Das Nationalitätenprogramm in Ungarn

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Das Nationalitätenprogramm in Ungarn 
27.May.17 13:41
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

 

MR4-Nemzetisegek das Nationalitätenprogramm des Ungarischen Rundfunks

 

Über fünf Mittelwellensender werden täglich Nationalitätenprogramme für die in Ungarn ansässigen Volksgruppen ausgestrahlt. Insgesamt sendet man in 13 Sprachen:

in armenischer, bulgarischer, deutscher, griechischer, kroatischer, polnischer, rumänischer, russinischer, serbischer, slowakischer, slowenischer und ukrainischer Sprache sowie auf Romani.

Diese Programme sind landesweit auf Mittelwelle empfangbar.

Die Sender Lakihegy und Kozármisleny ( Pécs) senden auf Gleichwelle mit je 20 KW auf Frequenz 873 KHz,  ebenso Szolnok (100 KW) und Marcali (300 KW) auf 1188 KHz . Dann gibt es noch einen kleinen Sender mit 5 KW Leistung, er steht nördlich von Satás (bei Györ), sicher um auch die Hörer in Bratislava und in Wien zu versorgen.

Die Tagesreichweiten der Sender sind erheblich anders, wie hier in der Grafik dargestellt. Ich hatte Gelegenheit, das Deutsche Programm im Autoradio bereits ab Brno (Tschechien)  auf 1188 KHz zu hören.

Wir können davon ausgehen, das diese fünf Sender so ausgelegt sind, das die Sendungen  in ganz Ungarn und in umliegenden Ländern empfangen werden können.

Ich beginne meinen Ausflug mit dem Besuch des 20 KW- Senders in Kozármisleny bei Pécs. 

Das Gelände und die Anlage selbst sieht gut gepflegt aus. Im Vordergrund ein Kleingarten innerhalb der Anlage. Leider war der Kleingärtner nicht anwesend, so das ich über seine Erfahrungen auf das Pflanzenwachstum im Nahbereich des Senders nicht berichten kann.

Der Sendemast selbst ist Baujahr 1986. Damals wurden hier zwei TESLA- Sender eingesetzt, ein 20 KW- Sender für das Regionalprogramm  und ein 10 KW- Sender  für Petőfi​ Radio.Im Container selbst befindet sich inzwischen der Transistorsender TRAM25R.  

Von hier aus wird nur noch das Nationalitätenprogramm abgestrahlt.

Die einzelnen Programme werden dezentral produziert. Gehört habe ich den Sender schon oft, im Winterhalbjahr ist das hier in Sachsen auch tagsüber möglich. 

Mich interessierte natürlich in erster Linie, wo und wie das deutsche Programm entsteht und wer es moderiert... Meine erster Weg führte mich auf die Szent Mór Straße 1 in Pecs.

Aber Fehlanzeige! Die Redaktionen wie die Kroatische, die Serbische, die Deutsche... sind umgezogen ... nur die Infotafel ist geblieben...und der dort tätige Sicherheitsdienst sagt es mir nicht...

Aber ich kann wenigstens noch für die Nachwelt festhalten, in welchem Gebäude sich die Redaktionsräume bis zum Jahre 2016 befanden.

Jetzt muß ich die aktuelle Adresse ermitteln.

Nebenan im Haus Nr. 3 betreibt Frau Viola Kemler eine deutsche Sprachschule und Sie hilft mir sofort mit Telefonnummer und  der neuen Anschrift der Deutschen Redaktion.

Ich komme zur "günstigsten " Zeit an, das Deutsche Programm wird gerade von 10,00  bis 12,00 Uhr gesendet und  moderiert.

Die Journalistin und Moderatorin Frau Eva Gerner führt durch das heutige Programm.

Sie erzählt mir, das ab dem 31.12.1956 erstmals eine deutschsprachige Rundfunksendung regional in Pécs ausgestrahlt wurde. Ab dann regelmäßig, zunächst am Abend, immer etwa 20 bis 25 Minuten.  Mit der Zeit wurde die Sendezeit erweitert auf 1,5 Stunden regional und 1/2 Stunde Zentralprogramm. Seit 1978 können diese Sendungen landesweit empfangen werden. 

Seit einigen Jahren läuft nun täglich zwischen 10,00 Uhr und 12,00 Uhr die Sendung und 36 Stunden später, abends von 22,00 Uhr bis Mitternacht wird diese wiederholt allerdings nicht über die Mittelwellen, diese sind nur von 8,00 Uhr bis 20 Uhr in Betrieb.....

Natürlich kann man dieses Programm über das Internet hören . 

Die hier ausgedruckte  Sendung wird von  Krisztina Arnold moderiert. Ingesamt arbeiten drei Journalisten sowie einige Techniker in der Redaktion. Jeden Tag aufs Neue muß eine interessante Sendung produziert werden.

Die Hörer danken es den  Kollegen. Das deutsche Nationalitätenprogramm wird nicht nur in Ungarn sondern auch in den angrenzenden Ländern und weltweit über SAT und Internet gehört.

Tja und das gibt es in Ungarn auch noch, die Zeitschrift RTV. Dort sind neben TV- Programmen die fünf staatlichen Rundfunkprogramme veröffentlicht.

Nebenher wird auch eine deutschsprachige Fernsehsendung produziert. Diese wird über DUNA- TV einmal pro Woche Dienstags ab 08,00 Uhr mit einer Sendezeit von cirka 26 Minuten ausge-strahlt.

Hier wird die Sendung gerade nochmal in allen Details überprüft. Frau Arnold führt diesmal durch das Programm.

Über den TV- Kanal DUNA World können Interessierte diese Beiträge ebenfalls sehen.

Der normale TV- Kanal Duna kommt terristisch mit DVB-T und ist auch in den Kabelnetzen zu finden. 

Nochmals ein Dankschön an die Kollegen des Deutschsprachigen Nationalitätensenders auf der auf der Rácvárosi út ( Straße)  70  , 7634 Pécs .

Meine Meinung; das ist eine vorbildliche Idee, solche Nationalitätenprogramme für die einzelnen Volksgruppen des Landes zu produzieren.  Erstaunlich, mit welchem Enthusiasmus die Kollegen Tag für Tag an den Sendungen arbeiten und mit welcher minimalen Technik. Das, was dann über den Sender geht, ist in jedem Falle sehr ordentlich recherchiert und moderiert.            Glückwunsch ! und weiter so !

Für mich war es wichtig, auch den TV- Torony von Pécs ( Fernsehturm) zu besuchen.


Hier ein Blick aus der Stadt Pécs in Richtung Turm . und gleich nochmal auf die Karte. Wer hochfahren möchte, das ist möglich, sollte den Schildern      TV- torony >>>    folgen. 

Er wurde auf dem 535 m hohen Misina- Berg am 4.April 1973, nach über 5- jähriger Bauzeit, übergeben. Der Turm hat eine Gesamthöhe von 197 m. Insgesamt wurden 18500 Tonnen Stahlbeton verbaut. 

Der Turm ist das höchste Bauwerk Ungarns.

Von hier aus werden die staatlichen Rundfunk- und Fernsehprogramme ausgestrahlt. 

Mit dem Fahrstuhl kann man bis zum Rundcafé in 72 m Höhe hochfahren. 

Über dem Café, in 75 m Höhe,  ist die Kreis- Aussichtsterrasse, von dort hat man einen wunderschönen Blick  über den Ort Pécs und das Umland.

und auch die Konkurrenz ist in Sichtweite

So ging der Tag noch nicht zu Ende, natürlich hatte ich noch einen der Mittelwellensender auf dem Plan.

Also rein ins Auto und dann ab nach MARCALI .

Fast eine Stunde benötigte ich dann um die Zufahrt zum Senderstandort zu finden. Diese ist nicht markiert und selbst Insider konnten mir keine Auskunft geben. Aber die Suche war erfolgreich und so stand ich, alsbald einem aufmerksamen Wachmann und seinem äußerst wachsamen Schäferhund, gegenüber.

Ich fand es aber gut, der Wachmann passt auf, ohne offizielle Genehmigung kein Zutritt, so muss es auch sein !

Reinkommen war unmöglich und ich musste wohl oder übel die Anlagen so gut es ging von aussen teilweise im Gegenlicht fotografieren.

 

Der Sender hat eine Leistung von 300 KW, ich hoffe, das es mir möglich sein wird, diesen offiziell zu besichtigen und dann weitere Fotos und Daten zu veröffentlichen.

 

Es ist der Sender, über welchen wir diese Nationalitätenprogramme auf 1188 KHz gut, in vielen Teilen Europas, empfangen können.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.