Entzerr-Vorverstärker brummt

ID: 217141
? Entzerr-Vorverstärker brummt 
28.Mar.10 18:40
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Marc Gianella (CH)
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Es handelt sich um einen phono Vorverstärker für magnetische Tonabnehmer mit eingebautem Netzteil, Marke Radio Materiel PPA-1, hergestellt in Taiwan.
Der Vorverstärker wurde an den Plattenspieler des Kunden und an den Radioeingang eines Verstärkers angeschlossen. Bei drehendem Plattenteller (mit angehobenem Tonarm) stellte sich ein starker Netzbrumm mit 50Hz ein. Beim aufdrehen der Lautstärke waren nebst dem obligaten wasserfallkonformen Rauschen auch weitere Störungen da, wie Zirpen (des nahe stehenden PC's bzw. der Peripheriegeräte?) und drehzahlsynchrones Prasseln.
Zuerst wurde eine Brummschleife gesucht, aber nicht gefunden. Alle Geräte sind ohne Schutzleiter, Es stellte sich heraus, dass das Metallgehäuse ohne Potential war. Nachdem dieses mit dem positiven Pol der Versorgungsspannung verbunden war (* im Schema), war das Prasseln weg.
Nun wurde das Netzteil untersucht. Auf einweg Gleichrichtung folgt 470u Ladeelko, 1k Siebwiderstand und 220u Siebelko. Der Ladeelko wurde auf 1000u erhöht und der Siebwiderstand auf 560 Ohm verringert und eine Z-Diode parallel zum Siebelko geschaltet. Dies reduzierte den Brumm zwar deutlich, aber noch nicht genug. Leider brachten weitere Versuche keinen hörbaren Erfolg.
Selbst der Einbau einer Längsregelung verschlechterte dem Brummabstand wieder.
Ziehen der Stecker zum Plattenspieler reduziert den Brumm auf den erwarteten Wert.
Die Verstärkung entspricht den Erwartungen, der Verstärker kann korrekt ausgesteuert werden.

Das Schema wurde herausgezeichnet. Ausser dass die Transistoren stark überdimensioniert sind, ist mir nichts aufgefallen.

Ich bin ratlos, hat jemand einen Tipp?
Vielen Dank fürs Interesse.
Marc Gianella

Edit:
1) Rechtschreibung Betreff sowie ungültige Anlage gelöscht und eine ersetzt (png)
2) Nachfolgende ergänzende Informationen auf Wunsch der Kollegen Richter und Löwe

Nachstehend das Blockschema, vor und nach Edit:

Im Plattenspieler wurde die interne Verbindung der Gerätemasse mit der Kabelabschirmung unterbrochen und die Gerätemasse separat herausgeführt. An der Kabelabschirmung ist nur noch das Zellengehäuse. Tonarmrohr und Plattenteller hängen nun an der sep. Gerätemasse.
Zwei interessante Details: Die Zellenhalterung ist aus Kunststoff, der offenbar mit einem Zusatz leitfähig (ca. 1kOhm gegen Masse) gemacht wurde. Dies mutmasslich zur Ableitung statischer Aufladung. Das Zellengehäuse ist nur mit dem einen kalten Anschluss der Spulen verbunden.

Die Gerätemasse des Plattenspielers wurde mit der Gerätemasse des Vorverstärkers verbunden (Skizze Neu). Es wurde keine Besserung festgestellt. Wird der Vorverstärker mit offenen Eingängen betrieben, ist nur der Restbrumm aus der Versorgungsspannung zu hören. Dieser wurde mit den zuvor beschriebenen Massnahmen reduziert. Vorher betrug die berechnete Brummspannung am Ladeelko 43mV und am Siebelko 0.6mV; neu 20mV bzw. 0.02mV.#
Haben wir bei belastetem Eingang eine 50Hz Resonanz in der Schaltung, die den Restbrumm wieder erhöht?

Edit 3) # Falsch gerechnet: Der Brumm am Ladeleko ist, bedingt durch den leicht höheren Strom 24mV und am Siebelko immer noch 0.6mV; die Verbesserung muss allein durch die Z-Diode entstehen. Gemessen wurden 0.45mV.

Anlagen:

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Netzteil geändert - Brumm wirksam reduziert 
30.Mar.10 15:49
168 from 6736

Marc Gianella (CH)
Beiträge: 325
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Dem Netzteil wurde ein Brückengleichrichter aus herumliegenden 1N4003 spendiert. Dazu musste die separate Platine leicht geändert werden. Als Siebwiderstand wurde 950 Ohm eingesetzt.
Damit konnte der Brumm an der Versorgungsspannung auf 0.07mV herabgedrückt werden.
Der Vorverstärker hat nun einen dem "Design" angemessenen, gerade noch tolerablen Brummspannungsabstand.
Besten Dank an die Kollegen Richter, Löwe und Consales für die Ratschläge.

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