Blaupunkt Frankfurt - ein Reparaturbericht

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ID: 421172
Blaupunkt Frankfurt - ein Reparaturbericht 
26.Jul.17 10:18
1991
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Stefan Rämisch (D)
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Guten Tag zusammen,

ich repariere eigentlich lieber Röhrenradios, aber ein Freund mit einem Oldtimer gab mir dieses Frankfurt mit der Bitte, doch wenigstens einmal "hineinzuschauen"...

Auf der Suche nach Informationen bin ich an verschiedenen Stellen im Netz auf ähnliche Symptombeschreibungen aber nur wenige Lösungsvorschläge gestoßen, daher möchte ich hier meine Erfahrungen mitteilen, damit andere davon profitieren können. Ich bin nur mechanischer Ingenieur, insofern bitte ich darum, mir nicht-professionelle Beschreibungen nachzusehen.

Symptombeschreibung: Das Gerät lässt sich einschalten und das rote Skalenlämpchen leuchtet, es kommen nach dem Einschalten kurz ein paar Geräusche aus dem Lautsprecher, aber dann Stille. Stromaufnahme mäßig (6V, 150 mA). Angeblich hat sich einen Winter lang ganz allmählich die Scheibenwaschanlage auf dem Radio entleert (bei den alten VW Käfern war das Ersatzrad der Drucklieferant für die SWA). Ein vorhandener Adapter für die DIN-Buchse mit angeschlossener Quelle (iPad) ändert nichts.

Optischer Eindruck: Alles weitgehend noch original bis auf einige nachgelötete Lötstellen auf der Endstufenplatine und ein Selengleichrichter (X600, E30 C60) der durch zwei gleichsinnig in Serie geschaltete Si-Dioden ersetzt worden ist. Keine Schmorstellen, die Elkos sehen noch einigermaßen gut aus, nur einige wenige Elektrolytflecken.

Signalverfolger: Ein per iPad eingespeistes Signal kommt über den Lautstärkeregler im Empfangsteil in der Endstufe an, wird aber ab dem ersten Transistor schon nicht mehr verstärkt. Einspeisung eines Sinustons an nachfolgenden Transistoren bringt nichts.

Prüfung der Transistoren mit dem DMM zeigt (zu meinem Erstaunen), dass die Transistoren alle noch zweifache Diodenwirkung haben, also noch in Ordnung zu sein sollten. Spannungsmessung an den Transistoren zeigt, dass an allen Transistoren keine ordnungsgemäßen Spannungen anliegen, außer am Kollektor etwa Betriebsspannung.

Laut Schaltplan sollen über dem Selengleichrichter (X600) 1,25 Volt messbar sein, ich messe 0,03 V. Ich habe es so verstanden, dass dieses Bauteil die Basisvorspannung der Transistoren erzeugt. Ich messe die beiden Dioden nach: Spannungsabfall 1,2 V in Durchlassrichtung. Wenn ich die Dioden auslöte, messe ich 60 Ohm über der Strecke. Ratlosigkeit. Ich ersetze alle Elkos in der Endstufe, weil ich annehme, dass die Summe der Widerstände (ESR) der alten Elkos die Spannungen im Gerät so verschieben, dass die Transistoren nicht arbeiten können. Keine Änderung.

Ich fange an, die Widerstände in der Spannungsversorgung (R 601 bis R 608 zu messen). Aus Versehen messe ich bei laufendem Gerät. Eigenartig, bei der Messung von R 608 (220 Ohm) kommen etwas verzerrte, aber laute Töne aus dem Lautsprecher. Dann finde ich den Fehler: R 625, ein Drahtwiderstand von nominell 85 Ohm ist hochohmig (Widerstand unendlich) geworden. Ob nun durch Wassereinwirkung oder Altersschwäche vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls spielt das Radio nach Ersatz nun einwandfrei, durch die neuen Elkos mit schönem, vollem Klang.

Ich kontrolliere noch die Stromaufnahme: Sie schwankt, je nach Musik und Basslast um ca. 250 - 300 mA. Der Spannungsabfall über den Dioden (X600) beträgt nun 1,05 Volt. Ich denke, das ist ausreichend.

Dies ist mein erster Reparaturbericht im Radiomuseum. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Informationen jemandem helfen. Es möchte bitte jemand gegenlesen, ob hier grober Unfug drinsteht.

Ich freue mich über Kommentare oder Ergänzungen.

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.