Bildröhrenimplosionen

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Bildröhrenimplosionen 
05.Jun.06 14:21
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Mario Spitzer (D)
Redakteur
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Häufigkeit und Auswirkungen von Bildröhrenimplosionen

(per OCR aus Radio und Fernsehen 1957)


Sind die von Fernsehteilnehmern oft geäußerten Befürchtungen über die Implosionsgefahr von Bildröhren berechtigt, und wie sieht es mit der Häufigkeit und den Auswirkungen dieser Erscheinung aus? Wir erkundigten uns bei den Herstellerwerken für Fernsehgeräte und Bildröhren nach den bisher gemachten Erfahrungen und geben mit der folgenden Veröffentlichung eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage.

Nach einer Mitteilung der RAFENA-Werke sind Implosionen von 30-cm-Bildröhren (Fernsehempfänger Rembrandt, Rubens, Derby) aus Kundenkreisen überhaupt nicht bekannt geworden.

Seit Beginn der Auslieferung der Geräte "Dürer", "Format" und "Clivia", die mit 43-cm-Bildröhren bestückt sind, hat das Herstellerwerk über vier Fälle von Implosionen Kenntnis erhalten, ein verschwindend geringer Prozentsatz im Vergleich mit den inzwischen ausgelieferten einigen 10.000 Geräten.

Wir können also der Qualität der in unseren Fernsehempfängern enthaltenen Bildröhren berechtigtes Vertrauen entgegenbringen.

Welche Auswirkungen hat nun eine Implosion ?

Wir berichteten im Heft 10 (1955) bereits über Ergebnisse verschiedener, von der Firma Graetz hierüber angestellter Untersuchungen, die mit den Erfahrungen unserer eigenen Industrie durchaus übereinstimmen.
Die vor jeder Bildröhre im Fernsehempfänger angebrachte starke Sicherheitsscheibe aus Verbundglas gewährt dem Zuschauer im Falle einer Implosion sicheren Schutz. Nachdem es uns gelang, von den äußerst seltenen Fällen einer Implosion einige Bilder zu erhalten, wollen wir diese unseren Lesern hier ebenfalls zur Ansicht geben, da sie ein anschauliches Bild der Auswirkungen vermitteln.


Wie Bild 1 zeigt, ist die Schutzscheibe zwar geborsten, jedoch hält die zähe Verbundklebemasse die einzelnen Glaskrümel zusammen, so dass keine Glassplitter, abgesehen von etwas feinem Glasstaub, durch die Scheibe fallen konnten. Erst einige Zeit nach der Implosion senkte sich die geborstene Schutzscheibe infolge des Gewichtes des Glases langsam und riss schließlich von der Oberkante des Gerätes ab (Bild 2).

Der Gefahr einer Zerstörung sind lediglich die Chassisaufbauten, insbesondere die Röhren ausgesetzt, da das Chassis bei der Implosion mit Glassplittern jeder Größe und mit viel Glasstaub bedeckt wird. Bild 3 zeigt rechts eine durch Glasbruch zerstörte Röhre. Die Lautsprecher erlitten selbst bei dem starken Druck keinerlei Beschädigung. Auch das Empfängergehäuse, die Bodenplatte und die Rückwand wurden nicht lädiert. Für die mit Bildröhren umgehenden Fachkräfte sind weitgehende Schutzbestimmungen erlassen worden (Tragen von Schutzhandschuhen und Gesichtsmasken), die auf alle Fälle beachtet werden müssen und das größtmögliche Maß an Sicherheit gewährleisten. Für den Fernsehreparaturdienst und alle interessierten Fernsehteilnehmer sei über dies auf die Stellungnahme des Werkes für Fernmeldewesen zur Ersatzleistung im Falle der Implosion einer im WF gefertigten Bildröhre hingewiesen. Sie lautet: "Für die bei eventueller Implosion zerstörte Bildröhre sowie die übrigen möglicherweise auftretenden Röhrenschäden wird von uns Ersatz geleistet."





Bild 1:
Ein Fernsehempfänger unmittelbar nach
der Implosion der Bildröhre. Die Schutzscheibe
hält noch zusammen und schützte vor Glassplittern



 

Bild 2:
Einige Stunden nach der Implosion hat
sich die zerborstene Schutzscheibe durch das
schwere Glasgewicht gesenkt








Bild 3:
Innenansicht des Fernsehempfängers
"Dürer" mit der implodierten Bildröhre


Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.