Phasenumkehr ja, aber wie?

ID: 141719
Phasenumkehr ja, aber wie? 
28.May.07 19:53
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Franz Born † (D)
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Franz Born †

Hallo Zusammen.
Spitzensuper mit Gegentaktendstufe sind nichts besonderes.
Dabei ist auch die Bestückung in den 50er Jahren mit ECC 40 und 2x EL41 weit verbreitet gewesen.

Auch bei den Philips-Typen Uranus 53 und 54 findet man diese Röhren wieder.
Bei schneller Betrachtung der Schaltung kommt man leicht zu der Einschätzung: ECC 40 ein System zur Vorverstärkung, das 2. System als Phasenumkehrstufe und dann zur Gegentaktendstufe im A-Betrieb.

Doch bei näherer Betrachtung stellt man fest die beiden Endröhren werden zwar sicherlich in unterschiedlicher Phasenlage angesteuert, aber nicht mit der üblichen Schaltungsanordnung durch ein System der ECC 40!

Wie aber erfolgt sie in dieser Schaltung?

Ich habe schon meine Theorie hierzu, aber wie ist eure Deutung?

Ich würde mich freuen wenn auf diesem Weg Schaltungsbesprechungen über ungewöhnliche Geräteausführungen in Gang kommen.



In der beigefügten Schaltung bildet R51/52 den Lautstärkeeinsteller und mit R70 und R71 erfolgt die getrennte Bass- und Höheneinstellung . Anlagen:

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28.May.07 22:47

Dieter Barkawitz (D)
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Dieter Barkawitz

Hallo Herr Born,

die Endröhre B8 arbeitet in Gitterbasisschaltung und wird über die Kathode angesteuert. Am gemeinsamen Kathodenwiderstand R69 fällt bei Ansteuerung der Röhre B7 eine Spannung ab, die gleichzeitig an den Kathoden beider Endröhren liegt. Da das Gitter der Röhre B8 an Masse und nicht an der Steuerspannung liegt wird sie gegenphasig und zwar stromgegengekoppelt angesteuert und liefert somit invers eine gleich hohe Amplitude wie die Röhre B7. Das Ganze funktioniert aber nur im A-Betrieb zufrieden stellend und die Leistungsausbeute ist somit geringer als bei der üblichen AB-Gegentaktschaltung.

Gruß  Dieter

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29.May.07 09:15

Henning Oelkers (D)
Redakteur
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Henning Oelkers

Hallo, Herr Born, Hallo, Herrr Barkawitz,

ein kleines , aber wichtiges Detail ist mir noch aufgefallen: Der gemeinsame Kathodenwiderstand liegt nicht an Masse, sondern an der Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers.

Das dürfte, bei richtiger Dimensionierung dazu führen, das die untere Röhre an der Kathode aus der Spannungssumme von Kathodenwiderstand und AÜ-Teilwicklung angesteuert wird, und somit eine (fast ) gleiche gegenphasige Ansteuerung erreicht werden kann.

So etwas gab es auch schon ( und wurde auch schon besprochen ) bei Körting ( Neckermann ) 

hier der Link:http://www.radiomuseum.org/forum/koerting_dynamic_830w.html

Gruß aus Berlin,

Henning Oelkers

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30.May.07 20:20

Franz Born † (D)
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Franz Born †

Hallo Herr Barkawitz, Hallo Herr Oelkers,

vielen Dank für ihre Antworten. Auch nach meiner Einschätzung erfolt die Ansteuerung der unteren Endröhre aus dem Produkt des Spannungsabfalls am Kathodenwiderstand und der Einspeisung aus der Teilwicklung des Ausgangstrafos.

Somit ist die grundsätzliche Funktion dieser eigenwilligen Gegentaktendstufe geklärt!

Offen bleibt die Frage warum eine derartige Schaltung gewählt wurde, zumal sie zumindest im Bereich der Endstufe eher Nachteile gegenüber einer üblichen Gegentaktendstufe beinhaltet.
Dabei ist zu bedenken, gerade Philips hat öfter eigenwille Schaltungen angewendet. Hierbei hatte dies jedoch meißtens einen tieferen Hintergrund, der nicht immer leicht ohne Erläuterung erkennbar war.
Auffällig in diesem Fall ist die offenbar niederohmige Schaltung des Klangregelnetzwerkes mit den jeweils 1 K-Ohm Einstellern für die Bass- und Höheneinstellung!

Viele Grüße aus Köln

Franz Born

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