Pius Steiner
08.Sep.11
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Rückblick
Die Geschichte des Hauses Trüb-Täuber ist gekennzeichnet durch die Entwicklung vom einfachen Handwerkbetrieb zu einem nach modernen Richtlinien organisierten Unternehmen. Seine Anfänge reichen bis ins ausgehende 19. Jahrhundert zurück, als Reinhold Trüb im Jahre 1893 in Dübendorf ein Geschäft eröffnete, das sich vor allem mit dem Vertrieb aus Deutschland stammender physikalischer Geräte befaßte. Nach Angliederung einer kleinen Werkstätte erhielt die Firma bald die Bezeichnung “Reinhold Trüb, Feinmechanische Werkstätte, Spezialität: Elektrotechnische Apparate“.
Bereits 1902 erwiesen sich die in Dübendorf zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten als zu klein, so daß eine stillgelegte Textilfabrik in Hombrechtikon bezogen werden mußte. Die dort vorhandene eigene Wasserkraft stellte damals einen unschätzbaren Vorteil dar.
Im Jahre 1911 gelang es Reinhold Trüb in Dr. K. P. Täuber, bisher Oberingenieur der Maschinenfabrik Oerlikon, einen initiativen Partner zu finden. Seiner Energie und Tatkraft war es in erster Linie zu danken, daß der neue Name «Trüb, Täuber & Co.» (AG ab 1934) innert kurzer Zeit auch über die schweizerischen Grenzen hinaus einen guten Klang bekam.
Schon bald (1919) mußte ein Neubau in Zürich -Wipkingen die Büros der Geschäftsleitung und einige Spezialwerkstätten aufnehmen. Damit wurde Zürich neuer Sitz des Unternehmens, wobei jedoch das Werk Hombrechtikon weiterhin als Haupt-Fabrikationsstätte bestehen blieb.
Die rapide Zunahme von Erzeugung und Verbrauch elektrischer Energie, welche kurz nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte, rief nach Meß- und Überwachungs-geräten, die imstande waren, viele Jahre lang mit unverminderter Genauigkeit und Zuverlässigkeit ihren Dienst zu versehen. Die Firma Trüb-Täuber war als erstes schweizerisches Unternehmen in der Lage, derartige Instrumente für Schalttafeln, Betrieb und Laboratorium zu liefern, und errang sich damit rasch einen hervorragenden Ruf. Dank der Universalität ihres Lieferprogrammes entwickelte sie sich bald zu einem der Hauptlieferanten für die vollständige Ausrüstung von Kraftwerken und Unterstationen mit Meß- und Fernmeßanlagen.
Da viele thermische Prozesse auf elektrischem Wege erfaßt werden können, wurde bald auch eine «Wärmetechnische Abteilung« angegliedert, deren Aufgabe in erster Linie die meßtechnische Bestückung von Heißwasser-, Dampf- und Gasanlagen war. Durch Übernahme der Generalvertretung leistungsfähiger ausländischer Spezialfirmen wurde das Lieferprogramm auch auf diesem und verwandten Gebieten vervollständigt und abgerundet bis zu automatischen Regel- und Steueranlagen für Heizung, Lüftung und Klima.
Doch die Firma Trüb-Täuber entwickelte sich in dieser Zeit nicht nur zu einem der bedeutendsten Häuser für elektrische und kalorische Meßtechnik, sondern wurde unter Mitwirkung wissenschaftlich geschulter Kräfte auch zu einer Stätte intensiver Forschungstätigkeit, namentlich auf dem Gebiet der Elektronenoptik. Die Früchte dieser größtenteils in enger Verbindung mit Hochschuldozenten und ihren Instituten geleisteten Entwicklungsarbeiten sind die wissenschaftlichen Forschungsgeräte, die heute Weltruf besitzen.
Als Geburtsjahr der späteren «Wissenschaftlichen Abteilung« ist das Jahr 1922 anzusehen, als der von Karl Täuber nach de Quervain und Piccard entwickelte 20-Tonnen-Seismograph in Degenried seinem Bestimmungszweck übergeben werden konnte. Bald erkannte man die Bedeutung des praktisch trägheitslosen Elektronenstrahls für die Messung und Aufzeichnung raschester elektrischer Vorgänge, wie sie bei Blitzentladungen und Stoßspannungsprüfungen auftreten. Aus diesen Erkenntnissen heraus wurden in der Folge der Hochspannungsoszillograph und das erste schweizerische Elektronenmikroskop entwikkelt. Ihnen folgte bald der in aller Welt bewährte Elektronendiffraktograph, der sich besonders in der Metallurgie als unentbehrliches Forschungsgerät erwies. Eine wichtige Ergänzung zum Diffraktographen auf zahlreichen Gebieten der modernen Strukturforschung stellt das sogenannte «Metioskop« dar, ein Oberflächen-Elektronenemissionsmikroskop, mit dessen Hilfe erstmals die direkte elektronenmikroskopische Abbildung von Metalloberflächen auch bei hohen Temperaturen möglich wurde.
Doch auch der Chemie und Biologie konnten im Kerninduktionsspektrograph und im Elektronenresonanzspektrograph bedeutende Forschungsgeräte für die Strukturanalyse und Molekularuntersuchungen zur Verfügung gestellt werden.
Seit 1946 steht das Unternehmen unter der tatkräftigen Leitung von Dipl. Ing. Georg Peyer als geschäftsführender Direktor und Präsident des Verwaltungsrates. Ihm wurde 1961, in Anerkennung und Würdigung seiner Leistungen für die Förderung der Entwicklung wissenschaftlicher Apparate und der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie, die Würde eines Ehrendoktors der Universität Tübingen verliehen, was zugleich auch für die von ihm geleitete Firma eine außerordentliche Ehrung bedeutete.
Die weltweite Bedeutung der Firma Trüb-Täuber und das ihr entgegengebrachte Vertrauen spiegeln sich besonders in der Tatsache wieder, daß die Schweiz nur einen relativ kleinen Teil ihres gesamten Absatzgebietes darstellt. Vertretungen in fast allen Staaten der Erde, die Tochtergesellschaft Electro-Medida S. A. in Madrid und Lizenznehmer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Australien tragen dazu bei, ihren Ruf auch im Ausland zu verbreiten und zu festigen. Eine ausgedehnte Serviceorganisation sorgt für fachkundige Inbetriebsetzung und Unterhalt der gelieferten Anlagen zur vollen Zufriedenheit der Kundschaft.
Heute beschäftigt die Firma in beiden Werken zusammen über 600 Angestellte und Arbeiter, und eine vorbildlich organisierte und geleitete Lehrlingsabteilung im Betrieb Hombrechtikon sorgt für die Heranbildung qualifizierten Nachwuchses.
Quelle: Trüb Täuber & CO. AG Firmenschrift undatiert (um 1964)
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