loewe-opta: Rückkopplungen

ID: 304893
Dieser Artikel betrifft das Modell: Tempo 32005W (Loewe-(Opta); Deutschland)

? loewe-opta: Rückkopplungen 
07.Dec.12 22:41
111

Adalbert Gebhart (CH)
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Eine Frage an die Röhrenradio-Experten:

Der Ausschnitt des Schaltplans vom Loewe Temp 32005 zeigt zwei Rückkopplungsnetzwerke.

Nr 1 auf die Endstufe scheint mir die Entbrummung zu sein.

Wozu aber diente die Rückkopplung Nr 2 auf die Vorstufe?

Grüsse

Adalbert Gebhart

 

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Gegenkopplung 
08.Dec.12 15:45
111 from 2751

Henning Oelkers (D)
Redakteur
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Anzahl Danke: 5
Henning Oelkers

Sehr geehrter Herr Gebhart,

ich verstehe die Schaltung etwas anders. Nach meinem Verständniss besteht die Brummreduktion nur aus der Teilwicklung, dem in Reihe dazu liegenden Widerstand, und dem Lade- und dem Siebelko.

Die am Ladeelko stehende Spannung versorgt das gesamte restliche Gerät. Demzufolge kann die selbe Leitung nicht als Gegenkopplung verwendet sein. Im Stromweg zur Anode der Vorstufe befindet sich noch eine weitere Siebung, aus Widerstand und Kondensator.

Die von Ihnen als "2" eingezeichnete Gegenkopplung ist so aufgebaut, dass hohe und tiefe Frequenzen schwächer gegengekoppelt werden, als mittlere. Das führt dazu, dass Tiefen und Höhen etwas angehoben werden, und bei Bedarf durch den Klangregler die Höhen abgeschwächt werden können.

Ich hoffe, das hilft Ihnen etwas weiter.

Mit freundlichen Grüßen,

Henning Oelkers

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loewe-opta: Rückkopplungen - die Zweite 
09.Dec.12 14:36
211 from 2751

Adalbert Gebhart (CH)
Beiträge: 157
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Danke für das feedback, auch an die Herren die es per Mail geschickt haben.

So langsam wird das Bild für mich klarer, aber noch nicht ganz.

Daher versuche ich nochmal eine differenziertere Darstellung:

 

Zunächst zur gehörrichtigen Lautstärkeeinstellung:

Die Schaltung, die mir geläufig ist, ist die RC-Kombination Sch1.

Sch2 ist eine Art Bandpass mit oberer Grenzfrequenz ca 200 kHz und unterer Grenzfrequenz ca 200 Hz. Aber wozu das noch zusätzlich? Was hat man sich dabei gedacht? Und wieso diese Grenzfrequenzen? Anscheinend wollte man den Netzbrumm nicht rückkoppeln - das leuchtet ein. Aber wieso macht man sich noch die Mühe, alles über 200kHz rauszufilter. Diese Frequenzen kommen wegem dem Eisen doch sowieso nicht beim Lautsprecher an.

Jetzt zum 100Hz Netzbrummen:

Der Netzbrumm im Lautsprecher hat zwei Ursachen:

1. Den Anodenstrom durch die Wicklung W1. Die Anodenspannung ist stark rippelig, da sie vom ersten Kondensator gleich hinter dem Gleichrichter entnommen wird. Das schlägt aber wegen der fast horizontalen Pentodenkennlinien nur wenig auf den vergleichsweise hohen Anodenstrom durch.
2. Den Strom durch die Wicklung W2, die (man war wohl sparsam damals) als Glättungdrossel für die grün markierte Gleichrichter-Siebschaltung C-W2-C diente. Auch dieser Strom ist rippelig und gegenphasig zu dem Anodenstrom der Endstufe. Er kompensiert daher am Ausgang des Trafos zumindest einen Teil des Brummens.

Dann ist da noch der RC-Tiefpass (gelb markiert) am Gitter der Endstufe. Der hat eine Grenzfrequenz von nominal 100Hz. D.h. der Brumm flutscht so gerade noch durch.
Dieser TP wird von der kleineren, aber immer noch vorhandenen Brummspannung am zweiten Siebkondensator gespeist, und diese Brummspannung am Siebkondensator ist eine eingeprägte, starre Spannung, da der Innenwiderstand von Gleichrichter, Trafo und Siebkette recht klein ist.
Dieser Pfad ist de fakto eine Rückkopplung für den Brumm - ob er dafür gemacht wurde oder nicht. Wenn er nicht zur Brummkompensation da ist, bleibt die Frage, wozu er dann dient.

Das RC-Glied im Anodenkreis der Vorstufe hat eine Grenzfrequenz von 90kHz und daher mit dem Brumm nichts zu tun.

Interessant fand ich noch den Hinweis eines Forum-Teilnehmers, dass sich durch die Alterung der Röhre ihr Kennlinienfeld ändert. Dadurch ändert sich der Brummstrom im Anodenkreis und über eine geänderte Steilheit auch die Verstärkung der rückgekoppelten Brummspannung. Klar also, dass bei einem alten Radio die Brummkompensation nicht mehr so genau stimmen kann wie sie am Anfang seines Lebens eingestellt war.

Bleiben die Fragen:

  1. Dient das gelb markierte RC-Glied zur Brummkompensation oder für etwas Anderes ?
  2. Warum wurde zusätzlich zur Standard-Schaltung der gehörrichtigen Lautstärkeregelung noch die Rückkopplung vom Lautsprecher auf den Lautstärkeregler eingebaut.

Ich gehe den Dingen gerne auf den Grund. Daher würden mich weitere Beiträge sehr freuen.

Mit freundlichen Grüssen

Adalbert Gebhart

 

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loewe-opta: Gegengekopplung vom Übertragerausgang 
01.Dec.16 17:40
1235 from 2751

Adalbert Gebhart (CH)
Beiträge: 157
Anzahl Danke: 5

Sie haben natürlich recht, Herr Oelkers, dass das RC-Netzwerk der Rückkopplung 2 die physiologische Lautstärkeregelung unterstützt.

Das erklärt aber noch nicht, wieso manche Radios eine solche Rückkopplung vom Übertragerausgang auf das Gitter der Vorstufe aufweisen und andere nicht. Was hat man sich bei dieser Rückkopplung gedacht?

Zufällig bin ich im Telefunken Laborbuch I über die Erklärung gestolpert.
Auf den Seiten 174 und 232ff dieses Büchleins ist das ausführlich beschrieben.

Kurz gesagt wurde das wohl gemacht, um Eisen und damit Gewicht zu sparen.

Der Übertrager ist ja mit einem Luftspalt versehen, um die Magnetisierungskennlinie zu linearisieren. Das gelang auch relativ gut, wenn man die magnetische Induktion im Eisen durch einen ausreichend grossen Eisenquerschnitt unter ca 4kGauss hielt.
Indem man diese Rückkopplung einbaute, konnte man den Eisenkern aber deutlich höher (bis 8kGauss) aussteuern und damit das Gewicht - bei gleicher Ausgangsleistung - verkleinern. Die durch die zunehmende Nichtliniearität der Magnetisierungskennlinie entstehenden Verzerrungen wurden über die Rückkopplung - auf Kosten der Verstärkung - wieder ausgebügelt.

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