Tendenzen auf ebay

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Tendenzen auf ebay 
15.Jan.14 15:58
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Durch meine intensive Auswertung von ebay-Verkäufen (Eintragung von Sammlerpreisen) sollen hier einige Beobachtungen dargestellt werden, die möglicherweise dem einen oder anderen Käufer oder Verkäufer auf dieser Auktionsplattform als Hilfe nützlich sein können.

Wer selbst auf ebay fleißig tätig ist, möge mir verzeihen, daß  hier auch u.U. banale Feststellungen getroffen werden. Diese sind aber vielleicht für „ebay-Anfänger“ interessant.

Auch habe ich mir die Mühe gemacht, abschließend viele Bewertungen für die Transaktionen zu prüfen, was teilweise sehr interessant war.

Bilder zum Angebot

Besonders wenn man ein Gerät verkaufen will, sind aussagekräftige Fotos auch vom Innenraum für einen guten Verkaufspreis unabdingbar.

Für Käufer ist es wichtig, Innenansichten zu bekommen, besonders wenn keine Aussage über die Funktion gemacht wurde, bzw. das Gerät als defekt deklariert wird. Man sollte dann zusätzliche Fotos verlangen und im Zweifelsfall beim Bieten lieber die Finger davon lassen.

Abholung

Ein Anbieten nur zur Selbstabholung ist nur dann sinnvoll, wenn man hochpreisige Spitzengeräte hat. Immerhin interessieren sich auch in den Ballungsgebieten mit der höheren Interessentendichte noch Käufer für eine Selbstabholung, aber mit spürbaren Preisabschlägen. Wer wirklich halbwegs gut verkaufen will, sollte auf alle Fälle einen Versand mit guter Verpackung anbieten. Andererseits können hier Käufer manches Schnäppchen machen.

Fehlerangaben

Es ist immer gut, wenn die Art des Defektes bekannt ist. Angaben wie „Licht brennt“ oder „brummt nur“ lassen zumindest erkennen, daß der Netztrafo in Ordnung ist. Gerade wenn Verkäufer, die offensichtlich häufiger Radios anbieten (unbedingt immer Bewertungsprofil mit den getätigten Verkäufen abfragen!) nur mit „ungeprüft“ einstellen, ist Vorsicht geboten. Bei dieser Kategorie von Verkäufern kann man eigentlich davon ausgehen, daß da etwas faul sein könnte. Daß diese vor dem Verkauf nicht mal den Stecker in die Dose stecken, ist eher unwahrscheinlich.

Andererseits erkennt man an den schon getätigten Verkäufen und den erfolgten Bewertungen, ob die Beschreibungen korrekt oder möglicherweise geschönt sind.

Gebote überprüfen

Es gibt ja nach wie vor Schlaumeier, die mit zweiten Account oder mit Hilfe von Freunden die eigenen Gebote hochtreiben wollen. Diese sind leicht erkennbar. In der Bieterliste werden zwar die Namen verschlüsselt, aber auf Anklicken deren Gebote in den verschiedenen Kategorien angezeigt. Hat ein Bieter z.B. in diversen Kategorien Gebote abgegeben, aber immer beim selben Verkäufer (die werden allerdings auch nur als Nummer angezeigt), so ist die Sache klar. Finger weg!

Ich habe mir mal in einem Fall die Mühe gemacht, mit gezielter Suche in den Kategorien (dazu muß man die Standortsuche bemühen, z.B. Angebote in den gegebenen Kategorien im Umkreis von 5 km um den Ort des Verkäufers) die weiteren Verkäufernamen zu „entschlüsseln“. Im gegebenen Fall hatte der Verkäufer mit Hilfe von drei weiteren Accounts (!) seine Telefunken Jubilate auf 56.-€ hochgetrieben und hatte auch bei diversen seiner Artikel immer wieder mit denselben Namen geboten.  Dummerweise hat er aber wohl selbst das Gerät ersteigert, denn folgerichtig stand es eine Woche später wieder zum Verkauf!

Preistendenzen bei ebay

In den letzten Jahren hat sich das Preisgefüge stark verschoben. Geräte aus der Anfangszeit der 20er-Jahre und seltene Spitzengeräte werden nach wie vor mit hohen Preisen verkauft. Bei Standardgeräten aus den 30ern sind die Preise stark gefallen. Das lohnt sich für Käufer, aber weniger für Verkäufer.

Dekorative Kleingeräte der 50er und 60er (Philettas, Jubilate, etc.) erzielen offensichtlich gegen früher steigende Preise, vor allem, wenn sie funktionsfähig sind oder gar als restauriert angeboten werden. Auch Standard-Drucktasten-Tischgeräte mit der üblichen Bestückung ECC85-ECH81-EF89-EABC80-EL84 sind wohl gesucht, wenn das Äußere ok ist und die Funktion gegeben ist. Sie liegen in der Regel im Preissegment zwischen 40.- und 80.-€. Werden Sie als restauriert in gutem Zustand angeboten, liegen die erzielten Preise meist deutlich darüber.

Spitzengeräte wie Tannhäuser, Beethoven, Freiburgs, Siemens-Schatullen, Grundig mit Gegentakt-Endstufen, u.a. liegen über 100.-€, restauriert logischerweise noch weit darüber.

Allerdings muß festgestellt werden, daß gerade Freiburg-Geräte (Ausnahme Freiburg 3DS) deutlich rückläufige Preistendenzen aufweisen.

Spitzenpreise erzielen Siemens P48, Grundig 5005W, Grundig 5010. Da werden auch für schlechte Zustände in meinen Augen völlig überhöhte Preise geboten.

Neuerungen ab 4. Februar 2014

Ebay als Monopolist nutzt seine unangefochtene Marktposition, mal wieder die Verkaufsprovision zu erhöhen auf eigentlich unverschämte 10%. Im Gegenzug können private Anbieter bis zu 20 Angebote pro Monat kostenlos einstellen. Dies gilt für Bilder und den bisher kostenpflichtigen Startpreis (außer 1.-€-Angebote, die waren auch vorher frei). Ebenso ist Sofortkau/Preisvorschlag nicht mehr extra zu honorieren.

Das wird zwei unangenehme Folgen haben. Schon jetzt haben Anbieter die in letzter Zeit inflationären Angebotsphasen zur kostenlosen Einstellung auch bei höheren Startpreisen dazu genutzt, völlig utopische Preise zu verlangen. In der Folge findet man realistische Auktionen nur noch mit Mühe und viele Angebote bleiben unverkäuflich.

Für uns ist schlecht, daß schon seit einiger Zeit bei Verkäufen mit Preisvorschlag der tatsächlich erzielte Preis nicht mehr angezeigt wird, nur noch der meist viel zu hohe Sofortkauf-Preis. Insofern werden wir tatsächlich erzielte ebay-Preise nur noch eingeschränkt bekommen.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.