IBM 701 alias 'Plato'

ID: 385150
IBM 701 alias 'Plato' 
24.Sep.15 21:57
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

Das IBM Modell 701 wurde ursprünglich als "Defense Calculator" (für Verteidigungszwecke) enttwickelt, jedoch am 29. April 1952 der Öffentlichkeit als IBM's erster kommerzieller "Scientific Calculator" vorgestellt.

Im Januar 1953 nahm die Kaufhallen GmbH in Köln (als Tochter der Kaufhof AG) ein Modell 701 in Betrieb. Aus Anlaß des 75jährigen Jubiläums der Kaufhof AG wurde ein Bildband "1879-1954" herausgegeben. Hier die Seite "1953" in welcher das Modell 701 "Plato" genannt wird:


1953


Plato

Plato, nächst Aristoteles der bedeutendste Denker des klassischen Altertums, hatte gelehrt: es gibt keine Gewißheit, sondern nur Täuschung, die zum Wesen der menschlichen Meinung gehöre. "Irren ist menschlich." Die moderne Rechenmaschine, die den Namen des griechischen Denkers trägt, kann sich nicht irren. Sie macht keine Fehler. Sie rechnet grundsätzlich alles vorwärts und rückwärts. 3x4=12, 12:4—3=0. Wenn sie nicht auf den Ausgangspunkt Null kommt, bleibt sie stehen. Damit meldet sie: hier ist ein Fehler. Der Fehler liegt in den meisten Fällen an einer ausgebrannten Röhre, die dann ersetzt werden muß. Die Rechenmaschine Plato ist nämlich ein Röhrengerät — mit 1400 Röhren. Sie multipliziert, indem sie addiert! Um beispielsweise die Zahl 87654321 mit 25 zu multiplizieren, addiert sie die Zahl 87654321 fünfmal hintereinander; das ergibt die Summe 438271 605; zu dieser Zahl zählt sie noch zweimal die verzehnfachte Ausgangszahl (876543210) dazu, um zu dem Endresultat 2191358025 zu kommen. Die Multiplikation zweier zehnstelliger Zahlen dauert einschließlich der Rückrechnungs-Kontrolle weniger als eine zwanzigstel Sekunde. Die "Plato" ist vorläufig in Europa die einzige Rechenmaschine ihrer Art. Sie wurde im Januar 1953 von der Kaufhallen GmbH in Köln, einer Tochtergesellschaft der Kaufhof AG, in Betrieb genommen. Sie ermittelt bei einer Lieferantenrechnung automatisch den Einkaufspreis eines Warenpostens, addiert die Verpackungskosten, subtrahiert die Frachtvorlage und berechnet dazu noch den Skonto vom Einkaufspreis. Das Photo zeigt eine Zelle des Gehirns: eine der 1400 Röhren.


 

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Abgebildete Röhre 
25.Sep.15 11:35
71 from 1899

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die abgebildete Röhre könnte eine 6J6 sein oder die kommerzielle Ausführung 6J6WA.

MfG DR

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IBM Röhren 
01.Oct.15 23:19
291 from 1899

Georg Richter (D)
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Georg Richter

Der internationalen Büromaschinenmanufaktur hat es zwar nicht an Humor gefehlt,

Graphik aus dem  IBM-Buch "Electronics in IBM" (1952)

aber "in die Karten" liess man sich nicht schauen. Röhren waren "IBM" gelabelt, mit eigener Numerierung:

Leider gibt es keinerlei Bilder welche Aufschluss über "Made by ..." der mittleren Röhre geben.

Wer sich für das Model 701 und dessen umfangreiche Peripherie interessiert findet über Suchmaschinen fast alles, auch Rechenleistung und erschreckend niedrige MTBF (Mean Time Between Failures).

Randbemerkung:

Branchentelefonbuch (Gelbe Seiten) Ende der 70er Jahre, Rubrik "EDV", Eintrag IBM:: "Siehe unter Büromaschinen"

MfG,

GR

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