High fidelity - seit wann gibt es das?

ID: 170195
High fidelity - seit wann gibt es das? 
23.Aug.08 14:40
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Mit Verblüffung las ich den folgenden Beitrag im "Radio-Amateur" Heft Dezember 1936:

Diese frühzeitige Verwendung des Begriffes für Wiedergabe-Qualität der Lautsprecher bereits 1936 hatte ich nicht erwartet. Sicher werden diese Kriterien damals nichts gemein haben mit der DIN 45500 aus den 60er-Jahren, aber immerhin doch für mich erstaunlich.

W.E.

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High-Fidelity - von den 20er Jahren zu heutigen Esoterikern 
23.Aug.08 17:59

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

High-Fidelity (u.a.) ist ein Wort im Zusammenhang von Tonaufnahmen und -Wiedergabe. Der Begriff taucht in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts auf. Bei der Aufnahme als man die Mikrofontechnik und das Aufzeichnen zu verbessern suchte. Bei der Wiedergabe war es wohl der aufkommende Tonfilm wo wegen ganz unterschiedlichen Abständen zu Lautsprechern sowohl die "Nebengeräusche" wie auch der Ton selbst optimiert werden musste.

Wir als Käufer betrachteten vor allem die Wiedergabe. Es gab mehrere Wellen mit immer steigenden Ansprüchen von "Hi-Fi" und dem Thema als vordergründig erscheinend. Wir werden wohl als Erstes die Anfangs 50er Jahre kennen, was aber in den USA (und auch in Grossbritannien) früher begann.

Die DIN-Norm 45500 war eine solche Welle und Qualitätsvorstellung. Sie wurde aber schon bald durch wesentlich bessere Werte übertroffen. Schliesslich gingen sogar die Grenzen unseres Hörvermögens vergessen, wenn wir an die Hi-Fi-Esoteriker denken. Damit meine ich nicht die obere ziemlich absolute Hörgrenze, denn Mischprodukte mit diesen hören wir schon. Ich meine, dass unser Unterscheidungsvermögen meist höchst bescheiden und das Empfinden ob etwas perfekt tönt sehr unterschiedlich ist. Beim erreichen einer gewissen Grenze der Linearität etc. sind Werte in einem Doppelblindversuch nicht unterscheidbar - eine hohe diesbezügliche Wette ist bis jetzt leider niemand mit mir eingegangen ... Denn kürzlich hatte mir mal jemand erklärt, warum er den Endverstärker auf eine schwere Granitplatte stellte und damit wesentliche Verbesserungen im Ton erzielte ...  Er war absolut dagegen, dass gewisse Physik-Kenntnisse zur Beurteilung von Vorteil seien.

Eigentlich sollte ich aber mit dem guten Beispiel voran gehen und nicht über solche "Menschlichkeiten" diskutieren - bitte lassen wir es sein. Im Gegenteil: Wir sollten offen sein für Hi-Fi-Freaks, die gute Verstärker bauen wollen etc. - so lange als sie nachvollziehbare Argumente haben. Wir haben unter uns sicher Mitglieder, die auch da beraten können.

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HiFi-Welle in den 30er-Jahren? 
23.Aug.08 19:49

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

 

Lieber Ernst,

vielen Dank für deine Ausführungen zum Thema. Damit bin ich nun noch schlauer geworden und es rundet meinen Beitrag ab, der aus der Verwunderung entstand, dass der Begriff "High Fidelity" schon in den 1930er-Jahren Anwendung fand.

Ergänzen möchte ich noch durch Hinweise, die mir per E-Mail zugingen.

Herr Mühlbrandt machte mich mit einem Telefunken-Werbeblatt darauf aufmerksam, dass der T586 1935/36 als  "HiFi-Gerät eingestuft" wurde. Hier ein Ausschnitt daraus:

Offensichtlich gab es um 1935/36 ein verstärktes Bestreben, den Begriff "High Fidelity" zu verwenden, ohne dass es genauere Festlegungungen oder gar Normen gab (siehe auch Post 1 zu Körting-Lautsprechern.)

Interessant ist auch der Hinweis von Herrn Cucuzzella auf eine Literatur:
 


 „Einführung in die High-Fidelity und Stereophonie“

Herausgeber: dhfi – Deutsches High-Fidelity Institut e. V.
3., erweiterte Auflage 1971
© 1968 by Verlag  G. Braun (vorm. G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Verlag)
 
Wörtlich  daraus: "…Diese Behauptung fordert nähere Begründung. Der dem Englischen entlehnte Begriff „High Fidelity“ bedeutet so viel wie „klangtreue Musikwiedergabe“. Seit den 30er Jahren bezeichnet er den im Bemühen, Musik klangtreu aufzunehmen, zu übertragen, zu speichern und wiederzugeben, jeweils erreichten Stand der Technik. Dieser hat sich im Verlauf des letzten Jahrzehntes so sprunghaft entwickelt, dass der Begriff High Fidelity, allmählich der Relativität seiner Bedeutung entkleidet , durch folgende Definition beschrieben werden kann: High Fidelity ist gegeben, wenn das die Wiedergabeapparatur verlassende Musik-Signal sich vom Original im Konzertsaal oder im Aufnahmestudio im besten Falle durch Messungen, gehörmäßig aber gar nicht oder nur durch direkten Vergleich unterscheiden lässt…."

 
Ich möchte nun aber nicht eine HiFi-Diskussion anfachen oder gar den gegenwärtigen HiFi-Freaks ihre Bemühungen untergraben oder schmälern.
Einzig die Feststellung und meine Verwunderung darüber, dass in den 1930er Jahren, als alles noch per AM zwischen 200 und 2000m Wellenlänge ablief, als mit ultrakurzen Wellen lediglich versuchsweise zur Musikübertragung gearbeitet wurde, dieser Begriff schon von den Werbefachleuten genutzt wurde, veranlassten mich zu dem Beitrag.
 
Vielen Dank den Zusendern, den Herren Mühlbrandt und Cucuzzella.
 
Mit HiFi-Grüßen
Wolfgang Eckardt
 

 

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