Input power / PEP ?

ID: 227433
? Input power / PEP ? 
29.Aug.10 09:29
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Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Seit Urzeiten sind Sendelizenzen an maximale Eingangsleistung gebunden. In USA galt z.B. 1922 Für General Amateur Stations max 1 kW input, für Restricted Amateur Stations 0,5 kW, alles im Bereich unterhalb 200 m.

Wenn ich heute Transceiverdaten betrachte, finde ich (beispielsweise für Drake TR-4C):

Input Power:
1) 300 W PEP-SSB,
2) 260 W PEP-AM,
3) 260 W CW.

Was mich dabei stört:
1) wieso PEP am input? Das hieße, dass die Modulation sich voll am Eingangsstrom wiederfindet!
Hieße es "max. 300 W bei SSB und max.Modulation", könnte ich es verstehen. Dass bei SSB und unterdrücktem Träger die HF nur als peak envelope power gemessen werden kann, ist klar. aber an der Stromversorgung ??
2) auch hier fände ich "(max.) 260 W bei AM" logischer.
3) ist klar.

Ich nehme an, dass sich hier eine saloppe Praxis eingeführt hat, die aber m.E."normaler" Technik- und Ingenieurspraxis widerspricht!  Amateur-slang??

Bitte um Aufklärung,
Gruß,
KoBi (durchaus noch denkfähig, aber hier leicht verwirrt) 
 

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Antwortversuch 
29.Aug.10 18:14
85 from 9903

Götz Linss † 27.06.21 (D)
Beiträge: 277
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Lieber Kobi,

ich will mal versuchen etwas Licht in diese PEP Angelegenheit zu bringen.

Das Beispiel des Drake TR4 ist typisch für Werbungs-/Verkäufer-speak. Es ist kein Funkamateur-slang. Der Anbieter verspricht sich, wie auch sonst überall, von den höheren Zahlen einen höheren Verkaufsanreiz. Denn, würde er die Ausgangsleistung (output) angeben, stünden da deutlich niedrigere Werte und das würde sein Produkt nicht wie gewünscht über die Konkurrenz erheben.

Zum Input: in früheren Jahrzehnten hatten nur ganz wenige Funkamateure Geräte zum Messen, bzw. Abschätzen der Ausgangsleistung ihrer Sender. Aber mit einfachem Volt- und Ampèremetern läßt sich die von der Endstufe aufgenommene Leistung recht ordentlich feststellen. Für den im C-Betrieb erzeugten Träger bei AM und CW kein Problem. Und diese Eingangsleistung der Senderendstufe wurde weltweit als Input angegeben.

Mit dem Siegeszug von SSB (mit unterdrücktem Träger, J3E) war es nicht mehr so einfach möglich den Input zu bestimmen. Mit Eintonsignal in den Modulatoreingang konnte die Spitzenleistung erfaßt werden, damit begann die PEP Angabe. Für 150%ige mußte es Bestimmung mit einem Zweitonsignal sein. Mit der SSB Zeit kamen auch "Schätzgeräte" in Umlauf, die in die Speiseleitung eingeschleift neben dem SWV auch eine Ausgangsleistungsanzeige hatten. In der heutigen Form sind diese Geräte umschaltbar zwischen Mittel- und Spitzenwert und der Sonderfunktion "peak-hold" (deutscher Ausdruck dafür?). Seitdem sprechen Funkamateure nur noch über die Ausgangsleistung, in PEP. Die gültigen gesetzlichen Bestimmungen schreiben die maximal zulässigen Leistungen in PEP Output mit entspr. Definition vor.

Viele Grüße - Götz, DJ3IW

 

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Input-PEP ist gut für den pekuniären Umsatz 
29.Aug.10 18:27
92 from 9903

Eilert Menke (D)
Redakteur
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Hallo Konrad,

Du hast recht, das haben sich wahrscheinlich Werbestrategen ausgedacht. 200 Watt input verkaufen sich weitaus besser als 100 Watt output, und PEP macht ebenfalls mehr daher aus Dauerstrich.

"Funker" sind oftmals nur (angelernte) Laien, keine qualifizierten HF-Techniker und daher auch eher als Konsumenten für markige Parolen empfänglicher als für staubtrockene Fakten. Wahrscheinlich spielt Wunschdenken auch eine gewisse Rolle. Dies war früher oft auch im CB-Millieu zu beobachten.

Seit geraumer Zeit sind nun die Lizenzbestimmungen an der Ausgangsleistung orientiert, nicht nur in DL. Vorher war es hier die Datenblatt-Anodenverlustleistung der Endstufenröhre(n)/Transistor(en), -> max. 150 Watt. Um möglichst viel Output zu erreichen führte dies dann oft zu abenteuerlichen Endstufenkonstruktionen mit Farb-TV-Zeilenendröhren u.s.w., anstatt robusten (und linearen) HF-Endröhren.

Diesbezüglich erinnere mich an die Reklame eines bekannten deutschen KW-Antennenherstellers, der die Belastbarkeit seiner Produkte ebenfalls mit dem PEP-Input des Senders angab. Peinlich...

Gruß

Eilert 

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PEP-Input 
29.Aug.10 19:01
125 from 9903

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Hallo Götz und Eilert.

Ich bin erleichtert, denn Eure Antworten stellen meine Welt wieder gerade. Ich begann schon zu zweifeln... aber wie ich sehe, waren meine Überlegungen doch nicht falsch.

Reklamejargon, ja das ist die Erklärung!

Ganz herzlichen Dank an Euch beide.
Grüße,
KoBi

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