Fernsehempfang auf UHF

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Fernsehempfang auf UHF 
16.Nov.07 20:48
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Franz Born † (D)
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Franz Born †

Teil 1 Einführung eines 2. Fernsehprogramms in Deutschland

Ende der 50er Jahre stand fest, ein 2. Fernsehprogramm ist in Vorbereitung. Schnell war auch absehbar, ein bundesweites Sendernetz hierfür konnte unmöglich innerhalb von Band I und III untergebracht werden. Also wurde hierfür ein weiterer Frequenzbereich, Band IV und V, bereitgestellt. Diese beiden Bänder von 470 bis 860 MHz wurden in die Kanäle 21 bis 68 aufgeteilt. Im Gegensatz zu den bisherigen TV-Bändern wurde die Kanalbreite auf 8 MHz festgelegt.

Die meisten neuen Fernsehgeräte dieser Übergangszeit wurden für den nachträglichen Einbau eines UHF-Tuners vorbereitet, teilweise auch schon voll ausgerüstet.

Beim Start des 2. TV-Programms 1961 kamen für die Fernsehgeräte die über keinen UHF-Tuner verfügten, für den Empfang die folgenden Möglichkeiten in Frage:


1. Die Umsetzung der UHF-Kanäle auf einen freien VHF-Kanal im Fernsehgerät durch einen vorgeschalteten UHF-Konverter. Von dieser Variante wurde jahrelang reger Gebrauch gemacht. Als Zielkanäle wurden fast ausschließlich die Kanäle 2 – 4 verwendet, da diese in der BRD kaum belegt waren. Viele Konverter z.B. Philips Typ NT1152 waren benutzerfreundlich konstruiert. So erfolgte die Stromversorgung des Fernsehers durch eine Steckdose am Konverter. Auf diesem Wege wurde der Konverter mit dem Ein- und Ausschalter des Fernsehers mit gesteuert. Mit einem Schalter am Konverter erfolgte die Antennenumschaltung. Lediglich die Umschaltung des Kanalwählers am Fernsehgerät musste noch erfolgen.

   

                                                Converter Philips NT 1152

2. Besonders bei größeren Gemeinschaftsantennenanlagen wurde die Umsetzung in einen VHF-Kanal, gleich hinter der Empfangsantenne, vor der Einspeisung in das Verteilernetz vorgenommen. Dies geschah hauptsächlich zur Vermeidung umfangreicher Umbaumaßnahmen in der Antennenanlage. Da die diversen Stammleitungsverteiler, Antennendosen und teilweise sogar die vorhandenen Kabel für die erheblich höheren Frequenzen nicht geeignet waren. Die Nutzer waren begeistert, da für sie keinerlei Kosten auftraten und sie von der ersten Stunde an das neue Programm empfangen konnten. Am Empfänger erfolgte die Umschaltung durch Betätigung des Kanalwählerknopfes auf die jeweiligen Enpfangskanäle und der Feinabstimmung. Der betreuende Fernsehtechniker konnte den Bedienungskomfort erhöhen, wenn er die in Frage kommenden Kanalstreifen nebeneinander im Tuner einsetzte.

    

                Philips VHF - Trommeltuner                                Kanalstreifen

3. Nachrüstung der Reserveplätze in den VHF-Trommeltunern mit Spezialkanalstreifen. Diese Möglichkeit hat sich aber nicht praktisch verwirklichen lassen.

4. Die Nachrüstung mit einem UHF-Tuner
entweder durch einen Original - Nachrüstsatz des jeweiligen Herstellers.

5. oder durch einen Universal Schnelleinbausatz.
Im letzteren Fall erfolgte der Einbau meistens in der rechten Seitenwand des Gerätes mit ein paar Bohrungen im Holz. Die Umschalttaste und die Kanaleinstellung waren auf der Grundplatte des neuen Teils. Im Gerät selber, waren neben wenigen Lötverbindungen für die Röhrenheizung und die Anodenspannungsversorgung, keine
größeren Eingriffe erforderlich. Die ZF-Einspeisung erfolgte durch eine Aufblaskappe auf die Mischröhre des VHF-Tuners.

                   

                   Grundig Schnell - Einbausatz                                   Aufblaskappe

Für die Neugeräte war neben der UHF-Vorbereitung auch die Benutzerfreundlichkeit des VHF-Tuners angesagt. Es war abzusehen, dass viele Geräte für den Umsetzerbetrieb in Frage kommen würden. Damit nicht nach jedem Umschalten mittels Feinabstimmung von Hand nachgestimmt werden musste, wurde bei einigen Geräten Vorkehrungen getroffen.
Zur komfortablen Nutzung mehrerer VHF-Kanäle gab es auch die Lösung mit einer AFA ( Automatische Fein Abstimmung) die jeweilige optimale Einstellung zu sichern, wie beim Philips 21TD251
Auch mechanische Speicher der Feinabstimmung für jeden einzelnen VHF-Kanal waren die Lösung des Problems. Für jede Raststellung wird durch eine Stellschraube der durch eine Wippe betätigte Trimmer unterschiedlich bestimmt. (Philips Memomatic)

                                            

                                             Philips Tunerpaket mit Memomatic

Ein weiterer Beitrag zur Benutzerfreundlichkeiten bestand bei einigen Geräten durch eine VHF-UHF Umschaltung mittels Magnetschalter. In diesem Fall war die Umschaltung auch mit der Kabelfernbedienung möglich. Das untere Bild zeigt eine derartige Philips Fernbedienung. Neben den Einstellern für Lautstärke, Helligkeit und Ton aus, erfolgt mit der mittleren Wippe die Bereichsumschaltung.

                                             

                                    

Mit dem späteren Aufbau der dritten Programme stand der Bedienungskomfort erneut auf der Agenda. Doch dies ist eine weitere Geschichte.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Fernsehempfang auf UHF Teil 2 
19.Jan.08 15:13

Franz Born † (D)
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Franz Born †


Teil 2: weitere Fernsehprogramme Mitte der 60er Jahre in Deutschland


Am 17. Dezember 1965 startete in Nordrhein-Westfalen mit dem WDF das erste 3. Fernsehprogramm in Deutschland. In die Freude über die Bereicherung des Programmangebots stellte sich für jeden Fernsehteilnehmer erneut die Frage nach der Möglichkeit des Empfangs. Überwiegend hatte man sich in den letzten Jahren zwar auf unterschiedlicher Weise den Zugang zu ARD und ZDF geschaffen, aber wie konnte nun dieser neue Kanal ins Wohnzimmer geholt werden?
Im Kölner Raum bedeutete dies, neben dem Kanal 11 (9) für ARD, Kanal 29 für ZDF, zusätzlich Kanal 55 für das neue Programm empfangen zu können.
Am besten kamen auch diesmal die Teilnehmer an Umsetzer-Anlagen davon. Hier war in aller Regel vor Programmstart ein weiterer Frequenzumsetzer in die Gemeinschafts-Verstärkeranlage eingefügt worden, sodass lediglich am Kanalwähler auf den vorgesehen VHF-Kanal umgeschaltet werden musste. Gegebenenfalls wurde noch eine Korrektur der Feinabstimmung erforderlich. Gerüstet für die neue Situation waren auch alle Benutzer von Vorsatzkonvertern und auch Besitzer der Geräte mit eingebautem UHF-Tuner. Jedoch war hier der Wechsel zwischen den Programmen nicht ganz so einfach, da das Auffinden der weit auseinanderliegenden UHF-Kanäle schon etwas Geschick voraussetzte. In dieser Zeit verfügte der UHF-Abstimmknopf nicht immer über einen Grob-Feintrieb und auch eine exakte Skala gab es selten.
Die Industrie brachte daher Neugeräte heraus, die Schritt für Schritt diesem Problem zu Leibe rückte.
Zunächst blieb es bei den getrennten VHF- und UHF-Tunern, wobei erste mechanische Speicher mit Drucktasten im UHF-Bereich Einzug hielten, die schon bald auch die Schnellwahl für beide Tuner ermöglichten.

   
  Tastensatz mit 4 UHF Vorwahltasten       4 VHF- und 4 UHF Vorwahltasten                             
                                                       
Eine besonders aufwendige Besonderheit gab es bei den Philips Spitzengeräten 1964 (23TD 343)
Mit einer UHF Motor -Abstimmeinheit. Diese Motorbox ermöglichte es drei UHF Kanäle einzustellen die mechanisch gespeichert über die unteren 4 Tasten des Gerätes in beliebiger Reihenfolge mit dem eingestellten VHF-Kanal angewählt werden konnten. Die genaue Beschreibung dieser Technik ist bei KR 363 59 hinterlegt.

              
     BD 343 mit VHF und 3 UHF Umschalttasten           UHF Motorbox KR 363 59

Die Weiterentwicklung der Transistoren auch für hohe Frequenzen macht schließlich den Weg frei für kompakte Allbereichstuner. Diese waren verbunden mit aufwendigen Tastensätzen, die in der Regel bei jeder Taste die Umschaltung von Band 1, Band 3 und UHF erlaubte. Daneben konnte jede Taste den jeweiligen gesamten Bereich durchstimmen.
Dadurch war es möglich die Reihenfolge der Programme beliebig festzulegen, egal auf welchem Kanal diese belegt waren. Der Philips Kombituner Pi 1 ist ein typisches Beispiel dieser Technik.

    
   6 fach Tastensatz für beliebige Vorwahl                      Innenansicht des Pi 1

Wenn auch mit den beschriebenen mechanischen Lösungen gegen Ende der 60er Jahre ein erheblich höherer Bedienungskomfort erreicht wurde, so blieb gegenüber unseren heutigen Gewohnheiten ein erhebliches
Defizit: die Programmumschaltung konnte nur am Gerät erfolgen. Mal eben schauen was im anderen Programm läuft, mittels Fernbedienung, das gab es noch nicht. Lediglich die schon beschriebene Magnetschalter-Variante, bestand zwar nach wie vor. Sie erlaubte aber nur die Auswahl zwischen dem eingestellten UHF-Kanal und VHF, also in der Regel zwischen der ARD und entweder dem ZDF oder dem dritten Programm.
 
Und wieder war es die Weiterentwicklung der Halbleitertechnik die weiteren Bedienungskomfort möglich machte. Kapazizätsdioden erlauben mit gleitender Gleichspannung von 0 bis ca. 30 Volt das Bestreichen der jeweiligen Bänder von Anfang bis Ende (bei UHF von 470 bis 790 MHz). Die Bereichsumschaltung mit Siliziumdioden konnte nun ebenfalls ohne mechanisches Schaltgestänge erfolgen. Damit war der Weg frei, nicht nur für die beliebige Programmwahl mit der Kabel-Fernbedienung, sondern auch für kompaktere und weniger anfällige Bauformen der Fernsehgeräte. Der Philips Kombituner KD 2 leistete Jahrelang in SW- und Colorgeräten zuverlässige Dienste.

     
Geräte-Abstimmeinheit  Fernbedienung mit Abstimmeinheit       Tuner KD 2

Mit dem Technikstand Ende der 60er, Anfang der 70er-Jahre war es noch ein weiter Weg bis zum heutigen Stand, denn immerhin gab es noch eine Menge störanfälliger Schalter und Potentiometer (Bandumschaltung und auch die Abstimmspindeln bei jeder Programmtaste) die ihre Tücken hatten.

Der Einzug der totalen Elektronik in diesem Bereich brachte weitere neue Möglichkeiten wie z.B. Sendersuchlauf, automatische Speicherung, Infrarot Fernbedienung und fast unbegrenzte Speicherplätze. Auch sie hielt wiederum durch Weiterentwicklung der Halbleiter mit integrierten Schaltungen Einzug in die Geräte.

Aber das ist wiederum eine neue Geschichte.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.