Name: | Lorenz; Berlin, Zuffenhausen u.a. (D) |
Brand: | SEL |
Abbreviation: | lorenz |
Products: | Model types Tube manufacturer |
Summary: |
Ab 1930 liegt die Aktienmehrheit in den USA (wie auch bei Tefag), doch das unternehmen kann bis zum Krieg weitgehendst selbst operieren und liegt 1933 an fünter Stelle bezüglich Marktanteil. 1940 übernimmt sie Schaub. 1880: Telegraphenbauanstalt, Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie, Berlin; |
History: |
Aus Radiokatalog Band 1:Carl Lorenz (1844-1889) betreibt seit 1870 eine mechanische Werkstatt in Berlin und gründet 1880 die Telegraphenbauanstalt, Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie. Diese baut er zu einer angesehenen Mechanikerwerkstatt aus. 30-50 Mechaniker fabrizieren Morseapparate, Streckenläutwerke und Bogenlampen.1890 erwirbt der 27jährige Textilkaufmann Robert Held (1862-1924) die Firma von der Witwe Lorenz und führt sie mit straffer Hand, wobei er gleichzeitig rationelle Arbeitsteilung und Leistungslohn bei nur Neunstundentag (damals eine soziale Grosstat [489-12]) einführt. 1893 übernimmt er die 1839 durch David F. Lewert (1779-1863) gegründete Telegraphen-Bauanstalt C.F. Lewert mit ca. 30 Mechanikern in Berlin. Diese baute die ersten deutschen Morse-Telegraphen und ist im Fernsprechgeschäft für die Reichspost beschäftigt. Held gründet 1900 ein Zweigwerk in St. Petersburg. 1906 wandelt Held die Gesamtfirma in die C. Lorenz AG um und schliesst einen Lizenzvertrag mit der Amalgamated Radio Telegraph Company Ltd. Damit sichert er sich die Rechte am Poulsen-Lichtbogen-System zur Erzeugung ungedämpfter HF-Schwingungen für Deutschland und Österreich-Ungarn und gründet die Abteilung für drahtlose Telegraphie. Indem Held Wissenschaftler wie Hahnemann (erster Leiter für die Abt. drahtlose Telegraphie), Rein, Pungs, Harbich, Scheller, Goldschmidt und Nesper für die neuen Aufgaben heranzieht, gibt er dem neuen Zweig den grössten Stellenwert. In Eberswalde entsteht eine Versuchsstation für Poulsensender und HF-Maschinensender und bald finden erste Übertragungen von Sprache und Musik statt. Auch die herkömmlichen Arbeitsgebiete pflegt die Firma, z.B. durch die eigene Konstruktion von Fernsprech-Selbstanschluss- und Privat-Nebenstellen-Techniken um 1910. 1915 übernimmt Lorenz die durch Wilhelm Gurlt 1853 gegründete Telegrafenfirma. Lorenz führt den «Schrittalphabet-Fernschreiber» ein und löst ihn Mitte der 20er Jahre durch den «Springschreiber» ab.
1920 strahlt die Firma erste Rundfunksendungen in Deutschland mit einem Lorenz-Poulsen-Sender aus [489-32]. Erste Rundfunkgeräte entstehen im Versuchsbetrieb Eberswalde und im Werk Tempelhof, wobei zahlreiche Amateure und Mitarbeiter an Sende- und Empfangsversuchen teilnehmen. Zur Systematik der Modelle: Die Buchstabenfolge (20er Jahre) vor der Modellnummer ist unterschiedlich dargestellt (gross, klein, mit- und ohne Punkt). Bedeutung für uns haben: E=Empfänger, D=Detektor/R=Röhren, gefolgt von z.B. W für Widerstandsverstärkung (RC-Kopplung) oder T für Trafokopplung, N=Neutrodyneschaltung etc. Bei dreistelligen Nummern bis 1932 bedeutet die erste Stelle die Anzahl Empfangsröhren. Ab 1932 bis 1935/36 verwendet Lorenz Namen, um später auf Nummern unterschiedlicher Systematik zu wechseln. Das erste Gerät, das Audion «Liebhaber-Empfänger» von 1923 mit induktiver Abstimmung, umgangssprachlich «Sprottenkiste» genannt, ist für 250 Rentenmark erhältlich. Die Abstimmung erfolgt mit beweglichem Kurzschlusszylinder; der innere Spulenraum ist zur Induktivitätserhöhung mit fein unterteiltem Eisenpulver versehen. Zudem bietet die Firma zwei Typen von Detektorempfängern an. Zum Audion gibt es nach Einführung des Empfängers einen im gleichen Format gehaltenen Zweiröhren-NF-Verstärker und kurz darauf einen Vorkreis. Zusammen bilden diese Geräte einen «D-Zug». Ende 1924, beim Tod von Robert Held, beschäftigt C. Lorenz AG rund 3000 Personen und ist auf allen Gebieten der elektrischen Nachrichtentechnik erfolgreich tätig. Am Teltow-Kanal in Berlin-Tempelhof liegen die 1916 errichteten Haupt-Fabrikanlagen. 1926 dominiert die niederfrequente Nachrichten- und Signaltechnik, während die Funktechnik nur knapp 20% ausmacht. Am 1.4.26 erfolgt in Berlin die Gründung der Lorenz-Radio-Vertriebsgesellschaft mbH. 1927 erwirbt Lorenz den Patentbesitz der Dr. Erich F. Huth GmbH. Auch Gebäude-Anteile von Huth in Hannover gehen in Besitz von Lorenz. Später kooperiert Lorenz beim Bau von Rundfunkgeräten mit Tefag [638969].
1929 fertigt Lorenz auch für Philips Rundfunkgeräte, doch muss sie wegen einem Rechtsstreit mit Telefunken diese Produktion Anfang 1930 aufgeben [638969] und die Beziehungen zu Philips lösen. Mangels eines kongenialen Nachfolgers verkauft man im Mai 1930 die Aktienmehrheit an die Standard Elektrizitätsgesellschaft (SEG) der ITT (USA - über ST&T). Denn: 1929 hat ITT die Telephonfabrik AG, vormals J. Berliner (Tefag) übernommen, führt die Marke jedoch bis zum Krieg weiter. 1932/33 erreicht die Rundfunktechnik bei Lorenz mit ca. 45 % den grössten Vorkriegsanteil, doch gibt Lorenz Entwicklung und Produktion von Röhren 1932 auf. Vom Mutterhaus bleibt Lorenz bis 1945 weitestgehend unabhängig. Ab Mitte der 30er Jahre beginnen Lieferungen an Polizei, Reichspost (u.a. Rundfunk-Sendernetz) und die Kriegswirtschaft zu überwiegen; das Privat-Telefongeschäft geht an Mix & Genest, die seit 1929/30 ebenfalls der SEG gehört, wie auch die Firma Schuchhardt AG. Lorenz liegt 1933 mit einem Marktanteil von 6,3% an fünfter Stelle. Dieser Anteil reduziert sich im Folgejahr auf 3,7 und darauf auf 3,3%. Den grössten Marktanteil erzielt die Firma 1928 mit 10,8% [503]. 1935 patentiert Lorenz (DRP 735'429) eine drehbare Ferritstab-Peilantenne [489-129], die später auch in Rundfunkgeräten Einzug hält. 1936 beginnt das Lorenz-Schwingquarzlabor seine Tätigkeit. Mitte der 30er Jahre baut Lorenz ein Drahttongerät (BW1), das für die Olympischen Spiele 1936 und die Reichsbahn vorgesehen ist [639181]. 1937 richtet Lorenz im Hauptwerk Berlin wieder ein Laboratorium für Sende- und Empfängerröhren ein und beginnt in Mülhausen/Thüringen mit der Produktion von Wehrmachtsröhren. Der ab 1938 millionenfach durch alle wichtigen Rundfunkhersteller Deutschlands produzierte DKE ist eine Entwicklung von A. Stapelfeld bei Lorenz. Mit den Erfahrungen der Mutterfirma und guten Ingenieuren wie Dr. H. Rochow und K.L. Vrany gelingt es, sich auf den drei folgenden Gebieten zu profilieren: Technik ultrakurzer Wellen (Flugfunk-Navigation und bewegliche Funkanlagen), Grossendertechnik und Telegraphentechnik. Bald findet sich die Firma in der Kriegstechnik; sie hat auf Verlangen des Reiches grosse Kredite aufzunehmen. Kriegs- und Nachkriegszeit1940 übernimmt Lorenz die G. Schaub Apparatebau GmbH. 1944 bestehen 12 Betriebsstätten mit ca. 24'000 Mitarbeitern, praktisch ausschliesslich zur Rüstungsproduktion. Nur vier davon (Berlin, Eschershausen, Landshut und Pforzheim) befinden sich nach Kriegsende ausserhalb der russischen Zone.Bei Kriegsende sind wesentliche Anlagen zerstört, die Gesellschaft hat hohe, nicht einbringbare Forderungen gegen das Reich und grosse Schulden. Die Einrichtungen von Mühlhausen transportiert man während der kurzen Zeit der amerikanischen Besatzung nach Westen. Sie bilden den Grundstock für das im Februar 1946 gegründete Röhrenwerk in Esslingen/Neckar.
1946 hat die Radioproduktion einen Anteil von 35% und 1948 sogar von 70% des Gesamtumsatzes von Lorenz. In Berlin-Tempelhof, Hannover, Landshut und Stuttgart kommt es bis 1948 zur Entwicklung völlig unterschiedlicher Gerätetypen. Auch im Werk Leipzig gibt es für kurze Zeit eine bescheidene Empfängerproduktion. Erst ab Juli 1950 fasst Lorenz die Radioproduktion in Stuttgart/Pforzheim (Schaub-Werke) zusammen. Die Nachkriegsgeschichte hat Knut Berger in [639503] mit viel Recherchearbeit nachgezeichnet. In seinem Artikel zeigt er auf, unter welchen Umständen die verschiedenen Werke entstanden und wie sie sich entwickelten. Bis 1950 sind die Geräte mit Produktionsort nachgetragen. 1948 wechselt der Firmensitz inkl. der Schwesterfirma Mix & Genest AG von Berlin nach Stuttgart-Zuffenhausen, jedoch bleiben dezentrale autarke Einheiten mittlerer Grösse an ihren Standorten: Berlin-Tempelhof (drahtlose Technik und Übertragungstechnik), Esslingen (Röhrenwerk), Landshut (Elektro-Maschinen, Rundfunkzubehör, Signaltechnik), Pforzheim I (Entwicklungslabor und Modellwerkstatt für Kleinfunk- und Richtfunktechnik), Pforzheim II (Fernschreiberwerk) und Schaub Pforzheim (Rundfunk- und Fernsehempfänger). Ab 1951 entwickelt, fabriziert und vertreibt Schaub alle Heimempfänger der Marken Lorenz und Schaub, doch gliedert man diese Tätigkeiten 1954 als Abteilung in die C. Lorenz AG ein. Anfang der 50er Jahre baut Lorenz Drahttongeräte - meist im Gehäuse eines Radios integriert - für den Privatgebrauch. 1955 beschäftigt Lorenz mehr als 6000 Mitarbeiter. Aber: Rundfunk- und Fernseh-Empfänger erhalten ab 1954 die Marke Schaub-Lorenz. 10 Kofferradios vermarktet das Unternehmen noch bis 1957 unter Lorenz. Sie sind identisch mit Schaub-Lorenz, tragen aber andere Modellnamen. Im Frühjahr 1958 fasst man die Unternehmensgruppe Standard Elektrik AG mit der C. Lorenz AG im ITT-Firmenverband zur Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) zusammen. 1961 kommen auch die Mehrheitsanteile von Graetz zur SEL. Ihr gehört dann z.B. auch die österreichische Radiofabrik Ingelen Figer & Co KG. 1975 erleidet SEL im Geschäft mit Unterhaltungselektronik (UE) 16 Mio DM Verluste; Max Becker kauft das Werk Rastatt. Zum Jahreswechsel 1987/88 veräussert die inzwischen als Mehrheitsaktionärin bei SEL fungierende französische Gruppe Alcatel den Bereich UE an den finnischen Konzern Nokia. Dieser vertreibt hochwertige Geräte unter der Marke Schaub Lorenz an den Fachhandel; günstigere Geräte erhalten den Namen Graetz. Für Österreich und die Schweiz operiert Nokia zudem mit den Marken Salora (Finnland) und Luxor (Schweden). Die geschichtliche Entwicklung der Firma, die ohne verlorene, harte Patentstreite gegen Telefunken sicherlich eine wesentlich grössere Rolle in der Nachrichtentechnik gespielt hätte, findet sich in den Büchern «50 Jahre Lorenz» (1930) und in [489] «75 Jahre Lorenz» (1955) detailliert dargestellt. Lorenz in Ostdeutschland:EFM Elektro-Feinmechanik Mittweida gibt die Produktion von Rundfunkempfängern 1948/49 auf. Die C. Lorenz AG, Leipzig (in Verwaltung) beendet die Produktion von Radios 1947. |
Country | Year | Name | 1st Tube | Notes |
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D | 36/37 | Super DX | AF3 | Feldst.Anz. (Glimm) |
D | 52/53 | Stolzenfels | UCF12 | FM = Superregenerativ mit Reflexstufe. Dieses Gerät besitzt keine Netztrennung. Bei... |
D | 50/51 | ULEI 52/II "W" | ECF12 | Einbaugerät für Havel/Mosel. |
D | 47/48 | 46GW-AZ2 | UCH11 | andere Endstufe. |
D | 35/36 | Konzertmeister W | AF3 | |
D | 31/32 | 231LG (231GL) | RE034s | |
D | 27/28 | Audion | Primär-Empfänger, Steckspulen; 200-3000m | |
D | 53/54 | Lichtenstein WA | EC92 | |
D | 53/54 | Lichtenstein GW | EC92 | |
D | 53 | Nymphenburg A | EF94 | Nymphenburg A ist ein Modell der Zwischensaison 1953. Drehbare Ferritantenne mit separa... |
D | 53/54 | Weekend 55 | DF91 | Wie Schaub-Amigo ohne UKW.Bakelit braun. Andere Farben sind nicht original! |
D | 54/55 | Weekend 55U Type 9011 | DC90 | Farbe weinrot. Parallelgerät zum Schaub Amigo 55U. |
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Röhrenproduktion bei Lorenz bis 1930
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Rüdiger Walz
23.Jun.20 |
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Röhrenproduktion bei Lorenz bis 1930 Über die Röhrenproduktion bis 1930 bei Lorenz findet man wenig in den Quellen. Sie scheint für Lorenz selbst auch keine große Bedeutung gehabt zu haben, da sie im Jubiläumsband 50 Jahre Lorenz [2] nur an zwei Stellen nebenbei erwähnt wird und auch im Band 75 Jahre Lorenz [3] nur in einem Satz erwähnt wird, dass man sie Ende der 1920er Jahre aufgegeben hätte und erst 1937 aufgrund des militärischen Bedarfs an Hochfrequenzröhren wieder mit der Entwicklung begonnen hätte. Auch ist mir in den Zeitschriften jener Zeit keine Werbung für Lorenz Röhren bekannt. Laut Tyne [1] begann Lorenz mit der Röhrenherstellung in Wien und verlagerte die Produktion ab 1920 nach Berlin Tempelhof. Wie auch andere Produzenten, die im Fernsprechbereich tätig waren (Siemens, TeKaDe, Huth) produzierten sie Röhren für Fernsprechverstärker äquivalent zu den Typen Mc, K6 und BF von Siemens. Tyne zitiert das Jahrbuch Radioaktivität 1920, 17, S. 174-178 wo Verbesserungen an Lorenz Röhren gezeichnet sind. In [2] wir im Kapitel „25 Jahre Drahtlose Abteilung“ erwähnt, dass Lorenz nach dem Kriege zusammen mit Osram (vorher Auer Gesellschaft) gemeinsam eine Kathoden-Röhrengesellschaft gegründet habe. Nach Einstieg der AEG bei Osram sei aber Lorenz genötigt gewesen die Röhrenentwicklung und Produktion selbst zu übernehmen. Man habe von der Verstärkerröhre bis zur wassergekühlten Senderöhre die ganze Palette gebaut, habe aber später ein Übereinkommen 1927 mit Telefunken abgeschlossen, die Röhrenfertigung damit rationalisiert und nur noch ein Entwicklungslabor behalten. Ebenso wird im Kapitel „Kleingeräte und Kommerzielle Empfänger“ darauf hingewiesen, dass die Empfänger , die unmittelbar nach dem Krieg gebaut wurden (Beispiel genannt: REO 318) mit Röhren aus der eigenen Produktion bei Lorenz ausgerüstet gewesen seien. Laut [8] gliederte die Deutsche Gasglühlicht AG (Auer Gesellschaft) 1918 die Glühlampenfertigung in die OSRAM GmbH KG aus. Am 5.2.1920 traten AEG und Siemens als Kommanditisten bei. Das ist also vermutlich das Datum, auf das in [2] hingewiesen wird und ab dem Lorenz selbst Röhren produziert hat. Am 1.2.1927 schlossen Lorenz und Telefunken ein Patentaustauschabkommen ab, das ein Verbot des Röhrenbaus für Lorenz und die Erlaubnis Radiogeräte bis 10.000 Stück/Jahr zu bauen enthielt. Dies ist vermutlich das Datum auf das in [2] als Ende der Lorenz Röhrenfertigung hingewiesen wird. Also hat Lorenz vermutlich zwischen 5.2.1920 und 1.2.1927 Röhren selbst produziert. Danach wurden „Lorenz“ gelabelte Röhren vermutlich von Telefunken geliefert. Die genaue Angabe des Datums ist das Datum der Vertragsunterzeichnung, es ist nicht bekannt, wann die Verträge genau in Kraft traten. In [3] wird erläutert, dass ab 1937 aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach kommerziellen Röhren 1935 Lorenz wieder mit der eigenen Entwicklung und 1937 mit der Fertigung von Röhren in Mühlhausen / Thüringen begann. Zwischen 1920 und 1927 machte die Röhrentechnik einen gewaltigen Entwicklungssprung. Allein im Bereich der Verstärkerröhren fand eine Entwicklung statt von der einfachen Triode mit reinen Wolframheizfaden über thorierte Fäden, Bariumoxid beschichtete Fäden hin zur indirekt geheizten tetrode oder Pentode für Hf und Lautsprecherbetrieb. Philips hatte im Dezember 1928 signifikante Anteile von Lorenz übernommen. Lorenz hatte durch seinen Patentbesitz eine gute Position und war im Funkverband neben Telefunken ein wichtiger Lizenzgeber. Philips ging davon aus, dass Lorenz daher unbeschränkt Radios produzieren könne, die über die Deutsche Philips Gesellschaft (DPG) vertrieben werden könnten. Neben Telefunken war auch Siemens nicht erfreut über die Übernahme von Anteilen, da Lorenz auch im kommerziellen Telefoniebereich eine wichtige Rolle spielte. C.F. Siemens persönlich soll mehrfach versucht haben den Vertragsabschluss Philips-Lorenz zu verhindern, und Philips wurden große Summen zur Kompensation angeboten, trotzdem blieb Philips bei seiner Strategie für den deutschen Markt. Um Ordnung in diese Konfusion zu bringen kündigte Telefunken den oben erwähnten Lorenz – Telefunken Vertrag vom 1.2.1927. Daraufhin protestierte Lorenz vor dem Schiedsgericht gegen die Kündigung des Kontraktes und bat gleichzeitig um Bestätigung des vorhergehenden Urteils. Außerdem klagte Lorenz vor dem Kartellgericht mit einem ähnlichen Anspruch. Nachdem das Schiedsgericht vergeblich versucht hatte einen Kompromiss auszuhandeln, wurde Telefunken verurteilt die Kündigung des Vertrages mit Lorenz zurückzunehmen, gleichzeitig durfte Lorenz aber Philips nicht mehr beliefern. Damit verlor die Beteiligung an Lorenz ihre Grundlage und Philips verkaufte die Anteile an die International Telegraph & Telephone Co. (ITT) am 5.5. 1930. Siehe auch unter Firma Philips . Ich habe nun in der mir zur Verfügung stehenden Literatur der 1920er Jahre nach Spuren der Lorenz Röhrenfertigung und der Typen gesucht. Ergiebigste Quelle war die Zeitschrift Funk-Bastler, in der von 1924 bis 1929 Erich Schwandt und Fritz Kunze fast jedes Jahr über die neuesten Röhren berichteten und umfangreiche Tabellen veröffentlichten. Sie sind auch eine gute Quelle für andere kleine Röhrenfirmen, aber dazu folgen später noch Artikel. Die beigefügte Übersichtstabelle ist eine Analyse vor allem der Tabellen und Texte des Funk Bastlers, aber auch vereinzelt aus u.g. Quellen. Die Tabellen von Schwandt und Kunze kamen auch als Büchlein heraus. „Die modernen Empfänger und Verstärkerröhren“ Verlag Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1926 und später. Leider liegt mir kein solches Exemplar vor. Zusätzlich habe ich aus den Tabellen des Funk-Bastler die Daten der Lorenz Röhren herausgezogen und angefügt. Die Aussagen zur Einstellung oder zur Röhrenneuheit sind zumindest eine Indikation, wann eine Röhre in einem Gerät eingesetzt worden sein kann. In der Literatur haben sich leider auch Fehler eingeschlichen. So wird manchmal LV mit LU verwechselt oder L 09 wird zu LO 9. Auch sind viele LU und LV Typen von den Daten her identisch. Warum sie umbenannt wurden ist nicht bekannt. Es scheinen Röhren mit unterschiedlichen Sockeln auch gleiche Bezeichnungen gehabt zu haben. So wird im Prospektblatt für die L 09 hier um Angabe des Sockeltyps (Lorenz, Telefunken oder Französisch) gebeten. Der Röhrencode allein genügte also nicht. Ab 1928 ist auffällig, dass die Lorenzröhren zum großen Teil identische Daten mit Telefunkenröhren und Valvo-Röhren haben. Die Ergebnisse zu meinem Datenvergleich sind in der Übersichtstabelle. = bedeutet wirklich gleiche Daten, ≈ bedeutet leichte Abweichungen. Allerdings ist auf die Daten in den Tabellen nicht unbedingt 100 % Verlass, einige zeigen meiner Ansicht nach deutliche Tippfehler. Auch änderten sich Röhrendaten im Laufe der Zeit, ohne dass die Röhren eine neue Bezeichnung bekamen. Ab 1928 trat eine Konsolidierung der Röhrentypen ein. Die 2 Volt Batterieröhren wurden nicht mehr produziert und verschwinden folgerichtig auch aus den Lorenz Röhrentabellen. Etliche Röhren mit thoriertem Heizfaden wurden auf mit Oxid bedeckte Fäden umgestellt.
Literatur: [1] Gerald F.J. Tyne, Saga of the Vacuum Tube, Howard W. Sams & Co, Indianapolis, 1. Aufl. 1977 [2] 50 Jahre Lorenz 1880 – 1930, Festschrift der C. Lorenz Aktiengesellschaft, Berlin. 1930 [3] 75 Jahre Lorenz 1880 – 1955, Festschrift der C. Lorenz Aktiengesellschaft, Stuttgart. 1955 [4] Lorenz Historie , ohne Namen (Siegfried Panzer ?), unveröffentlichtes Manuskript, 1979 [5] Gustav Lucae, 40 Jahre Rundfunkwirtschaft in Deutschland 1923 – 1963, Eigenverlag der IGR (Interessengemeinschaft Rundfunkschutzrechte vorher Verband der Funkindustrie, VDFI) [6] I.J. Blanken, The History of Philips Electronics N.V. Volume 3+4, European Library, Zaltbommel, 1999 [7] Hanns Günther, H. Kröncke, Die Elektronenröhre in Fragen und Antworten, Franckh, 1925 (Januar) [8] 100 Jahre Osram, Osram 2006
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Infos zu Ing. Ernst Sabersky gesucht
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Martin Renz
25.Sep.07 |
1 Herr Axel Bierbrauer sucht Informationen zu einem Herrn Ernst Sabersky, der bei der Lorenz AG in Berlin Tempelhof ein Entwicklungsingenieur gewesen sein soll und 1950 in Westberlin gestorben ist. Kann da jemand helfen? |
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Lorenz
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Lasse Nirhamo
22.Sep.04 |
1
Kriegs- und Nachkriegszeit
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