Heizspannung von Telefunkenröhren

ID: 33884
Heizspannung von Telefunkenröhren 
25.Sep.04 07:22
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Michael Niermann (D)
Beiträge: 106
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Hallo,

beim Vergleichen von verschiedenen Telefunken Thoriumröhren (RE064, RE144, RE154), ist mir aufgefallen, dass diese ab einem bestimmten Datum für 4V Heizspannung sind, Röhren welche älter sind für 3,5V. Sind tatsächlich die Heizfäden geändert worden oder sind die Röhren nur anders gestempelt? Wer kann mir diese Frage beantworten?

Viele Grüße an alle,

Michael Niermann

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Welche Heizspannung wann? 
26.Sep.04 00:25

Hans M. Knoll (D)
Redakteur
Beiträge: 2163
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Hans M. Knoll

Hallo Herr Niermann,

ob wir da jemals noch die Wahrheit heraus bekommen?

Im "Ratheiser" ( die Telefunken Bibel ausserhalb der Firma)  von 1942 stehen die 064 mit 3,5 V und 0,06 A, die 144 mit 3,5V und 0,17A und die 154 mit 3,5V und 0,17 A.
In einem internen Schreiben von Telefunken vom 1/1944 stehen die 064 mit 4V und 0,06A, die 144 mit 3,4V und 0,2 A und die 154 mit 4V und 0,18A.

Gruss von Hans M. Knoll

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Heizspannung 3,5 Volt 
26.Sep.04 12:48

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 8

Hallo Hr. Niermann, Hr. Knoll!
Ich habe gerade meinen "Röhrenvorrat" aus der Zeit
(gut ein Dutzend) durchgesehen.
Vorher war ich der Meinung, ich besitze auch
Bariumröhren mit 3,5 Volt.
Dem ist nicht so!
Allerdings gab es auch Röhren, die unter derselben
Bezeichnung zuerst mit Thoriumfäden und 3,5 Volt
hergestellt wurden, später mit Barium und 4 Volt-
Das trifft jedenfalls auf RE074d in meinem Besitz zu.

Was den Grund dafür betrifft, möchte ich folgendes zur
Diskussion stellen:
Um die Jahre 1928 bis 1930 gab es etwa gleichlaufend
den Übergang von Thoriumröhren auf Bariumröhren
bei Batteriebetrieb und die Einführung von
indirekt geheizten Röhren.
Das zog starke Veränderungen im Empfängerbau nach sich.
Vorher war der typische Radio für Batteriebetrieb
ausgelegt, er wurde mit zwei Bleizellen geheizt.
Diese ließ man beim Händler aufladen.
Damit man diese gut ausnutzte, waren im Empfänger
Potis in den Heizkreisen angeordnet, mit denen man
bis zur Entladeschlußspannung von 3,6 Volt herunter
das Radio betreiben konnte.
Mit Einführung der Netzempfänger verloren die Batterieröhren
stark an Bedeutung.
Man ging wohl für die Bariumröhren davon aus, daß diese
mit Heizspannung von 3,6 bis 4,4 zurecht kommen.
Dies habe ich bisher nicht ausdrücklich so in Datenblättern gelesen,
aber die Schaltungen der Batterieradios nach 1930
setzen dies voraus.
Dabei kann auch eine Rolle gespielt haben, daß die
Bedienung der Heizregler für den "Normalverbraucher" zu
kompliziert war.
Jedenfalls ist so etwas bei den Batterieradios der 30er
( VE301 B etc) nicht mehr vorgesehen.
Grüße
Georg Schön

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Warum so verschieden Heizungen 
26.Sep.04 14:30

Hans M. Knoll (D)
Redakteur
Beiträge: 2163
Anzahl Danke: 7
Hans M. Knoll

Hallo Herr Schoen,

einen guten Tag.

Was Sie sagen entspricht genau meiner Vorstellung und ist sicherlich  der Grund.
Weil der "Kollege" nicht danach fragte, hielt ich mich zurueck!

Gruss Hans M. Knoll

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auch spätere Typen betroffen 
26.Sep.04 15:19

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730
Anzahl Danke: 7

Liebe Sammlerkollegen,

nicht nur für Röhren aus der angesprochenen frühen Epoche gibt es unterschiedliche Heizspannungen. So habe ich z.B. eine TFK RGN2004, bei der im großen TFK-Stern steht: "3,8 Volt" (statt üblicherweise "4 Volt"). Allerdings handelt es sich um eine "Versuchsröhre, Weiterverkauf strafbar". Diese Röhre trägt den Fertigungscode "sk". Damit ist sie vom Dezember 1935, wohl eher eine sehr frühe Fabrikation dieser Type. Möglicherweise sind Heizspannungsvariationen typisch gerade für Röhren aus einem Fertigungsbeginn.
Andere Beispiele, die mir spontan einfallen: CCH1 und PY83. Im Gegensatz zu Röhren mit empfindlichem Heizfaden (z.B. Hellglüher und Batterieröhren) dürften die Heizspannungsunterschiede - die "Spezialisten" mögen mir verzeihen - bei den späteren Röhren in der Praxis von eher geringer Bedeutung sein. Was aber nicht heißen soll, daß man die genauen Anweisungen der Gerätehersteller großzügig ignorieren darf. Da heißt es z.B. oftmals, man solle (bei Serienheizung) den Heizstrom kontrollieren und ggf. mit Hilfe des Vorwiderstandes einstellen. Manchmal kommt solch ein Hinweis auch erst im Laufe der Fabrikationsserie eines Gerätes nachträglich hinzu. So heißt es zum Beispiel bei einem späten Koffer TFK Bajazzo (50): "Nach einem Röhrenwechsel soll vom Fachmann der Heizstrom durch Parallel- und Vorwiderstände zu den einzelnen Röhren so eingestellt werden, daß bei richtiger Netzspannung die Heizspannung an jeder Röhre 1,2V +-0,1V beträgt. Die Messung ist mit einem hochohmigen Voltmeter von ca. 25kOhm/V vorzunehmen".
Angesichts der kombinierten Serien- und Parallelschaltung der D11er Heizfäden eine echte Herausforderung an die Werkstätten. Ob das jemals jemand so gemacht hat?

Gruß

Andreas Steinmetz

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zum Fertigungsbeginn RGN2004 
28.Sep.04 16:35

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730
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Liebe Kollegen,

wie ich gerade bemerke, lag ich mit meiner Einschätzung, daß die erwähnte RGN2004 mit Produktionsdatum 12.35 wohl eine sehr frühe Fertigung sei, offensichtlich deutlich daneben. Wann diese Type erstmals aufgelegt wurde, weiß ich auf die Schnelle auch nicht so genau; sie ist aber definitiv schon in Geräten vor 1930 zu finden. Umso bemerkenswerter finde ich es dann aber, daß während der laufenden Produktion Experimente durchgeführt wurden, die auch Auswirkungen auf die Heizspannung hatten.
Sicherlich habe ich mich mit meinen Beiträgen schon ein wenig vom ursprünglichen Thema (Thoriumröhren) entfernt, denke aber, daß auch diese Infos von allgemeinem Interesse sein dürften, zumal bei Nichtbeachtung u.U. die Heizfäden gefährdet sind.

Andreas Steinmetz

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Produktionsbeginn RGN 2004 
28.Sep.04 18:28

Michael Seiffert (D)
Redakteur
Beiträge: 543
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Michael Seiffert

Laut der Röhrenchronik, die Herr Roschy erstellt hat, ist Produktionbeginn 1928.
M. Seiffert

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Heizspannung 
28.Sep.04 21:08

Michael Niermann (D)
Beiträge: 106
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Hallo allerseits,

 

vielen Dank für die Hinweise.

 

Meine Sorge ist es die 4V Röhren mit 3,5 Volt zu Unterheizen, was besonders bei Thoriumrören, nicht gut ist. Oder die 3,5V Röhren zu Überheizen, das geht auf die Lebensdauer.

 

So stellte sich mir die Frage, ob die Röhren wirklich unterschiedlich sind, oder nur anders beschriftet. Wie ich es mittlerweile verstehe, sind die Röhren nicht für genau eine Heizspannung gebaut, sonder für den Betrieb an 4 Bleiakkus. Zum Beispiel ist im Radio Diehr Katalog von 1928-29 eine Spannungsangabe von 3,5V bis 4V zu finden. Jedoch nicht im "Telefunken, Röhren für den Rundfunk" aus den 20er Jahren. Dort sind nur 3,5V angegeben.

 

Eine andere Frage: Ab wann unterheize ich den eine Röhre?

 

Und noch eine Andere Frage, die nur indirekt mit diesem Thema zu tun hat: Wie viele 1,5V Batterien gehören in eine 90V Anodenbatterie? Irgendjemand schrieb es mal. Es sind nicht 60, sondern es wurden mehr verbaut. Ich find den Artikel nicht mehr.

 

Viele Grüße,

 

Michael Niermann

 

 

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