BAUANLEITUNG das elektron Einkreisempfänger RV 12 P 2000

ID: 395598
BAUANLEITUNG das elektron Einkreisempfänger RV 12 P 2000 
15.Mar.16 19:21
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Wolfgang Kabelka (A)
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BAUANLEITUNG "das elektron" Einkreisempfänger mit RV 12 P 2000 und LV1
Geradeausschaltung für Wechselstrom (Quelle: Zeitschrift das elektron 1946, Heft1, S21f)

Wellenbereich: Kurz-, Mittel- und Langwellen.
Röhrenbestückung: RV 12 P 2000 und LV 1.
Netzspannungen: 110, 150 und 220 Volt Wechselstrom. 1 Kreis, Gittergleichrichtung.
Rückkopplung kapazitiv regelbar.
10-Watt-Endstufe widerstandsgekoppelt.
Frequenzabhängige Spannungsgegenkopplung.
Dynamischer Lautsprecher mit Fremderregung.
Netzteil: Trockengleichrichter als Einweggleichrichter geschaltet.



Das Wesentliche der hier gezeigten Schaltung ist die Verwendung einer 10-Watt-Endpentode, die es ermöglicht, auch eine wirksame Gegenkopplung einzubauen. Bei der vorliegenden Schaltung wurde der Wellenbereich für Kurz-, Mittel- und Langwellen ausgelegt, da besonders auf Kurzwellen ganz beachtliche Empfangsergebnisse zu erzielen sind. Langwellen ist ja augenblicklich ein toter Bereich, kann aber in manchen Teilen Oesterreichs zum Empfang der Drahtfunksender verwendet werden. Die Umschaltung auf die einzelnen Bereiche erfolgt durch Kurzschluß der nicht verwendeten Spulen. Als Spulensatz verwendet man am besten einen solchen mit Eisenkernspulen.

Richtwerte dafür sind, wenn z.B. ein Haspelkern verwendet wird:

Mittelwellen:
- Antennenkreisspule 14 Windungen
- Gitterkreisspule 64 Windungen
- Rückkopplungsspule 12 Windungen

Langwellenzusatzspulen.
- Antennenkreis 40 Windungen
- Gitterkreis  210 Windungen
- Rückkopplung 50 Windungen
 
Der Gitterkondensator beim Audion (Gitter der ersten Röhre) kann in der Größenordnung von 50 bis 300 pF Bei. kleinerem Wert ist die Efnpfindlichkeit kleiner, beim größeren Wert ergibt sich in Zusammenwirkung mit dem Gitterableitwiderstand (0.5 bis 5 Megohm) eine zu große Zeitkonstante (R mal C) und damit kann die Gitterwechsel spannung nicht mehr dem Takt der aufgedrückten Modulationsspannung folgen. Die Größe des Gitterableitwiderstandes ergibt aber nun bei kleinen Werten eine geringe Verstärkung, bei zu großen Werten aber eine unzureichende Wiedergabegüte. Man muß daher, wie überall in der Radiotechnik, einen Kompromiß zwischen Empfindlichkeit und Wie-dergabegüte schließen. Man kommt dann zu den Standardwerten von 100 pF und 2 Megohm.

Als Außenwiderstand wurde ein 0.2 Megagohm-Widerstand verwendet. Zur Herabsetzung -und zusätzlichen Siebung wurde ein 30-Kiloohm-Widerstand geschaltet der mit 1 MF (350 V Betriebsspannung) gegen Masse abgeblockt ist. Würde dieser Widerstand nicht über den Block wechselstrommäßig gegen Erde kurzgeschlossen sein, so würde er noch zusätzlich als Arbeitswiderstand wirken. Die Ankopplung der Endstufe erfolgt über einen. 20-T-pF-Kondehsator. Der 0.1-Megohm-Widerstand vor dem Gitter der Endröhre verhindert die Ausbildung von UKW-Schwingungen, welche ein stabiles Arbeiten der Röhre verhindern würden. Seine Größe liegt zwischen 0.01 und 0.5 Megohm.

Die Gittervorspannung der Endröhre wird automatisch erzeugt, das heißt, daß sich trotz veränderter Betriebs-bedingungen der Röhre (Aenderungen- der Anodenspannung usw.) immer der richtige Arbeitspunkt einstellt. Ueber den Kathodenwiderstand der LV 1 (110 Ohm) fließen alle Betriebsgleichströme der Röhre (Anodenstrom plus Schirmgitter-strom) und rufen an ihm einen Spannungsabfall (Kathodenstrom mal Kathodenwiderstand) hervor, der bewirkt, daß die Null-Bezugsleitung (Masse) negativer wird als die Kathode der LV 1. Dieser Spannungsabfall wird dann wieder statisch über den Gitterableitwiderstand als Gittervorspannung der Röhre zugeführt. Nun bewirkt aber die auf das Steuergitter der Endröhre geführte NF-Spannung eine Aenderung des Anodenstromes im gleichen Rhythmus. Dieser im Takte der Niederfrequenz pendelnde Anodenstrom würde aber nun am Kathodenwiderstand einen im gleichen Sinn schwankenden Spannungsabfall verursachen.

Untersuchen wir einmal die Verhältnisse für einen angenommenen Augenblick. Wir nehmen an, daß die am Gitter der Endröhre liegende NF-Spannund im Augenblick positiv ist. Das heißt nun, daß der Andenstrom größer geworden ist. Der größere Anoden-strom verursacht nun am Kathodenwiderstand einen größeren Spannungsabfall und damit eine größere negative Gittervorspannung. Wir sehen also, daß die automatisch erzeugte Gittervorspannung (größerer Minuswert im Augenblick) der aufgedrückten und zu verstärkenden NF-Spannung (Pluswert im betrachteten Augenblick) entgegenwirkt, also die Verstärkung schwächt. Dies darf aber hier nicht der Fall sein. Um nun aber zu verhindern, daß die NF-Spannung einen Spannungsabfall am Kathodenwiderstand verursacht, schließen wir diesen über einen großen Elko (z. B. 40 MF) wechselstrommäßig praktisch kurz. Nun ist erreicht, daß sich durch die Betriebsgleichströme der richtige Arbeitspunkt einstellt, die Wechselströme aber nicht mehr der Verstärkung entgegenwirken.

Zur Verbesserung der Klanggüte des beschriebenen Empfängers wurde eine Spannungsgegenkopplung verwendet. Spannungsgegenkopplung heißt, daß ein Teil der verstärkten NF-Spannung im Gegentakt, also um 180 Grad in der Phase verschoben, auf das Gitter der Endröhre zurückgebracht wird. Durch diese Anordnung gelingt es, die im Verstärker auftretenden unlinearen Verzerrungen herabzusetzen. Durch die Anwendung der Gegenkopplung geht aber die Verstärkung der betreffenden Stufe wesentlich zurück. Man muß nun wieder einen Kompromiß zwischen Verstärkung einerseits und Wiedergabegüte andererseits schließen. Der im Gegenkopplungskanal (es handelt sich dabei um folgende, von der Anode der Endröhre aus betrachtete Schaltelemente: 1.5 Megaohm Widerstand, 1 Megohm Widerstand und 1500 pF Kondensator) befindliche Kondensator hat den Zweck, die Gegenkopplung frequenzabhängig zu machen. Er bewirkt eine geringe Anhebung der Bässe (tiefen Töne), da für diese sehr Widerstand größer wird und dementsprechend sich der Gesamtgrad der Gegenkopplung verringert. Der parallel zu dem 1500-pF-Block liegende Widerstand (1 Megohm) soll verhindern, daß die Gegenkopplung bei gewissen Arbeitsverhältnissen zu einer Rückkopplung wird und dementsprechend den stabilen Betrieb gefährdet.

Ueber den Netzteil ist nicht viel zu Sagen. Um die zweite Heizwicklung für die Gleichrichterröhre zu ersparen und den Transformator so billig wie nur möglich zu machen, wurde ein Trockengleichrichter in Einwegschaltung verwen-det. Die Erregerspule des dynamischen Lautsprechers dient in gebräuchlicher Weise gleichzeitig auch als Siebdrossel. Da die beiden Verstärkerröhren, durch ihre indirekte Heizung bedingt, einige Sekunden benötigen, um betriebsfähig zu sein, würde sofort nach dem Einschalten des Empfängers eine sehr hohe Leerlauf spannung an der Siebkette liegen. Um das zu verhindern, liegt ein 50-Kiloohm-Widerstand als Belastung dem Netzteil parallel.

Zu erwähnen ist noch, daß, falls man keine LV 1 vorrätig hat, man mit gleichem Erfolg auch eine RL 12 P 10 verwenden kann. In diesem Falle ist der Kathodenwiderstand 150 Ohm groß zu machen. Selbstverständlich lassen sich an Stelle der RV 12 P 2000 auch die RV 12 P 2001, die RV 12 P 4000 oder die NF 2 und andere Röhren verwenden.

Liebe Grüße
Wolfgang

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