siemens: 47WL; Ätherzepp (Aetherzepp): Beschreibung

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siemens: 47WL; Ätherzepp (Aetherzepp): Beschreibung 
21.Apr.14 22:31
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im "Funk-Bastler" 1933, Heft 51, S.811 - 815 findet sich eine Beschreibung dieses Empfängers, der sich zusätzlich durch einige  schaltungstechnische Verbesserungen von dem Vorjahresmodell 46W bzw. 46WL abhebt.

Aufgabe des Empfängers

Der „Siemens 47“ stellt eine Weiterentwicklung des vorjährigen. Dreikreisers  „Siemens 46“ da, durch Anwendung der neuen Fading‑Hexoden [RENS1234, Siehe hierzu auch: RENS1234 Operation] sollte dem Gerät eine vollkommenere Lautstärken‑Automatik, durch eine moderne indirekt beheizte End‑Penthode (RENS1374d) eine größere Ausgangsleistung gegeben werden; außerdem war dem Konstrukteur. die Aufgabe gestellt worden, die Schwingungskreise zu verbessern und die Kopplungen zwischen den Röhren so einzurichten, daß sich ein Maximum an Empfindlichkeit und Trennschärfe ergibt. Außerdem sollte die Bedienung so einfach wie möglich gestaltet werden; infolge dessen fand eine vollkommen neue Skalenart, das sogen. Länderband, Anwendung. Das Länderband faßt in seinen einzelnen Ausschnitten jeweils die Sender einer deutschen Sendergruppe oder eines europäischen Landes zusammen und soll dadurch dem Besitzer die Auswahl zwischen den Sendern eines Bezirks oder einer Nation erleichtern.

Abb. 2. "Siemens 47" mit eingebautem Lautsprecher

Der „Siemens 47“ repräsentiert die Gruppe des leistungsfähigsten Geradeausempfängers mit direkter Hochfrequenzverstärkung. Sieht man von einigen Versuchen, Empfänger auch größerer Kreiszahl mit mehr als zwei Hochfrequenzstufen zu bauen, ab, so hat diese Empfängergruppe als die Spitzengruppe der Geradeausgeräte zu gelten. Das erkennt man auch aus der sehr hochgetriebenen Empfindlichkeit, die die Herstellerin des „Siemens 47“ mit 15 μV/m angibt.

Die verschiedenen Modelle

Der „Siemens 47“ wird für Gleich‑ und Wechselstrom hergestellt. Das Gleichstrommodell ist aus technischen Gründen und solchen der Sicherheit nur mit eingebautem dynamischen Lautsprecher erhältlich, während das Wechselstrommodell sowohl mit Lautsprecher, als auch ohne diesen geliefert wird. Beide Modelle sind in Holzgehäuse ein gebaut. In Schaltung und Chassisaufbau stimmt das Gerät mit den Dreikreisern der Firma A. E. G. und Telefunken überein. Der Tatsache, daß drei Firmen das gleiche Chassis, nur in verschiedene Gehäuse eingebaut und mit verschiedenartigen Skalen versehen, liefern, ist es in erster Linie zu danken, daß ein so hochwertiges Gerät zu einem volkstümlichen Preis geboten werden kann.

Schaltungstechnisches

Unsere Ausführungen beziehen sich zunächst nur auf das Wechselstrommodell des „Siemens 47“, da nur dieses mit Fading‑Hexoden ausgestattet ist. Die Abweichungen des Gleichstrommodells werden am Schluß dieses Abschnitts behandelt.

Wie aus der Prinzipschaltung des Wechselstromempfängers in Abb. 3 ersichtlich, sind die ersten beiden Stufen des Empfängers mit Fading‑Hexoden ausgestattet. Beide Hexoden nehmen in üblicher Weise eine Verstärkung der an das Steuergitter gelegten Hochfrequenz vor. Das dritte Gitter aber, das sich zwischen den beiden Schirmgittern befindet, wird bei beiden Röhren, in grundsätzlich anderer Weise verwandt. Während es bei der ersten Fadig-Hexode dazu dient, eine möglichst weitgehende automatische Lautstärkeregelung zu bewirken ‑ die regelnde Spannung wirkt sowohl auf das erste, als auch auf das dritte Gitter ein ‑, dient es bei der zweiten Fading‑Hexode dazu, den nachfolgenden Schwingkreis zu entdämpfen. Zu diesem Zweck ist an das dritte Gitter de zweiten Hexode die Spule Lk angeschlossen, die auf den nachfolgenden Schwingkreis gekoppelt ist und diesen entdämpft. Diese Art der Entdämpfung hat den Vorteil, daß sie ohne Einfluß auf die Abstimmung ist und sehr gleichmäßig über den ganzen Bereich arbeitet.

Die gleichmäßige Hochfrequenzverstärkung über den ganzen Wellenbereich war eine der wichtigsten Aufgaben, die den Ingenieuren, die dieses Gerät entwickelten, gestellt worden war. Sie wird durch die Eigenart der Kopplungen gelöst. In die Anodenleitung der ersten Hexode ist ein Sperrkreis eingeschaltet, der jedoch nur mit einem Teil seiner Windungszahl im Anodenkreis liegt; die Übertragung der Schwingungen auf das Gitter der folgenden Röhre erfolgt durch einen Kondensator. Zwischen der zweiten und dritten Röhre findet eine hauptsächlich induktive Übertragung statt; in der Anodenleitung ist eine besondere Kopplungsspule angeordnet, die auf die Schwingkreisspulen gekoppelt ist. Diese rein induktive Kopplung wird durch eine kleine kapazitive Kopplung, durch wenige Drahtwindungen K ausgeübt, ergänzt. Die. Windungen dienen also nicht zur induktiven, sondern zur kapazitiven Übertragung; der Kondensator hat die Form einer kleinen, an einem Ende offenen Spulenwicklung.
[Siehe hierzu den Post "TRF Receivers: Sensitivity Variation over Tuning Band"]

Die dritte Röhre ist als Anodengleichrichter geschaltet besitzt also nicht Gitterblock und Ableitungswiderstand, sondern eine negative Vorspannung entsprechender Größe. Es ist übrigens eine Eingitterröhre, [REN914] an die die End‑Penthode in Widerstands‑Kapazitäts‑Kopplung angeschlossen ist. Die automatische Fadingregelung wird vom Anodenkreis der Gleichrichterröhre aus gesteuert, und zwar werden die hier an einem Parallelwiderstand R zum Kopplungswiderstand entstehenden Spannungsschwankungen an das erste und dritte Gitter der ersten Hexode übertragen. Da nur eine Röhre geregelt wird, kann sich natürlich nicht ein so großer Regelbereich ergeben, wie z. B. bei einem Superhet mit zwei geregelten Stufen; aus diesem Grunde kann man hier nicht von einem automatischen Lautstärken‑Ausgleich sprechen, sondern nur von einem automatischen Schwundausgleich. Die Automatik hat also nicht die Aufgabe. die Lautstärkenunterschiede zwischen den verschiedenen Sendern auszugleichen, sondern den Empfangsschwund, der innerhalb eines Senders vorhanden ist. In dieser Hinsicht hat die Automatik allerdings als „überdimensioniert“ zu gelten, d. h. alle Schwankungen, die bei einer Station auftreten, werden restlos ausgeglichen. Um die großen Lautstärkenunterschiede zwischen einem fernen Sender und dem Orts- oder Bezirkssender auszugleichen, um also vor allem zu vermeiden, daß durch einen sehr starken Ortssender bereits die Hochfrequenzstufen übersteuert werden, ist der Empfänger mit einem sogenannten Orts‑Fern‑Schalter S versehen; bei Stellung auf „Ortsempfang“ liegt der Antennenspulenkombination eine entsprechende Kapazität parallel, die einen großen Teil der Hochfrequenz unmittelbar nach Erde ableitet und nur einen so kleinen Teil an das Gitter der ersten Röhre gelangen läßt, daß auch durch einen starken Ortssender noch keine Übersteuerung stattfinden kann, andererseits ein lautstarker Empfang des Ortssenders gewährleistet ist.
Die Lautstärkeregelung von Hand findet im Niederfrequenzteil des Gerätes statt; am Anodenwiderstand L der Detektorröhre wird ein entsprechend großer Spannungsteil abgenommen und über einen Kondensator der End‑Penthode zugeführt. Die Regelung der Klangfarbe erfolgt in der üblichen Form durch Verstellen eines Regelwiderstandes KR, der mit einer Kapazität in Reihe geschaltet ist und den Lautsprecherklemmen parallel liegt. Die Anschaltung des eingebauten dynamischen Lautsprechers L1 erfolgt über einen entsprechenden Anpassungstransformator. Außerdem sind Buchsen für den Anschluß eines zweiten Lautsprechers L2 vorgesehen; diesem zweiten Lautsprecher wird der Sprechstrom über eine Kapazität zugeführt. Es kam ein normaler magnetischer Lautsprecher oder ein dynamischer mit eingebautem Anpassungstransformator angeschaltet werden. Der eingebaute dynamische Lautsprecher kann durch einen Schalter S1 abgeschaltet werden. Man ist infolgedessen in der Lage, nur mit dem eingebauten oder nur mit dem Außenlautsprecher zu hören oder auch mit beiden zusammen.

Der Empfänger verfügt über eine eingebaute Lichtnetzantenne A, die sich automatisch abschaltet, wenn der Antennenstecker in die Buchse eingesetzt wird, und über Tonabmehmeranschluß; bei Umschaltung auf Schallplattenwiedergabe findet eine Änderung der Gittervorspannung der dritten Röhre statt, so daß diese sowohl während des Empfangs als Anodengleichrichter, wie auch während der Schallplattenwiedergabe als erste Verstärkerstufe mit der optimalen Gittervorspannung arbeitet.

Der Netzteil des Wechselstromempfängers weist einen Doppelweggleichrichter auf; als Drossel in der Siebkette dient die Feldwicklung des dynamischen Lautsprechers, die in die negative Leitung eingeschaltet wird. In Reihe mit ihr liegt ein veränderlicher Widerstand, an dessen Schleifer, der in der Fabrik fest eingestellt wird, die Vorspannung für den Anodengleichrichter abgenommen wird. Zur Herstellung der Schirmgitterspannungen, der Steuergitterspannungen und der Anodenspannungen dienen Vorwiderstände und Spannungsteiler, die aus Widerstandsstäben entsprechender Größe zusammengesetzt werden.

Abb. 4. Schaltung des "Siemens 47" für Gleichstrom

Der Gleichstromempfänger macht gemäß Abb. 4 in den Hochfrequenzstufen von Exponentialröhren Gebrauch und besitzt zur Gleichrichtung ein Audion. Die Kopplungen zwischen den Röhren ist genau so ausgebildet, wie beim Wechselstromgerät; ein Unterschied ist lediglich zwischen Detektorröhre und Endröhre vorhanden, wo an Stelle der Widerstands‑ eine Transformatorkopplung benutzt wird. Da Hexoden nicht zur Anwendung kommen, kann der dritte Kreis nicht durch die vorhergehende Röhre entdämpft werden, sondern die Rückkopplung wird in normaler Weise durch die Audionröhre selbst ausgeübt, deren Anode über einen Rückkopplungskondensator mit der auf den Schwingkreis einwirkenden Rückkopplungsspule verbunden ist. Die Rückkopplung ist fest eingestellt und braucht nicht bedient zu werden. Die Lautstärkeregelung von Hand wird hochfrequenzseitig vorgenommen, und zwar durch eine Änderung der Gittervorspannung der ersten beiden Röhren. Die Schaltung des Netzteils zeichnet sich dadurch aus, daß netzseitig ein Hochfrequenzstörschutz, aus Drosseln und Kondensatoren bestehend, angeordnet ist und die Drossel außerdem umgepolt werden kann, so daß man sie stets in den Außenleiter legen kann. Der Klangfarbenregler ist genau so angeordnet, wie beim Wechselstromgerät; die Anschaltung des eingebauten dynamischen Lautsprechers erfolgt ebenfalls über einen Anpassungstransformator.

Interessante Konstruktionseinzelheiten

In dem Empfänger findet der gleiche stabile Dreigangkondensator mit Spiralkeilbefestigung der Stator­- und Rotorplatten Anwendung, wie im „Siemens 46“; der Kondensator ist aber durch die Anwendung keramischen Isolierstoffes zur Isolation der Statorpakete von der Kondensatorwanne in seiner Dämpfung noch verbessert worden.

Auch die Spulen haben eine weitere Vervollkommnung erfahren, und zwar wird bei ihnen eine Wicklungsart angewandt, bei der zwei Wicklungslagen zur Erzielung eines möglichst kleinen Ohmschen Widerstandes parallel geschaltet sind; der Verlustwiderstand der Spule wird auf diese Weise verkleinert ohne daß ‑ wie bei der Verwendung stärkeren Drahtes ‑ ihre Länge wächst. Die Spulen selbst sind in Kupferbechern von quadratischer Grundfläche untergebracht, in denen sich auch die Umschalter befinden. Es sind Edelmetallumschalter; je eine Feder dieser Schalter ragt an dem Abschirmgehäuse durch die Chassisgrundplatte nach unten heraus und wird hier durch je eine Nockenscheibe der zentralen Schaltwelle bewegt, in genau der gleichen Weise, wie bei dem hier bereits beschriebenen „Siemens 46“. Auch die Ausbildung des ebenfalls auf dieser Schaltachse sitzenden Netzschalters sowie der automatischen Netzabschaltung bei Abnahme der Rückwand stimmen mit diesem älteren Gerät überein.

Ein Unterschied gegenüber dem früheren Gerät besteht jedoch darin, daß jede der drei Bedienungsknöpfe zwei verschiedene Funktionen zu erfüllen hat. Jeder dieser Knöpfe weist zu diesem Zweck noch eine Drehscheibe auf, die gleicher Achse sitzt und gewissermaßen einen Flansch des Knopfes darstellt. Dreht man, von links beginnend und nach rechts fortschreitend, die Scheiben, so betätigt man nacheinander den Lautstärkenregler, die Fortschaltung der Länderbandskala und den Ortsfernschalter, während durch die eigentlichen Knöpfe Klangfarbenregler, Abstimmung und Zentralschalter bedient werden. Diese Zusammenlegung der Bedienungsgriffe trägt ohne Zweifel sehr dazu bei, ein harmonisches, nicht mit Einstellknöpfen überladenes Äußere zu erhalten.

Interessant ist die Art, wie die Zusammenlegung der Bedienungsgriffe gelöst wurde. Der linke Knopf bewegt, wie schon erwähnt, den Lautstärkeregler und den Klangfarbenregler. Beides sind dosenförmige, regelbare Hochohmwiderstände, die jedoch nicht hintereinander, also auf gleicher Achse, sondern nebeneinander an angeordnet sind; dreht man die den Lautstärkeregler betätigende Einstellscheibe so wird deren Bewegung durch Friktionsscheiben auf die Achse des zugehörigen Lautstärkereglers übertragen.

Abb. 7 zeigt das deutlich: A ist die Scheibe, B der Drehknopf. Der letztere  sitzt auf der eigentlichen Achse, die den  Widerstand des Klangfarbenreglers C antreibt. Die Scheibe aber ist an einer Hülse D befestigt, die die beiden Friktionsscheiben E trägt. Zwischen diese Scheiben ragt die auf der Achse des Lautstärkereglers F sitzende Scheibe G  hinein, so daß also F gedreht wird, wenn man die Drehscheibe A bedient.
Ähnlich ist es auf der anderen Seite des Empfängers; hier treibt der innere Knopf den Zentralschalter an, während die Scheibe eine Hülse dreht, an der durch Nietung eine Schalterfeder befestigt ist. Diese Feder drückt auf einen von zwei Kontakten und schaltet so das Gerät an Orts‑ oder Fernempfang.

In konstruktiver Hinsicht sehr interessant ist die bei diesem Empfänger zur Anwendung kommende Skala, das sogen. „Länderband“. Es handelt sich im Prinzip um eine waagerechte Linearskala, die jedoch nicht feststehend an geordnet ist, sondern aus einem in senkrechter Richtung beweglichen Filmband besteht. Dieses 160 mm breite Filmband ist in 20 schmale Streifen von je 20 mm Breite unterteilt, von denen sich jeweils einer im Skalenfenster befindet. Dieses Filmband nun ist mit seinen Enden an zwei Metalltrommeln befestigt, auf die es auf‑ bzw. von denen es abgewickelt werden kann. Die Trommeln besitzen an einem Ende Schnurscheiben, über die eine Stahlsaite läuft, und diese Saite wiederum ist über Führungsrollen nach einer Walze geführt, die durch die Triebscheibe des mittleren Bedienungsknopfes angetrieben werden kann. Dreht man diesen Knopf nach rechts, so läuft das breite Skalenband von unten nach oben; dreht man ihn nach links. so läuft es von oben nach unten. Da jeder Streifen einem Land gewidmet ist, also nur den Namen des betreffenden Landes und seiner Sender, wie die Markierungspunkte der betreffenden Sender aufweist, mag einem Laien, der sich nur schwer in eine Skala mit 100 Sendernamen hineinfindet, die Einstellung einer bestimmten Station erleichtert werden; er schaltet zunächst das gewünschte Land durch Drehen des äußeren Knopfes ein und sucht sich dann durch Drehen des inneren Knopfes von den Sendern dieses Landes den gewünschten heraus.

Das Länderband ist schwarz und die Stationsnamen sind durchsichtig gehalten, so daß die Namen. weiß auf schwarzem Grund erscheinen, wenn der Empfänger eingeschaltet ist und seine Skalenlampen das Band durchleuchten. Die Langwellensender dagegen sind der Unterscheidung wegen rot gehalten. Schaltet man den Langwellenbereich ein, so legt sich ferner ein rotes Filter vor den den Sender anzeigenden „Lichtstrich“; das bedeutet, daß man jetzt nur die rotgedruckten Sender einstellen kann. Dieser als Zeiger dienende Lichtstrich ist in Wirklichkeit ein schmaler Ausschnitt in einem Stahlband, das sich hinter der Skala in waagerechter Richtung bewegt, wenn man den Abstimmknopf dreht. Durch Friktionsübertragung wird dann nämlich die auf der Kondensatorachse sitzende Trommelscheibe angetrieben, an derem Umfang das Stahlband befestigt ist, das über zwei seitlich der Skala befindliche Führungsrollen läuft und so dicht hinter dem Länderband an diesem vorbeitransportiert wird.

Der Netzteil des Wechselstromempfängers ist durch den sehr reichlich bemessenen und mit 1,7 mm starkem Eisenblech gekapselten Transformator interessant, der durch eine Thermosicherung geschützt ist, deren sich bei Überhitzung lösender Kontakt weit in die Wicklung des Transformators hineinragt, also unmittelbar auf die dort entstehende und den Wicklungen gefährlich werdende Wärme anspricht. Die Umschaltung auf eine der fünf Netzspannungen (110, 125, 150, 220 und 240 Volt) wird durch Umstecken eines Kontaktes bewirkt, der in den rechteckigen Kontaktbuchsen außerordentlich kräftig fest hält.

Der Gleichstromempfänger enthält zur Stromregulierung und Vermeidung von Überspannungen beim Einschalten, die den Skalenlampen gefährlich werden könnten, einen Eisendraht-Wasserstoffwiderstand, der mit einem Urandioxyd‑Widerstand kombiniert ist; der Urandioxyd‑Widerstand hat die Eigenschaft in kaltem Zustand einen sehr viel höheren Ohmschen Widerstand zu besitzen, als in warmem, so daß ein gefährlicher Einschaltstromstoß nicht entstehen kann. Der Heizwiderstand ist übrigens mit einem verstellbaren Schleifer ausgestattet, so daß der Gleichstromempfänger auf alle Zwischenspannungen zischen 150 und 220 Volt eingestellt werden kann.

Bedienung und Leistung

Bei einem Gerät dieser Klasse ist nicht nur absolute Einknopfbedienung, sondern auch eine vollkommene Eindeutigkeit derselben eine Selbstverständlichkeit. Eine Regelung der Klangfarbe oder der Lautstärke ist ohne jeden Einfluß auf die Abstimmung, desgleichen natürlich eine Betätigung des Ortsfernschalters. Die Empfindlichkeit des Empfängers ist so groß, daß der Störpegel jederzeit erreicht werden kann. Der Groß‑Superhet mit fünf Röhren besitzt kaum eine größere Empfindlichkeit; er ist dem hier beschriebenen Empfänger, der natürlich preislich sehr viel günstiger liegt als ein Groß‑Superhet, nur in der vollkommeneren Lautstärkeautomatik wie in dem Bedienungskomfort überlegen. Wer auf diesen Komfort nicht sieht, kann mit diesem um rund 1/3 billigeren Gerät praktisch das gleiche erreichen.

MfG DR

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Bilder zum Ätherzepp 
22.Apr.14 10:49
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In "Kappelmayer, O.: Mit meinem Radio auf Du und Du, Scherl, 1934, Reprint: Freundlieb" gibt es einige Bilder zum Ätherzepp SH 47WL.

Hier wird gezeigt, wo der Sender aus Italien steht, der da gerade empfangen wird.

Auf diesem Bild ist zu sehen, wie die Filmfolie des "Länderbandes" in Abschnitte unterteilt ist, die jeweils die Sender eines Landes verzeichnet haben.

Der Abgleich des Abstimmaggregates mit seinen 3 Kreisen war aufwändig. Die hier gezeigte Anordnung mit einem Motor mit Getriebe könnte eine damalige Einrichtung zum Wobbeln der Durchlaßkurven gewesen sein. (Geht aus dem zugehörigen Text nicht hervor.)

Hier sieht man sämtliche Einzelteile, aus denen das Chassis des Ätherzepp besteht.

In diesem Bild sieht man die "Thermo-Sicherung", die bei vielen Geräten von Siemens, Telefunken und AEG in den '30er Jahren Verwendung fand. Der Thermo-Streifen ist in der Mitte mit einem sehr niedrig schmelzenden Lot zusammen gelötet. Bei Überlast erwärmt sich die Wicklung des Trafos und das Lot schmilzt. Eine Feder aus Bronze, die als Schaltkontakt für die Netzleitung dient und im Bild gut zu erkennen ist, drückt dann den vorderen dreieckförmigen Teil des Thermostreifens weg und öffent den Kontakt.

Die Thermosicherungen sind reparabel. Heutzutage sollte man sich jedoch nicht mehr darauf verlassen, daß die Reparatur tatsächlich mit niedrig schmelzendem Lot ausgeführt wurde. Wenn "normales" Zinn verwendet wurde, wird im Fehlerfall zunächst die Wicklung des Trafos durchbrennen, ehe eine solche Lötung weich wird.

Es empfiehlt sich daher, "vorsichtshalber" eine zusätzliche Schmelzsicherung einzubauen.

MfG DR

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