Entwicklungsrichtung und Technik (Siemens, 1935)

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Entwicklungsrichtung und Technik (Siemens, 1935) 
17.Jan.07 23:13
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

(Auszug, vollständiger Bericht siehe unten)


Entwicklungsrichtung und Technik der
neuzeitlichen Rundfunkempfänger

Von R. Feldtkeller und W. E. Steidle

Sonderdruck aus der "Siemens-Zeitschrift", 1935,  H. 8

Mitteilung aus dem Zentrallaboratorium und der KV-Abteilung des Wernerwerks der Siemens & Halske AG

Es ist oft und viel über die Frage gesprochen worden, in welchem Punkt ihrer Gesamtentwicklung sich die heutige Rundfunkempfangstechnik wohl befinden mag, und die Antworten,  die Fachleute und Laien darauf zu geben wissen, zeigen immer wieder, welche Uneinheitlichkeit der Meinungen und Ansichten auf diesem Gebiete herrscht.

Diese Tatsache hat die Verfasser angeregt, einmal die Rahmenbedingungen des Rundfunkempfangs und die Forderungen, die der Rundfunkhörer an einen neuzeitlichen Empfänger stellt, zu untersuchen und mit dem heutigen Stand der Technik zu vergleichen.

Zunächst ist die Rundfunkempfängerentwicklung bedingt durch die Gegebenheiten des internationalen Sendernetzes. Das stürmische Wettrüsten im Äther in den ersten 11 Jahre  des Aufbaues dieses Netzes hat die Empfängerentwicklung von Jahr zu Jahr vor neue, stets veränderte Aufgaben gestellt. Es ist klar, daß dieser stetige Wechsel der Rahmenbedingungen der Rundfunktechnik sich auch in stets wechselnden Kundenanforderungen gespiegelt hat und daß so dem Streben nach größter Empfindlichkeit der Geräte das Streben nach stets sich steigernder Trennschärfe gefolgt ist; als durch Erfüllung beider Forderungen der Fernempfang allgemein zur Selbstverständlichkeit geworden war, kam die Betonung der guten Klangwiedergabe und in ihrem Gefolge die Forderung nach selbsttätiger Schwundregelung und weiterhin nach selbsttätigem Lautstärkeausgleich beim Durchdrehen des Empfängers.

Der Rundfunkempfänger hat sich aus einer physikalischen Sensation, die zunächst nur von einer verhältnismäßig kleinen Zahl begeisterter Anhänger einer neuzeitlichen Technik voll gewürdigt wurde, zu einem bedeutsamen Kulturgut des ganzen Volkes entwickelt. Die klare Linie, die sich hieraus für die Anforderungen an die Rundfunkgeräte ergab, hat in der vergangenen Zeit manchmal starke Verzerrungen erfahren, die nur zu verstehen und zu erklären sind aus dem Kampf heraus,  den der Rundfunktechniker dieser Zeit mit den so zahlreichen technischen und wirtschaftlichen Gegenläufigkeiten zu bestehen hatte.

Nachdem zwischenstaatliche Vereinbarungen in die Planung des internationalen Sendernetzes eine gewisse Beruhigung auf einer zwar die Einzelbelange nicht befriedigenden, aber immerhin einigermaßen einheitlichen Grundlage gebracht hatten, hoben sich auch die Ansprüche an die Rundfunkempfänger stärker heraus, so daß man es wagen konnte, sie in fünf wesentlichen Punkten zusammenzufassen:

  1.    Hohe Verstärkung ist auch bei den großen heute vorhandenen Senderleistungen erforderlich, will man stabilen Fernempfang vermitteln. Denn zur wirksamen Kompensation der Schwunderscheinungen ist es nötig, im Empfänger einen großen Verstärkungsüberschuß zu besitzen.
  2.    Große Trennschärfe ist eine Forderung, deren Begründung in dem kleinen Senderabstand von nur 9 kHz und der namentlich abends durch die Raumstrahlung großen Empfangsfeldstärke selbst örtlich weit entfernter Sender liegt.
  3.    Gute Wiedergabequalität des Niederfrequenzbandes ist eine zwar selbstverständliche Teilforderung stabilen Rundfunkfernempfanges, ihre Verwirklichung bereitet aber gleichzeitig mit 1. und 2. große Schwierigkeiten.
  4.    Der Übergang vom technisch-wissen-schaftlichen Gerät zum Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens, dessen Bedienung in der Hand des Laien liegt, birgt in sich eine Reihe von Ansprüchen an den neuzeitlichen Rundfunkfernempfänger, deren Befriedigung dem Hochfrequenztechniker und Konstrukteur manch schwierige Aufgaben zu lösen gibt.
  5.    Alle technischen Aufgaben sind letztlich verhältnismäßig leicht zu lösen, solange die Aufgabenstellung auf die Technik selbst beschränkt bleibt.


Den vollständigen siebenseitigen bebilderten Aufsatz, u.a. über die "Herr im Frack" genannte  3 Röhren-Schatulle, sowie die Groß-Super-Schatulle und den kleinen 2 Röhren-Standard finden Sie als Anlage.

Dazu passend ist der hier nur kurz erwähnte Siemens Qualitätsempfänger.

Viel Spass beim Lesen wünscht
Georg Richter



Anlagen:

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