luxor: 725DW (725 DW); Restaurierung Teil 1

ID: 182570
Dieser Artikel betrifft das Modell: 725DW (Luxor Radio AB; Motala)

luxor: 725DW (725 DW); Restaurierung Teil 1 
31.Jan.09 14:01
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Da immer noch der Schaltplan zu diesem Gerät fehlte und somit eine Orientierung auch bei relativ einfachen Schaltungen manchmal schwierig ist habe ich mich eines Hilfsmittels erinnert, das hier beschrieben wurde.

Bislang habe ich das noch nicht benutzt, finde es aber nach diesem Versuch doch empfehlenswert, weil man die Lage aller Röhrenanschlüsse auf einen Blick hat. Als Bildbearbeitungsprogramm benutze ich PhotoImpact 11. Hier die Anordnung der Röhrensockel.

Das ganze ist maßstäblich gezeichnet. In einem Ausdruck kann man handschriftliche Ergänzungen machen. Perfektionisten können das natürlich auch am PC komplettieren. Möglich ist auch das Hineinkopieren von Teilen des Fotos. Folgendes Bild zeigt ein Beispiel für diese Spielerei:

Da ich nun schon dabei war, habe ich nach der Reinigung des Gerätes die Schaltung aufgenommen. Sie zeigt einige Besonderheiten, die nicht so oft anzutreffen sind.

Es ist ein Zweikreis-Geradeausempfänger. Die erste HF-Stufe mit der Röhre 6D6 ist geregelt. Die Lautstärkeeinstellung geschieht in der Antennenzuleitung mittels eines Differentialdrehkondensators. Die zweite HF-Stufe mit der Röhre 6C6 ist rückgekoppelt. Die Rückkopplung wird ebenfalls mit einem Differentialdrehkondensator eingestellt. Es folgt die Demodulation mit den parallelgeschalteten Diodenstrecken der Röhre 75. Hier wird auch das Schwundregelsignal für die erste HF-Stufe gewonnen. Das NF-Signal wird im Triodensystem der 75 vorverstärkt und der Endstufe mit der Röhre 42 zugeführt. Die Tonblende besteht aus einem Drehkondensator zwischen Anode und Steuergitter der 42.

Das Netzteil ist für Netzspannungen zwischen 100 und 250 V (in zwölf Stufen einstellbar) ausgelegt. Sekundärseitig liefert der Transformator 2 x 350 V für die Anodenspannung, 6,3 V für die Röhrenheizung und 5 V mit Mittelanzapfung für die Heizung der Gleichrichterröhre. Die Feldspule des Lautsprechers liegt als Grundlast parallel zur Anodenspannung und verhindert so ein unzulässiges Hochlaufen der Anodenspannung während der Anheizphase der Röhren. Die Siebung wird mit einem Elko 3 x 8 µF, einer separaten Drossel und einem Widerstand vorgenommen.

Einzelheiten sind dem mittlerweile hochgeladenen Schaltplan in Originalgröße zu entnehmen.

Dieses Schaltungsprinzip ist nicht so oft anzutreffen. In Deutschland habe ich für 1935 nur zwei ähnliche Geräte gefunden: Owin L144W General und Greatz 39W Granat (keine Gewähr für Vollständigkeit).

Etwas schwierig gestaltete sich die Schaltungsaufnahme im Bereich der HF-Spulen. Da die Drähte sehr dünn sind und mit verklebten Rüschschläuchen überzogen sind wollte ich auch nicht daran herumlöten. So blieb nur die Methode mit dem Ohmmeter und einer Portion Kombinationsgabe. Ich hoffe, dass die Schaltung stimmt. Plausibel ist sie jedenfalls.

Auf jeden Fall lässt die Schaltung und der stabile ordentliche Aufbau des Gerätes hervorragende Empfangsergebnisse erwarten.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Restaurierung Teil 2 
09.Feb.09 14:40

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Das Gerät wurde auf dem Flohmarkt des Nienburger Altstadtfestes 2008 für 30 Euro erworben. Trotz Blumentopfradio war es in einem relativ guten Zustand, äußerlich waren außer dem Blumentopfabdruck nur die üblichen Gebrauchsspuren zu erkennen. Eine nicht funktionierende Abstimmung und eine abgeschnittene Netzzuleitung rundeten das Bild ab.

Nach einer ersten groben Reinigung wurden die wichtigsten Komponenten einer Prüfung unterzogen.

Die Heizfäden der Röhren hatten Durchgang. Eine weitere Röhrenprüfung wurde mangels passender Fassung nicht durchgeführt. Die Methode mit Laborstrippen war mir zu aufwändig.

Der Netzschalter gab nur sporadisch Kontakt und das auch nur relativ hochohmig. Der Netzschalter ist ein zweipoliger Kippschalter, der von der Achse des RK-Drehkos betätigt wird. Weil der Originalschalter vernietet ist, kam nur ein Komplettaustausch in Frage. Weil solche Kippschalter mit Gabel schwer zu beschaffen sind, musste ein normaler Kippschalter umgebaut werden. Dazu wurde der Knebel mit einer Verstärkung versehen (die Messing-Lagerbuchse eines alten HP-Drehkos hatte den passenden Innendurchmesser) und eine Kerbe hineingefeilt, so dass das Ganze der Gabel des defekten Schalters entsprach. Ohne zusätzliche Verstärkung hätte die Gefahr bestanden, dass der Knebel schon bei der Bearbeitung oder spätestens beim Betätigen im Gerät zerbrochen wäre.

Die Feldspule des Lautsprechers zeigte mit einem normalen Vielfachinstrument Unterbrechung an. Durch Anlegen der Nennspannung von 300 V flossen dann aber die auf dem Typenschild angegebenen 25 mA. So etwas zeigt sich häufiger und hat seine Ursache in den Lötstellen dort wo die Anschlusslitze an den dünnen Kupferlackdraht der Wicklung angelötet ist. Langfristig sicherlich eine Fehlerquelle, aber solange wie es noch geht... . Nach dieser Prüfung mit 300 V zeigte das Ohmmeter dann auch in etwa den korrekten Widerstandswert an.

Bei den netzseitigen Entstörkondensatoren war die Vergussmasse ausgelaufen. Diese wurden sofort ausgewechselt.

Bei gezogenen Röhren wurde der Netztrafo über einen Stell-/Trenntrafo und Vorschaltlampe an Spannung gelegt. Der Trafo zeigte kurzschlussartige Stromaufnahme. Für die Restauration eines solchen Gerätes bedeutet das fast immer einen GAU. Nach Ablöten aller sekundär abgehenden Leitungen (Trafo mit Lötleistenanschluss) war die Stromaufnahme allerdings normal. Der Fehler war dann auch schnell einzugrenzen. An der Fassung der Endröhre war die Heizspannung kurzgeschlossen, wahrscheinlich durch eine unsaubere Reparatur und schlechten Verdrahtungsleitungen  (dazu später mehr). Dort wurde vor sehr langer Zeit der Kathodenelko ausgewechselt.

Der Dreifach-Elko im Netzteil war auch schon einmal ausgewechselt worden. Der Aufdruck 3.39 lässt auf 1939 als Fertigungsdatum schließen. Die Bauform war auch nicht genau die des Originals, da die Befestigungsschelle nicht passte und der korrodierte Abdruck auf dem Chassisblech eine etwas andere Form hatte. Eine Messung zeigte bei zwei Anschlüssen keine Kapazität, also war Austauschen erforderlich. Es zeigte sich dann, dass der Elko komplett ausgetrocknet war. Die Kondensatorhülle wurde belassen, mit einer neuen Befestigung versehen und neu gefüllt. Da der Netztrafo sekundärseitig 2 x 350 V liefert, war der eingebaute Elko für 500/550 V ausgelegt. Durch die Belastung mit der Feldspule ergibt sich dann beim Einschalten genügend Sicherheit. Es wurden jeweils zwei 16 µF-Elkos in Reihe geschaltet (mit 0,5 MOhm-Widerständen parallel). Auf einer Pertinaxplatte passte das dann genau in die alte Papphülle.

Die Kathodenelkos waren ebenfalls total ausgetrocknet und wurden neu befüllt.

Diese Arbeiten wurden ausgeführt, bevor überhaupt mit einer Inbetriebnahme begonnen wurde. Parallel dazu wurde das Chassis soweit wie möglich gereinigt.

Ein großes Problem bei diesem Gerät sind die Verdrahtungsleitungen. Es sind massive gummiisolierte verzinnte Kupferdrähte mit einem Überzug aus Textilgewebe. Dieses Textilgewebe verhindert zwar das Abbröckeln der verhärteten Gummisolierung, franst allerdings an den Enden leicht aus. Der im Gummi enthaltene Schwefel hat die Drahtoberfläche total geschwärzt. Aus dem Textilgewebe treten wegen der Gummizersetzung teilweise kleine Knötchen aus. Die Inbetriebnahme zeigte aber, dass die Isolation noch genügend spannungsfest ist. Die Leitungsenden, die abgelötet werden mussten, wurden sicherheitshalber mit Schrumpfschlauch überzogen, um ein weiteres Ausfransen zu verhindern.

Nun konnte mit der eigentlichen Inbetriebnahme begonnen werden. Ein langsames Hochfahren der Netzspannung unter gleichzeitigem Messen der Anodenspannung zeigte normales Verhalten und nach der Anheizphase setzte auch sofort Empfang ein. Die beschriebene Drahtproblematik ergab dann noch einige Kontaktschwierigkeiten bzw. kalte Lötstellen. Beim Löten musste dehalb sehr sorgfältig gearbeitet werden.

In erstaunlich gutem Isolationszustand sind die Papier-Kondensatoren. Bis zu einem Wert von 10000 cm sind es Siemens-Kondensatoren (Glashülle mit gelb-blauem Papier beklebt), die Werte darüber sind schwedische Fabikate in braunen Hartpapierröhrchen. Lediglich der Siebkondensator der Regelspannung und der Parallel-Kondensator zum Ausgangstrafo mussten erneuert werden. Die gleiche  gute Erfahrung mit diesen gelb-blauen Siemens-Kondensatoren hatte ich schon einmal bei der Restaurierung eines Saba 330WL (gleiches Baujahr) gemacht.

Nach dem Suchen und Beseitigen der Kontaktprobleme, Anlöten eines abgerissenen Spulendrahtes und Ersetzen eines gerissenen Rohrnietes am Lautstärke-Drehko durch eine Schraube konnten dann die eigentlichen Empfangsversuche beginnen.

Das Gerät besticht durch gewaltige Lautstärkereserven und eine erstaunliche Basswiedergabe. Die Trennschärfe ist hervorragend, nicht zuletzt durch die rückgekoppelte zweite HF-Stufe. Auf einen Abgleich wurde verzichtet zumal die Überprüfung der Bereichsgrenzen auch keine Abweichungen zeigte. Ich drehe ohne Not ungern an diesen alten Trimmern. Die Überprüfung der Regelspannung zeigte zwar prinzipiell die richtige Wirkung, aber ob das ganze bei einer Lautstärkeeinstellung vor der geregelten Stufe sinnvoll ist bleibt zu bezweifeln.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Restaurierung Teil 3 (Gehäuse) 
19.Feb.09 17:02

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Die Restaurierung des Gehäuses war relativ problemlos. Bis auf den Blumentopfrand waren nur kleinere Kratzer abzumildern. Ansonsten sollte aber die alte Oberfläche mit der Wurzelholzstruktur erhalten bleiben.

Der Blumentopfrand (Lack angegriffen) konnte durch wiederholtes Polieren mit Autopolitur akzeptabel reduziert werden. Die helleren kleineren Kratzer wurden mittels einer dunklen Möbelpolitur eingefärbt. Das ganze Gehäuse wurde dann zum Schluss (einige Tage später) mit der Autopolitur bearbeitet.

Da das Gehäuse eine Hochglanzoberfäche hat (kein Schellack), ergibt reine Möbelpolitur eine schmierige Oberfäche. Die Autopolitur dagegen ergibt eine "harte" glatte Oberfläche, die relativ unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist.

Ich bin kein Holzfachmann, da kann man sicherlich noch mehr machen, aber es sollte auch kein neues Gerät werden.

Eine Besonderheit soll noch erwähnt werden, die unverlierbare Rückwand. Mit zwei Lederstreifen ist die Rückwand mit dem Gehäuse verbunden. (Hier waren die Streifen allerdings fast ganz durchgerissen und mussten ersetzt werden). Würde das häufiger gemacht werden, gäbe es sicherlich weniger Radios ohne Rückwand. Aber es ist alles eine Frage des Preises und da scheint dieses Gerät in die obere Klasse zu gehören.

Weitere Bilder, auch Innenansichten, habe ich auf das Modell hochgeladen..

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.