Der Pendelempfang für UKW

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Der Pendelempfang für UKW 
17.Apr.12 14:41
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im Heft 8 der Funk-Technik vom 15. April 1949 wurde von den Rundfunkanstalten der drei "Westzonen" ein Wettbewerb für Konstruktionen von UKW Geräten ausgelobt, die bis zum 31. Juli 1949 einzureichen waren. Gewünscht waren

  • UKW Vorsatzgeräte für vorhandene AM Empfänger
  • kombinierte UKW /AM Empfänger

Der Wettbewerb richtete sich an Industriefirmen, Einzelpersonen und Bastler.
1. Preis 10000 DM, 2. Preis 4000 DM, 3. Preis 1000 DM für jede Kategorie

Am 18. Oktober konnten für die UKW Vorsatzgeräte die Preise vergeben werden.
Den 1. und 2. Preis teilten sich Horst Hewel und Johann Kotthoff, während der 3. Preis an Dr. Rudolf Cantz ging.

Alle preisgekrönten UKW Vorsatzgeräte waren Pendelempfänger (Superregenerativ-Empfänger).

Rudolf Cantz hat 1952 einen Aufsatz über den UKW Pendelempfang verfaßt. Dies war allerdings zu einer Zeit, als die Ära des Pendelempfangs bereits zu Ende war, weil Pendler, ähnlich wie UKW Super ohne Vorstufe unzulässig hohe Störstrahlung erzeugen, die insbesondere das ab 1952 aufkommende Fernsehen gestört haben.

In dem Aufsatz "Der Pendelempfänger" werden die vor- und nachteiligen Eigenschaften der UKW Pendler (nicht nur mit Formeln) beschrieben, was jeden interessieren könnte, der einen UKW Pendler in seiner Sammlung hat.

Die beispielhaft verwendeten Schaltungen beziehen sich z.T.auf die preisgekrönten Geräte des UKW Wettbewerbs. Die Ansichten der UKW Vorsetzer zeigt das Bild.

Literatur: "Schneider, Reinhad: Die UKW-Story, 3R-Verlag, 1989"

Das Pendel-Prinzip wurde bereits 1919 von Bolitho gefunden. Man kann da mit einer einzigen Röhrenstufe eine sehr große Empfindlichkeit erzielen, wie es sonst nur mit aufwändigen Supern möglich ist. Angewendet wurden die Pendler z.B. militärisch als Überwachungs- und Horch-Empfänger. Allerdings mit dem Nachteil, daß sie aufgrund der erzeugten Störstrahlung auch geortet werden konnten.
Für Rundfunkempfang ist ein Pendler aber erst oberhalb von ca. 30  MHz geeignet. Das hängt damit zusammen, daß der Pendler im Prinzip nur "Stichproben" aus der empfangenen Schwingung entnimmt und diese auswertet. Nach dem "Abtasttheorem" müssen diese Stichproben genügend häufig entnommen werden. In der Praxis bedeutet das, daß die "Abtastfrequenz" mindestens den vierfachen Wert der höchsten Modulationsfrequenz haben sollte, weil der Schwingkreis des Pendlers pro "Stichprobe" für den Zweck der Demodulation sowohl ein- als auch ausschwingen muß.

Bei den Pendlern unterscheidet man zwischen dem linearen Betrieb, bei welchem eine extra Stufe zur Erzeugung der Pendelfrequenz erforderlich ist und dem logarithmischen Betrieb, wo die Röhrenstufe in die Begrenzung geht. Der logarithmische Betrieb kann auch als "Selbstpendler" (ohne separate Stufe für die Pendelfrequenz) realisiert werden. In dieser Art sind die meisten UKW Pendelempfänger aufgebaut.

Pendelempfänger eignen sich primär zur Demodulation von AM Signalen. Für die Demodulation von FM Signalen muß so abgestimmt werden, daß der empfangene FM Sender auf die Flanke des Resonanzkreises kommt. Es gibt daher zwei "Abstimmpunkte", also oberhalb und unterhalb der Mittenfrequenz. 

Die resultierende Resonanzkurve eines Pendlers unterscheidet sich von der Resonanzkurve des verwendeten Schwingkreises und sie ist auch noch unterschiedlich ob der Pendler linear oder logarithmisch arbeitet.

Während zu Beginn des UKW Rundfunks Pendelempfang - abgesehen von den dadurch erzeugten HF-Störungen - noch möglich war, gibt es heute aufgrund der zusätzlichen Modulationssignale (Pilotton, Differenz-Signal, RDS) Interferenz-Töne im demodulierten Signal, die den Genuß einer Sendung schon sehr trüben können.

Zum Schluß geht der Aufsatz auf das Rauschen des Pendlers ein. Pendler zeichnen sich bekanntlich dadurch aus, daß sie bei sehr kleinen oder fehlenden Eingangssignalen stark rauschen, weil sie so empfindlich sind, daß sie die (stets vorhandenen) Rauschspannungen quasi als Eingangssignale interpretieren.

Der Pendelempfang (PDF 2,8MB)

MfG DR

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Horst Hewels Modell 
17.Apr.12 16:32
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Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Das preisgekrönte Modell von Horst Hewel findet man

Hier

 

knoll

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