Wireless Record Player - Drahtloser Plattenspieler

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Wireless Record Player - Drahtloser Plattenspieler 
06.Apr.12 13:05
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Unter dem Titel „Wireless Record Player“ oder  „Wireless Phono Player“ gab es in den USA ab den späten '30er Jahren Plattenspieler, die über einen kleinen MW Sender verfügten. Damit war es möglich, Schallplatten über das vorhandene Radiogerät abzuspielen, ohne daß eine direkte Leitungsverbindung zwischen Plattenspieler und Radio notwendig war.
Angepriesen wurde das als bequeme Möglichkeit zur Aufstellung des Plattenspielers an einem separaten Ort ohne lästige Strippen ziehen zu müssen.
Vermutlich genau so wichtig war aber die Tatsache, daß viele Amerikanische Radios als Allstrom-Geräte ohne Netztrennung ausgeführt waren. Damit war es nicht ganz ungefährlich, ein anderes Allstrom-Gerät, wie einen Plattenspieler, an ein solches Radio direkt über eine Leitung anzuschließen. Ganz nebenbei konnte man auf die drahtlose Weise auch manches Problem mit Netz-Brummen vermeiden.
Der Wireless Record Player war somit eine logische Entwicklung. 
In „Ghirardi, Radio and Television Receiver Design and Operation, Rinehart, 1955“ werden typische Schaltungsbeispiele vorgestellt.

Während also in den USA eine Großzügigkeit in Bezug auf „Heimsenderchen“ herrschte, waren in Deutschland finstere Zeiten angebrochen und von 1939 an war sogar der Empfang von Auslandssendern verboten und strafbar und „Schwarzsenden“ galt als Verbrechen.
Um so interessanter ist es, in den „Fortschritten der Funk-Technik, Frankh, 1941, pp. 39 - 40“ eine Beschreibung eines Wireless Record Players zu finden.

8. Interessante Entwicklungen des Auslands

Auf dem amerikanischen Markt sind verschiedene Plattenspieler erschienen, die einen kleinen, nur wenige Meter reichenden Sender enthalten und daher die sonst übliche Verbindungsleitung zwischen Plattenspieler und Rundfunkgerät entbehren können. Das von De Wald herausgebrachte "Phonoskop" gehört zu den interessantesten Konstruktionen dieser Art.

Wie das Schaltbild Abb. 47 zeigt, läßt sich dieses Phonogerät mit Hilfe des eingebauten Kleinsenders zunächst zusammen mit dem Rundfunkgerät verwenden, ferner auch nach entsprechender Umschaltung als gewöhnlicher Verstärker, wobei der Lautsprecher des Plattenspielers in Tätigkeit tritt. Bei drahtloser Übermittlung der Schallplatten zum Rundfunkgerät gelangt die im Dreipolsystern der ersten Röhre V1 vorverstärkte Niederfrequenzspannung zum Fünfpolsystern dieser Röhre, das als Dreipunktsender geschaltet ist, mit einer innerhalb des Mittelwellenbereicbs durch C1 stetig veränderlichen Frequenz. Der Schalter S1 steht dann in Stellung a. Die erzeugte Hochfrequenz wird über den Blockkondensator C2 (100 pF) zur einen Netzleitung geführt, die als Antenne wirkt und die Hochfrequenzenergie zum Empfangsgerät weiterleitet. Die Hochfrequenz ist ausreichend, um lautstarken und reinen Empfang bis auf eine maximale Entfernung von 15 m zu ermöglichen. Bei Tonabnehmerwiedergabe über den Verstärker und Lautsprecher des "Phonoskops" wird Schalter S1 auf Stellung b geschaltet. Die im Dreipolsystem von V1 vorverstärkte Tonfrequenzspannung gelangt nun zum Steuergitter des Vierpolsysterns der Doppelröhre V2, das als Endverstärker arbeitet und Lautsprecherempfang zuläßt. In der Kathodenleitung befindet sich das übliche Kathodenaggregat zur negativen Gittervorspannungserzeugung. Der eingangsseitige Lautstärkeregler R1 mit 0,5 Megohm dient bei Verstärkerwiedergabe als Lautstärkeregler, während er in der Senderschaltung die Einstellung der Modulationstiefe gestattet. Das zweite System der Röhre V2 arbeitet als Netzgleichrichter und liefert die Anodenspannung zum Betrieb der Röhrensysteme.
Beide Röhren haben eine Heizspannung von 12,6 bzw. 32 Volt und einen Heizstrom von 0,3 A. Als V1 ‑ Röhre eignet sich der amerikanische Typ 12B8GT, während für V2 die amerikanische Doppelröhre 32L7GT in Betracht kommt. Das Verstärkersvstem der Röhre V2 gibt eine Sprechleistung von maximal 5 Watt ab. Der Netzteil ist wie üblich geschaltet; die Heizfäden liegen in Reihe.
ln den Vereinigten Staaten werden derartige drahtlos arbeitende Plattenspieler vielfach verwendet, trotzdem das Verfahren u. a. den Nachteil hat, andere Empfangsgeräte zu stören. Diesen Nachteil nimmt man vielfach in Kauf, weil das "Phonoskop" auch als reines Verstärkergerät arbeiten kann.

Typische Beispiele von Wireless Record Playern, wie sie im „Ghirardi“ vorgestellt werden.

Unter dem Suchbegriff „Wireless Record Player“ sind im Radiomuseum z.Z. 66 Modelle gelistet und 2 unter „Wireless Phono Player“. Die dort gezeigten Schaltungen sind weitere Beispiele für das „Heimsenderchen“.

MfG DR

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Batterie betriebener drahtloser Plattenspieler 
26.Apr.16 09:52
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Ein Batterie betriebener drahtloser Plattenspieler aus dem Jahre 1943 wird (auf Englisch) in dem Thread "Suitcase Phonograph for Portable Receivers" beschrieben. Bei der verwendeten Röhre 1A7GT wird, wie bei der 6A7 in Fig. 14-30 oder der 6A8 in Fig. 14-29, das Gitter 1 mit der NF angesteuert. 

 

MfG DR

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