Moderne Glühlampe = alte Diode

ID: 110267
Moderne Glühlampe = alte Diode 
21.Apr.06 22:28
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

 Mir kam eine Glühlampe in einer Experimentierfassung in die Hand, die auf den ersten Anblick hin eine gewöhnliche Haushaltsglühlampe zu sein schien - E27-Sockel, mit dem Aufdruck 220V / 25 W von BGW (Berliner-Glühlampen-Werk, VEB).

Aber da war dieser zusätzliche Einbau oberhalb des Glühfadens - ein "Anodenblech" mit einem Anschluss wie bei einer alten RENS1204.


Die Sache konnte schnell geklärt werden.

Diese Glühlampe wurde in den 50er-70er Jahren als physikalisches Lehrmittel unter dam Namen "Edisonlampe zum Nachweis des glühelektrischen Effektes" gehandelt.

Also doch nichts anderes als eine "direkt geheizte Diode" mit einem Heizfaden für 220V und 25W. Vom Prinzip her eine RGN354 mit 220V-Wolframkatode.

Sehr einfach lässt sich durch die offene Bauform folgendes im Physikunterricht nachweisen:

1.  Ein glühender Draht sendet Elektronen aus. (Glühelektrischer Effekt). Das Anodenblech wird mit einem Elektroskop verbunden und positiv aufgeladen, so dass der Zeiger ausschlägt. Nach Einschalten der Glühlampe geht der Ausschlag zurück, da die aus dem glühenden Wolframdraht austretenden Elektonen auf die Anode treffen und sie entladen.

2.  Ein über Anode und einem Pol des Glühfadens als Katodenanschluss aufgebauter zweiter Wechselstromkreis lässt Strom nur in einer Richtung fließen - Gleichrichtereffekt.

Ja, so funktionieren im Prinzip alle unsere Glühgleichrichter. (Wir stellen hier mal lieber keine Überlegungen zum Wirkungsgrad an!)

Und wieso nun diese uralte "Anodenkappe"? Ja, die wurde nachträglich von einem Physiklehrer angebracht, da ihn der einach herausragende Anoden-Draht störte und einen Anschluss erschwerte. Er "schlachtete" vor etwa 40 Jahren eine RENSxxxx, da sie ja überhaupt nicht mehr gebraucht wurde.- Welch fataler Irrtum ......

W.E.

 

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Siehe Philips-Lehrbriefe 
23.Apr.06 22:44

Ilja Liebisch (D)
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Lieber Herr Eckardt,

ich hoffe, Sie nehmen mir meine deutlichen Ausführungen zum
Thema "Handelsmarken im RMorg" nicht übel. Ich habe dazu
meine ganz eigene Meinung, und sollte ich mich im Ton ver-
griffen haben, bitte ich vielmals um Entschuldigung!
Da ging mal wieder die Leidenschaft mit mir durch.

Zu dem seltsamen "Versuchsaufbau" möchte folgendes anmerken:
Mir liegt hier die gebundene Ausgabe der Philips-Lehrbriefe aus
den 50er-Jahren vor. Es werden dem Leser vorbildlich die ganzen
Zusammenhänge der Elektronik erklärt, mit vielen netten und
originellen Bildchen.
Um die Entwicklung der Röhrentechnik zu beschreiben, ist eine
solche Glühlampe mit eingebautem Anodenblech abgebildet.

Eigentlich ein perfekter Ansatz, um die Vorgänge im Inneren
einer Röhre zu erklären- Einen praktischen Nutzen hat diese
Lampe natürlich nicht!

Möglicherweise hat sich der Hersteller der Birne sogar an den
Philips-Lehrbriefen -deren Chronologie ich leider nicht kenne-
orientiert.

Ich werde die entsprechende Seite in Kürze hier präsentieren.

Viele Grüße,

Ilja Liebisch

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