aeg: Geadem 33 - AEG-Empfänger 1930/31

ID: 151681
Dieser Artikel betrifft das Modell: Geadem 33bw (AEG (Radios) Allg.Elektricitäts-Ges.)

aeg: Geadem 33 - AEG-Empfänger 1930/31 
27.Oct.07 19:26
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

In den AEG-Mitteilungen Heft 8 von August 1930 werden die AEG-Empfänger 1930/31 vorgestellt und ihre Verbesserungen gegenüber den Vormodellen beschrieben. Ich möchte hier den interessierten Sammlern diesen Text in seinen wichtigsten Passagen vorstellen.

Es geht neben dem GEADEM 33 auch um den kleineren "Bruder" GEATRON 33.

 


 

Geatron 33 und Geadem 33 - die AEG-Rundfunkempfänger 1930/31
Von Dr.-Ing G. Anders, Apparatefabriken Treptow
 
Geatron 33 und Geadem 33, die Neuschöpfungen der AEG-Standard-Netzempfänger, Geatron (3-Röhren) und Geadem (4-Röhren) werden beschrieben. Die zur weiteren Steigerung von Lautstärke, Reichweite, Betriebsicherheit angewendeten Mittel und sonstige Vervollkommnungen werden erläutert.
 
Die Standard-Geräte der AEG, der Dreiröhrentyp Geatron und Vierröhrentyp Geadem, Netz-anschlußempfänger für Wechselstrom und für Gleichstrom (AEG-Mitteilungen 1929, Heft 9, S. 582), haben unter Wahrung aller Eigenschaften, denen sie ihren Ruf und ihre weite Verbreitung verdanken, durch Aufnahme aller zeitgemäßen technischen Errungenschaften eine Neuschöpfung als „Geatron 33" und als „Geadem 33" erfahren.
Schon äußerlich erscheinen die Wechselstromgeräte Geatron 33w und Geadem 33w (w=Wechselstrom) neu (Bild 1). Die Kappe ist nicht mehr aus Metall, sondern aus Tenacit in dunkel-rotbraunem, zu jeder Wohnungs-einrichtung passendem Glanzton. Die bei dem Geademgerät bisher durch das Metall der Haube bewirkte elektrische Abschirmung der Abstimmkreise und Röhren ist nicht beeinträchtigt, da die Schwingkreise unter der Tenacithaube durch eine zusätzliche Metallabschirmung abgedeckt sind und die Abschirmung der Röhren durch einen in die Rückwand der Isolierstoffhaube eingelassenes Metallteil bewirkt wird.
Geatron 33 bedurfte keiner zusätzlichen Abschirmung des Abstimmkreises; für die Abschirmung der gegen äußere Einflüsse empfindlichen Audionröhre REN 1004 sorgt ein über diese Röhre gestülptes Metallrohr, das künftig auch noch überflüssig wird, da neuerdings alle Telefunkenröhren REN 1004 mit äußerer, mit der Kathode verbundener Metallabschirmung versehen sind.
Bei den Gleichstromgeräten Geatron 33g und Geadem 33g ist aus Gründen der besseren Wärmeabstrahlung die Metallhaube beibehalten worden.
Die Bedienung des Geadem 33 für Wechsel-und Gleichstrom ist durch den „Stationswähler" überaus leicht geworden; dieser ist eine neben der Trommelskala mit fortlaufender Gradeinteilung angebrachte Kilohertz-Teilung, die für den Bereich der hohen und niedrigen Frequenzen zweifarbig ausgeführt ist. Damit gibt es kein Suchen von Stationen mehr, sondern nur noch einfaches Einstellen der Senderfrequenz und geringe Veränderung der Abstimmung in nächster Nähe dieser Einstellung, um die Station sofort zu hören, falls überhaupt eine Empfangsmöglichkeit besteht. Die Antenne hat keinerlei Einfluß auf die Eichung der Kilohertz-Skala.
Bei einem Teil der neuen Geräte ist der Übergang von Rundfunk auf Schallplatte dadurch bequemer gemacht worden, daß der Wellenumschalter „kurz-lang" in der Mittelstellung eine Raste bekommen hat, in der er den Empfänger auf Schallplattenwiedergabe schaltet. Der Tonabnehmer kann also mit dem Empfänger verbunden bleiben, wenn von Schallplattenwiedergabe auf Rundfunkempfang umgeschaltet wird, ebenso im umgekehrten Falle die Antennen- und Erdleitung. Besondere Bedeutung hat diese Maßnahme bei Geräten, die in Kombinationsschränke eingebaut werden. Übrigens sei auch an dieser Stelle auf die AEG-Elektroschalldose „Polyfar" (Bild 2) hingewiesen, die vermöge ihrer wissenschaftlichen und konstruktiven Durchbildung eine Sonderklasse bildet und deren äußere Abmessungen etwas verringert werden konnten.
Ferner sind Geatron 33 und Geadem 33 der zeitgemäßen Röhren-Entwicklung angepaßt worden. Im Geatron-Wechselstrom ist jetzt die Verwendung von zwei Röhren REN 1004 einwandfrei, d. h. ohne Brummton, ermöglicht und dadurch die Empfindlichkeit bedeutend gesteigert, so daß das Gerät nicht nur zum Bezirksempfang, sondern bei Benutzung einer Hochantenne auch zum Fernempfang stärkerer Sender geeignet ist. Auf dem Lande können nach Eintritt der Dunkelheit nahezu sämtliche europäischen Sender mühelos empfangen werden. Die Trennschärfe des Geatron, durch die stetig veränderbare Antennenkopplung mit Nullstellung als ausgezeichnet anerkannt, konnte durch Verfeinerung des Rückkopplungseinsatzes beim Geatron 33 noch weiter gesteigert werden. Als Nebengewinn ist völliger Fortfall des beim Einschalten gelegentlich im Lautsprecher kurzzeitig aufgetretenen „Flattergeräusches" erreicht.
Geatron 33 bw und Geadem 33 bw, die Ausführungen für Kraftverstärker-Endröhren [die Bedeutung des "b" also. W.E.], können mit Endröhre RE 604 („unverzerrte" Endleistung 1,5 W) oder mit der neuen billigeren Röhre RE 304 (Endleistung 0,75 W) besteckt werden. Für Rundfunkempfang leistet RE 304 praktisch nahezu das gleiche wie Endröhre RE 604, erhöht sogar noch die Empfindlichkeit der Geräte. Für Schallplattenwiedergabe, die größere dynamische Schwankungen bringt, verdient jedoch Endröhre RE 604 den Vorzug.
Im Geadem 33w wird die durch vollkommene Ausnutzung der Hochfrequenz-Schirmgitterröhre an sich schon sehr hohe Fernempfangsleistung durch Verwendung der Röhre REN 804 als Audion noch nennenswert gesteigert.
Alle Geatron 33- und Geadem 33-Geräte, die für die einfache Endröhre RE 134 eingerichtet sind, können ohne weiteres auch die neue Schirmgitter-Endröhre RES 164d aufnehmen. Mit ihr wird eine Steigerung der Tonfrequenz-Verstärkung und damit der Empfangslautstärke um das Drei- bis Vierfache erzielt. Am auffälligsten ist diese Steigerung der Fernempfangsleistung naturgemäß beim Geatron. Um sie zur Geltung zu bringen, ist ein hochohmiger Lautsprecher erforderlich wie der neue AEG-Lautsprecher „Cantrix", dessen Spule an den hohen inneren Widerstand der Schirmgitter-Endröhre günstig angepaßt ist. Niederohmige Lautsprecher können die Verstärkung der Schirmgitter-Endröhre nicht ausnutzen und bewirken eine Verzerrung der Wiedergabe.
Die höhere Verstärkung, die durch die Schirmgitter-Endröhre erzielt werden kann, ist nicht zu verwechseln mit größerer „Aussteuerbarkeit", d. i. Erhöhung der an den Lautsprecher unverzerrt abgegebenen Endleistung, die durch Kraftendröhren erreicht wird. Treten z. B. beim Empfang eines Senders Verzerrungen bei Endröhre RE 134 auf, bevor die volle Lautstärke erreicht ist, so ist ein Gerät mit Kraftröhre RE 304 oder RE 604 am Platze; ist jedoch bei größter Lautstärke noch nicht einmal Endröhre RE 134 ausgesteuert, dann wird zweckmäßig zur Schirmgitter-Endröhre RES 164d (mit geeignetem Lautsprecher) übergegangen.
Deutlich gehen die unterschiedlichen Eigenschaften der Röhren aus der Zahlentafel hervor. Die Anodenspannung ist dabei durchweg 200 V.
 
Röhre
Gerät
Verstärkungs- faktor
1/D
„Güte" S /D
unverzerrte Leistung in W
RE 134
Geatron 33 w
10
20
0,25
Geatron 33g
Geadem 33 w
Geadem 33 g
RES 164d
Geatron 33 w
100
200
0,4
Geatron 33 g
Geadem 33 w
Geadem 33 g
RE 304
Geatron 33 bw
5
10
0,75
Geadem 33 w
RE 604
Geatron 33 bw
3,5
13
1,5
Geadem 33 w
Verstärkung und Leistung der Endröhren für Geatron 33 und Geadem 33.

Viel Freude beim Lesen und vielleicht auch neue Erkenntnisse wünscht
Wolfgang Eckardt
 
 
 
 

 

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