Welche Empfangsbereiche mit dem RADIOMANN ?

ID: 20007
Welche Empfangsbereiche mit dem RADIOMANN ? 
19.Jan.04 23:15
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

 

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Eins vorab, die LW -von 150 kHz...300 kHz- kann schon deshalb nicht empfangen werden, weil die Induktivitäten der beigelegten Spulen zu klein sind. Die Flachspule 60 hat 0,3 mH, die 40er hat 0,13 mH und der Drehko etwa 30 pF... 450 pF. Ohne Umschaltung kann auch nicht der gesamte MW-Bereich erfasst werden. Man musste Kompromisse eingehen. Ich sage mal so: Es geht da schon ein bisschen "drunter und drüber!"

Anmerkung: Die hier nicht genannten Auflagen stehen mir z.Zt. nicht zur Verfügung. Trotzdem sind die gemachten Aussagen und Vorschläge auch für die dazwischen liegenden Auflagen im Grundsatz gültig. Weitergehende Vorschläge, Berichtigungen und diesbezügliche Erfahrungen von Lesern sind sehr willkommen!!

Aus den mir vorliegenden Anleitungsheftchen komme ich zu folgenden Schlüssen:

4. Auflage 1940

In der obenstehenden Abbildung sehen wir die Audion-Grundschaltung mit Abstimmkondensator und Gitterspule 60, sowie Rückkopplungsspule 40. Diese Basisanordnung wurde bis 1959 (12. Auflage) beibehalten und hat daher für die nachfolgenden Kästen Gültigkeit!

Es handelt sich um eine 'Serienschaltung' und ergibt einen Empfangsbereich von ca. 750 kHz...1350 kHz. Natürlich sind das Annäherungswerte, weil die Antennenausführung hierauf Einfluss hat. Kosmos empfiehlt eine Länge von max.15 m. Nur in der 8. Auflage steht 25 m angegeben. Druckfehler?

Besonders die 'Lücke' unterhalb von 750 kHz (400 m) erschwert den Empfang der wichtigen Sender, wie Beromünster, Wien, Mühlacker oder Frankfurt. Es werden jedoch in dieser Ausgabe keinerlei Hinweise auf eine Wellenbereichsumschaltung gemacht. Also nur begrenzter MW-Empfang.

Vorschlag 1

Natürlich kann man die Spule 60 durch die kleinere Spule 40 ersetzen. Dann ist schon mal der obere MW-Bereich von 1300 kHz...2000 kHz erfasst. Als Rückkopplungsspule wird nun die Spule 60 benutzt. Durch die höhere Windungszahl ist die Rückkopplung etwas zu stark geworden, was durch eine noch mehr nach oben versetzte Anordnung in den Griff zu bekommen ist.

 

8.  10. und 11. Auflage

Neu ist die Beseitigung der bereits besprochenen 'Lücke' im unteren MW-Bereich. Ich nehme an, dass Beschwerden hierüber Kosmos zu einem alternativen Schaltungsvorschlag zwang.

Im Versuch 78, mit der irreführenden Überschrift "Langwellen-Empfang" wird die Parallelschaltung von C+L vorgeschlagen.

 

Da steht geschrieben: "Wir werden damit neue Sender mit längeren Wellen hören, namentlich dann, wenn unsere Antenne kurz ist, also etwa zwischen 5 und 10 m mißt". Das ist in sich ein Widerspruch, denn gerade eine lange Antenne -mit ihrer hohen Eigenkapazität- unterstützt den Empfang von 'längeren Wellen'. Der wahre Hintergrund ist folgender:

Da nun die Antennenkapazität voll in die Abstimmung des Gitterkreises eingeht, hat sich der Empfangsbereich stark nach unten verschoben. Ich messe von ca. 380 kHz bis etwa 650 kHz. Das gilt aber nur, wenn die Antenne nicht zu lang ist. Denn eine zu starke kapazitive Belastung würde zu weit nach tieferen Frequenzen (jedoch nicht bis in den LW-Bereich) verstimmen, womit selbst bei völlig herausgedrehtem Drehkondensator, keine höheren Frequenzen als 500 kHz zu empfangen sind. Mit anderen Worten: Die 'Lücke' im unteren MW-Bereich wäre dann immer noch vorhanden!

Vorschlag 2

Wer die noch vorhandene Lücke von 650 kHz...750 kHz schließen möchte, kann die Spule 40 in den Gitterkreis einsetzen, wieder in der Parallelschaltung! Der Kommentar zur Spule 60 für die Rückkopplung im Vorschlag 1, ist ebenso gültig. Mit meiner 12 m langen Dachbodenantenne konnten Sender im Bereich von 580 kHz...1000 kHz eingestellt werden.

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13. Auflage 1960

Ab dieser Auflage hat mit der Einführung der neuen Röhre EF 98, eine komplette Überarbeitung des Experimentierkastens stattgefunden. Die Flachspulen wurden durch Zylinderspulen ersetzt. Die Gitterspule hat eine Induktivität von 0,21 mH, die Rückkopplungsspule 0,07 mH. Außerdem ist die Antenne an eine Anzapfung gelegt, wirkt also weniger verstimmend und bedämpfend. Der Drehko ist jetzt parallel zur Spule geschaltet.

Das resultiert in einem Empfangsbereich von ca. 480 kHz...1000 kHz, also dieses mal ein riesiges 'Loch' in der oberen Hälfte des MW-Bereiches!

Im Versuch 109 "Empfang verschiedener Wellenlängen" wird wieder auf die Möglichkeit der Serienschaltung von Spule und Drehko hingewiesen. Auch hier noch der ungültige Text aus der Zeit der Flachspulen mit dem "evtl. Empfang von Langwellensender mit etwas kürzerer Antenne" Besser ist der angehängte Vorschlag, sich selbstgewickelte Spulen anzufertigen, um somit andere(!) Wellenbereiche zu empfangen.

Anmerkung: Den Drehko (in Serie mit der Antenne) an die Anzapfung zu legen -wie im Versuch 110 gezeigt- ist ungünstig, weil sich dann ein Empfangsbereich von ca. 1300 kHz...1900 kHz ergibt. Den Fehler in der originalen G2 Beschaltung habe ich korrigiert dargestellt.

Vorschlag 3

Gut funktioniert die untenstehende Anordnung für 1000 kHz...1600 kHz.

Vorschlag 4

Ich habe mal selbst nach einer Empfangserweiterung zur oberen Hälfte des MW-Bereiches gesucht. Untenstehendes Bild zeigt das Ergebnis. Die Parallelschaltung wurde zwar beibehalten, jedoch nur ein Spulenteil (der mit den vielen Windungen, L~ 0,14 mH) ist nun in Resonanz mit dem Drehko. Das Antennensignal wird jetzt induktiv(!) von der Spulenhälfte mit den wenigen Windungen zur anderen übertragen. Somit sind MW-Sender von 600 kHz...1600 kHz zu empfangen! Die Schaltung ist recht selektiv, aber dafür etwas unempfindlicher.

Noch ein Tipp: Steckt man einen abgebrochenen Ferritstab mehr oder weniger tief in die Gitterspule, ändert sich der Abstimmbereich dementsprechend nach tieferen Frequenzen.

 

20. und 22. Auflage 1968/70

Die Basisschaltung für den Empfang nur in der unteren Hälfte des MW-Bereiches ist unverändert anzutreffen. Es werden jedoch keine Vorschläge zur Bereichserweiterung mehr gemacht! Keine Serien-Parallelschaltungen. Auch vom 'Langwellen-Traum' konnte man sich frei machen.

Den Text zum Versuch 109 "Empfang verschiedener Wellenlängen" bringe ich zum Abschluss in der Originalfassung. Man staune: Kurzwellenempfang ist möglich!

Wer hat in der Praxis positive Erfahrungen damit gemacht ? Bitte melden.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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