60 Jahre UKW-FM in Deutschland und Europa
60 Jahre UKW-FM in Deutschland und Europa

Die Ära des Ultrakurzwellen-Rundfunks mit FM-Modulation begann in am 28.2.1949 in München-Freimann beim Bayerischen Rundfunk, also heute vor genau 60 Jahren. Einen Tag später, am 1. März, zog der NWDR mit seinem UKW-Sender in Hannover nach. Verabredet war ursprünglich ein zeitgleicher Start beider Sender. 60 Jahre UKW, ein besonderes Jubiläum.
Der sehr informative Text UKW mit FM-Modulation in Europa von Hans Knoll vertieft den fachlich-geschichtlichen Teil.
Auch für den Interessent und Sammler früher UKW-FM Technik bietet dieser damals neue Wellenbereich ("Welle der Freude") eine Vielfalt an Themen und Apparaten, wobei die Jahre der Orientierung bis ca. 1954 im Empfängerbau besonders spannend sein können. "Die" Universalschaltung gab es noch nicht, jede Firma der gerätebauenden Industrie versuchte sich zum Start mit unterschiedlich erfolgversprechenden Lösungen an das Neuland des Rundfunk-Empfangs im 3-Meter-Band heranzuarbeiten. Vom Pendel-Audion (Pendler, meist als Vorsatz, auch eingebaut) bis zum kombinierten AM-FM Großsuper war bereits 1950 alles an damals möglichen Prinzipien verfügbar. Selbst der reine UKW-Empfänger (Telefunken UKW 6A) hatte sein Debut im selben Jahr, bei maximal 2 Programmen im Herbst dieses Jahres blieb seine Verbreitung aber gering.
Ab Mitte der 50er Jahre war der kombinierte AM-FM Empfänger weitgehend standardisiert, was die Konstruktion der Mischteile, ZF-Verstärker und Demodulatoren betraf. Aber auch hier die Ausnahme: Der Synchron-Detektor (Syntektor) des Herstellers Körting, ausser in Mittel- bis Oberklasseradios war diese Schaltung des synchronisierten Oszillators auch im Ton-ZF-Teil von Fernseh-Geräten (Neckermann Weltblick) dieser Zeit anzutreffen.
Ein Hersteller war 1950 wohl wegbereitend für den später üblichen Aufbau kombinierter AM-FM Empfänger. Die Firma Grundig hatte mit den Modellen 380W und dem Spitzengerät 495W eine ökonomische Ausnutzung und Funktionsaufteilung eingeführt, die später üblich werden sollte. Ein getrenntes UKW-Eingangsteil mit der Röhre ECF12 übernahm Vorverstärkung (Entkopplung von der Antenne) und additive Mischung, die AM-Mischröhre ECH11 war bei UKW als erste ZF-Stufe geschaltet. 2 weitere ZF-Stufen (EBF15 und EBF11) folgen, eine Doppeldiode EAA11 besorgt als Ratio-Detektor geschaltet die Demodulation. Das vielleicht leistungsfähigste UKW-Radio dieses Jahres! Zum Vergleich: Telefunken T5000 setzte die im Rauschverhalten schlechtere ECH11 als multiplikative Mischröhre ein.
1963 wurde es mit Einführung der HF-Stereophonie nach dem Multiplex-Verfahren noch einmal spannend, in den 70er Jahren bekam der UKW-Sender auch noch die für den Verkehrsfunk ARI nötigen Zusatzsignale aufmoduliert. Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zog die Digitaltechnik in die UKW-Ausstrahlung ein: RDS, das Radio-Data-System, erlaubte die Übertragung von codierten Zusatzinformationen (Senderkennung, Programmart, Verkehrsfunk, automatisches Umschalten auf die beste Frequenz einer Senderkette usw.), die besonders dem Autofahrer dienlich sind.
Mit DAB, dem Mpeg-codierten Digitalradio (Digital Audio Broadcast), stand seit Mitte der 90er Jahre eigentlich die Ablösung des klassischen UKW-FM Rundfunks ins Haus. Aus verschiedensten Gründen wie dürftiger Werbung und schlechtes Marketing für das neue Medium, daraus folgend einer geringen Verbreitung von anfangs teuren Empfangsgeräten, konnte sich DAB trotz "Regelbetrieb" in vielen Bundesländern kaum flächendeckend etablieren. Zudem mit DAB+ ein neues Verfahren der Encodierung eingeführt wird, was herkömmliche DAB-Geräte nicht verarbeiten können.
So könnte das Paradoxon eintreten, dass uns der liebgewonnene UKW-FM Rundfunk dank der schnellen Entwicklung in der Digitaltechnik deutlich länger erhalten bleibt wie noch vor 10...15 Jahren angenommen wurde. Geniessen wir diese Zeit!
Bernhard Nagel
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Der BR zum Thema

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