SABA Skalenantrieb rutscht durch; Duplex defekt

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ID: 135936
SABA Skalenantrieb rutscht durch; Duplex defekt 
11.Mar.07 22:08
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Marc Goeritz (D)
Redakteur
Beiträge: 192
Anzahl Danke: 52

Wenn bei einem SABA Radio der 50-er Jahre der Skalenantrieb durchrutscht, obwohl alles leichtgängig ist, sind meist die Beläge der Umschaltkupplung verschlissen oder gealtert.
Wie man dieses Teil ausbaut und zerlegt, möchte ich am schwierigsten Fall, dem Freiburg 6 3D zeigen. Die einfacheren Geräte, wie z.B. Freudenstadt habe keinen Suchlaufmotor, bei späteren Freiburgs läßt sich der Motorantrieb leichter von der Welle trennen. Ansonsten ist die Vorgehensweise identisch.
Die Umschaltkupplung selbst ist schon so komplex, daß man auf das beliebte Gedultsspiel mit dem Skalenseil gern verzichtet. Wenn man geschickt ist, schafft man es, den Duplex auszubauhen, ohne daß das Skalenseil abspringt.
Wichtig ist, daß beim Zusammenbau jedes Teil wieder an seinen Platz kommt. Auf der Welle sind einige Distanzscheiben aus Kunststoff. Die Positionen dieser Scheiben muß man sich genau merken. Am besten steckt man alle Teile in der Reihenfolgen wie mann sie ausbaut auf einen Schraubendreher. Anstelle der Sprengringe kann man Papierstückchen auf den Schraubendreher aufspießen. So weiß man genau, wo was montiert war. Beim Zusammenbau muß man dann nur die Teile Stück für Stück
vom Schraubendreher nehmen.
Wenn das Chassis ausgebaut vor einem liegt, entfernt man zunächst den Bügel, der das Getriebe verdeckt und den Suchlaufmotor. Letzteren legt man vorsichtig neben dem Radio ab, so daß kein Kabel abgelötet werden muß. Wenn der Motor Probleme macht, empfielt  es sich aber den Motor doch abzulöten und weiterzubehandeln, wie Herr Amend  HIER sehr gut beschrieben hat.
 

Nun sieht das Ganze so aus:



Jetzt entfernt Man den Sprengring des kleinen Zahnrades und nimmt das Zahnrad ab. Auch hier ist auf Distanzscheiben zu achten.
Als nächstes entfernt man Skala und Drehknöpfe.
Nun geht es direk an den Duplex. Die beiden mit roter Farbe versiegelten Schrauben an der "Trommel" dürfen nicht gedreht werden. Diese Schrauben sind nur zur jusatage von zwei Federn, daher sollte man dort nichts verstellen. Außerdem neigen diese Schrauben zum brechen.



An der Stelle wo der Pfeil hinzeigt ist eine der beiden Gehäusehälften eingerastet. Dort kann man mit einem Schraubendreher das Gehäuse aushängen. Mit der andere Gehäusehälfte verfährt man gleich.










Nun können die beiden Madenschrauben im inneren der Trommel gelöst werden. Die beiden Schrauben auf dem Ring ganz rechts im Bild müssen ebenfalls gelöst werden. Nun entfernt man den Hebel, der den Duplex hin und her schiebt. Vorher sollte man die Position Markieren.



An den Stellen, wo die Pfeile hinzeigen, befinden sich Sprengringe, die mit einem Schraubendreher weggecklippt werden. Nach dem Entfernen des Umschalthebels, kann man den Duplex so weit verschieben, daß man an den Sprengring zwischen Duplextrommel und vorderer Kupplung herankommt(der mittlere Pfeil).
Sollte die Welle durch die Klemmschrauben des Drehknopfes oder durch rost beschädigt sein, muß diese vor dem nächsten Schritt mit Schmirgelpapier behandelt werden.
Nun fasst man die Welle am Zahnrad an und zieht sie nach hinten heraus. Um den Seilzug zu "retten" Schiebt man einen Schraubendreher hinterher.



Nun wird der Seilzug vorsichtig von der Kupplung auf den Schraubendreher geschoben.
Hierzu kann man den Seilzug vorübergehend von einer  kleinen Umlenkrolle runternehmen. Wenn das Skalenseil auf dem Schraubendreher ist, muß das Seil sofort wider auf die Rolle gelegt werden, damit alles an seinem Platz bleibt. Hierbei muß man sehr vorsichtig vorgehen, sonst macht man sich unnötig Arbeit. Wenn die Welle weit genug herausgezogen ist, kann man die vordere Rutschkupplung und die Trommel entnehmen. Bei der Trommel ist darauf zu achten, daß diese aus vier Teilen besteht. Das Gehäuse, das innere Metallteil und zwei Federn. Das Ganze kann auseinanderfliegen!



Von der Hinteren Rutschkupplung wird das Seil nicht auf den Schraubendreher, sonder auf die Welle geschoben.




Damit man die Welle Bearbeiten kann, und mit Hilfe der Welle die Kupplung vormontieren kann, zieht man nun die Welle ganz heraus, dabei schiebt man den Schraubendreher nach und überträgt das UKW Seil von der Welle auf den Schraubendreher.




Nun kann man die Kupplungsbeläge mit einem Teppichmesser herunterkratzen und die Kupplungen neu belegen. Als Belag eignen sich festere Moosgummiplatten, die man entsprechend zuschneidet. In vielen größeren Städten gibt es noch Spezialgeschäfte für Gummiwaren, dort kann man sich auch beraten lassen. 
Falls der Duplex beim Ausbau auseinandergeflogen ist, setzt man ihn nun wieder zusammen. Zuerst legt man daß Mittelteil (das Teil mit den beiden Klemmschrauben) in die Trommel ein. Das Teil ist richtigherum eingelegt, wenn die beiden Metallzungen des Mittelstücks zwischen je zwei Kunststoffstiften der Trommel zu liegen kommen. Danach wird vorsichtig die Welle oder ein passender Schraubendreher eingeschoben. Nun schiebt man die beiden federn mit einer Spitzzange ein.



Um die Feder über die Justierschraube zu bekommen, muß man diese noch etwas mehr zusammendrücken. Die Federn haben ein kleine Vertiefug (sieht fast wie ein Körnerschlag aus). Die Spitze der Justierschraube muß in dieser Kerbe zum Liegen kommen. Die Baugrupper sollte nun so aussehen:



 Hält man die Trommel fest und schiebt das innere Metallteil probeweisen hin und her, muß es mit einem sauberen  "Plopp" hin und her springen, sonst sitzen die Federn nicht richtig. Wenn beide Federn sauber sitzen, kann man die Welle vorsichtig herausziehen, ohne daß sich alles wieder zerlegt. Auf dem Bild habe ich die Federn leider Falsch montiert, die Federn müssen gegenläufig montiert werden. Links ist symbolisch dargestellt, wie es das Photo zeigt, rechts wie es richtig ist!

   Photo                Richtig

   <         Feder               <
-----       Welle            -----
   <         Feder               >

Nun schiebt man die Welle von hinten ins Radio, dabei wird alles in der richtigen Reihenfolge aufgeschoben. Das Skalenseil wird erst vom Schraubendreher auf die Welle geschoben, dann kommt die Kupplung auf die Welle(Achtung, die Kupplungen sind nicht identisch, die kürzere ist für UKW). Anschließend wird das Seil von der Welle auf die Rolle der Kupllung geführt. Dazu wird das Seil wieder von einer Umlenkrolle genommen. Für den UKW-Antrib kommen zwei Rollen in Frage, welche man nimmt ist Geschmackssache. Damit man das Seil über die Rollen bekommt. muß die Feder im UKW Antriebsrad arbeiten können. Hierzu muß der UKW-Antrieb in der richtigen Stellung sein. Ideal ist der Linksanschlag des UKW-Zeigers. Im nächsten Bild sind die beiden in Frage Kommenden Umlenkrollen mit je einem Schwarzen Pfeil gekennzeichnet. Der weiße Pfeil zeigt auf die Feder.




Als Letztes wird die Kupplung für den AM-Seilzug aufgeschoben. Das Seil wird ähnlich wie das UKW Seil auf die Kupplung gelegt. Auch hier gibt es wieder zwei Umlenkrollen, von denen man eine wählen kann. Hier wird allerdings erst die Kupplung auf die Welle gesteckt, dann das Seil vom Schraubendreher auf die Welle geschoben und dann von der Welle auf die Kupplung. Hier ist der rechte Anschlag des Zeigers zu empfehlen. Die Feder im Skalenzug hat nichts damit zu tun. Wie beim UKW Antrieb sind Skalenantrieb und Drehkoantrieb zwei verschiedene Seile, die auf dem Rad an der Drehkowelle laufen. Der Zug für den Drehkoantrieb hat eine Feder in der Seilrolle des Drehkos. Die Konstruktion is ählich wie beim UKW Variometerantrieb. Durch das Frontblech kann man hier aber nicht Photographieren.
Nun zurück zur Welle.
Der mittlere Spregring (zwischen Duplextrommel und vorderer Kupplung) läß sich mit einer Spitzzange aufdrücken, wenn vorher die Kunststoffplatte entfernt wurde, die die Welle vorne führt. Auf dem Bild, in dem der Schraubendreher beide Skalenseile hält, ist diese Platte gut zu sehen. Gemeint ist das braune Teil, direkt rechts neben dem Griff des Schraubendrehers (axial gesehen hinter dem Griff). Die beiden Schrauben lassen sich durch das Loch im Frontblech erreichen.
Leider ist das Photo hierzu verwackelt.



Wenn beide Schrauben entfernt sind, läßt sich die Kupplung weiter nach vorne schieben. So reicht der Platz knapp aus, um den Sprengring aufzusetzen. Nun kann man die beden andere Sprengringe montieren und anschließend die Lagerplatte wieder festschrauben. Nun werden die Klemmschrauben angezogen. Beim Mittelteil der Trommel ist darauf zu achten, daß die Klemmschrauben in die Nut eingreifen. Dadurch ist die richtige Position der Trommel gesichert. Die Position der vorderen Kupplung ist durch den Spregring festgelegt. Die hintere Kupplung läß sich durch den Ring mit 2 Klemmschrauben justieren. Nach einem Fuktionstest der gesamten Mechanik können nun die beiden Halbschalen wieder auf die Duplextrommel gedrückt werden. Dazu hakt man die Schale an einem Ende ein und drückt das andere Ende über die Kante der Trommel. Anschließend sollte man kontrollieren ob beide Halbschalen richtig eingerastet sind und fest sitzen.

Bei der Monage des Zahnrades und des Motors ist noch zu beachten, daß die Zahnräder gespannt werden müssen. Das Zahnrad auf der Welle besteht aus zwei Scheiben. Diese müssen mit der Feder gegeneinander verspannt werden. Dazu verdreht man die Scheiben gegen die Federkraft und hält das Ganze zwischen Daumen und zeigefinger fest. Nun steckt man das lose Zanrad auf seine Achse. Wenn die Zahräder ineinander greifen, kann man loslassen. Nun wird das lose Zahnrad (die kurze Welle mit 2 Zahnrädern) mit dem  kleinen Sprengring gesichert. Dabei die Distanzscheibe nicht vergessen. Das aufgesteckte Zahnrad ist auch zweiteilig (das hintere der beiden). Hier ist genauso zu verfahren. In dieses Zahnrad greift das Zahnrad auf der Motorwelle ein, daher kann man die Verspannung loslassen, wenn das "Motorzahnrad" eingreift. Nun muß man den Motor beim ansetzen der ersten beiden Schrauben (von 3) festhalten, damit sich die Zahnräder nicht entspannen können. Diese Verspannung ist notwendig, um das Zahnflankenspiel der Zahnräder zu eliminieren. Nur so ist eine präzise Funktion der Automatik gewährleistet. Nun braucht man nur noch Getriebeabdeckung, Skala und Knöpfe montieren und das Chassis wieder ins Gehäuse einbauen.  Endlich kann man sich an einem gut funktionierenden Skalenantrieb erfreuen.

Viel Spaß beim Basteln wünscht
Marc Goeritz

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Sehr schöner Beitrag 
13.Mar.07 20:12

Jochen Amend (D)
Redakteur
Beiträge: 539
Anzahl Danke: 53
Jochen Amend

Hallo Marc,
ein sehr schöner und ausführlicher Beitrag zu dieser recht schwierigen Reparatur! Die Kniffe und Tricks in diesem Beitrag sind für mich sehr hilfreich. Vor allem, weil man sich durch Deine Tips viel Fummelei mit dem Skalenseil ersparen kann.
Vielen Dank hierfür! Und ich werde diesen Beitrag auch in meinem Beitrag verlinken.
Herzliche Grüße,
Jochen

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