marconi-wi: Magnetdetektor 'Maggie'

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marconi-wi: Magnetdetektor 'Maggie' 
07.Jun.12 21:07
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Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Eine der wichtigsten Erfindungen in der frühen Funktechnik war der Magnetdetektor.

Die anfangs zum Schreibempfang verwendeten Kohärer waren relativ unzuverlässig, unempfindlich und langsam.

Der Magnetdetektor brachte höhere Empfindlichkeit und Geschwindigkeit, weil für einen Kopfhörer wesentlich weniger Energie nötig ist als für ein Schreibrelais. Dazu kam die höhere Zuverlässigkeit (Unempfindlichkeit gegenüber Erschütterungen).

Das machte den Magnetdetektor in den Jahren 1903 - 1912 zum meistverwendeten Morseempfänger auf Schiffen, oft in Verbindung mit dem Multiple Tuner. Er wurde auch liebevoll "Maggie" genannt.

Ein Uhrwerk (das alle 30 min aufgezogen werden musste) bewegt ein Endlosband aus weichmagnetischem Stahl (geringe Remanenz) mit einer Geschwindigkeit von 5 inch/s. Im Feld eines Dauermagneten wird das Band aufmagnetisiert. Diese Magnetisierung fällt wieder ab beim Verlassen des Feldes. Zusätzlich zum Dauermagneten befinden gibt es zwei Magnetspulen. Die erste (vorne) ist mit Antenne und Erde verbunden (z.B aus dem Tunerausgang), die zweite (hinten) mit einem Kopfhörer. Beim englischen Gerät befindet sich bei der Hörspule ein weiteres Dauermagnetpaar, dessen Funktion mir noch nicht klar wurde, denn der amerikanische Detektor verzichtet darauf!

Trift ein hochfrequentes Signal ein und fließt durch die erste Spule, so ändert sich dadurch die Vormagnetisierung des Bandes aus dem Permanentmagnetfeld. Diese Änderung induziert in der zweiten Spule ein schwaches im Hörer wahrnehmbares Signal.

Vorteil: Schnellere Übertragung möglich.
Nachteil: Keine Aufzeichnung.

Bei reiner A1 Modulation (getasteter Träger, ungedämpfte Schwingung) wird nur die Änderung, d.h. die Tastflanke zur Induktion eines hörbaren Klicks führen.Die damals üblichen Funkensender strahlten aber gedämpfte Wellen ab. Das entspricht einer Amplitudenmodulation mit der Unterbrecherfrequenz oder z.B. der Tonfunkenstrecke (Tonrad). Das war hörbar, während in den Tastpausen nur ein Grundgeräusch auftrat.

Lichtbogensender für Telegrafie wurden meist in der Frequenz umgetastet (FSK), weil der Einschwingvorgang des Lichtbogens beim Auftasten zu lange dauerte. Empfangsseitig wurde nur auf die "positive" Frequenz abgestimmt. Die Klicks und das Rauschen des Lichtbogensenders machte die Morsezeichen auch mit Maggie erkennbar.

Maggie war also durchaus auch in der Lage, AM zu hörbar zu machen.


 

 

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