Austria Wien Dokumentationsarchiv-Funk; Ein Beitrag

ID: 228125
Austria Wien Dokumentationsarchiv-Funk; Ein Beitrag  
04.Sep.10 14:09
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Wolfgang Scheida (A)
Redakteur
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Austria/Österreich Wien Dokumentationsarchiv-Funk    (Video in english here)

Kurzinhalt: Vorstellung des Wiener Doku-Archivs Funk, dessen Arbeit, Schwerpunkte und Einmaligkeit
 
 
Mit etwas Neid blickte ich als Funkhistoriker mit Schwerpunkt Fernsehen stets auf den großen Bruder Deutschland, der ob seiner Wirtschaftskraft, der gemeinsamen Sprache und mit dem Mengenfaktor 10 ausgestattet im Laufe der letzten Jahrzehnte Museen und Archive auch zu den uns relevanten Themen aufgebaut und zum Teil zugänglich gemacht hat.
 
Das Archiv der GFGF, die Aufarbeitung durch das >Deutsches Rundfunk Museum< mögen als Stellvertreter hiezu dienen.
 
Die Rundfunk und Fernsehgeschichte in Österreich wurde, wie bekannt, durch die RAVAG, der RRG, Nachkriegsbesatzungssender und in der Folge durch den ORF geschrieben, der zwar zu Jubiläen Broschüren und Rückblenden herausgab jedoch, (mein Wissensstand 2010) kein direkt zugänglicher Ansprechpartner für eine Hobbyforschung und/oder einer Archivarbeit war.
 
Umso erstaunter las ich durch „Zufall“ auf der Webseite der ADXB die nebenbei bemerkt stets aktuelle Senderlisten von Radio & TV vorrätig hat, daß das Wiener Dokumentationsarchiv-Funk Helfer bzw. Mitarbeiter sucht die den Bestand aufarbeiten möchten.
 
Nach einem kurzen Email Kontakt mit dem Kurator Herrn Professor Wolf Harrandt OE1WHC, vielen SWLern und Amateurfunkern auch durch seine Beitrage beim RÖI bekannt, führte mich der Weg in die Wiener Peripherie, wo untergebracht in einer ehemaligen Salzsäurefabrik! nunmehr ein Depot des ORF’s/ ORS eingerichtet ist sowie sich auch die Räumlichkeiten des Archivs – getragen von einem eigenen Verein befinden.
 
Nach einer ausführlichen und sehr interessanten Einführung durch von Herrn Harrandt persönlich, begleitet durch gemeinsames Fachsimpeln gebe ich meine ersten Eindrücke wie folgt wieder:
 
·        Es geht NICHT um Technik und Geräte, sondern um die soziale, wirtschaftliche und politische Mediengeschichte mit dem Schwerpunkt auf Österreich und dem Amateurfunk weltweit.
·        Das Archiv entstand aus der Frage, was letztlich mit dem Nachlaß von SK Funkern geschehen soll deren Hinterbliebenen mit den QSL Karten uvm. nichts anzufangen wissen, es aber schade fänden wenn dies alles weggeworfen würde. So nennt sich das Archiv die größte, zudem zugängliche, zum Teil aufgearbeitete QSK Karten Sammlung der Welt und das seit den Vorkriegsanfängen mit geschätzt 100.000 Karten bis heute mit der Zahl die in die Millionen geht.
·        Integriert ist weiters seit 2004 der Oskar Czeija-Gedächtnisfonds
·        Eine themenbezogene Bibliothek wird laufend aufgebaut und erschlossen.
·        Die Arbeit der Archivare besteht aus den täglich einlangenden QSL Karten und sonstigen Nachlässen die geordnet und registriert werden. Dies alles natürlich EDV gestützt wobei im Gegensatz zu RM.org mehrheitlich nur eine Online Suche nach dem aufgearbeiteten Bestand auf der Webpage möglich ist. Die Hand auf die Daten = weitgehend unentgeltliche Mann-/Fraustunden behält man nicht zuletzt auch aus Datenschutzgründen (QSL-Karten) & Copyrightbestimmungen bei den gescannten Büchern und Unterlagen, sowie den Dissertationen die auf Basis des Archivbestandes geschrieben wurden vor und reglementiert auf persönlicher Ebene die kontrollierte Einsichtnahme.
·        Eine Vorgangsweise die dem Autor zum Nachdenken bringt und letztlich den unkontrollierten 24h Zugang zu allem und jeden und dessen Verwertung weil ja ohnehin Digital hinterfragen lässt.
·        Vereinzelt finden sich natürlich auch Hardware wie Empfänger und Relikte vom Sender Bisamberg die aber nicht den Kern des Archivs bilden.
·        Soweit es die Kapazität durch die Helfer zulässt wird auch der Bestand des ORF Zwischenarchivs – der jeweils nach 15 Jahren Lagerung in den Reißwolf wandert digitalisiert. Relativ neu für Österreich ist auch die Privatradioszene deren Anfänge nach Möglichkeit auch dokumentiert werden soll.   
 
Vielleicht habe ich dem einen oder anderen Sammler und Hobbyforscher aber auch QSL Kartenliebhaber Gusto auf eine Mitarbeit oder Einsichtnahme gemacht.
 
 
PS: Da der Verein nicht gewinnorientiert arbeitet sind freiwillige Spenden oder eine Teilnahme im Förderkreis als Haupteinnahmequelle gerne gesehen!
 
 
9/2010 W. Scheida/Wien (Ex-SWLer aber mit Lizenz)
 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.