  ( siehe Widerstandswerte in der Schaltung ) kleiner.

Der Ruhestrom ist etwa 8mA, nicht viel, aber ausreichend. Ich muss Rücksicht auf die elf 9V-Blöcke nehmen ! Er ist aber zur Vermeidung von Verzerrungen unbedingt notwendig. Der Ruhestromwiderstand kann auch verstellbar gemacht werden, so kann man noch experimentieren.

Das Ganze funktioniert mit großer Lautstärke allerdings auch nur mit einer Gegentaktendstufe. Eintaktendstufen bringen dazu nicht genug Leistung und Spannungshub.

 

Hier die Schaltung, Steckverbindungen sind nicht eingezeichnet :

Außenansicht

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Fragen zur Schaltung des "Impedanz-Adapers" 
12.Jun.16 12:06
457 from 2268

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Bei der vorgestellten Schaltung drängen sich folgende Fragen auf:

  1. Sind die angegebenen Widerstandswerte der Übertrager die ohmschen Widerstände R= oder die Impedanzen Z~?
  2. Wozu wird durch den Übertrager des "Impedanz-Adapters" ein Gleichstrom geführt?
  3. Wofür ist der 10μF Kondensator gut?

MfG DR

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Eintaktübertrager 
12.Jun.16 12:25
468 from 2268

Ralf Keil (D)
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Hallo Herr Rudolph,

Wenn nicht anders angegeben sind es die Kupferwiderstände.

Da der Übertrager des Adapters ein Eintaktübertrager mit Eisenspalt ist braucht er Ruhestrom (Vormagnetisierung) um verzerrungsarm zu arbeiten. Ohne Ruhestrom verzerrt es ziemlich stark.

Der Koppelkondensator verhindert Gleichstromfluss über die Sekundärwicklung des Klenk- Ausgangsübertragers.

Die 100V Versorgung des Adapters hat eine gemeinsame Masse mit dem Radio.

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Zu den Impedanzen 
12.Jun.16 14:51
505 from 2268

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Danke für die Informationen.

Wenn der "Klenk U1" Ausgangsübertrager 380Ω sekundären Kupferwiderstand hat, ist die entsprechende Impedanz, die bei 800 Hz gemessen wird, tatsächlich sehr viel höher.  Mit einem dynamischen 400Ω Lautsprecher wäre der Ausgang vom U1 total unter-angepaßt.

Dem technischen Stand von 1925 entsprechend, dürfte viel eher ein damals verfügbarer magnetischer Lautsprecher mit vergleichsweise hochohmiger Spule als "passend" anzusehen sein.

Ein Eintakt-Ausgangs-Übertrager, durch dessen Primärwicklung ein Gleichstrom (z.B. Anodenstrom) fließt, benötigt einen Luftspalt, damit er nicht in die Sättigung kommt und noch ausreichend (magnetisch) ausgesteuert werden kann.
Aber der Umkehrschluß, daß ein Ausgangsübertrager mit Luftspalt grundsätzlich eine Gleich-Magnetisierung benötige, ist nicht zutreffend. Vielmehr wird durch diese Gleichmagnetisierung seine Induktivität erniedrigt, was bei einem Ausgangsübertrager zur Erhöhung seiner unteren Grenzfrequenz führt. (Diese Auswirkung dürfte hier aber praktisch keine Rolle spielen.)

MfG DR

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Ausprobiert 
12.Jun.16 16:11
534 from 2268

Ralf Keil (D)
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Hallo Herr Rudolph,

Danke für die weiterführenden Infos.
Praktisch hat die Vormagnetisierung hier wirklich etwas gebracht.
Ich habe zuerst direkt ohne Kondensator und Gleichstrom angekoppelt. Das Ergebnis war sehr schlecht. Mit Vormagnetisierung und C wurde es dann deutlich besser.
Ich suche ja auch noch nach einem hochohmigen permanentmagnetischen Lautsprecher, leider gibt es da wenig.

Freischwinger habe ich nicht, die Wiedergabequalität ist da allerdings auch nicht besonders.

Ich wollte erkunden in wie weit eine Trichter-Blechdose gegenüber modernem LS die eigentlich gute Wiedergabequalität des Radios beeinträchtigt. Ergebnis: erheblich

Man hätte damals das Radio mit einfachen Mitteln verbessern können, hätte man z.B. die  Sekundärwicklungen des 1.NF- Übertragers und des Phasenumkehrübertragers mit etwa 100-200K Ohm-Widerständen parallelgeschaltet um Verzerrungen zu mindern. Das wird ja bei Audioübertragern heute auch gemacht (Abschlußwiderstände).
War das damals noch nicht bekannt ?  Die paar Reichsmark mehr zum Preis eines solchen Gerätes wären wohl nicht sonderlich aufgefallen.

Fazit: Es ist das Beste meiner 20er Jahre Geräte. Recht einfach zu bedienen, keine Fummelei.

Ist die Heizspannung eingestellt (ich heize mit etwa 3,5V ), müssen C I und C II nur noch nach Skala gleichzeitig gedreht werden, dann wird noch der Arbeitspunkt der ZF eingestellt, fertig. ZF-Arbeitspunkt wird mit einen 1k-Poti zwischen + Heizung und -Heizung eingestellt. Der Schleifer ist der Fußpunkt der ZF-Kreise. Noch ein bisschen mit den Spulenschwenkern gespielt- es macht Spaß zu hören !

Die Spiegelfrequenzen sind nicht wirklich ein Problem, ich hatte es bei Nachtempfang ausländischer Sender, man konnte aber gut unterscheiden was Spiegelfrequenz und richtig abgestimmer Sender ist.

Das war früher wohl anders als die Senderdichte höher war.

R.K.

 

Edit: Das Gerät stammt übrigens aus der Sammlung Günther F. Abele. Es handelt sich um das im Band 2 "Historische Radios" abgebildete Gerät.

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Lautsprecher Empfehlung 
12.Jun.16 23:17
621 from 2268

Wolfram Zylka (D)
Redakteur
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Wolfram Zylka

Hallo Herr Keil,

meine Empfehlung ist statt Transformation und moderne LS ,nehmen Sie einen hochomigen zeitgenössigen Arcophon 8 von Telefunken. Die Erregerspule läßt sich an alle damals üblichen Endröhren anpassen. Der Klang ist sehr schön. Der Wirkungsgrad ist sicher ebenfalls besser als die, der mehrfachen Umsetzung der Impedanz.

Der Arcophon 8 wird immer wieder im großen "E" zu vernünftigen Preisen angeboten 

Ich wünsche viel Spaß beim Hören

Gruß Wolfram Zylka 

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 8
Arcophon 
13.Jun.16 16:50
694 from 2268

Ralf Keil (D)
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Ja Herr Zylka,

Danke,das ist ein guter Tip und er sieht auch noch sehr schön aus. Da werde ich mich von einem VE301 DYN trennen. Dann ist auch wieder Platz zum Unterbringen !
 

Grüße!

R.K.

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Arcophon 
17.Jun.16 18:01
840 from 2268

Ralf Keil (D)
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Herr Zylkas Hinweis war goldrichtig. Der Arcophon steht im Wohnzimmer. Wunderschön. Guter Klang und hoher Wirkungsgrad.

Erstaunlich was ein alter Super mit gutem Lautsprecher leisten kann !

Nochmals meinen Dank Herr Zylka !

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