Euratele, Fernkursus der Radiotechnik

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Euratele, Fernkursus der Radiotechnik 
26.Apr.15 15:15
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Fernkursus der Radiotechnik



Einleitung

Der Name Euratele wird in Radiosammlerkreisen meist mit Fernlehrgang und einem einfachen Röhrenprüfgerät verbunden. Sucht man im Internet und im RM nach weiteren Informationen, findet man noch ein paar weitere Geräte wie z.B. einen Oszillografen, zwei Prüfgeneratoren und einen AM-/FM-Super.  Außer Werbeanzeigen in Fachzeitschriften findet man kaum Informationen.

Diese Lücke versuche ich mit diesem Beitrag zu schließen.

Ich hatte das Glück, aus einem Nachlass einen fast kompletten Fernlehrgang zu bekommen. Der passt zwar nicht zu meinem Sammelgebiet (und kann daher auch wieder abgegeben werden), war aber zum Entsorgen dann doch zu schade und inspirierte mich zu diesem Beitrag. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf diese Unterlagen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist durchaus möglich, dass der Lehrgang im Laufe der Zeit weiterentwickelt bzw. überarbeitet wurde. Hinweise dafür habe ich allerdings nicht gefunden. Im Lehrgang selbst wird auf einen weiteren Fernlehrgang Fernsehtechnik verwiesen.

Auffällig ist, dass im gesamten Textmaterial kein Datum zu finden ist. Der Name des Lehrgangs wird im Seitenkopf mit "Fernkursus der Radiotechnik" angegeben. Ein bei Publikationen übliches Impressum sucht man vergeblich. Das Erscheinungsdatum liegt schätzungsweise Ende der 50'er Jahre. Ein aufgefundenes Lesezeichen in Form eines Lottoscheines trägt ein Datum von 1967 (und hat nichts gewonnen).

Auf jeden Fall weckt das Ganze alte Erinnerungen an Schülerzeiten, als wir versuchten, uns die gleichen Informationen aus verschiedenen Quellen (Heinz Richter, Radio-Praktiker etc.)anzueignen. Ein Fernlehrgang wäre damals für uns Schüler unerschwinglich gewesen, aber natürlich viel besser als "Radiotechnik für Alle".

Umfang

So präsentiert sich nun meine "Erbschaft":

Es sind 6 Plastikordner DIN A5 quer. Im Hintergrund der AM-/FM-Super, darauf stehend der Prüfgenerator, das Universalinstrument und das Röhrenprüfgerät. Die drei Geräte hat der Erbauer auf einem pultförmigen Untersatz montiert. Im Vordergrund die eigentlichen Versuchschassis, ganz links zweimal das Netzgerät, daneben Audiongeräte für Mittelwelle und ein Kurzwellenaudion.

Ganz eigentlich gehörte vermutlich  nur ein Netzgerätechassis und zwei Versuchschassis zum Lieferumfang. Um das Folgegerät aufzubauen, musste die Verdrahtung des Vorgängers wieder entfernt werden. Für die wiederverwendeten Kondensatoren eine nicht gerade schonende Methode. Warum hier mehr Chassis vorhanden sind kann man nur vermuten. Möglicherweise konnte man einzelne Teile beim Verlag nachbestellen.

Zu der gesamten Hinterlassenschaft gehört noch ein weiterer AM-FM-Empfänger in einen Fremdgehäuse, den ich hier beschrieben habe.

Auffallend ist, dass sich in den Unterlagen kein Verzeichnis über den Lieferumfang befindet. Dem Lehrgangstext kann man entnehmen, dass noch ein Lötkolben, eine einfache Trafo-Wickeleinrichtung und eine Schaltplansammlung dazu gehört haben müssen. Hier fehlen sie.

Ebenso auffallend und besonders störend ist ein fehlendes Inhaltsverzeichnis der einzelnen Lehrbriefe und Lektionen. Ebenso fehlt eine Aufstellung der einzelnen Lieferungen, d.h. welche Lektionen aus welchen Kapiteln zusammen geliefert wurden. Möglicherweise geht das nur aus den Lieferscheinen hervor, die mir aber nicht vorliegen. Es war deswegen zunächst etwas mühsam, hier Ordnung zu schaffen.

Inhalt

Anm.: Im Lehrgangstext wird von Lernstunden gesprochen, ich verwende hier der Einfachheit halber den Begriff Lektionen.

Die Lehrbriefe gliedern sich in folgende Kapitel:

1. Handbuch: 2 Lektionen
R,L,C Grundschaltungen, technische Konstanten, Maßeinheiten

2. Wörterbuch: 34 Lektionen
Fachwörter der Elektrotechnik und Funktechnik

3. Handel: 20 Lektionen
Führen eines Ladengeschäftes mit Werkstatt, Umgang mit Kunden

4. Übersicht: 2 Lektionen
Zwei Zwischenbilanzen des Lehrgangs in bildlicher Darstellung (Zweck unklar)

5. Einführung: 5 Lektionen
Geschichtlicher Überblick über die technische Entwicklung, Elektronen, Elektrochemie, Magnetismus, Elektrodynamik, elektrische Maßeinheiten

6. Mathematik: 7 Lektionen
Grundrechenarten, Pythagoras, Potenzen, Algebra, Geometrie, Koordinatensystem, Diagramme

7. Formeln: 19 Lektionen
von der Querschnittsberechnung über Ohmsches Gesetz und Induktivitäten bis zur Verstärkungsberechnung

8. Rechentafeln: 3 Lektionen
Nomogramme der Funktechnik

9. Theorie: 49 Lektionen
die gesamte Elektro- und Funktechnik angefangen beim Ohmschen Gesetz und endend mit einer Einführung in die Fernsehtechnik

10. Transistoren: 10 Lektionen
Einführung, Transistortypen, Schaltungstechnik

11. Praxis: 49 Lektionen
von einfachen Übungen mit Lampen bis hin zum AM-/FM-Superhet (Lektion 35 bis 49), hier werden auch die bekannten Geräte Universalmeßinstrument, Prüfgenerator und Röhrenprüfgerät gebaut

12. Reparaturen: 25 Lektionen
Reparaturen an kommerziell gefertigten Radiogeräten, Lautsprechern, Trafos und Bauelementen, typisch auftretende Fehler

Den größten Umfang nehmen naturgemäß die Teile Theorie, Praxis und Reparaturen ein.
Die o.g. Kurzangaben zum Inhalt mögen genügen. Ausführlicher möchte ich auf den Praxisteil eingehen, da dazu z.T. auch die entsprechenden Geräte vorhanden sind.


Praktische Übungen



Um den Beitrag nicht unnötig aufzublähen, werde ich bei den Geräten nicht alle Zeichnungen zeigen, sondern nur beispielhaft mal die Aufbauzeichnung, mal die Verdrahtungszeichnung und mal den Schaltplan. Natürlich auch ein Foto, falls das Gerät vorhanden ist.

Wie nicht anders zu erwarten beginnt das Ganze mit dem Löten und der ausführlichen Beschreibung des mitgelieferten Lötkolbens.

Einige praktische Übungen mit einfachen Stromkreisen (Glühlampen) folgen. Hier beginnt das Ganze aus Sicherheitsgründen bedenklich zu werden, da alles ohne Trennung vom Lichtnetz stattfindet. Ganz indiskutabel ist aber dann der Einsatz eines Wasserwiderstandes als veränderlicher Vorwiderstand für eine Glühlampe.

Die Schaltung:

Die praktische Ausführung: (bitte nicht nachmachen!)



Es wird aber einige Seiten später darauf hingewiesen, dass bei Allstromgeräten auf die richtige Polung des Netzsteckers zu achten ist, damit nicht der Außenleiter am Chassis liegt.

Ein wichtiger Bestandteil des Lehrgangs sind die für späteren dauerhaften Gebrauch gedachten Geräte wie Universalmessinstrument, Röhrenprüfgerät und Prüfgenerator, die auch immer mal wieder im Handel (z.B. ebay) auftauchen.

In Lektion 4 wird mit dem Zusammenbau des Universalmessinstruments begonnen. In Lektion 5 und 6 folgt dann die Bedrahtung und die Schaltungsbeschreibung. Spätestens hier wird klar, warum es zu den Geräten nie eine separate Baumappe gab. Die Baumappe waren die Lehrgangsunterlagen und das zog sich bei manchen Geräten über einige Lektionen hin.

Das Universalmessinstrument


Und noch eins fällt auf: hier wird von Bedrahtung gesprochen. Das erinnert mich an meine Lehre 1960. Damals wurden alle alten Begriffe durch moderne ersetzt, die die Funktion exakter beschreiben sollten: also Meßschieber statt Schieblehre, Wendelbohrer statt Spiralbohrer, Schraubendreher statt Schraubenzieher. Kurioserweise wird dann ab Lektion 35 aber wieder von Verdrahtung gesprochen.

In Lektion 7 beginnt der Aufbau des Netzgerätes, welches später für die Versorgung der einzelnen Versuchsaufbauten benötigt wird. Das wird sehr ausführlich behandelt und zieht sich hin bis Lektion 16. Bemerkenswert ist, dass auch der Netztrafo und die Siebdrossel mit einer mitgelieferten einfachen Vorrichtung selbst von Hand gewickelt werden muss.



Dass hier in diesem Stadium für einen Anfänger viel Erklärungsbedarf besteht rechtfertigt auch den Umfang über 9 Lektionen. Mein Lehrgangsteilnehmer hat offensichtlich beim Trafowickeln Probleme oder "kalte Füße" bekommen. In seinem Gerät ist ein Schlachttrafo aus einem alten Radio verbaut.
Das zweite Chassis habe ich mit einem Trafo komplettiert und mechanisch stabilisiert. Es ist durch das Trafogewicht dann doch etwas labil.


Das Netzgerät:



In Lektion 17 ist es dann endlich soweit: der erste Empfänger wird gebaut. Es ist wie damals üblich ein Zweiröhren-Rückkopplungsempfänger bestückt mit ECH81 und EL84. Diese Standardbestückung zieht sich durch alle weiteren Versuche, wobei von der ECH81 manchmal nur ein und manchmal auch beide Systeme verwendet werden. Detaillierte Zeichnungen über Aufbau und Verdrahtung und eine Fehlercheckliste sichern den Erfolg.

Lektion 19 beschreibt die Verbesserung des in Lektion 17/18 gebauten Audions durch zusätzlichen Einbau eines Lautstärkeeinstellers und die Verwendung des Heptodenteils als Empfangsgleichrichter statt des Triodenteils der ECH81.



In Lektion 20 werden an dem gebauten Gerät verschiedene Messungen und Fehlersuchen vorgenommen.

Ein Dreistufen-Rückkopplungsempfänger entsteht in Lektion 21. Das Triodensystem der ECH81 wird hier als aperiodischer HF-Verstärker der bisher aufgebauten Schaltung vorgeschaltet.

Der nächste Versuchsaufbau in Lektion 22 ist ein 0V2, also ein Audion mit 2 NF-Stufen (Heptode ECH81, Triode ECH81, EL84). Damit ist die erste Versuchsreihe abgeschlossen.

Die bislang aufgebauten Schaltungen arbeiten im MW-Bereich und sind so nicht für KW zu gebrauchen. Deswegen wird unter dem Lektionstitel "Experimentierübungen" der Aufbau eines 0V2 für Kurzwelle 6-20 MHz eingeschoben.

Das KW-Audion:



Die nächsten 2 Lektionen befassen sich mit der NF-Technik. Es wird ein dreistufiger NF-Verstärker aufgebaut, der im zweiten Teil mit 2 Eingängen erweitert wird.

Bemerkenswert ist, dass bislang alle Schaltungen auf dem gleichen Chassis aufgebaut wurden, d.h. für das Folgegerät muss die vorhergehende Verdrahtung entfernt werden. Das mag man kritisieren, aber letztendlich sind es Versuchsaufbauten, die nicht für dauerhaften Gebrauch gedacht sind.

Das nächste größere Projekt beginnt in Lektion 26 mit dem Aufbau des Röhrenprüfgerätes. In Lektion 27 erfolgt dann die Verdrahtung.

Das Röhrenprüfgerät:


In Lektion 28 wird mit der ECH81 ein NF-Sägezahngenerator aufgebaut und anschließend mit einem zweistufigen NF-Verstärker bestehend aus EF89 und EL84 auf einem neuen Chassis erweitert.

Sogar auf die Sendetechnik, wenn auch nur in einfacher Form, wird eingegangen. In Lektion 29 entsteht ein einstufiger Sender mit einem Mikrofonverstärker als Modulator.
Um nun aber auch das Signal empfangen zu können, wird in Lektion 30 ein 0V1 mit EABC80 und EL84 gebaut. In Lektion 31 wird dann damit experimentiert. Außerdem wird in dieser Lektion ein 25W-KW-Amateusender mit detaillierter Stückliste beschrieben. In der Endstufe eine 807. Ein Schaltbild habe ich aber nirgendwo gefunden, deswegen verstehe ich nicht, warum man das hier bringt. Gleichzeitig wird vor dem Senden ohne Genehmigung gewarnt.

In Lektion 32 hält dann die gedruckte Schaltung Einzug. Damit wird der HF-Prüfgenerator aufgebaut. Das Gerät ist für dauerhaften Gebrauch gedacht und hat deswegen ein Gehäuse. Zum Betrieb wird allerdings das Netzgerät benötigt und das ist ein offenes Versuchschassis. Alternativ schlägt man die Versorgung aus dem abzugleichenden Gerät vor. Diesem fehlen aber natürlich die Buchsen zum Einstöpseln der Bananenstecker. Also nicht so ganz konsequent. Man hätte dem Gerät ein eingebautes Netzteil spendieren sollen. Für den Abgleich wird ein Radiogerät mit KW-Bereich vorgeschlagen.

Der HF-Prüfgenerator



In meinem Gerät hat allerdings der NF-Generator für die Modulation nicht funktioniert. Im Phasenschiebernetzwerk waren Widerstände mit falschen Werten eingelötet. Warum? Das wird man nie ergründen, oder war das Teil eines Versuches, den ich nicht gefunden habe?

Bevor mit dem Aufbau des großen AM-/FM-Empfängers begonnen wird, wird der Lehrgangsteilnehmer nochmals mit dem Aufbau von zwei Geradeausempfängern in verschiedenen Variationen gequält. Der zweite stellt quasi eine Zwischenprüfung dar. Der Lehrgangsteilnehmer muss aus vorgegebenen Bauteilen einen Schaltplan zeichnen und das Gerät verdrahten.

Prüfungsaufgabe:




Der Höhepunkt im Lehrgang ist zweifelsohne der Bau eines großen AM-/FM-Empfängers. Dafür werden die restlichen Praxislektionen 35 bis 49 benötigt. Wesentlich zum Erfolg tragen der Einsatz eines Görler-UKW-Teils und Görler Bandfilter im ZF-Teil bei.

Hier das Foto des Chassis, wie es im Lehrgang abgebildet ist:


Die damals gelieferten grünen italienischen Rollkondensatoren sind genau so schlimm wie unsere braunen Wimas. Es mussten alle ausgewechselt werden.



Die Anleitungen sind sehr ausführlich gehalten. Gegenüber dem ersten Praxisteil sind die Montage- und Verdrahtungszeichnungen perspektivisch dargestellt und erinnern an die Darstellungen in den Heathkit-Baumappen der 60'er Jahre.



Es ist fast wie ein Stilbruch gegenüber dem ersten Praxisteil, aber ein positiver. Es sieht fast so aus, als hätte der Bearbeiter gewechselt (siehe auch der Wechsel von Bedrahtung zu Verdrahtung). Außerdem wird korrekt vom Lautstärkeeinsteller und nicht wie bisher vom Lautstärkeregler gesprochen. Das wird aber nicht konsequent durchgehalten.

Der Empfänger ist durchaus alltagstauglich und entspricht dem technischem Stand der damaligen Zeit. Einige negative Aspekte gibt es aber doch. Nach dem Einbau des Tastensatzes sind die AM-Spulen nur noch durch eine Bohrung für den Abgleich zugänglich. Wenn nun die Kerne sehr fest sitzen besteht die Gefahr, dass sich die festgeklebten  Spulenkörper lösen und so die Drähte abreißen. Man hat dann keine Chance, die Drähte wieder anzulöten.

Ein anderer Schwachpunkt ist der Seilzug für FM. Der ist nur mit einem Ende an der Tunerwelle befestigt und dann zweimal herumgewickelt, am anderen Ende wird dann über das mit einer Feder vorgespanntem Seil gezogen. Die korrekte Einstellung ist sehr diffiziel. Wenn dann der Lehrgangsteilnehmer auch noch mit dem Wickelsinn auf Kriegsfuß steht, gibt es das nächste Problem. Das scheint meinen Bastler aber nicht gestört zu haben. Bei beiden Geräten war die FM-Abstimmung spiegelverkehrt.

Reparaturpraxis



Für jemanden, der neu zu unserem Hobby stößt, ist dieses Kapitel äußerst hilfreich. Beschreibt es doch viele Tätigkeiten von der Demontage, über Reinigung bis hin zu elektrischen Fehlern, wie den defekten Koppelkondensator am Steuergitter. Auch auf den Abgleich wird zum Schluss eingegangen, obwohl das ja schon beim Bau des AM-/FM-Empfängers ausführlich behandelt wurde. Hier am Beispiel eines elektrodynamischen Lautsprechers werden die Fehler und Reparaturmöglichkeiten erleutert.



Fazit

Der Lehrgang spiegelt den Zustand von 1955/1960 wieder, wie er auch in der damaligen Praxis-Fachliteratur zu finden ist. Für unvorbelastete Kursteilnehmer ist es zwar mühsam, aber bei der Theorie ist es bei durchschnittlicher Begabung und entsprechender Ausdauer durchaus zu schaffen, notfalls kann man ja auch manche Sachen auswendig lernen, was sich aber erfahrungsgemäß später im Ernstfall rächt.

Anders sieht es bei der Praxis aus. Richtiges Löten kann man eben nur durch fachkundiges Anleiten und Üben lernen, ebenso andere mechanische Arbeiten. Einen "griffigen" Meister im Nacken kann man nicht mit Theorie auf dem Papier ersetzen. Ob das Thema Geradeausempfänger so ausführlich behandelt werden muss ist Ansichtssache. Der Geradeausempfänger hatte Ende der 50'er Jahre  ja nicht mehr die Bedeutung wie in der Nachkriegszeit, aber man kann mit ihm hervorragend Grundlagen üben.

Für's Hobby mag das alles reichen, aber hier wird auch versucht das Führen eines Betriebes mit Ladengeschäft und Werkstatt zu vermitteln. Dafür reicht es dann meiner Meinung nach nicht. Auch wenn früher manchmal die Meinung vertreten wurde, man könne mit dem erworbenen Wissen die Prüfung als Radiomechaniker bestehen, so muss ich dem widersprechen, denn zur Prüfungszulassung wäre zwingend die Ausbildung in einem Meisterbetrieb erforderlich gewesen. Das soll aber nicht den Wert des Lehrgangs schmälern. Im Übrigen hat Euratele damit auch nie geworben, sondern immer nur gesagt, nach der Teilnahme wäre man Radiospezialist.

Tatsache ist aber, das sich mit dem vermittelten Wissen hervorragend alte Röhrenradios restaurieren lassen.

Zu bemängeln ist auch, dass Sicherheitsbelange zu kurz kommen. An keiner Stelle wird z.B. auf den Einsatz eines Trenntrafos hingewiesen. In meiner Erinnerung habe ich allerdings auch, dass zu der damaligen Zeit der Trenntrafo in den Werkstätten eher die Ausnahme war, um es vorsichtig zu formulieren. Aus Bequemlichkeit wurde meist darauf verzichtet, auch wenn er möglicherweise in irgend einer Ecke verstaubte. Ich hatte damals als Anfänger (Schüler) den Eindruck, dass leichtere Stromschläge als etwas ganz Normales angesehen wurden. Es galt der Spruch mit der einen Hand in der Hosentasche.

PS: Möglicherweise habe ich noch das eine oder andere Wichtige vergessen zu erwähnen, aber ich habe natürlich nicht den ganzen Lehrgangstext durchgelesen. Das wäre dann doch zu langweilig gewesen und es war so schon genug Arbeit.

HDH

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Euratele 
26.Apr.15 17:37
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Archiv GFGF (D)
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Ein wirklich schöner Beitrag ! Kompliment, könnte eigentlich so in die Funkgeschichte !

Bieten Sie doch den Nachlass mal dem Radiomuseum Köln an, dort würde er ja schon hingehören. In derartiger Komplettheit ist das heute sonst wohl nicht mehr aufzufinden. 

(Köln - siehe WEB)

 

Gruss Ingo Pötschke

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 3
Euratele, Fernkursus der Radiotechnik 
27.Apr.15 07:16
174 from 8146

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Herr Pötschke,

danke für die Blumen. Gegen eine Veröffentlichung in der Funkgeschichte hätte ich nichts einzuwenden. Da aber hier zuerst veröffentlicht wurde, müsste man zumindest beim RM das Einverständnis einholen. Vielleicht reicht ja auch nur ein Hinweis in der Funkgeschichte auf diesen Beitrag, da er ja allgemein zugänglich ist.

Was die Abgabe an Interessenten angeht bitte ich um eine Mail. Einige Anfragen liegen bereits vor. Wir müssen das nicht hier verhandeln. Eine Bitte hätte ich jedoch: aus mehreren Gründen würde ich Selbstabholung bevorzugen.

Gruß Hans-Dieter Haase

 

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Euratele 
27.Apr.15 14:29
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Hallo Herr Haase,

nein, ich will das nicht haben - und bin auch 600 km von Köln weg, aber die Sache selbst spricht für ein Museum, weil attraktiv - und hier noch aus der Stadt, dh. lokaler Bezug. Die haben aber meist kein Geld.... 

FG, der Redakteur hat gelesen und wird sich melden.

Gruss Ingo Pötschke

 

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Euratele, Nachtrag Schaltplansammlung 
26.May.15 08:57
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Wie schon im ersten Beitrag angedeutet, musste zu den Lehrgangsunterlagen noch eine Schaltplansammlung gehören. Nach intensiven Nachforschungen konnte diese jetzt auch gefunden werden.


Ob die Unterlagen komplett sind kann ich nicht beurteilen, da wie schon zuvor kein Inhaltsverzeichnis vorhanden ist. Außerdem waren die Pläne vermischt mit anderen Unterlagen, so dass erst einmal Ordnung geschafft werden musste.

Der Umfang sind 2 breite DIN A4-Ordner. Die Formate sind unterschiedlich. Ein Heft ist im ursprünglichen Lehrgangsformat DIN A5 quer vorhanden. Hier ist auch das Bezeichnungssystem zu erkennen. Euratele hat die originalen Firmenunterlagen mit einer Bezeichnung aus Buchstaben und Zahlen versehen und ohne weitere Komentare ausgeliefert.

Im Format DIN A5 quer ist schnell zu erkennen, dass bei umfangreicheren Schaltungen die Lesbarkeit nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund hat man wohl das Format zu DIN A4 quer und DIN A3 quer gewechselt. Diese Pläne sind nicht mehr geheftet sondern liegen als lose Blätter vor.

Hier als Beispiel ein Schaltbildauszug der Philetta 263. Der Philipsplan wurde ganz einfach nur mit der  Kennung "P10" versehen.

 

Folgende 876 Pläne konnte ich identifizieren:

A1 - A42 AEG
B1 - B52 Blaupunkt
E1 - E50 Emud
G1 - G69 Graetz
G70 - G119 Grundig
I1 - I48 Stassfurt Imperial
K1 -K7 Krischker
K8 - K145B Körting
L1 - L203 Loewe Opta
N1 - N20 Nordmende
P1 - P59 Philips
S1 - S29 Saba
S30 - S54 Schaub
S55 - S95 Siemens
T1 - T43 Tonfunk


HDH

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