blaupunkt: Das Blaupunkt Drucktastenaggregat

ID: 411386
Dieser Artikel betrifft das Modell: 7W79D (Blaupunkt (Ideal), Berlin, später Hildesheim)

blaupunkt: Das Blaupunkt Drucktastenaggregat 
01.Jan.17 16:35
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In den "Fortschritten der Funktechnik, Bd.5, Frankh, 1940" gibt es eine Beschreibung des von Blaupunkt verwendeten Drucktastenaggregates.

Die in den Blaupunkt-Geräten angewandte elektrische Druckknopfabstimmung bedient sich gleichfalls vorabgestimmter Kreise, jedoch weisen Konstruktion und Schaltungstechnik in einigen Punkten abweichende Merkmale auf. (gegenüber AEG und TFK)

Das Teilschaltbild des Geräts "7W79D" (Abb. 50) zeigt in der Schaltung der Druckknopfaggregate wieder kapazitive Antennenkopplung und im Oszillator kapazitive Dreipunktschaltung. Zur Erzielung des Gleichlaufs sind im Oszillator die Induktivitäten in Teilspulen Lo1 und Lo2 aufgeteilt, von denen lediglich Lo1 mit Hochfrequenzeisen abgestimmt wird, nicht dagegen Lo2.


Zur Verdeutlichung der Einstellmethode für die Stationstasten hier noch ein vergrößerter Ausschnitt aus der Abb. 50, aus der genauer ersichtlich wird, wie die entsprechenden Schalter (a, b, c, d) für die Einstellungung sein sollen.


Abweichend von der Hilfsoszillatoranordnung der Telefunken- und AEG-Geräte verwendet das Blaupunkt-System zur Erleichterung der Druckknopf-Eichung folgende Methode:
Wenn man mit Hilfe des Drehkondensators den abstimmbaren Oszillator auf einen bestimmten, auf der Skala verzeichneten Sender einstellt, und statt des zugehörigen, mit dem Oszillator im Gleichlauf arbeitenden Vorkreises den Vorkreis des Druckknopfsystems einschaltet, so tritt eine Lautstärkeverringerung ein. Sobald nun der Druckknopf-Vorkreis genau auf maximale Lautstärke eingestellt ist und damit die Frequenz des abzustimmenden Senders besitzt, ist gleichzeitig auch der Oszillator des Druckknopfsystems abgestimmt, da beide Druckknopfkreise Gleichlauf haben. Die Umschaltung der Kreise für Druckknopfeichung übernimmt die Schalteranordnung a, b, c, d, die gleichzeitig das Gerät auf Druckknopfbetrieb umschaltet (vgl. Schalterdiagramm in Abb. 50). Der beschriebene Abstimmvorgang für die Drucktasteneichung verzichtet auf zusätzliche Hilfsanordnungen und verwendet lediglich die im Gerät bereits vorhandenen Abstimmorgane. Natürlich kann hier eine Drucktasteneichung auf einen bestimmten Sender nur dann vorgenommen werden, wenn dieser Sender zu hören ist, während der Sender bei der Abstimmung mit der oben beschriebenen Hilfsoszillatorschaltung nicht zu arbeiten braucht. Die Einstellung des Lautstärkemaximums bereitet keine Schwierigkeiten, da die Geräte "7W79D" und "8W79", in denen das elektrische Blaupunkt-Druckknopfsystem Anwendung findet, über ein Magisches Auge verfügen, welches das Lautstärkemaximum durch kräftige Leuchtwinkeländerung anzeigt.

Im konstruktiven Aufbau ließen sich die Blaupunkt-Werke von dem Gedanken leiten, den Druckknopfteil als selbständiges Gruppenteil zu entwickeln, das in verschiedenen Geräten untergebracht werden kann. Für die Stationswahl sind 7 Knöpfe vorhanden. Sechs davon bestreichen den Mittelwellenbereich 500 bis 1500 kHz in Teilbereichen. Da die Frequenzvariation der Eisenkernbewegung 1:1,4 beträgt, hat man für den wichtigsten Teil des Mittelwellenbandes je 2 verschiedene Spulensätze angeordnet. Der 7. Spulensatz erfaßt das Langwellengebiet von 177 bis 242 kHz. Die verschiedenen Knöpfe wurden so konstruiert, daß sich bei Druckbewegung der jeweilige Sender einschaltet und bei Drehbewegung die Abstimmung der zugehörigen Spulen vorgenommen wird. Diese Konstruktionsart bietet gewisse Erleichterungen beim Systemeinbau in verschiedene Gerätetypen.

Der Drucktastenteil enthält noch zwei weitere Knöpfe. Einer davon dient zur Netzausschaltung, der andere schaltet von Druckknopfabstimmung auf Drehkondensatorabstimmung um. Der Einbezug des Netzschalters in die Druckknopfautornatik hat unbestreitbare Vorzüge. Will man bei ausgeschaltetem Gerät und angeschaltetem Druckknopfsystern einen Sender mittels Drucktaste schnell hörbar machen, so genügt es, die betreffende Taste zu drücken. Dadurch wird der Netzschalter ausgelöst, der das Gerät einschaltet, und der vorabgestimmte Spulensatz angeschaltet. Eine Vereinfachung bedeutet es ferner, daß der Umschaltknopf für Hand- und Druckknopfbetrieb gleichzeitig die Umschaltung auf die erwähnte Eichschaltung vornimmt und für diesen Zweck als ungerasteter Drehschalter ausgebildet wurde, der in seine Normallage zurückfedert, wenn er nicht mehr betätigt werden muß. Aus den Abb. 51 u. 52 ergeben sich die wichtigsten Einzelheiten der beschriebenen Mechanik. Der Umschalter c, d (s. Abbild. 50) ist auf Druckknopfbetrieb geschaltet, wobei die Federn 53, 54 in Verbindung mit den Kontakten a stehen. Aus dieser Stellung lassen sich die Schaltfedern auf zweierlei Art auf die Kontakte b umschalten. Erstens kann der Knebelknopf um 450 gedreht werden, so daß sich die Federn 53, 54 über die Nocke N und ein Zwischenstück Z von den Kontakten a abheben und in Vorabstimm-Stellung an die oberen Flächen b1 der Kontakte b gedrückt werden. Zweitens besteht die Möglichkeit, durch Niederdrücken des Knebelknopfes die Kröpfung der Schaltfedern von den Kontakten a auf die unteren Flächen b2 der Kontakte b zu verschieben, wobei sich gleichzeitig die hier nicht sichtbaren Federn a und b (vgl. Abb. 50) in Handbetriebsstellung umschalten.

Interessieren dürfte ferner noch der durch Abb. 53 veranschaulichte Aufbau der Druckknopfspulensätze, die in einigen Punkten von der AEG- und Telefunken-Konstruktion abweichen. Die beiden Hochfrequenz-Eisenkerne E1 und E2 zur gleichlaufenden Abstimmung der Vorkreisspule V und der unterteilten Oszillatorspulen Lo1, und Lo2, befinden sich zusammen mit den Distanzbuchsen D1 und D2 und einer Abschirmhaube A1 auf der Gewindespindel Sp. Die in den Spulenträger T eingepreßte Gewindebuchse B enthält zur luftlosen Führung der Spindel Sp eine, über Filz gefederte Gegenmutter G; die Filzscheibe F am rückwärtigen Ende der Spindel verhindert ein Verkanten. Die Nasen der Mitnehmerscheibe M greifen in Längsschlitze der Druckknopfhohlachse ein, so daß nur die Drehbewegung des Druckknopfes auf die Gewindespindel übertragen wird. Zur Entkopplung der Oszillator- und Vorkreisspulen ist die Abschirmscheibe A2 angeordnet, die gleichzeitig als Haltepunkt für Spulenenden dient.

Im "Radio-Bastler" Forum findet man eine sehr ausführliche Beschreibung der Rekonstruktion eines 7W79D.

MfG DR

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