Mittelwellensender Kurojedy ( Tschechoslowakei , Westböhmen)

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Mittelwellensender Kurojedy ( Tschechoslowakei , Westböhmen) 
28.Aug.14 15:50
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Ein Großprojekt wurde 1986 in Angriff genommen.

In Kurojedy, etwa zwei Km nordwestlich, auf einem Hügel mit Namen "Lobatin" in 561 m Höhe  ( Unweit der Autobahnabfahrt Bor in Westböhmen) begann man mit dem Bau eines Hochleistungssenders.

Eigentlich gar nicht weit entfernt vom Sender Krasov, welcher von 1979 bis 1981 errichtet wurde 35 Km nordwestlich von Pilsen. Er ist 347,5 m hoch

Foto: Marek Hladik, Wikpedia Vielen Dank 

Diesen Sender werde ich später näher beschreiben. Zurück zu Kurojedy.

Erste Informationen über den Bau des Senders sickern im Juni 1986 in die Öffentlichkeit, auch was man beabsichtigt.

Die Regierung der CSSR ließ Planungen für Standort und Sender bereits etwa seit 1981 durchführen. Ziel war, einen Hochleistungssender auf Mittelwelle aufzubauen, der Auslandssendungen des Tschechoslowakischen Rundfunks nach Westeuropa abstrahlt.

In Kurojedy ( der deutsche Name: Juratin) war die Mastanlage konstruktiv so ausgelegt, das in 60 Grad- Schritten die Abstrahlrichtung in das Zielgebiet der Sendungen eingestellt werden konnte.

Die Sendefrequenz 1287 KHz , Leistung des Senders 1500 KW ( 2 Sender TESLA SRV750)

Mit diesem Großsender kann man am Tage durchaus schon 500 Km überbrücken, nachts wäre er in ganz Europa gut zu hören gewesen und durch die Richtstrahlantennen glaube ich , das man sich gute Empfangschancen in allen Zielgebieten Westeuropas damit ausrechnete.

Die emsige hochgeheime Bautätigkeit wurde durch die politischen Ereignisse des Jahres 1989/90 jäh unterbrochen. Die Mittelbereitstellung für das Vorhaben wurde  ersatzlos gestrichen und damit war der Bau erst mal stillgelegt.  

Karel Honzik, der Chefredakteur  der  DX REVUE ( heute heißt diese Publikation RADIO REVUE)  war 1996 auf der nie zu Ende geführten Baustelle und er hat mir einige Fotos von damals zur Veröffentlichung übergeben;

 Die Baugruben sind mit Wasser vollgelaufen, erste Karpfen wurden gesichtet.

Im weitläufigen Gelände sind Fundamente für die geplante Antennenanlage zu erkennen.

 

Das abruppte Ende einer Baustelle 

Nur ein Gebäude und eine 22KV- Stromversorgungsanlage wurde fertiggestellt. Diese wird heute von einem regionalen Wasserversorger genutzt. 

erstes Foto unten von 1996 , das zweite und dritte Bild unten ist von Juli 2014

 

Ansonsten sind die ( letzten drei Bilder ; Fotos Wolfgang Lill ) Reste der Bebauung weitgehend weggeräumt und wieder weiden Kühe auf dem als Kuhweide genutzten weitläufigen Gelände.

Interessant ist, das selbst Bürgermeister und Einwohner nichts zu dieser Großbaustelle erzählen konnten, nach 25 Jahren ist Kurojedy schon vergessen, aber einen Platz im Radiomuseum hat dieses Projekt verdient.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.