Bluetoothempfänger für Philetta ruft Brummen hervor

ID: 368759
Bluetoothempfänger für Philetta ruft Brummen hervor 
21.Jan.15 10:16
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Erwin Scholle (D)
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Erwin Scholle

Bluetoothempfänger für Philips Philetta de luxe 302 Philips B3D02A

 

Passende Weihnachtsgeschenke für junge Leute zu finden ist nicht immer einfach.

Persönlich und zugleich originell sollte ein Geschenk natürlich auch sein.

So bin ich auf die Idee gekommen, ein einwandfrei funktionierendes Röhrenradio (Philletta de luxe) aus meiner Sammlung mit Bluetoothempfänger auszustatten, mit Schleife zu versehen und als Geschenk zu überreichen.

Zunächst wurden aus meinem Fundus die erforderlichen Komponenten genommen bzw. bei einem Elektronikversand bestellt:

1          Bluetoothempfänger – Musik vom Smartphone zum Röhrenradio

1          Einbauklinkenbuchse –   NF-Anschluß  ohne Zwischenadapter

1          USB-Einbaubuchse –  Aufladen des Akkus im Bluetoothempfänger

1          Stabi-IC 5V (low drop) – Bauteile zur Gewinnung der  5 V Ladespannung

1          Elko 1000µF / 10V

1          Elko 10µF / 10V

1          Schottkydiode

2          Widerstände 100kOhm

1          Pertinaxplatte zur Montage der Einbaubuchsen

 

Damit die Aufladung des Akkus nicht ständig über ein zusätzliches Steckernetzteil oder am PC erfolgen muss, sollte diese Aufgabe das Radio übernehmen.

Ein gewöhnliches 7805 Stabi-IC verlangt etwa 8 V Eingangsspannung. Dieser Wert lässt sich aus 6,3V/50Hz Heizspannung mit einfacher Gleichrichtung kaum erreichen. Deshalb habe ich mich für eine low-drop-Version des 7805, die mit 7V Eingangsspannung auskommt und beim Einweggleichrichter für eine Schottky-Diode entschieden, womit es auch einwandfrei funktioniert. Die Bauteile zur Gleichrichtung der Heizspannung und Stabilisierung sowie die Anschlussbuchsen baute ich in das Gerät ein.

L- und R-Signale wurden mittels 100kOhm Widerstände zum Mono-Signal zusammengefasst und auf den TA-Eingang gelegt.

Nach erfolgtem Einbau ergab der Probelauf bei gedrückter TA-Taste eine angenehme Musikwiedergabe und einfache Lautstärkesteuerung via Smartphone.

Mein Geschenk war gelungen – dachte ich!

Nach der Bescherung am Heiligabend kam es zu einem ausgiebigen Test des Gerätes. Jeder der ein Smartphone hatte, spielte Musiktitel oder Internetradio über die Philetta ab. Das so modifizierte Gerät fand allgemeine Anerkennung und ich glaube, es war auch ein guter Abend für die Philetta.

Dann kam die unerwartete Frage: „Kann man damit noch Radiosender empfangen“?

Klar, UKW-Taste gedrückt und schon rauschte es. Mit einem Stück Litze war schnell eine Wurfantenne hergestellt und nun sollte es Empfang geben.

Doch welch eine Verwunderung, bei jeder genau eingestellten Empfangsfrequenz brummte es aus dem Lautsprecher sehr vernehmlich. Je stärker ein Sender empfangen wurde, desto mehr legte auch das Brummen zu und nur bei freien Frequenzen rauschte es, so wie man es gewöhnt ist, ohne Brummen. Auch Mittelwellenempfang war ohne störendes Brummen möglich.

Der Fachmann wird es schon ahnen, solch ein Effekt kann nur von einem frequenz- modulierten Oszillator herrühren. Als erstes habe ich den Bluetoothempfänger abgetrennt und siehe da, das Brummen war fast verschwunden.

Eine Untersuchung des geöffneten Gerätes ergab schließlich, dass ich in der Nähe des UKW-Oszillators die 6,3V Heizspannung mittels einer Leitung abgegriffen hatte, die nun ihrerseits bei Belastung mit dem Ladestrom, wohl vorwiegend durch das sie umgebende magnetische Wechselfeld, die Frequenz des Oszillators beeinflusste. Ein Fortbiegen der Leitung weg von der Oszillatorspule bzw. -schaltung brachte schon eine deutliche Verbesserung. Letztlich habe ich aber eine neue Verlegung der Leitung fern vom Oszillator vorgenommen. Auch habe ich für die Spannungszufuhr zur Ladeschaltung nun eine verdrillte Leitung verwendet, denn dadurch wird das elektromagnetische 50Hz Störfeld auch geringer.

Es bleibt festzustellen, dass scheinbar einfache kleine Umrüstungen unerwartete Störungen verursachen können. Vielleicht lässt sich der Effekt aber auch zum FM-ZF-Wobbeln nutzen, wenn noch ein geeigneter Markengeber hinzu kommt?

 

Viele Grüße

Erwin Scholle

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Bluetoothempfänger für Philetta 
21.Jan.15 15:48
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Johann Leber (D)
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Hallo Herr Scholle

Ihr Artikel ist sehr aufschlussreich bezüglich der FM beeinflussung eines Oszillators durch Wechselfelder. Dies trifft auch zu für jeden Oszillator also auch in den M/LW Bereich.Ihr Beispiel handelt im Allgemeinen von "Philettas". Nun die meistbekannten Philettas sind Allstrom Ausführungen. Da heisst es höllisch aufzupassen wegen der Netzspannung die am Chassis anliegt Die vorgeschlagene Lösung ist für diese Geräteserie nicht zu Empfehlen, wegen der fehlende Trennung am Ein und Ausgang zum Chassis. Bitte um sehr gewissenhafte Beachtung dieser Tatsache. MfG  

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Geräte ohne galvanische Netztrennung 
21.Jan.15 17:39
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Erwin Scholle (D)
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Erwin Scholle

Guten Abend Herr Leber,

vielen Dank für Ihre Bedenken und Hinweise bezüglich der elektrischen Sicherheit bei nachträglichen Einbauten. Sie haben natürlich damit Recht, dass man nicht in jede x-beliebige Philetta den von mir beschriebenen Einbau vornehmen darf.

Allstrom-Philettas mit U-Röhren habe ich auch einige in meiner Sammlung und früher dann und wann unangenehme Erfahrungen mit Berührungsspannungen gemacht.

Mein Beitrag bezieht sich allerdings auf eine relativ moderne Variante mit dem Chassis B3D02A, wie auch in der Überschrift meines Beitrages genannt, der über sehr viele Jahre von Philips produzierten Modellreihe.

Das o. a. Chassis hat natürlich einen Netztransformator, der beim Anschluß von Zusatzgeräten (Lautsprecher, Tonbandgerät usw.) für die erforderliche elektrische Sicherheit sorgt.

Potentielle Nachbauer sollten selbstverständlich darauf achten, dass sie nicht die Netzspannung "verschleppen" und derartige Bastelarbeiten nur an geeigneten Geräten ausführen.

Viele Grüße

Erwin Scholle

 

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