Große Bleche löten

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ID: 354132
Große Bleche löten 
04.Aug.14 12:12
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Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 278
Anzahl Danke: 7

Wenn man größere Teile als üblich löten muß, kann das eine Herausforderung sein. Bei einer Neuanfertigung kann man sich noch durch abschnittsweises Arbeiten mit Kolben oder Lötlampe helfen, aber stellen Sie sich vor, Sie müssen einen Tuner öffnen, ohne das Innenleben zu grillen. Dann muß die ganze Naht auf einmal schnell erwärmt werden. Dafür gibt es eine überraschend einfache Lösung. Sie besitzen nämlich einen Lötkolben mit mehreren kW Heizleistung. Sie finden ihn in Ihrer Küche.

Hier ein paar Bilder von der Behandlung eines nicht-elektrotechnischen Objekts. Bei dieser Gießkanne war eine Naht leck geworden. Örtliche Nachbehandlung mit der Lötlampe half nicht, also mußte der Boden ab.

Bevor man zur Tat schreitet, ist minimale Vorbereitung nötig: Neben einer passenden Herdplatte wird ein Platz angepeilt, wo man das heiße Trumm bequem hinschieben kann, auch wenn es auseinanderfallen will. Dann legt man ein Holzstück bereit, mit dem man ggf. bei der Trennung nachhelfen kann und bei kleineren Objekten Arbeits- oder Grillhandschuhe, ferner Lötzinn zum Testen.
Dann geht's los: Die Herdplatte wird leer mit voller Leistung eingeschaltet. Mit dem Zinn prüft man die Temperatur: Wenn der Lötdraht direkt auf der Platte schmilzt,  wartet man noch eine gefühlte Minute und drückt dann das zu trennende Teil auf den Herd. Das Lot schmilzt nun zügig (und ggf. vorhandener Schutzlack raucht - vorher Abzugshaube einschalten). Wenn das betreffende Blech nicht freiwillig liegenbleibt, drückt man es mit dem Holz ab und schiebt beide Teile zum Abkühlen beiseite.

Sollte Ihr Herd keine gußeisernen Platten mehr haben oder Sie gar über den Luxus eines Gasherds verfügen, ergänzen Sie ihn um eine alte Pfanne oder schauen Sie auf dem Flohmarkt nach einer Einzelkochplatte.

Das Säubern vor dem Zusammenbau ist selbstverständlich. Hier waren dicke Krusten an Korrosionsprodukten zu entfernen. Deswegen war das Nachbraten zwecklos.

Wegen der Länge der Naht habe ich mich hier für Lötpaste statt Draht entschieden, weil ich befürchtet habe, daß die ungeregelte Hitze evtl. die zuletzt zu füllenden Bereiche gammeln läßt. Paste kann man in aller Ruhe vorher auftragen. Sie zeigt durch ihr Schmelzen die Temperatur an, so daß kaum Gefahr besteht, etwas totzubraten. Sie hat aber auch Nachteile: Da sie nur teilweise aus Zinn besteht, muß man irgendwo einen Überschuß unterbringen oder mit Draht nachfüllen, um eine schöne Naht zu erzielen. Außerdem dehnt sie sich beim Aufheizen aus und wird vor dem Schmelzen des Zinnanteils sehr flüssig. Man muß also auf jeden Fall auf eine Unterbrechung zur Korrektur gefaßt sein, wenn man die ersten Versuche macht.

Um Spritzen und Herausquellen von Paste zu vermindern, soll das Aufheizen jetzt langsamer sein. Man schaltet die Platte also nur auf Stufe 4 (von 6) ein und stellt das Objekt gleich drauf. Das Lot wird erst sichtbar stumpf und grau, beginnt dann aber wieder nasser auszusehen. Jetzt wird gleich das Flußmittel schmelzen und unter Umständen ein Vulkan an grauer Masse aus der Naht quellen. Deshalb aufpassen und das zu lötende Teil ggf. schnell entfernen. Solange das Zinn noch nicht begonnen hat zu schmelzen, läßt sich der Überschuß ohne Spuren abwischen. Das war hier zweimal nötig.
Kurz darauf künden helle Punkte von der Verflüssigung des Zinns. Damit verkleinert sich das Volumen und das Spucken hört auf. Nun das Objekt fest auf die Platte drücken, damit die Naht überall möglichst schnell aufschmilzt. Sobald sich Löcher zeigen mit Lötdraht nachfüllen.

Zum Abkühlen am Besten auf eine kalte Herdplatte herüberschieben. Damit vermeidet man auch, daß bereits vorhandene Lötstellen beschädigt werden.

Fertig! Ich finde, das ist vorzeigbar. 

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Einzelkochplatte 
05.Aug.14 12:27
198 from 4797

Georg Beckmann (D)
Redakteur
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Anzahl Danke: 9
Georg Beckmann

Hallo Herr Thies,

eine sehr gute Idee,  gebe jedoch zu bedenken, wenn  die Spuren des Schaffens auf der Herdplatte zurück bleiben, kann des zu einem ernsthaften Zerwürfnis mit der Frau des Hauses kommen.

Ich setze für ähnliche Zwecke eine Einzelkochplatte ein. ( sh. z.B Amazon ca. 15.. 20€ )

Dazu habe ich noch eine Temperaturregelung mit Thermoelement verwendet. Für Reparaturen von Leiterplatten mit Alukern, kann diese auf ca. 100° .. 120° C erwärmt werden, sonst kann man bei so einer Leiterplatte praktisch keine Bauteile wechseln.

 

Grüße

 

Georg Beckmann

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Bügeleisen 
05.Aug.14 18:10
268 from 4797

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
Beiträge: 582
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Ein umgedreht am Griff in den Schraubstock gespanntes altes Bügeleisen tut es auch.

HDH

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Heißluftpistole 
07.Aug.14 07:43
427 from 4797

Giovanni Cucuzzella (D)
Redakteur
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