Restaurieren--Hier: Kondensatoren tauschen

ID: 366093
Restaurieren--Hier: Kondensatoren tauschen 
26.Dec.14 12:11
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Hans-Werner Ellerbrock (D)
Redakteur
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Beim Auswechseln schadhafter Kondensatoren ist es bestimmt schon mal einigen von uns passiert, dass man nach dem Ausbau des alten C die Anschlüsse des Ersatz-Kondensators an falsche Lötösen gelötet hat. Hat man vorher kein Bild von dem Ur-Zustand gemacht, muss meist mühselig mit Schaltplan-Hilfe rekonstruiert werden.

Seit einigen Jahren markiere ich nun die beiden Alt-Kondensatoren-Anschlusspole mit einer Kroko-Leitung (Spinnenbein). Die Farbe gelb hebt sich gut von den anderen Leitungen ab. Klemmen so setzen, dass die Lötösen reichlich zum Löten frei sind. Drähte möglichst kurz halten wg. Stör-Einstrahlung.
Zuerst nur einen Pol tauschen (zusätzliche Sicherheit), dann den zweiten.

Schluss-Kontrolle wie immer wichtig: Lötstellen gut verlaufen? Keine Berührung nebeneinander liegender Leitungen? Bauteil so angeordnet, dass die Beschriftung gut zu lesen ist?

Anlagen:

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WIMA Durolit Warnung 
26.Dec.14 13:01
42 from 7650

Wolfgang Holtmann (NL)
Redakteur
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Wolfgang Holtmann

Danke Herr Ellerbrock, für den Reparaturtipp!

Ich sehe, dass Sie dort einen Kondensatortyp einsetzen, der nicht ganz unproblematisch ist.

Die "Durolit" Reihe von WIMA war wohl der nächste Schritt zur Verbesserung der Langzeiteigenschaften, nachdem die berüchtigte "Tropydur" Serie (im Nachhinein) doch nicht die Reklameversprechen einlöste, wie wir alle wissen.

Hier meine Erfahrungen mit dem Prüfen auf Leckstrom von Kondensatoren verschiedener Hersteller aus verschiedenen Herstellungszeiträumen:

Wegen dem zu niedrigen Isolationswiderstand (< 1G Ohm) möchte ich davor warnen, diese Sorte als Koppelkondensatoren zu gebrauchen !
Das konnte ich bei den vielen, ungebrauchten Exemplaren in meinem Besitz feststellen. Eine Verwendung in rel. niederohmiger Anordnung, als Entkoppelkondensator z.B., ist dagegen unbedenklich.

MfG

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Sind diese Wimas 'dicht'? 
26.Dec.14 12:53
38 from 7650

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der "neue" Kondensator ist ein Wima.

Diese Bauform der Kondensatoren, die ich (noch) in meinem Bestand habe, zeigt bei einer  Widerstandsmessung mit dem Präcitronic Deci-Milli-Pico-Meter (50V Meßspannung) in aller Regel einen Durchgangswiderstand < 10MΩ.

Für Koppel-Kondensatoren ist das eindeutig zu wenig.

Als (weitere) Vorsichts-Maßnahme empfiehlt es sich daher, die neu einzulötenden Kondensatoren auf ihren Isolations-Widerstand zu testen. Ansonsten könnte es sein, daß die Kondensator-"Kur" dem Radio nicht bekommt.

MfG DR

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Kapazitätsänderung 
26.Dec.14 19:40
202 from 7650

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
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Rüdiger Walz

Nicht nur der Isolationswiderstand ändert sich bei diesem Kondensatortyp, sondern auch die Kapazität. Sie wächst zuerst an (vermutlich durch Zersetzung der Folie) um dann auf "null" herunterzugehen. Diesen Kondensatortyp gab es früher als Restposten preisgünsig zu kaufen. Man sollte sie leider entsorgen und nicht mehr zu Restaurationszwecken nutzen. Leidvolle Erfahrung mit diesem Typ habe ich vor allem hier gemacht.

Rüdiger Walz

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C wechseln 
27.Dec.14 11:28
340 from 7650

Hans-Werner Ellerbrock (D)
Redakteur
Beiträge: 649
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Liebe Radio-Freunde!

Danke für die Hinweise bezüglich gebrauchter und insbesondere WIMA-Kondensatoren.

Der Ersatz-C wurde vor dem Einbau auf Kapazität und Leckstrom geprüft und für gut befunden.

Beiträge wie der aktuelle sind ja nicht für die erfahrenden Mitglieder geschrieben, sondern in erster Linie für Neu-Einsteiger. An den gelegentlichen Anfragen von Interessierten sehen wir ja, dass diese oft grundlegende Starter-Fragen haben.

Wir sollten aber stets bedenken, dass der Reparateur nicht immer alle C-Werte als Neuware auf Lager hat.  Wie bei Widerständen, Röhren und anderen gebrauchten Bauteilen kommt es dann bei Austausch auf die vorherige Überprüfung an.

Daher ist Ihr Hinweis auf die Auswahl der "guten" Ersatz-C eine gute Ergänzung zu meinem Beitrag.

Danke für Ihre Ergänzungen.

Gruß von

Hans-W.Ellerbrock

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Alte Kondensatoren tauschen 
27.Dec.14 11:35
347 from 7650

Hans-Werner Ellerbrock (D)
Redakteur
Beiträge: 649
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Soeben erhielt ich von einem RM-Forum-Leser den Hinweis, dass man die betreffenden Lötstellen auch mit einem Filzstift farblich markieren kann. Er spricht dabei in erster Linie die Arbeit an gedruckten Schaltungen an.

Das wäre nun ein weiterer Hinweis für Anfänger, um die ersten Reparatur-Erfahrungen zu sammeln.

Bei freiverdrahteten Chassis mit Lötleisten und Lötösen-Röhrenfassungen halte ich die Kroko-Klemmen-Methode (oder gleichartige andere) für die eindeutigere.

Gruß von HWE

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Kondensatoren einfacher testen 
27.Dec.14 12:31
384 from 7650

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Viele "Anfänger" werden möglicherweise kein Giga-Ohmmeter besitzen. Zumindest wird man sich das nicht als Erstes anschaffen.

Wer aber ein digitales Multmeter hat, kann sich so behelfen.

  • Man suche eine Stelle im Gerät, wo die Anodenspannung Ua abgegriffen werden kann.
  • Dort klemme man zunächst einen Widerstand von Rs = 1MΩ an. (Das ist ein Schutzwiderstand.)
  • An Rs wird der zu testende Kondensator angeschlossen.
  • An das andere Ende des Kondensators wird das Multimeter (zur Spannungsmesseung) angeschlossen.
  • Die minus Leitung des Multimeters wird mit Masse (negativer Pol) verbunden.

Es wird unterstellt, daß das Multimeter für Spannungsmessung einen Eingangswiderstand von 10MΩ hat (üblicher Wert).

Der fragliche Kondensator ist dann brauchbar, wenn das Voltmeter nicht mehr als 1V anzeigt.

Für den Koppelkondensator zu Gitter der Endröhre bedeutet das, daß sich dort eine Spannungserhöhung von ca. 0,1V einstellen wird, weil der Gitterableitwiderstand i.a. nicht größer als 1MΩ sein wird.

Bei einer Endröhre mit der Stelheit S = 10mA/V bedeutet dies, daß sich dadurch der Anodenstrom um 1mA erhöhen wird, was innerhalb der Toleranzgrenzen liegt.

Übrigens: die Klemme mit dem 1MΩ Widerstand und der nachfolgenden Klemme zum Anklemmen des Kondensators kann man sich zuvor konfektionieren und ggf. auch mit Hilfe von Schrumpfschlauch sichern.

Hier zwei Beispiele. Beim roten Kabel ist der Schutzwiderstand zu 2,2MΩ gewählt.

MfG DR

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Reihenfolge des Vorgehens 
27.Dec.14 14:57
457 from 7650

Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Auch wenn es aus den Ausführungen von Herrn Rudolph eigentlich deutlich wird: Es handelt sich hier um eine Reihenschaltung von Widerstand und Kondensator. Es wird nämlich auch ein brauchbarer Test daraus, wenn man den Kondensator über den 1 MOhm-Widerstand auflädt und die sich dort einstellende Spannung mißt.

Allerdings ist in diesem Fall die Spannung abhängig von Kapazität und Leckstrom, was eine quantitative Beurteilung schwieriger macht. Wie das Rechenbeispiel schön zeigt, ist die Abschätzung der Folgen bei der Reihenschaltung gut möglich. Danke für den guten Tipp!

Das Austauschen, bzw. Prüfen von Cs ist ja schon mehrfach aufgewärmt worden, aber man kann das Thema eigentlich garnicht oft genug wieder aus der möglichen Versenkung holen.

Kurz schildern möchte ich noch meine generelle Vorgehensweise beim Prüfen von Kondensatoren:

  1. Den Kondensator einseitig ablöten.
  2. Den Kondensator durch eine Prüfstrippe mit zwei Krokodilklemmen vorsichtshalber durch Kurzschließen entladen. Warum? Gerade intakte Kondensatoren können Ladungen noch längere Zeit gut speichern. Die meisten Kondensatoren entladen sich nach Ausschalten eines Röhrengerätes, weil die Anodenströme noch eine Zeit lang wegen der noch glühenden Katoden weiterfließt. Liegt aber im Gerät ein Defekt vor, können aufgeladene Kondensatoren mit vollen Spannungen auftreten! Beim Anschluß eines Kapazitätsmeßgerätes kann da im Eingang durchaus etwas schief gehen....
  3. Kapazität messen. Das können inzwischen viele preiswerte digitale Multimeter. Auch wenn das Ergebnis nicht unbedingt auf den absoluten Zustand des Prüflings hinweist, ist es schon ein erster Fingerzeig.
  4. Isolationswiderstand messen mit Gigaohmmeter (oder der DR-Methode!)
  5. Erst dann im Zweifelsfall austauschen.

Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, halte ich die Methode der Einzelprüfung und Austausch nur im konkreten Fall für sinnvoller als ein Chassis auf Verdacht komplett leerzuräumen und neue Kondensatoren einzubauen.

MfG,

Martin Steyer

 

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Vorsicht mit den gezeigten Prüfstrippen! 
27.Dec.14 23:41
570 from 7650

Georg Richter (D)
Beiträge: 916
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Georg Richter

Die gezeigten Strippen mit Krokodilklemmen sind mit Vorsicht zu geniiessen!

Von der kleneren der beiden Ausführungen habe ich über die Zeit mehrere Sätze bei unterschiedlichen Quellen gekauft. Jedesmal wr mindestens eine dabei an welcher auf einer Seite nur der Kabelmantel gekrimpt war  - wohl weil beim abisolieren die "Litze" kekappt wurde.

Offenbar werden die Strippen im Akkord gefertigt und nicht auf ordnungsgemässe Funktion geprüft.

Manche der Krokodile leiden inwischen auch an Kaumuskelschwäche, wohl weil sich der Weichmacher aus dem Berührungsschutz veflüchtigt hat.

Beste Grüsse,

GR

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Tauschen von Folien-Kondensatoren 
02.Jan.15 10:46
885 from 7650

Hans-Werner Ellerbrock (D)
Redakteur
Beiträge: 649
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Zusammenfassung der bisher genannten Tipps. (In erster Linie drehte es sich bei meiner Version darum, die C-Anschlüsse mit den richtigen Lötösen zu verbinden.)

1. Kennzeichnen der Anschlüsse mit Krokodil-Verbindern.

2. Eine andere altbekannte Version schrieb mir ein Forum-Leser. Handskizze der Umgebung des Austausch-Bauteils zeichnen. Werte und Lage der vorhandenen Bauteile eintragen.

3. Mit Digicam Foto des betreffenden Chassis-Ausschnittes anfertigen. Aber....dann muss später auch eindeutig zu erkennen sein, wo das Ersatz-Bauteil angeschlossen werden soll. Gleich aussehende Kondensatoren dürfen nicht zur Verwechslung führen.

4. Bei Platinen die Lötpunkte mit einem Filzstift farbig markieren.

Alle genannten Tipps sehe ich als gleichwertig nebeneinander an. Jeder entscheidet, welche Methode für ihn geeignet ist. Jeder Hinweis kann für die Gemeinschaft nur fruchtbar sein. Und wenn einer von uns das alles schon seit langer Zeit kennt, so gibt es doch immer wieder Neu-Leser, die dadurch angeregt werden (auch ihre Erfahrungen und Fragen mitzuteilen).

Ich danke allen Beteiligten für Ihre Beiträge. Dass dabei auch die Frage nach geeigneten Ersatz-Kondensatoren und das Prüfen von Alt-C erörtert wurde, hat den Thread bereichert und abgerundet.

Danke!!

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