Ist die auch vom Funkwerk Kölleda?

ID: 299519
? Ist die auch vom Funkwerk Kölleda? 
06.Oct.12 14:22
45

Bernd Weith (D)
Beiträge: 63
Anzahl Danke: 9

Hallo,

 

ich habe ein Paar Stereoboxen bekommen. Darauf steht "Audio One", und der Typ ist SX 120.

 

Hier ist Audio One unter Funkwerk Kölleda abgelegt. Es gibt die SX 90.

Die Daten der SX 120: 90/120 W Sinus/Musik; 32 - 22 500 Hz, Made in Germany. Es sind geschlossene Dreiwegeboxen (9,5 kg).

 

Sind diese auch von Kölleda? Da es dann eine DDR-Produktion sein muss kommen mir Zweifel. Lautsprecher dieser Leistung sind mir nicht bekannt - aus der DDR. Gekauft wurden die Lautsprecher mit einem Grundig-Turm (V/T/C 4200) 1989 in Frankfurt (Beleg da). Der Klang ist völlig o.k. und die Sicken sind auch in Ordnung. (Die DDR-Lautsprechersicken neigen ja eher zum "zerkrümeln".)

Weiß jemand näheres?

 

Gruß Bernd

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SX120 
06.Oct.12 18:06
45 from 5749

Michael Seiffert (D)
Redakteur
Beiträge: 543
Anzahl Danke: 5
Michael Seiffert

Hallo Herr Weith,

die beschriebenen Boxen stammen aus der Wende-/ Nachwendezeit (um 1990), produziert in Kölleda für den neuen gesammtdeutschen Markt bzw. "altbundesdeutsche" Abnehmer. Die Chassis sind teilweise originale bzw. überarbeitete Typen aus der Zeit vor 1990. Die Leistungsangaben wurden den neuen Marktbedingungen entsprechend optimistisch angepasst. Ähnliches hat auch Elektroakustik Leipzig gemacht mit den Modellen der New Line Reihe.

Was die zerfallenden Sicken von Lautsprechern angeht, so ist eine solche Pauschalaussage nicht richtig. Es sind nur die Bass- und Mitteltonchassis der BR25 und BR50 und Nachfolgertypen aus Geithainer Entwicklung betroffen und der L2432 aus der B3010 von Stern Radio Sonneberg. Also alles Typen mit Schaumstoffsicke. Die Chassis mit Gummisicke aus Leipziger Produktion (zb. L2621) hingegen sind so gut wie unkaputtbar, was die Sicken angeht.

Das Zerbröseln der Sicken ist im übrigen kein spezifisches Problem von Chassis aus DDR-Produktion, man vergleiche zb. zahlreiche Modelle der Firma Bose oder die Basschassis von Hans Deutsch usw. mit genau den gleichen Problemen. Die Schaumstoffsicken sind halt sehr weich aber leider auch einer starken Alterung unterworfen.

Es wäre wünschenswert, wenn Sie Ihre Boxen als neue Modelle anlegen und entsprechende Bilder beifügen würden.

 

M.Seiffert

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Aufklärung 
07.Oct.12 10:55
117 from 5749

Bernd Weith (D)
Beiträge: 63
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Hallo Herr Seiffert,

 

danke für Ihre Ausführungen. Allerdings stammen die Boxen aus der Vor-Wendezeit - doch der Reihe nach.

 

Ich habe sie mir noch einmal auf denTisch genommen. Ich wollte das Innenleben ergründen. Mit einem kleinen Schraubendreher ließ sich das Gitter recht einfach entfernen. Es ist nur mit etwas Gummi in eine Rille im Holz eingeklemmt. Zum Vorschein kamen, neben den Lautsprechern, sechs recht große Schrauben. Dessen Anblick ließen die Vermutung auf DDR-Produktion erst einmal schwinden. Es waren Kreuz-Schraubenköpfe, die in der DDR sehr selten waren. Aber egal, nicht lange gezögert und die Schrauben gelöst. Wonach sich nicht wie vermutet die Frontplatte heraushebeln ließ, sondern nur eine dünne Sperrholzplatte. Sie deckt nur die Schrauben der Lautsprecher ab. Die waren wieder DDR-typisch Schlitzschrauben.

Der Zugang zum Inneren wurde mir sehr schwer gemacht. Also machte ich mich flugs ans Werk und entfernte die Schrauben, die den Basslautsprecher in seiner Befestigung hielten. Meine Hoffnung, dass die Kabel lang genug sind und ich den Lautsprecher herausbekam erfüllte sich. Ich konnte ihn umdrehen und daneben legen. Im Innern der Box sah ich erst einmal nur Filz. Ich begann mit den Händen unter den Matten zu suchen. Schon nach kurzer Zeit konnte ich das Ziel meiner Bemühungen ertasten - die Frequenzweiche. Ich räumte die Filzmatten beiseite und sofort war der Fall eindeutig! Auf der Leiterplatte fanden sich ausnahmslos Bauteile aus der DDR-Produktion.

Zwei weitere Blicke schenkte ich dem Basslautsprecher, der immer noch umgedreht auf der Box lag. Das Chassis hatte große Ähnlichkeit mit den bekannten DDR-Typen. Doch es fehlte jegliches Typenschild. Dort wo bei normalen Lautsprechern etwas aufgeklebt ist, was neben dem Typ auch immer das Gütesiegel "1" enthielt, war nichts! Doch das war nicht mehr Gegenstand meiner Neugierde. Ich schraubte alles wieder zusammen und bin nun von der DDR-Produktion überzeugt.

 

Wieso Vor-Wendezeit? Der Kaufbelegt sagt aus, dass die Box im April 1989 in der Region Frankfur/Main verkauft wurde. Da war an Wende noch nicht zu denken - zu dieser Zeit habe ich mir noch einen Trabi gekauft - 10 Jahre alt und 2000 Mark über dem Neupreis - doch das ist ein anderes Thema.

 

Ich habe einige Bilder gemacht und werde das Dings mal anlegen.

 

Gruß Bernd

 

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Audio One 
07.Oct.12 18:20
170 from 5749

Michael Seiffert (D)
Redakteur
Beiträge: 543
Anzahl Danke: 6
Michael Seiffert

Hallo Herr Weith,

vielen Dank für Ihre Detektivarbeit. Somit handelt es sich bei den Boxen um eine reine Exportproduktion um das Jahr 1989 herum. Sowas ist ja immer mal gemacht worden und jeder Betrieb war froh über Absatz im westlichen Ausland, wenn auch die erzielten Deviesen nicht beim Erzeuger angekommen sind.

Die gezielte Unkenntlichmachung des Herstellerlandes wurde fast immer vom entsprechenden Importeur gefordert um vermeintliche Negativwerbung beim Käufer zu vermeiden.

Das Fernmeldewerk Leipzig hat im Jahr 1988 mal eine Reihe von Lautsprecherboxen  Carina B9331 für die westberliner Firma Cath gefertigt, mit ausgesuchten und speziell lackierten Chassis und "geschönten" technischen Daten laut Typschild. Der Deal ist aber dann aus mir unbekannten Gründen geplatzt und die Boxen wurden zu moderaten Preisen an Betriebsangehörige verkauft.

Ein Bild lade ich noch dazu hoch, habe nur momentan keine Zeit ins Lager zu gehen.

 

Grüße!

M.Seiffert

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Ist nun drin... 
08.Oct.12 20:28
248 from 5749

Bernd Weith (D)
Beiträge: 63
Anzahl Danke: 6

Die Box ist angelegt als Audio one SX-120.

 

Es gibt auch Bilder.

 

Gruß Bernd

 

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