eak: 65/49WKS II Reparatur-Erfahrungen

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eak: 65/49WKS II Reparatur-Erfahrungen 
03.Jun.06 11:09
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Reparaturerfahrungen am Super 65/49 WKS II

 von EAK (1949/50)

 

1. Vorbemerkungen:

Dieser Bericht ist auch anwendbar für folgende EAK-Modelle:

65/49 WKS (E-Stahlröhren)

65/50 WKS II (Weiterentwicklung) und 65/50 WKS (E-Stahlröhren)

sowie bedingt auch für 65/51 WKSA (E-Stahlröhren),

da bis auf die Röhrenbestückung die elektrische Grundschaltung und die gesamte Mechanik übereinstimmen.

 

2. Betrachtungen zum Gerät:

Ich besaß ein Modell mit der Gerätenummer 81533, welches aber sowohl am Gehäuse als auch am Chassis einige Mängel und Umbauten aufweist.

 Bild 1

Nachdem es mir gelang, ein zweites Gerät zu erwerben, konnte ich eine Restaurierung vornehmen. Aus der Gerätenummer 03394 war zu vermuten, dass es wesentlich eher als das andere Gerät vom Band ging.

 Bild 2

Nun ging es an das Vergleichen beider Radios, welches ist das mit dem besseren Erhaltungszustand, sind nun auch alle fehlenden oder defekten Teile vorhanden usw.
Dabei stellte ich die erste große Überraschung fest:

 Bild 3

 Man könnte meinen, hier handelt es sich um zwei völlig verschiedene Geräte. Das musste genauer untersucht werden. Die Typenschilder zeugten doch von zwei gleichen Modellen!

Nach Kontrolle der Schaltungen - zum Glück war auf der Rückwand des älteren Radios ein Schaltbild geklebt - stand eindeutig fest: trotz völlig unterschiedlicher Bauart der Verdrahtung handelt es sich um die gleiche Schaltung. Von den "Modernisierungen" durch vorherige "Reparateure" mal abgesehen - einige Bauteile waren durch moderne Typen ersetzt worden - fand ich nur drei wesentlich Unterschiede:

a)  der Spulensatz. 1949 wurde noch der SU1 von Görler aus Meuselwitz (1947/48) eingebaut, später baute EAK selbst einen einfachen Super-Spulensatz, der zur Anwendung kam, auch bei den späteren Modellen.

 Bild 4
In den Bildern 5 und 6 die beiden Spulensätze noch einmal im Vergleich:

 Bild 5
Hier der SU1 von Görler in seiner Originalform, deshalb auch ohne den von EAK zusätzlich angebrachten 4-stufigen Schalter für die Wellenbereichsanzeige. (Der ist im Bild 4 rechts oben sichtbar.)
Beim EAK-Spulensatz ist dieser Teil links im Bild 6 deutlich zu erkennen, ebenso auch die Form des Wellenschalters als bewährter Kreisschalter mit den "Flöhen".

 Bild 6

b)  der NF-Gegenkopplungszweig mit unterschiedlichen Werten und Einordnungen in die Schaltung,

c)  die konstruktive Ausführung der Kurzwellen-Lupe (rechtes Seilrad).

 Bild 7

Als Lautsprecher kamen auch mindestens zwei verschiedene Modelle zum Einsatz (man nahm, was man hatte...), ein älteres, relativ flaches und ein moderneres mit Nawi-Membrane. Beide wurden unterschiedlich auf der Schallwand befestigt: einmal an den Bohrungen mit Schrauben, der neuere mittels Klemmbügeln.

 Bild 8

 Vergleiche der Daten auf den Bauelementen ergaben weiterhin, dass das ältere Gerät mehrere Kondensatoren aus Anfang 1949 enthielt, das zweite Gerät aber nur aus 1950.

Da erhärtete sich meine Vermutung, dass das neuere Gerät mit der "wilden Verdrahtung" schon den Nachfolger 65/50 WKS andeutete, denn dieser ist in seiner Verdrahtung genau so aufgebaut und besitzt nur wenige geringfügige Unterschiede. Die gesamte Mechanik  einschließlich Gehäuse sind gleich!

Nun noch ein Blick zu den Skalen - sehr "geschichtsträchtig" übrigens - und ich war vollends überzeugt:
Gerät Nr. 03394 war ein "echter" (alter) 65/49 WKS II.

 Bild 9

Der hatte ja noch eine Skala nach dem alten Wellenplan von vor 1950. Das erkennt man eindeutig an den Frequenzgrenzen der Mittelwelle (von ca. 510 - 1530 kHz) und an der Lage von Budapest und Beromünster am unteren Mittelwellenbereich. (Budapest mit der niedrigeren Frequenz, also hier rechts.)

Gerät Nr. 81533 war eine konstruktive Weiterentwicklung aus dem Jahre 1950 und somit der unmittelbare Vorgänger des neuen Modells 65/50 WKS II. Seine Skala war schon nach dem Kopenhagener Wellenplan mit EAK-Logo gedruckt.

 Bild 10

Achtung! Die Skalen sind mit wasserlöslicher Farbe gedruckt. Das Reinigen mit feuchtem Tuch hinterlässt eine leere Glasplatte mit Farbresten! Also nur mit trockenem Tuch vorsichtig säubern!

 

Ich entschied mich schließlich für die Restaurierung des älteren Modells, weil es vor allem in seinem gesamten "inneren" Erscheinungsbild interessanter ist.

Die Prüfung der Einzelteile ergab, dass soweit alles in Ordnung war bis auf die Kondensatoren - was natürlich nicht verwundert. Die Elkos waren zwar erneuert aber an falscher Stelle "angebastelt" und keine modellgerechten Bauformen (mit Teer verschlossene Papprohre). Alle Koppel-C brachten ungenügenden Isolationswiderstand (Isotest 6 lässt dankend grüßen!) und mussten ausgewechselt werden.

Nach einsetzen der Röhren war elektrisch alles in Ordnung, das Radio "spielte" erst einmal prinzipiell,  später erfolgte noch ein üblicher Abgleich aller Spulen.

Größere Probleme machte aber die Mechanik.

1. Potentiometer

Da kein Doppelpoti für Lautstärke / Tonblende verwendet wird, erfolgt eine Kopplung der beiden Einzel-Poti mittels zweier Zahnräder. Der Netzschalter klemmte. Daher war es notwendig, ihn zu demontieren und wieder gängig zu machen. Anschließend mit kleinen M2,5-Schrauben verschließen, da ohne Spezialvorrichtung ein Setzen von Hohlnieten auf Bakelit kaum möglich ist.

 Bild 11

 2. Wellenschalter:
Beim Umschalten laute Krachgeräusche weisen auf Verschmutzung der Kontakte hin. Zu Beginn der Fertigung verwendete man in Sonneberg noch den Super-Spulensatz SU1 von den Hochfrequenzwerkstätten Meuselwitz (ex. Görler). Bei diesem kommt man nicht so einfach an die Kontakte und nur mit feiner Kanüle konnte ich etwas Kontaktöl (Wellenschalteröl "d" von Granowski) einbringen und den Mangel beseitigen. Bei dem später eingebauten von EAK selbst entwickelten Spulensatz geht das leichter, da er einen offenen Kreisschalter besitzt, wie er schon in den 1930er Jahren zur Anwendung kam. (siehe auch Bilder 5 und 6)

3. Kurzwellenlupe:

Hier genügte einfaches ölen sowie das einfetten der Kurvenscheibe. Elektrisch gibt es keine Probleme.

 Bild 12

4. Wellenbereichsanzeige:

Der jeweils eingestellte Wellenbereich wird auf der Skala durch ein beleuchtetes Fenster mit einem Buchstaben (von oben nach unten K-P-M-L) angezeigt. Zum Schalten hat man dem Wellenschalter SU1 von Görler einen zusätzlichen Drehschalter aufmontiert, der mit einem 5-adrigen Litzenbündel (Bild 13 oben nach links) zu den 4 Glühlampen führt. Bis auf defekte Glühlampen (5V/0,3A) war dort nichts zu erneuern.

 Bild 13

5. Umschaltung Abstimmung / Kurzwellenlupe:

Der rechte Doppelknopf bedient den Wellenschalter (kleiner Knopf mit 6-mm-Innenwelle) und über eine 10-mm-Hohlwelle mit dem großen Knopf die Abstimmung.

Das ist eine häufig zu findende Konstruktion, die eigentlich keinerlei Probleme bereitet. Das Besondere hier ist aber, dass dieser große Abstimmknopf zwei Funktionen erfüllt. Im heraus gezogenen Zustand erfolgt die ganz normale Abstimmung über Seilzug an den Doppel-Drehkondensator. Drückt man den Knopf mit der Hohlwelle aber nach innen (ca. 8-9 mm), so wird nur noch der Seilzug für die KW-Lupe betätigt. Eigentlich eine recht sinnreiche Konstruktion - wenn sie denn funktioniert.

 Bild 14

 Und da liegt das Problem. Die Umschaltung erfolgte nicht und es war nicht so ohne Weiteres erkennbar, wie dieser Mechanismus funktioniert. Also komplette Demontage war angesagt, Kopflupe und Pinzette wurden benötigt!.

Hierzu möchte ich nun ein paar genauere Hinweise aus meiner Erfahrung damit geben.

 Bild 15

 Der Wellenschalter besitzt auf seiner 6-mm-Welle links eine Verjüngung von 20 mm Länge auf 4 mm Durchmesser.

  Bild 16

Der gesamte Spulensatz - hier das EAK-Modell - ohne Hohlwelle und Umschaltmechanismus. Zur besseren Sichtbarmachung habe ich ein Stück Karton als Ersatz für das Chassisblech dargestellt, um die Lage der Schalterwelle und der Distanzstücke zu zeigen

 Bild 17

Die Einzelteile: 10-mm-Hohlwelle mit der Seilwelle links für die KW-Lupe und rechts für die Senderabstimmung. Darunter die gebogene Feder aus 0,6-mm Federstahldraht.
Zu beachten sind der Schlitz (ca. 0,8 mm breit) mit den beiden Bohrungen in der Hohlwelle, exakt 30 mm lang, so dass dort die Drahtfeder in ihrer Länge genau hinein passt. (s. Bild 18)Die beiden kurzen Seilwellen tragen an jeweils einer Seite 4 Schlitze auf den Umfang verteilt. Dort rastet später der Mittelteil der Drahtfeder als Mitnehmer ein.

 Bild 18

Hier sieht man die Hohlwelle mit der Drahtfeder und den beiden Seilwellen fertig auf der 6-mm-Welle des Schalters montiert. Zur besseren Ansicht ist hier das Chassis nicht vorhanden. Es würde etwa dort sein, wo sich der rote Pfeil befindet.

 Bild 19

Hier wieder ein Stück Karton als Ersatz für das Chassisblech, um die Lage besser zu veranschaulichen. Die zwei Distanzstücke sorgen für den richtigen Abstand des Spulensatzes vom Chassis. Dadurch ist die eine kurze Seilwelle (KW-Lupe) hinter dem Chassisblech (links), die andere, für die Abstimmung, davor.

Bei den folgenden Aufnahmen ist das Chassisblech wieder entfernt.

 Bild 20

Die Hohlwelle ist ca. 8-9 mm herausgezogen (nach rechts). Die Erhöhung der Drahtfeder rastet in einen der Schlitze der rechten Seilwelle ein und nimmt diese bei Drehbewegung mit. Jetzt kann die Abstimmung am Doppeldrehko bedient werden. Die linke Seilwelle ist frei und wird nicht mit bewegt.

Im oberen Teil des Bildes 21 sieht man deutlich den rechts eingerasteten Federdraht.

 Bild 21

 Bild 22

Und hier der ganze Vorgang, wenn man die Hohlwelle ca. 8-9 mm nach innen (links) schiebt. Jetzt rastet der Federdraht in der linken Seilwelle als Mitnehmer ein und bei Drehbewegung der Hohlwelle wird die KW-Lupe betätigt. (Siehe auch Bild 21 unten)

Ich hoffe, dass damit die Funktionsweise genügend klar gestellt ist.

Hauptmangel ist, dass die kleine Drahtfeder sich im Laufe der Zeit etwas verbiegt, keine Schmierung mehr da ist, der Draht dadurch klemmt und dann mit "Gewalt" die Hohlwelle nach innen geschoben wird. Dabei verbiegt sich die Feder und bricht sogar. Das war in beiden Geräten der Fall. Dann geht gar nichts mehr mit dem rechten Knopf oder nur noch eine der beiden Funktionen, wenn sich der Federdraht noch auf einer der beiden Seilwellen verklemmt hat.
Zum Glück waren die beiden Teile der Drahtfeder noch innerhalb der Hohlwelle vorhanden, so dass ich eine neue aus Federstahldraht formen konnte. Nun rastet es wieder einwandfrei bei Zug und Druck ein.

 

Abschließend noch zwei Aufnahmen vom Innenleben des fertig restaurierten und tadellos "spielenden" Gerätes.

 Bild 23

Die Skala ist fest am Gehäuse verschraubt und daher hier nirgends sichtbar. 

 Bild 24

Für die AF3 musste ich mir ein Exemplar von Telefunken "ausleihen", da sich keine fotogene Röhre von RFT in meinem Fundus befand. (Offentsichtlich scheinen sich aber die RFT- und Tfk- Röhren für gemeinsame Konzerte zu vertragen.)

Für die Beantwortung weiterer Detailfragen bin ich gern bereit.

Wolfgang Eckardt  

 




 
























 

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