Ablieferung der Rundfunkgeräte Niederlande

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ID: 500474
Ablieferung der Rundfunkgeräte Niederlande 
02.Dec.18 11:47
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Hans-Werner Ellerbrock (D)
Redakteur
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Barbara Beuys berichtet in ihrem Buch unter dem Titel " Leben mit dem Feind", München 2012,  unter anderem auch über die Anordungen der deutschen Militärverwaltung im Bereich des öffentlichen Rundfunks.

Nachdem das Studio der holländischen Rundfunkgesellschaften in Hilversum am 15.Mai 1940 besetzt worden war, durften die Angestellten unter Aufsicht der Besatzer weiterarbeiten. Es durften aber keine Äusserungen gegen die Deutschen verbreitet werden. Da man für die Zukunft keine Hörer verlieren wollte, wurden die Niederländer nicht zum Senden von NS-Propaganda verpflichtet. Der NSB,  die Nationalsozialistische Gruppierung in den NL, erhielt wohlweislich kein Rederecht, weil die Mehrzahl der Bevölkerung ihm negativ gegenüber stand.
Zu der Zeit besaß jeder dritte Haushalt bereits ein Radiogerät. (S.94)

Von der Zeit war aber auch das Hören ausländischer Sender streng verboten. Trotzdem empfingen sehr viele das Programm der BBC aus London, in dem Radio Oranje aus dem Exil Nachrichten verbreitete. Jeden Abend um 21 Uhr wurde die unterdrückte Bevölkerung auf diese Weise zum Widerstand und Durchhalten aufgerufen. (S.112)

13. Mai 1943. SS-Führer Rauter erlässt ein Radioverbot für die gesamten Niederlande. Ausgenommen sind nur NS-Dienststellen, Mitglieder des NSB und Inhaber von Drahtfunkanschlüssen, über die Programme des Großdeutschen Rundfunks empfangen werden können.
Bis Ende Mai mussten sämtliche anderen Geräte bei Postämtern oder Polizeistationen abgegeben werden. Zuwiderhandlungen sollten mit unbegrenzten Geldstrafen oder 5 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Durch diese Aktion wollten die Deutschen zwei Ziele gleichzeitig erreichen. Zum einen das Abhören der BBC-Sendungen und zum anderen die Verteilung der Geräte an Ausgebombte in den deutschen Städten, die ihre Einrichtung verloren hatten.
Von den registrierten 1.160.000 Geräten sind tatsächlich bis Ende Juli d.J. lediglich 735.000 abgegeben worden, was für den Widerstandswillen viele Niederländer trotz der hohen Strafen spricht. (S. 269)

Am 2. und 16.10.1943 wurde durch SS-Führer Hans-A.Rauter in Zeitungsmeldungen noch einmal die Abgabe der verbliebenen Radios gefordert. Diesmal drohte er Strafen bis zur Todesstrafe an.
Trotzdem wurden von den versteckten Geräten gerade einmal 30.000 abgegeben. (S.288)

In ihren Werk beschreibt B.Beuys auch die immer wiederkehrenden Zwangsaktionen zur Rekrutierung von Männern ab dem 18. Lebensjahr, um diese als Fremdarbeiter in die Rüstungsbetriebe in Deutschland zu verbringen. Auch in der Funk-Industrie wurden dort ab 1941 viele männliche Niederländer beschäftigt.

 


 

 

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Rundfunkgeräte Niederlande/Das Rundfunkgerät im 2.Weltkrieg 
02.Dec.18 14:28
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

"Barbara Beuys berichtet in ihrem Buch unter dem Titel " Leben mit dem Feind", München 2012,"

Das ist leider eine sehr unvollständige Angabe zu dem Buch. Es fehlen

  1. Verlag
  2. ISBN Nummer
  3. Seitenzahl
  4. Preis

Jeder, der sich dafür interessiert, ist genötigt, sich diese Informationen selbst zu beschaffen.

Dann wäre es sehr interessant, zu wissen, wie sich das Buch von Barbara Beuys von dem Buch abhebt bzw. unterscheidet, das Gidi Verheijen geschrieben hat:

  • Gidi Verheijen: Das Rundfunkgerät im zweiten Weltkrieg in den Niederlanden, 2.A.,  ISBN 978-90-815354-1-0, 275 Seiten und etwa 200 Bilder (Tabellen, Dokumenten, Bilder von Vorkriegsgeräte, usw.) und ist ganz in Farbe ausgeführt, Gesammtkosten für Vorbesteller 34,50 Euro, Buchten, 2010

MfG DR

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Rundfunkgeräte Niederlande/Das Rundfunkgerät im 2.Weltkrieg 
02.Dec.18 16:32
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Mark Hippenstiel (D)
Beiträge: 1251
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Mark Hippenstiel

Guten Tag die Runde,

auch wenn es etwas vom Thema abweicht: im Browser die Zeichenfolge "Leben mit dem Feind" markieren und durch Rechtsklick "mit Google suchen" (diese Suchmaschine ist z.B. im Firefox und Chrome voreingestellt). Der erste Treffer verweist auf den entsprechenden Eintrag bei Amazon.

Von dort ist es ein Kinderspiel, die Informationen zu drucken und z.B. zum Buchhändler zu gehen, wenn man nicht online z.B. bei Amazon kaufen möchte. Wirklich kein besonderer Aufwand.

Mit besten Grüssen
Mark Hippenstiel

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RM.org: ein "Fach-Forum" mit hoher Qualität ! 
03.Dec.18 10:44
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Nach eigenem Anspruch soll und will das RM.org ein Fach-Forum hoher Qualität bzw. eine Wissens-Datenbank sein.

"Wir wollen kein Forum mit möglichst vielen Beiträgen, sondern bauen ein Nachschlagewerk. Dazu ist das Forum ein wichtiger Bestandteil - solange es Qualität bringt, weil gut geführt."

Daran sollten sich aber speziell auch Redakteure halten, oder sehe ich das falsch? Diese haben ja doch wohl eine Vorbild-Funktion - eigentlich.

Worin unterscheiden sich Beiträge denn hier noch von denen in anderen Radio-Foren, wenn Informationen nur teilweise gegeben werden und die Leser dann aufgefordert werden, sich die fehlenden Informationen  zu "ergoogeln"?

MfG DR

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RM.org: ein "Fach-Forum" mit hoher Qualität ! 
03.Dec.18 12:49
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Hans M. Knoll (D)
Redakteur
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Hans M. Knoll

Noch eine Meinung dazu :

In jeder Firma wird zunächst auf eigene Quellen oder Wissen zurückgegriffen.

Ich mache das nun für das RMorg.

Hier ein  Beitrag zum Thema aus dem Jahr 2007.

Hmk

Hier:

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"Leben mit dem Feind" / "Das Rundfunkgerät im 2. WK" 
06.Dec.18 00:42
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Gidi Verheijen (NL)
Ratsmitglied
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Gidi Verheijen

Mein im Jahr 2010 in deutscher Fassung veröffentlichtes Buch “Das Rundfunkgerät im Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden” beinhaltet mehr als die Geschichte der Ablieferung der Rundfunkgeräte. Es behandelt u.a. auch das Ostspendeprojekt von Joseph Goebbels, eine Analyse der 825.000 abgelieferten Geräte (nach Hersteller und Modell-Type) und den Abtransport der besten Geräte ins deutsche Reich (Aktion gebrauchtes Gerät).

Meine Daten habe ich u.a. in den Archiven der damaligen mehr als 1000 niederländischen Gemeinden gesammelt, wo die Ablieferungsregister aus 1943 aufbewahrt werden, und im Bundesarchiv in Berlin.

Mein Buch unterscheidet sich stark vom Buch "Leben mit dem Feind" das Barbara Beuys einige Jahre später veröffentlichte. Ihr Buch konzentriert sich auf das Leben in der Stadt Amsterdam während der Besatzungszeit 1940-1945. Die Ablieferung der Rundfunkgeräte ist nur eines der behandelten Themen aus “Leben mit dem Feind”.

Mein Buch steht allerdings noch immer für interessierte Personen zur Verfügung. Das Inhaltsverzeichnis und eine Rezension in der Zeitschrift Radio-Kurier bekommt man auf meiner Webseite oldradios.nl "Meine Bücher und andere Veröffentlichungen (German)".

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