fernm-arns: T1 (T 1);

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fernm-arns: T1 (T 1);  
24.Oct.06 14:32
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill




Fernsehgeräte aus Arnstadt.
                                                                                                                
Im Jahre 1936, als in Berlin schon ein regelmäßiges Fernsehprogramm teilweise bereits vollelektronisch auf Sender und Empfängerseite übertragen wurde, arbeitete eine spezielle Gruppe von Entwicklungsingenieuren in Berlin an der Verwendung der neuen Technik für militärische Zwecke.

Da die Gefahr für derartige geheime Entwicklungen mitten in Berlin während des Kriegsverlaufes immer größer wurde, verlagerte die Fernseh GmbH im August 1943 diese Entwicklungsstelle nach Tannwald (Sudentengau) in die Fabrik Palme - Stumpe. Der Ort wurde Ende April 1945 von der Sowjetarmee eingenommen und der Betrieb besetzt. Bereits am 31.Mai 1945 wurde die Firma tschechoslowakisches Eigentum.
                                                                                                                                                       
Die Unterlagen, die für ein ziviles Fernsehen verwendbar waren, sowie Technikteile und Gerätschaften wurden von der sowjetischen Armee sichergestellt und in sorgfältiger Verpackung im Februar 1946 nach Arnstadt in Thüringen transportiert. Auch ein Teil der deutschen Fachleute durften dorthin mitreisen und sogar das Mobiliar mitnehmen.                                                                                                                                                                                                                                       
In Arnstadt war von den Sowjets das Siemens - Werner - Werk, inzwischen SAG - Betrieb ( Sowjetische Aktien Gesellschaft ) für die Entwicklung der zivilen Fernsehtechnik vorbereitet....und bereits im März 1946 begann die straffe Arbeit an der Heimfernsehentwicklung.

Da es zwar Materialbestände gab, jedoch auch echte Engpässe, mussten bestimmte Teile selbst entwickelt und serienreif gemacht werden. Dazu gehörten Bildröhren in Eigentwicklung : a) das braunsche Rohr Typ RB 3 mit rundem Bildschirm 20 x 14 cm b) Rechteckbildröhre Typ RB 4 mit rechteckigem Kolben 22,8 x 17,1 cm

Das System der Bildröhre besaß eine indirekt geheizte Katode und einen Wehneltzylinder. Die Ablenkung erfolgte bereits elektromagnetisch und die Hochspannung von 6 KV wurde aus dem Zeilenkippgerät gewonnen. Als Röhrenbestückung wurden bis auf eine EZ12 und die RFG5 sowjetische Oktalröhren verwendet.

Für die Zeilen und Bildablenkung entwickelte man Arnstadt eine neue Röhre FR1 (Röhre Fernsehen 1 ) mit einemStahlröhrensockel.
                                                                                                                                          
 Das Fernsehgerät T1 (Televisor 1 ) bestand aus drei getrennten Chassis:

1. Chassis : Netzteil mit 2 Trafos und Gleichrichterröhren
2. Chassis : Empfangs- und Verstärkerteil
3. Chassis : gesamtes Kippteil (war mit Bildröhrenhalterung verbunden ) - bereits in   Tannwald entwickelt - Im Prinzip gab es vier Gerätetypen, die sich durch die verwendete Bildröhre RB3 und RB4 sowie durch die Zeilennorm 441 oder 625 Zeilen unterschieden.

Letztendlich lief jedoch die Entwicklung RB4 und 625 Zeilen hinaus. Die Bildübbertragung des T1 arbeitete amplitudenmoduliert auf einer Trägerfrequenz von 49,77 MHz mit einer Bandbreite von 4,75 MHz.

Der Tonbegleitsender arbeitete frequenzmoduliert auf 57,25 MHz. Die Geräte waren von 48...50 MHz durchstimmbar. Von Ende 1947 bis Anfang 1948 wurden mit ca 200 Beschäftigten an den Montagebändern in Arnstadt etwa 1000 Fernsehgeräte produziert.

Diese Produktion war streng geheim.

Die sowjetische Werkleitung kümmerte sich um Beschaffung von Werkzeugen und Material, es muß aber hier betont werden, dass die Entwicklung des Fernsehgerätes von Tannwälder und Siemens-Fachleuten erfolgte.

Im April 1948 begann die Demontage der Anlagen und war im Juli 1948 abgeschlossen. Alle Gerätschaften, Maschinen, technische Anlagen und die produzierten Fernsehgeräte sowie die technischen Unterlagen wurden nach Leningrad transportiert als wichtige Ausrüstungen für das dort im Bau befindliche Fernsehwerk.

Damit endet die Geschichte der Fernsehgeräte aus Arnstadt.

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