Topp: Einröhren-Audion, Original und Nachbau

ID: 141848
Dieser Artikel betrifft das Modell: Einröhren-Audion (Radio Adolf Topp; Neheim-Hüsten)

Topp: Einröhren-Audion, Original und Nachbau 
31.May.07 11:47
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Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Zu diesem Originalgerät ist ein Nachbau aufgetaucht. Eigentlich ist er eine Fälschung, denn das Anbringen eines im Original nicht vorhandenen Firmenschildes (das es auch seinerzeit noch kaum gab) kann nur eine Irreführung bezwecken.

Ebenso ist es mit dem handgezeichneten Schaltplan, der in seinem ganzen Aufbau, der Teileanordnung, nach der gedruckten Vorlage entstanden sein muss, denn diese Vorlage wurde vom Besitzer des Originalgerätes eigenhändig aufgenommen und gezeichnet (2004). Er kennt die Handzeichnung nicht. Wie sollte er dann zu einer so exakt gleichen Anordnung kommen?

Nebenbei bemerkt gab es die erwähnte KC1 seinerzeit noch nicht. sie kam erst ca 5 Jahre später. Der Plan wurde abgezeichnet und ergänzt.

Hier noch einmal die Vergleichsargumente:

Nach meiner Meinung ist das ein Nachbau nach einem Bild in der Funkgeschichte.Nr.164(Dez.05/Jan.06), S.315. Dazu wurden einige zeitgemäße Teile verwendet.

Begründung:

1) Die Teile sehen ähnlich aus sind aber nicht gleich. Einem Bastler, Amateur oder Kleinfabrikant wäre das Aussehen des Reglers, Drehkos, Spulenkopplers, Knopfes egal gewesen, falls er nicht nochmal den gleichen Typ hatte. Hier wird der Anschein erweckt, der aber nicht täuschen kann.

- Knöpfe sind nur ähnlich
- Drehko (Nora) ist nur ähnlich
- Spulenkoppler ist nur entfernt ähnlich
- Regler sieht nur ähnlich aus (Schleifer, Befestigung)

2) Die Originalschildchen waren seinerzeit in Mengen zu haben. Warum sollte man hier andere verwenden?

3) Da keine passenden Buchsen (ca 3,1 mm) zur Aufnahme der Röhrenstifte greifbar waren (heutzutage schwer zu beschaffen), wurde eine komplette Fassung eingebaut.

4) Im Original ist alles geschraubt was sich schrauben lässt. Hier wurde gelötet.

5) Die Audionkombination ist sicher nicht von vor 1930. Ebensowenig der Kondensator am Hörerausgang.

6) Das Original verwendet englische Spulen (Stift+Buchse). Ein Schwenkhebel-Koppler dieser Art stand für den Nachbau sicher nicht zur Verfügung. Darum ein "normaler" 4/19 mm Koppler.
Englische Spulenstecker waren in den 20er Jahren durchaus verbreitet. Sie wurden z.B. von Radio-Bauer 1927 im Katalog geführt. Auch Radio-Diehr  lieferte noch 1928/29 die Brandt-Spulen wahlweise mit deutschen oder englischen Steckern. An deutschen Geräten sind englische Stecker kaum zu finden, deshalb existieren auch kaum Ausschlachtteile.

7) Auch das Firmenschild ist mysteriös: Die Firma wurde 1930 gegründet. Der Inhaber baute solch ein Gerät als Amateur ca 1927/28. Das Original hat kein Schild (warum auch? es gab ja noch gar keine Firma!). Diese Nachbildung hat aber eines. Warum wohl? Um die Herkunft glaubhaft zu machen?

8) Und noch ein Bonbon: die beiliegende Schaltung ist eindeutig eine auf alt gemachte genaue Abkupferung der in der FG164 veröffentlichten Schaltung. Letztere wurde aber vom Besitzer des Originalgerätes erst 2004 erstellt, nicht von Herrn Topp. Beim Abzeichnen passierte dann dem "Nachbauer" ein Fehler: Die Antenne geht zur Anode!

Fazit:
Alles deutet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen Nachbau hin. Und weil dies  nicht vermerkt ist, unterstelle ich sogar Betrugsabsicht. Das erfundene Firmenschild und die Schaltung sprechen eine allzu deutliche Sprache. Dabei bleibt offen, ob bereits der Erbauer unlautere Absichten hatte oder ein späterer Besitzer, der aber auch guten Glaubens gewesen sein mag.

Anmerkung:
Die Echtheit des in der FG 164 beschriebenen Gerätes ist verbürgt, denn dessen Besitzer bekam es vor langer Zeit vom Geschäftsinhaber persönlich überreicht. Deshalb kann es als einwandfreie Referenz dienen.

Hier sind die beiden Geräte zum Vergleich gegenübergestellt.
Links das Original, rechts der Nachbau.

und hier das Innere

und schließlich noch das Schaltbild (Achtung: "kurz" und "lang" sind vertauscht):

Eine Erklärung betr. kurz - lang ist hier zu finden

Ich bedanke mich bei den Gerätebesitzern und bei der Redaktion der FUNKGESCHICHTE für die freundliche Bereitstellung des Materials und bei Arpad Roth für die tatkräftige Unterstützung bei der Bildbearbeitung.

 

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Echte römische Münzen 
31.May.07 14:22

Georg Beckmann (D)
Redakteur
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Georg Beckmann

Dazu fällt mir das mit den römischen Münzen ein. Die hatten den Datumsaufdruck

XXXVIII  v.Chr. 

:-)

Gruß

Georg Beckmann

 

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