Fernsehen in Kuba

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Fernsehen in Kuba 
22.Nov.15 12:25
187

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Anlässlich meine Urlaubes in Kuba war auch interessant, welche Fernsehprogramme man in Kuba empfangen kann.

Die Kubaner dürfen keine SAT- Programme empfangen. Solche Anlagen gibt es nicht zu kaufen.

Selbstgebaute Anlagen werden, wenn Sie entdeckt werden, abgebaut und es gibt Geldstrafen! 

Sondergenehmigungen gibt es für in Kuba lebende Ausländer und auch für Hotels, welche ausländische Gäste beherbergen. Hier sind Sender aus vielen Ländern in den Kabeln eingespeist, ich konnte u.a. auch die deutschsprachige Amerikasendung der Deutschen Welle empfangen, mehrere chinesische Stationen, russische, französische, spanische, englische, kanadische und sogar CNN in englischer Sprache.

Die Deutsche Welle war leider in allen Hotels nur verrauscht zu empfangen.

DW - Foto in einem Hotel in Varadero. 

Ich reklamierte die schlechte Bildqualität ständig, da die meisten anderen ausländischen Sender sauber zu sehen waren. Es war jedoch erfolglos.

Kuba sendet ein Programm über SAT,  KUBAvision international. Das ist ein Querschnittsprogramm, wo verschiedene Sendungen der kubanischen Studios für die weltweite Ausstrahlung zusammengestellt werden.

Die meisten Kubaner haben nur die Möglichkeit, das terristische Analogfernsehen zu empfangen. Alle Sender sind staatlich.

- KUBAvision ist ein 24 Stunden Vollprogramm

- Sportkanal

- 2 Kanäle mit Bildungsfernsehen ( Kanal educativo I und II ) nur stundenweise in Betrieb

-Tele Rebelde (seit 22.07.1968 )  und seit 1979 gibt es ein Regionalprogramm von diesem Sender für Havanna.

Die Kubaner können auch ein internationales Programm empfangen:

TELESUR ( Fernsehen des Südens) ist ein internationaler Sender,  produziert wird das Gesamtprogramm in Caracas, Venezuela. Daran beteiligt sind; Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kuba, Equador, Nicaragua und Venezuela. Es gibt eine Zusammenarbeit mit Al Jaazera. 

In Trinidad ( unter Weltkulturerbe stehende sehenswerte Stadt)

 

steht auf dem Berg ein Stahlfachwerkmast, der die terristischen Fernsehprogramme ausstrahlt.

Trinidad, Sancti Spirius, TV- Sender

Auf diesen Punkt sind alle Antennen gerichtet.

Kabelfernsehen für private Haushalte gibt es noch nicht, ist doch die allgegenwärtige Elektro- Installation zumindestens für mich schon verwirrend genug.

Kuba begann allerdings bereits 2013 erstmalig mit dem Probebetrieb des Digitalfernsehens. Mit chinesischer Hilfe ist man dabei, das terristische Full HD- Fernsehen im DTMB- Standard parallel zur analogen Ausstrahlung aufzubauen.

Ich schaute auch mal in die Verkaufsstellen. Es werden nur noch Flachbildfernseher angeboten. Ich entdeckte in den Provinzverkaufsstellen nur welche aus Mexico. 

Kuba hat jedoch bereits die ersten Fernsehgeräte in eigener Produktion. Der TV ist für etwa 300 CUC ( 300 EURO) käuflich zu erwerben . Mit dem TV sind zusätzlich noch drei TV- Programme* zu sehen, welche nur in HD ausgestrahlt werden, gegenwärtig wird nur in Havanna über zwei Masten diese Norm ausgestrahlt.

*Cubavision international, ein  Sportprogramm und ein Kinderprogramm.

Quellenangabe Foto ; Cubadedate 32 Zoll TV , in Kuba produziert.

Auch Receiver werden angeboten. Fernsehen ist nach dem Run dfunk das zweitwichtigste Medium in KUBA. Auch in nahezu jedem kleinen Bauernhaus sahen wir die TV- Antenne auf dem Dach und nicht selten noch schwarz- weiß Fernseher   ...aber die Entwicklung im Bereich Digital-TV ist aus meiner Sicht erstaunlich.

Das Thema Fernsehen in KUBA sollte von meiner Seite nur mal eine Information sein. Vielleicht kann es noch von anderen Kollegen ergänzt werden???

 

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Gerlind Ahnert 
24.Nov.15 17:23
187 from 6166

Bernd Viehrig (D)
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Danke für den Beitrag, Herr Lill! Hatte noch im Hinterkopf, dass eine der ersten DDR-Fernsehansagerinnen, Gerlind Ahnert auch in Kuba als Ansagerin (hieß damals so) gearbeitet hat.

Hier der link zur Wiki-Biografie.de.wikipedia.org/wiki/Gerlind_Ahnert

Beste Grüße, Bernd Viehrig

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Fernsehen in Kuba RAFENA Ein Erlebnisbericht 
20.Feb.21 15:45
4098 from 6166

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Vom VEB RAFENA-Werke Radeberg wurde diese Zeitschrift von 1957 bis 1963 herausgegeben. Im Heft Nr. 18 , Ausgabe September 1962, welche jedoch erst ( warum auch immer ) erst im Dezmber 1962 erschien findet sich ein interessanter Artikel zur Auslandsarbeit der RAFENA-Werke.

Alle großen Fernseh-Hersteller waren damals bemüht , sich Marktanteile weltweit zu sichern.

I

Der Artikel ist vom leider schon verstorbenen Jochen Werner (damals Entwickler und Überleiter bei RAFENA ) geschrieben. Er war mit in Kuba und hat seine Erlebnisse in dem Artikel:  RAFENA-Fernsehingenieure unterwegs hier veröffentlicht.

Der Flug führte von Prag über Shannon (Irland) und Gander (Neufundland/ Kanada) nach  Havanna . Diese Route wurde damals von Maschinen  der kubanischen Fluggesellschaft "Cubana" bedient.

In Prag nasser Schnee, bei der Landung in Havanna laue Luft, blühende Orleanderbüsche und überall grüßen Plakate mit den Losungen; "Patrio o muerte" - "Venceremos" - "Terriorio libre de Amerika " in deutsch übersetzt; Vaterland oder Tod - Wir werden siegen - Land frei von Amerika...

Vorbei an flachen, weißen Bauten im modernen Stil, farbig und mit viel Glas , strebt das Taxi Havanna zu. Königspalmen mit grauen glatten Stämmen, in Gruppen oder einzeln, recken ihre tiefgrünen, glänzenden Wedel majestätisch hoch in die Morgenluft.Bald nimmt uns der Großstadtverkehr auf., überall gepflegte Parks , dann vorbei am gewaltigen Monument Jose Marti. Am phantastischen HOTEL "REVIERA" biegen wir in den Malecon ein, es ist die breiteste Fahrstraße Havannas. Hochhäuser  mit 30 Etagen und mehr sind hier reichlich zu sehen. 

.Von frühmorgens bis in die Nacht herrscht hier betriebsames Gedränge von Menschen aller Hautfarben.

Auch die Kollegen von den RAFENA-Werken stürzten sich in das nächtliche Treiben und fuhren erst spät abends wieder ins Hotel "Capri".

Blick aus dem Hotelzimmer

Am nächsten Morgen war ihr Ziel der Zoologische Garten von Havanna, wo schwere Kisten mit Ausstellungsgütern für die erste Industrieausstellung der DDR in Havanna auf sie warteten, welche am 4.November 1961 eröffnet wurde und wo in den darauf folgenden Ausstellungstagen etwa 500000 Kubaner diese besuchten.

Seitens der RAFENA- Werke war der Fernsehgerätetyp, der erst zur Herbstmesse 1961 in Leipzig vorgestellte "Record 4" in RTMA- Ausführung, ausgestellt.

Mehrere Geräte dieser Serie liefen dort über 4 Wochen im Dauereinsatz. Die Fernsehgeräte aus Radeberg wurden von vielen Besuchern aufmerksam betrachtet. Typen, wo an der Frontseite keine Einstellknöpfe sind, waren in Kuba bislang nicht gebräuchlich.  Die Kanalumstellung wurde vorgeführt, beide Fernsehprogramme  auf Kanal 6 und 4  ausgezeichnet scharf und durch die Automatik auch gut abgestimmt zu empfangen.

Durch die Handelsvertretung der DDR , zuständig für Fernsehgeräte war dort Kollege Krause, wurden die Radeberger Kollegen bald mit Mitarbeitern des kubanischen Importunternehmens und des staatlichen Binnenhandels, die für die Einfuhr von Fernsehgeräten verantwortlich sind, bekannt gemacht.                   "Ihre Fernsehgeräte gefallen uns", das waren die Worte der Kubaner. Seit zwei Jahren die ersten Fernsehgeräte, welche nun eingeführt werden konnten.

Anmerkung; der Fernseher Record 4 " wurde in RTMA- Ausführung auch nach Ägypten und Libyen exportiert.

Kundendienst auch in Kuba die Nummer 1

Der Autor schreibt weiter in seinem Bericht: 

"Hier und da sieht noch Fernsehgeräte amerikanischer Herkunft in den Schaufenstern der Geschäfte, die jedoch nur vereinzelt verkauft werden. Nach der Zahl der Antennen auf den Dächern und Balkons in Havanna muß das Fernsehen in Havanna schon  beachtlich verbreitet sein. In der Tat ist die Nachfrage nach Fernsehgeräten weitaus größer als nach Rundfunkempfängern.

Deshalb hat man 1961 begonnen, eine Lizenzfertigung polnischer Fernsehgeräte in Kuba aufzunehmen.

Außer den Fernsehgeräten aus der DDR liefert auch die Sowjetunion große Mengen nach Kuba. 

Während früher ein Fernsehgerät ( seit 1956 sogar ein Farbkanal) sich nur reiche Kubaner anschaffen konnten, ist heute, nach der Revolution, ein Fernsehgerät für den Arbeiter nicht mehr unerschwinglich. Das ist auch der Grund für die wachsende Nachfrage. 

Hinsichtlich der Betriebseigenschaften werden an die Fernsehgeräte erhöhte Anforderungen an Hitzebeständigkeit, erhöhte Feuchtigkeit- und Transportsicherheit gestellt. Diese Gesichtspunkte müssen bei weiteren Exporten berücksichtigt werden, da sonst mit erhöhten Ausfällen zu rechnen ist.

So wie im Inland die RAFENA-Werke für einen guten Service besorgt sind, ist es auch das Bestreben, den Fernsehservice im Ausland so aufzubauen, daß dem Kunden jederzeit bei eventuell auftretenden Betriebsstörungen sofort Hilfe zuteil wird. 

Entgegen unseren Erwartungen ist in Havanna und in anderen großen kubanischen Städten die Grundlage hierfür vorhanden. Fernsehreparaturwerkstätten, die größtenteils zu Filialgeschäften der früheren Agenturen ausländischer Firmen wie General Electric, Philco usw. gehörten, sind heute nationales Eigentum. Diese Werkstätten sind gut mit Meßgeräten, Servicewagen  und geschultem Personal ausgerüstet.

Diese Unternehmen sind mit ihrer Organisation und den Verkaufsgeschäften  über das ganze Land verteilt und jetzt nach dem Sieg der Revolution in der ÖKONOIVA zusammengefasst. Jetzt wird von dieser Vereinigung die Verteilung der Waren sowie der Kundendienst durchgeführt.

Zu Beginn wurden Musterfernsehgeräte in die Geschäfte und Werkstätten geliefert. Die kubanischen Servicetechniker beurteilen den 'RECORD 4' mit gut. Merkwürdigerweise war ihnen die konservative Verdrahtung besonders sympatisch. Insgesamt wurden 102 Werkstattleiter an unserem Fernsehgerät 'Record 4' geschult. Es erwies sich dabei, daß im 'Record 4' eigentlich nur geringe Abweichungen von der Schaltung bereits vorhandener Fernsehgeräte vorhanden sind.  Im Ergebnis der Schulungen konnten wir auch Hinweise zur Verbesserung der Tropenfestigkeit an unseren Geräten mitnehmen."

Nach gut einem Monat ging es per Flugzeug wieder zurück in das kalte Dezemberwetter in der deutschen Heimat.

Hinweis; die genauen Fertigungszahlen des Modells 'Record 4' habe ich bis jetzt nirgendwo gefunden. Auch nicht in der Broschüre von Wolfgang Traste , welche im April 2007 von der zeitweiligen Arbeitsgruppe Betriebsgeschichte erstellt und herausgegeben wurde. Es ist also notwendig weiterzusuchen. Sollte jemand das gerät in seiner Sammlung haben und ein paar schöne Farbbilder hier an den Beitrag anhängen, das wäre toll....

 

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Fernsehen in Kuba RAFENA Ein Erlebnisbericht 
23.Feb.21 19:41
4324 from 6166

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Zum RECORD 4 in Kuba  gibt es inzwischen mehrere Reaktionen von Lesern, die ich gerne weitergebe:

Herr Lindner hat mir ein inzwischen sicher sehr gesuchtes Prospekt zur Verfügung gestellt über den Record 4  , also das hauptsächlich für den Export produzierte Gerät mit klappbaren Seitentüren und baugleich der Record 5 ohne diese Türen. Beides sind Standgeräte, die Gesamthöhe beträgt 96 cm .

auf der Titelseite des Prospektes ist der Record 5 (ohne Türen) zu sehen. er ist ansonsten baugleich, im Kurztext : 110 Grad Ablenkung, Chassis herausklappbar, automatische Regelung der Bildgröße, Fernbedienungsanschluß ( konnte zusätzlich gekauft werden) , Abstimmautomatik, regelbarer Scharf- und Weichzeichner. Das hübsche Fotomodell dürfte nach meiner Berechnung ca 180 cm groß sein.

Für den Export in einige Länder wurde das Gerät in RTMA- Norm gefertigt und auch eine anderes Netzteil ( im Bild unten rechts) mußte eingebaut werden  für 60 Hz Wechselstrom, wie das in Kuba der Fall war.

Diese Infos gab es auch in spanisch, speziell für die Kunden in Kuba

 

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Fernsehen in Kuba RAFENA Ein Erlebnisbericht 
10.Mar.21 20:40
4555 from 6166

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

auch unsere Staßfurter Fernsehwerker lieferten einen Schwarz-Weiß Fernseher nach Kuba

Fernsehtechnik aus Stassfurt

Schwarz-Weiß-Empfänger

Stassfurt K (Export Kuba)

Warenzeichen:

Daten:

Hersteller: VEB Fernsehgerätewerke Stassfurt
Baujahr: 1966?
Preis: Export Kuba
Gehäuse: Holz furniert, Front mit Schutzscheibe, Rückwand aus Pappe

Maße: 500 mm hoch, 700 mm breit, 410 mm tief Gewicht: 35 Kg

Technik:

Netzbetrieb: Wechselstrom 110 V +- 10% Volt, 60 Hz; Leistungsaufnahme ca. 180 W Norm: RTMAT, 525 Zeilen
Empfangsbereiche: Gama I y II
Anntennenanschluß: 270 Ohm symmetrisch,

Röhrenbestückung: PCC 88,3 x PCF 82, 3 x EF 80, PCL 84, EF 183, PABC 80, PL 84, PL 500, PY 88, DY 87, PC 92, PCL 85

Hochspannungsgleichrichter: Röhre DY 87 Bildröhre: B 59 G 1
Zwischenfrequenz: Bild-Träger - 45,75 MHz

Ton-Träger - 41,25 MHz

DF - 4,5 MHz Bild-ZF-Verstärker: 3 stufig, Bandfilterkopplung

DF-Verstärker: 1 stufig
Lautsprecher: 1 Breitbandlautsprecher 3 Watt,

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Fernsehen in Kuba RAFENA Ein Erlebnisbericht 
11.Mar.21 20:56
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Dieses Bild aus Post 5 kann aber kein Modell K aus Staßfurt sein. Nach Röhrenbestückung enthält es im Tuner eine PCC88, das heißt, einen Kaskodetuner mit Trommelkanalwähler ohne Skala. Das gezeigte Bild ist wahrscheinlich eine Sibylle 108 mit durchstimmbarem Gitterbasis-Tuner und hat deshalb eine Skala.

Eine Dokumentation dieses Typ K zeigt ein solches Bild, leider nur in keiner guten Datenblatt-Qualität.
Das Sibylle-Gehäuse ähnelt dem Typ K schon sehr, hat aber eine Skala. Auf dem folgenden Bild ist aber der Schaltknopf für den Trommel-Kanalwähler deutlich zu erkennen. 

Leider hat das Museum in Staßfurt auch keine weiteren Dokumente zu diesem sicher sehr seltenen Modell.

Dank an Herrn Recke vom RFT Museumsverein Staßfurt für die Zuarbeit. 

Wolfgang Eckardt

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