Anlaßwiderstände - Schutz für Heizfäden?

ID: 127821
Anlaßwiderstände - Schutz für Heizfäden? 
10.Dec.06 15:56
0

Jens Koch (D)
Beiträge: 33
Anzahl Danke: 21
Jens Koch

Liebe Forumsmitglieder,

ich habe schon seit ca. 1 Jahr den Gedanken, ausgehend von einer älteren Diskussion hier im Forum über den Schutz von Heizfäden insbesondere beim DKE www.radiomuseum.org/r/gemeinvor_deutscher_kleinempfaenge_1.html, ob man nicht sog. Anlaßwiderstände, früher üblich in Serienheizkreisen von z.B. Röhrenfernsehern, dafür brauchbar einsetzen könnte (in Reihe zu den Heizfäden)? Was sagen die Experten dazu?

Herzliche Grüße

Jens Koch

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
 
11.Dec.06 13:16

Peter Jablonskyj (D)
Beiträge: 46
Anzahl Danke: 24

Hallo Hr. Koch,
der DKE ist mit VCL11 und VY2 bestückt. Die Heizdaten sind 90 und 30 V, 0,05 A.
In Reihe geschaltet sind das 120 V, 50 mA. Es müssen also ca. 100 V über einen Rv verbraten werden.
Prinzipiell ist es möglich, den Heizstrom mittels Heißleiter "weich" hochzufahren. Einen besonderen Schutz stellt das aber nicht dar.
Für die Röhren ist es eher schädlich, wenn die Aufheizzeit länger wie unbedingt nötig ist, weil dadurch die Emmission über einen verlängerten Zeitraum bei zu niedriger Katodentemperatur statt findet - und dies ist Streß für die Röhren. Deshalb ist es für die Röhren eher gut, wenn sie durch den Kaltleitereffekt der Heizung bedingt nach dem Einschalten mit einem höheren Heizstrom hochgefahren werden, weil sich dadurch die Aufheizzeit verkürzt.
In Heizkreisen, wo verschieden lange Aufheizzeiten der einzelnen Komponenten berücksichtigt werden müssen macht so ein Heißleiter Sinn, weil damit der Heizstrom nach dem Einschalten nicht so ansteigen kann, daß die Teile mit kürzerer Aufheizzeit Schaden nehmen. (Z.Bsp. Scalenlampen).


Ganz herzlich
Peter

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
 
12.Dec.06 02:00

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 23

Bei Betrieb an 220/230V könnte im DKE der maximale Einschaltstrom ohnehin selbst dann, wenn die Rö kalt bei Null Ω wären, nur das ca. zweifache es Nennstromes betragen, da ja am RV schon im Betrieb fast die halbe Netzspannung abfällt.
Bei Betrieb an 110V hingegen gibt's gar keine Begrenzung - und auch dabei werden damals sicher nicht reihenweise die Heizungen durchgebrannt sein; sonst wäre die Schaltung anders gewesen....
Ohnehin sind meiner Erfahrung nach weder bei der VY2 noch bei der VCL11 die Heizungen das Problem - viel eher brennt bei den VY die Zuführung zur Kathode durch bei def. Elkos im DKE, da die Sicherung viel zu groß ist - 100mA reichen.
Auf fast allen RPGs wird übrigens auch direkt die volle Spannung an den Faden gelegt.
Hier könnte man bei seriengeheizten Typen viel eher erstmal eine viel kleinere Spannung zum 'Vorglühen' einstellen; denn die Spannung kommt ja meist direkt und 'bretthart' direkt aus dem Trafo.
Gibt es diesbezüglich von irgendeinem Rö.-Hersteller im Datenbuch oder sonstwo Anweisungen bezgl. Begrenzung des Einschaltstromes seriengeheizter Rö. ? Lediglich bei Bildröhren im Serienheizkreis habe ich vor einiger Zeit einmal in einem Datenbuch (Valvo)  eine Begrenzung auf max. 9V an der BR während der Anlaufphase gefunden - und das ist der 1.5- fache Wert am kalten Faden !

Sensibel könnten allenfalls Rö sein, bei denen durch Fall oder harten Schlag die gipsartig aussehende Masse abgebröckelt ist, die unten auf den Faden aufgebracht ist, um diesen Bereich thermisch träger zu machen; denn dort wird der Brenner ('Faden') ja nicht durch die thermisch viel trägere und anfangs noch kalte Kathode gekühlt. Da der Strom überall gleich ist und anfangs viel höher ist, neigt dieser kurze Abschnitt des Brenners zum hellen Aufglühen und  Durchbrennen. Daher wurde vielfach dort etwas aufgetragen, was thermisch die Kathode ersetzt. Dieser Brenner- Schutz ist häufig bei US- Röhren zu finden. Hier vorgeschädigte Rö sollte man evtl. erstmal vorsichtiger behandeln.
Erzählt wurde mir auch schon von mehreren VL1, die durch das primitive Funke W19 (W18, W16, etc.) heizfadenmäßig zerstört worden sein sollen; dort ist ja nur hartes Einschalten möglich, solange man nicht die Karte abnimmt und manuell die Spannung in Stufen 'hochsteckt'. Ob diese vorgeschädigt waren, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht besehen können. Im Gerät sollen diese vorher aber noch gespielt haben, ohne dass dort irgendetwas zusätzlich eingebaut war. Daher dann auch das besondere Erstaunen der Besitzer; erfolgreich kaputtgeprüft.....
Gibt es eigentlich C-Röhren- Radios ohne Eisen-Urdox bzw. EW ? Oder dürfen diese vielleicht tatsächlich nicht ohne Begrenzung eingeschaltet werden ?

Wie Herr Jablonskyj schon völlig richtig geschrieben hat, sollte bei angelegten Anoden- und Schirmgitterspannungen die Anheizzeit möglichst kurz sein, denn der größte Feind der Barium - Oxidkathode ist die Unterheizung; auch die kurzzeitige beim Anlaufvorgang. Daher hat Tektronix bei den Oszillographen auch die Verzögerungs- Relaisröhre eingebaut, die stur erst nach 30sek. die Anoden- und Schirmgitterspannungen einschaltet - selbst beim nur kurzem Abschalten für wenige Sekunden werden stets wieder die 30sek. Anheizpause eingelegt. Das wird man aber leider in Konsumgeräten wie Radios wohl nirgends finden....
Da Überheizung bis zu 10 / 15 % lt. Angaben der Hersteller nicht schadet, aber Unterheizung ab 5% bereits unzulässig sein kann (je nach Type) , ist es auch vollkommen falsch, ein Gerät am 230V- Netz auf 240V einzustellen, wenn es keine 230V- Stellung hat ! Es sollte dann lieber auf 220V eingestellt bleiben.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
 
12.Dec.06 19:11

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
Anzahl Danke: 26
Konrad Birkner † 12.08.2014

Bei Endröhren meine ich, dass die Kathode bei teilweiser Emissionsfläche auch nicht die volle Emission bringen müsste. Abhängig von der Temperatur emittiert das Material "spezifisch", d.h. in Milliampere pro Quadratmillimeter. Und wenn die Fläche kleiner ist weil noch nicht alles aufgeheizt oder die Temperatur noch zu niedrig, dann fliesst weniger Strom.  Das kennt man doch von "müden" Röhren. Die gehen deshalb nicht schneller kaputt, im Gegenteil, die Verschlechterung flacht eher ab.

Etwas anderes wäre eine Erhöhung der Anoden- bzw. Schirmgitterspannung, um das Defizit auszugleichen. Das würde die besser emittierenden Regionen zweifellos strapazieren. Sie müssten dann ja erhebliche Mehrleistung erbringen. 

Bei einer auf Kurzschluss arbeitenden Gleichrichterröhre (auch wenn z.B. der Ladekondensator zu groß ist, dürfte eine Überlastung eher in Betracht kommen.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 5
 
13.Dec.06 12:42

Ingo Moll (D)
Anzahl Danke: 28

Hallo Herr Hasselmeier,

ich kann ebenfalls bestätigen, dass die VY1 empfindlich auf den Einschaltstromstoß reagiert. Mir ist jedenfalls vor meinen Augen eine VY1 beim Prüfen mit dem W19 durchgebrannt! Da ich das Steckfeld fast immer ohne Karte belege (geht schneller), habe ich mir deswegen angewöhnt, die Heizung bei allen Röhren mit höheren Heizspannungen stufenweise hochzustecken! Bei den 4- bzw. 6,3V- Röhren ist es eigentlich nicht nötig, obwohl die 80er manchmal auch bedenklich aufleuchten. Im realen Umfeld sind diese Röhren ja parallel betrieben worden, wobei hier vermutlich der Trafo über seinen Innenwiderstand eine ausreichende Begrenzung des Einschaltstromstoßes realisierte. Will sagen, die gelieferte Heizspannung bricht zum Einschaltzeitpunkt kurzzeitig etwas zusammen, so dass die Röhren die ersten Millisekunden überleben. Beim Prüfen mit dem Funke W19 liegt aber sofort die volle Heizspannung im Einschaltmoment an! Der Innenwiderstand des Trafos im Röhrenprüfgerät ist bei Prüfung einer kleinen Standardröhre vernachlässigbar! Also eventuell auch die 80er und 90er E-Röhren vorsichtig langsam anheizen.

Mit freundlichen Grüßen

Ingo Moll

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 6
 
13.Dec.06 13:50

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730
Anzahl Danke: 25

Hallo Ingo,

schön, Dich hier zu treffen. Ich habe die gleichen, leidvollen Erfahrungen wie Du machen müssen, z.B. bei alten C- oder R18er-Röhren. Nicht nur eine ist mir dabei vor den Augen "abgeblitzt"! In der Tat ist der äußerst niedrige Innenwiderstand eines RPG-Trafos ein echtes Problem. Auch ich stecke die Heizspannung stufenweise hoch, oder, noch besser, aber nur z.B. beim W20 möglich: ich ziehe die If-Brücke und schleife einen einstellbaren Stufenwiderstand oder ein Hochlastpoti als Vorwiderstand ein.
Zu den Ursachen für das Aufglühen, das eigentlich nur bei länger gebrauchten Röhren in Erscheinung tritt, hat Herr Hasselmeier schon die wichtigste Ursache genannt. Auch ich habe das Abbröckeln der Vergußmasse als eindeutige Ursache schon oft beobachtet. Nur fragt sich, ob sich erst der Faden erhitzt hat und als Folge die Masse bröckelt, oder vielleicht auch umgekehrt.
Bei den neueren 40er-, 80er- und 90er-Röhren gibt es zwar nur noch selten eine Vergußmasse, aber dafür andere Konstruktionsmittel, z.B. besonders kurze freie Weglängen außerhalb des Kathodenröhrchens mit anschließender, großzügig dimensionierter Punktschweißung mit Hülse an der (kühlenden) Zuleitung. Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind auch die Bestrebungen der Industrie, schon kurz nach Einführung der P-Röhren deren Anheizzeit konstruktiv zu vereinheitlichen.
Bei jedem Einschalten heizen sich die Stellen mit der geringsten Wärmeträgheit/Wärmekapazität, also die aus dem Kathodenröhrchen herausragenden Heizfadenenden, schneller auf als der Rest. Wegen der Kaltleitereigenschaft des Metalldrahtes werden diese Stellen zudem schneller hochhohmig als der Rest, so daß hier vorübergehend noch mehr Spannung abfällt und die Stellen sogar noch mehr geheizt werden. Und: da jedes Mal eine minimale Menge Material verdampft, wird der Heizfaden an diesen Stellen immer dünner, was ebenfalls den Effekt beschleunigt. Letztlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Aufblitzen so stark ist, daß der Faden beim Einschalten durchbrennt...
Die Konstrukteure können natürlich noch mehr vorsorgen. So kann man bei den Industrieausführungen problemlos minimale garantierte Einschaltzyklen garantieren, die die Röhren ohne Ausfall überleben. Bei den Konsumervarianten verzichtet man aus Kostengründen auf weitere Vorsichtsmaßnahmen, und aus der Praxis heraus kann man sagen, daß selbst eine stark aufleuchtende ECC83, besonders wenn sie im RPG mit beiden Hälften in Serie an 12,6V geheizt wird, meist noch erstaunlich lange lebt...

Andreas


Edit: Namenkorrektur

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 7
 
13.Dec.06 18:31

Jacob Roschy (D)
Redakteur
Beiträge: 1766
Anzahl Danke: 22
Jacob Roschy

Die Problematik des Anheizverhaltens von Röhren in Serienheizkreisen wurde hier nun ergiebig behandelt.

Bleibt noch anzumerken, dass sich Heizkreis- Kondensatoren als kapazitiver Vorwiderstand anstelle eines ohmschen Widerstands sehr gut eignen, den Einschaltstrom auf einen ungefährlichen Wert zu begrenzen,
wie in 2 beschrieben wird.
So wäre der Einschaltstrom beim DKE nur 58,6 mA, selbst wenn der Kaltwiderstand der Röhrenfäden 0 Ohm wäre !
Über Schonung und Ersatz der VY2 wurde in 3 ausführlich berichtet.

MfG JR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 8
 
13.Dec.06 23:05

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 21

Hallo Herr Birkner !

Eine schlappe Röhre ist doch etwas ganz anderes als eine noch nicht ganz aufgeheizte gute Rö.
Unterheizung schadet massiv !

Warum sonst hat Tektronix so häufig diese Verzögerung eingebaut ?
Außerdem steht bei diversen Röhren in den GE 'Essential Characteristics' für bestimmte Betriebsdaten 'Heater warm-up time controlled'.
Auch haben manche bessere, historische HiFi- und Gitarrenverstärker einen Standby- Schalter, der einfach die Anoden- und Schirmmgitterspannung abschaltet und gemäß Bedienungsanleitungen eben auch erst rund 30 sek. nach dem Einschalten umgelegt weden soll.
Zu guter Letzt sind ja auch die in manchen Datenbüchern angegebenen Heizspannungstolaranzen i d R nach unten knapp, nach oben großzügiger.

Der Autor Kappelmayer hat in seinem 'Reparaturpraktikum des Superhets'  aus 1949 auch einen Abschnitt darüber eingefügt. Das ist allerdings ein rein praktisches Buch ohne Theorie, so dass man dort keine tiefere Begründung findet, außer einer kurzen Beschreibung des Kathodenaufbaues und der darin stattfindenden Stoffwanderungen. Demnach sind es 'aktive Zentren', die in jeder Kathode die fast gesamte Emission übernehmen; jedoch nicht direkt, sondern stets in's Raumladungsgebiet hinein. Mangels Emissionsüberschuss bei nicht voll geheizter Rö ist die Raumladung noch nicht oder nur unvollständig aufgebaut, so dass die Emission anfangs eben doch direkt erfolgt, damit werden diese Zentren zerstört -lokal überhitzt.

Man kann das auch sehen, wenn man aus zB. der Triode einer entmetallisierten ABC1 einmal 100mA fordert ( g1 hinreichend positiv...) , so dass mit Sicherheit keine Raumladungsreserve mehr um die Kathode verbleibt ; die Kathode beginnt dann an der Oberfläche zu glitzern. Man sieht das aber nicht lange, da ja bald die Anode noch heller glüht...

Aus dem Bereich der Leuchtstofflampen mit ihren ebenfalls bariumhaltigen Mischoxidkathoden könnte ich hierzu auch noch fortfahren - lieber länger als zu kurz vorheizen gilt dort umso mehr.

Eine Detaillierung sollte man, falls von Interesse, aber eher in einem anderen Thread vornehmen...

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 9
 
15.Dec.06 14:47

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 278
Anzahl Danke: 21

Da die Ausgangsfrage an sich erschöpfend beantwortet wurde, nur kurz ein anderer Vorschlag:

Nach Möglichkeit erhalte ich bei meinen Geräten soviel Originalität wie notwendig, inklusive Netzkabel. Um trotzdem ruhig schlafen zu können, gibt es einen zentralen Schaltkasten für die Sammlung. Beim Einschalten wird automatisch eine 100W-Glühbirne vorgeschaltet, die beim Loslassen des Tasters überbrückt wird. So habe ich einen dosierbaren Sanftanlauf ohne Änderung aller Radios.

Es sei zugegeben, daß die Wirkung beim DKE aufgrund der geringen Stromaufnahme gering ist, aber immerhin.

Grüße,

Steffen Thies

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 10
Glühlampen sind Kaltleiter 
15.Dec.06 16:19

Darius Mottaghian (D)
Beiträge: 68
Anzahl Danke: 23
Darius Mottaghian

Hallo,
Herr Hasselmeier hat Recht, bei Unterheizung gibt es die so genannte Inselbildung.
Eine Glühbirne in der Netzzuleitung mindert den Stromstoss kaum, sie ist nämlich ein Kaltleiter!
Besser ist da ein Schiebewiderstand (bekannt vom Physikunterricht)den man zügig auf 0 Ohm schiebt oder ein Regeltrafo der in einem Schwung auf die Nennspannung des Gerätes eingestellt wird.
Der Ersatz des Vorwiderstandes durch einen Kondensator ist doch nicht so leicht. Da man keinen Nulldurchgangsschalter hat, kann  je nachdem wo man sich gerade auf dem Netzsinus befindet, ein erheblicher Einschaltstrom entstehen. Im ungünstigsten Fall 235V geteilt durch den Kaltwiderstand der Röhren, das auch nur wenn C vorher entladen war. Diese Stromspitzen vermögen im Allgemeinen nicht den Faden zu überlasten, aber Schweisstellen Faden-Pin können unterbrechen. Oberwellen aus dem Lichtnetz liegen nun mit wesentlich grösserer Amplitude am Heizkreis. Der Oberwellenstrom durch die Entstörkondensatoren kann die Röhren am heissen Ende der Heizkette überlasten und natürlich die Entstörkondensatoren selbst.
Die Heizspannung kann nur mit einem speziellen Messgerät kontrolliert werden (!). In AC Heizkreisen mit Kondensator (siehe TV- Geräte) wird dieser immer in Verbindung mit einem Vorwiderstand, in Reihe mit dem Kondensator, verwendet. Also nicht sich einen genauen Kapatzitätswert zusammenstückeln, sondern den grösseren Wert nehmen und eine Teilspannung im Vorwiderstand vernichten! Dieser soll dann den Spitzenstrom beim Einschalten im falschen Moment mindern und den Oberwellenstrom verringern.

Grüsse von Darius

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 11
Anheizvorgang 
15.Dec.06 16:44

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
Anzahl Danke: 24
Konrad Birkner † 12.08.2014

Hallo Herr Hasselmeier,

Natürlich haben Sie recht, vor allem, wenn man "Gewalt" anwendet.  Bei hohen Spannungen wird natürlich die kleine Raumladungszone "abgesaugt". Es spielen sicherlich mehrere Effekte in unterschiedlichem Anteil eine Rolle. Das hatte ich nicht in meinen Überlegungen berücksichtigt.
Man lernt eben nie aus. (Schön, wenn das noch geht!).

Bei Tektronix hat die Verzögerung aber auch einen anderen Grund:
Die übereinander gestaffelten Netzteile, wo teilweise bestimmte Versorgungsspannungen als Referenz für andere, höhere Spannungen dienen, sollten schon alle voll stabil laufen. Der Anlauf wäre unter Umständen verderblich fürs Gerät. (ich meine, es waren die 545er).

Und Leistungsverstärker, auch solche mit Röhren, vollführen je nach Schaltung manchmal abenteuerliche Einschwingvorgänge, die durchaus unangenehm hörbar sind. Auch das ist manchmal ein Grund für die Zeitverzögerung.

Eine andere Methode findet sich bei Music-Boxen, wo mit Überspannung die Anheizzeit verkürzt wird. Allerding vor allem , um den Verstärker bereit zu haben, bis der Plattenauswahlmechanismus die Scheibe aufgelegt hat. Mit 9V oder mehr Vorheizung für einige Sekunden (5 - 10) ist alles erledigt. Und die Röhren in so einer alten 78er Wurlitzer leben auch beinahe ewig (naja, aber kaum kürzer als in einem Radio, zB einer großen Console).

Wer macht mal Untersuchungen und berichtet in einem neuen Thread? Wir sind hier wirklich vom Weg abgeirrt.

Vielleicht sollten wir das Ganze verlegen.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 12
Anlaßwiderstände 
15.Dec.06 17:53

Robert Latzel (D)
Redakteur
Beiträge: 340
Anzahl Danke: 28
Robert Latzel

Hallo,

die Verwendung von Heißleitern wäre m.E. noch die eleganteste und zugleich sinnvollste Nachrüstmethode, um eínen gewissen Sanftanlauf für Allstromheizkreise zu ermöglichen. Diese verlieren ja nach Erwärmung einen Teil ihres Kaltwiderstandes, so daß dies dem gewünschten Effekt doch sehr nahe kommen dürfte.

Bei Elektronikanbietern gibt es diese Bauteile zu kaufen, sie lassen sich auch als Urdox-Ersatz (nicht zu verwechseln mit Eisen-Wasserstoff-Widerständen) verwenden.

Ob diese Heißleiter aber im DKE wirklich so gut funktionieren - da die reguläre Heizstromaufnahme nur 50 mA beträgt - wage ich zu bezweifeln. Möglicherweise erwärmt sich da nicht so viel, um eine sinnvolle Veränderung des Widerstandes kalt/heiß zu ergeben. Ein Sortiment dieser schwarzen Knöpfe sollte man sich daher für eine Versuchsreihe probehalber bereit legen, um eine möglichst wirkungsvolle Kombination aus Normal-Widerstand/Heißleiter ermitteln zu können. Eine Versuchsreihe kann man ja wissenschaftshalber unternehmen...

MfG und viel Erfolg wünschend
R. Latzel

P.S.: Gerade DKE und VE sind Geräte, die - so mit intakten Bauteilen ausgerüstet - eher als gut ausgeklügelt und verschleißarm gelten dürfen. Man wird sie sicherlich heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr als Alltagsempfänger verwenden, deshalb halte ich eine Nachrüstung - auch aus historischer Sicht - für eher unvorteilhaft. 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 13
Kohlefaden-Glühlampen sind Heissleiter 
15.Dec.06 20:22

Ernst Erb (CH)
Ratsmitglied
Beiträge: 5742
Anzahl Danke: 22
Ernst Erb

In "Radios von gestern" habe ich auf Seite 364 eine Glühlampe in Serie als Überlastungsschutz für das Kontrollieren oder Reparieren eines Radios vorgeschlagen, ein Trick von alten Haasen. Diese dient vor allem dazu, bei allfälligen Defekten im Netzteil den Strom  durch rapide Herabsetzung der Spannung zu begrenzen: Die Glühlampe nimmt fast alle Last auf. Man kann den Zustand eines Gerätes und das "gute Anfahren" sehr billig und einigermassen effizient beobachten und sichern. Meist muss das Gerät beim Anfahren auch nicht so hohe Anodenspannungen verkraften, das ist ein weiterer Punkt. Beobachten Sie einfach mal das "Anfahren" - und Sie werden verstehen. 

Heute gibt es wieder günstig Kohlefaden-Glühlampen. Diese sind immer auch Heissleiter, nicht Kaltleiter, doch vermute ich, dass es die nicht in der genügenden Wattzahl gibt, um das Gerät bzw. die Röhren vor dem Einschaltschock zu bewahren und dennoch genügend Spannung für den Betrieb des Apparates abzugeben. Abgesehen davon sind die Nachteile der Unterheizung besprochen - nur bin ich der Meinung, dass diese Art von Belastung über kurze Zeit durch die Röhre selbst im "Normalbetrieb" behoben wird, darum auch die Regenerationsmöglichkeit mit Überspannung. Ich schreibe Meinung im Sinne von Gefühl, bin also nicht sicher.

Ich erwähne das, weil der Vorschlag der Kohlefadenlampe in Diskussionen immer wieder mal aufkommt. Welche Wattzahlen sind im Markt erhältich?

Sicher ist: Die "normale" Glühlampe schützt die Röhren aber auch etwas vor dem Einschaltschock, ist also bei alten Geräten insgesamt ein gut akzeptabler Schutz, wenn die Wattzahl adequat ist und man Geräte mit Einstellung 220 Volt an 230 Volt betreibt.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 14
 
15.Dec.06 21:59

Burkhard Hasselmeier (D)
Beiträge: 175
Anzahl Danke: 24

Bei Osram habe ich nur diese
gefunden ; 240V - 60W. Man könnte davon ja auch 2 oder mehr parallelschalten, um die gewünschte Gesamt- Leisung zu erreichen. Aber : Ist das wirklich noch ein Kohlefaden darin ?
Mich macht Osram's Beschreibung stutzig :
"
Allgemeine Informationen und Abbildungen zur Produktgruppe: "DECOR A CARBON Kohlefadenlampe - Sockel: E27"
 
Die nostalgisch wirkende DECOR A CARBON ist der Kohlefadenlampe nachempfunden. Ihr Licht ist extrem warm und so blendfrei, dass man direkt die glühende Wendel betrachten kann.
"
Oder ist da mittlerweile einfach ein langer Wolframdraht drin ? Wäre ja auch langlebeiger und robuster....
Müsste mal jemand kaufen und nachmessen.....

Ich habe einfach eine elektronische Strombegrenzung gebaut, die kann ich universell verwenden und auch je nach Bedarf einstellen. Man braucht dazu einen Stelltrafo, den man auf die max. Spannung am sanft zu startenden Gerät einstellt und lässt ein simples Längsregler- Netzteil auf eine feste Last (Widerstrand zB 10 Ohm) arbeiten. Dieses Längsregler- Netzteil macht man in der Spannung einstellbar. Somit wird der Strom in dessen Eingang ausschließlich abhängig von der Ausgangsspannung. Man könnte auch die Ausgangsspannung fixieren und statt dessen ein Leistungspoti als variable Last nehmen. Jetzt braucht man nur noch einen Hochvolttransistor in der Gegend 500V oder mehr. Vor die Schaltung kommt ein normaler Gleichrichter; dahinter KEIN Elko, wie sonst üblich - sonst wäre ja der Strom im Eingang überhaupt nicht mehr Sinus-förmig. Diese ganze Sache kommt nun in Reihe mit der Last - fertig....
Die Schaltung verliert natürlich mindestens die Spannung der eigenen Last plus Abfall am Gleichrichter, etc. Das sind aber insgesamt, entsprechend ausgelegt, weniger als 10V und kann mit dem Stelltrafo davor gut ausgeglichen werden.
Der Ausgangsstrom ist in den Nulldurchgängen natürlich geringfügig verzerrt, aber das störte bislang nicht. Mittels Hochvolt-FETs ließe sich übrigens auch sehr schön eine Konstantstromquelle bauen.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 15
Radios quälen ist nicht mein Ding... 
16.Dec.06 10:00

Darius Mottaghian (D)
Beiträge: 68
Anzahl Danke: 23
Darius Mottaghian

Guten Morgen,
ich möchte mich hier klar von solchen Methoden, wie ein Gerät über eine Glühlampe zu betreiben, distanzieren.
Darius

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 16
Ja, genau so macht man sich Freunde! 
17.Dec.06 18:31

Ernst Erb (CH)
Ratsmitglied
Beiträge: 5742
Anzahl Danke: 23
Ernst Erb

Unter dem Titel
"Radios quälen ist nicht mein Ding..."
kommt der Text:
"Guten Morgen, ich möchte mich hier klar von solchen Methoden, wie ein Gerät über eine Glühlampe zu betreiben, distanzieren."

Diese Aussage zielt auf meinen Post 13. Weil es mich betrifft , wollte ich zuerst gar nicht antworten, doch kann das Gleiche anderen Mitgliedern passieren, die dann "zünftig reagieren" und der Thread könnte bös eskalieren ...

Warum?
Erstens fehlt Taktgefühl / Höflichkeit / Freundlichkeit.
Zweitens
kann man es Polemik nennen, denn ohne eine Begründung distanziert man sich von etwas, was viele mit guten Gründen als richtig erachten. Gewisse Autoren davor werden nicht ernst genommen. Das ist genau der Stil, den wir uns verbitten:
 
Eine Meinungsäusserung kann eine sachliche Ablehnung beinhalten, darf aber nicht abwerten Vor allem dann nicht, wenn es sich um ein so diffuses Thema handelt. Denn wer weiss denn genau, was unter welchen Umständen welchen Schaden anrichtet? Alle Vorschläge haben Vor- und Nachteile. Eine Vorschaltlampe als "Sicherung" ist bestimmt nicht verkehrt, vor allem auf dem Werktisch. Und Vorsicht beim Prüfen ebenso.
Von Misshandlung = quälen zu reden ist reine Polemik, die wir hier nicht tolerieren.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 17
Zur Sache - grobe Zusammenfassung des Thread: 
17.Dec.06 18:50

Ernst Erb (CH)
Ratsmitglied
Beiträge: 5742
Anzahl Danke: 23
Ernst Erb

Die beiden ersten Antworten haben eigentlich die konkrete Anfrage ausgezeichnet geklärt. Aber auch die dritte Antwort zielt auf das Thema, das in der vierten Antwort erweitert wird - auf die Röhre bezogen, nicht auf den Apparat. Damit zeigt der Autor, dass die VY1 empfindlich ist gegen hohe Einschaltströme - und vorher sieht man, dass bei 230-Volt-Betrieb das im Gerät kompensiert ist. Begreiflicherweise kommen wir dann ab vom DKE und möglichen Einschaltproblemen dieses Gerätes und lernen mehr über Einschaltschocks in Post 6 und 7. Die anschliessende Detaillierung wäre tatsächlich in einem neuen Thread besser zur Sprache zu bringen. Jetzt kommen Vorschläge mit der Glühlampe und komplizierter mit Schiebewiderstand etc. Das letztere ist schwammig, denn wie schnell soll geschoben werden, um möglichst viele Vorteile zu geniessen? Die Glühlampe macht das automatisch richtig ;-)

Ab jetzt gibt es zwei Meinungen über ein Thema, das abschliessend so nicht zu behandeln ist, denn eigentlich haben wir nun nicht einen Einzelfall, sondern ein vielfältiges und komplexes Geschehen, das erst noch bei jedem Modell (je nach Bestückung) ganz anders ist. Da man für diesen Board kein Redakteur sein muss, ergeben sich auch gewisse Ausuferungen - und wieder einmal das Fischen nach einem Haar in der Suppe ...

Die Falschmeldung: "Glühlampen sind Kaltleiter" habe ich relativiert und gezeigt, wie der Praktiker gelernt hat, mit dem Problem mit einfachsten Mitteln umzugehen. Das kann man in vielen Lehrbüchern nachlesen, z.B. auch bei Eike Grund. Dabei habe ich begründet zu was das Verfahren dient - und kann anmerken, dass die Radios nach so vielen Jahrzehnten Alterung so quasi immer "auf der Werkbank" fahren sollten.

Zugegeben:
Nur weil verschiedenste Autoren vorschlagen, eine Glühlampe als Vorschaltwiderstand als einfachstes Mittel zu nehmen, heisst das nicht automatisch, dass das richtig ist.
Es gibt überhaupt nichts, was NUR richtig ist. Alles hat Vorteile und Nachteile, doch hier überwiegen wahrscheinlich die Vorteile.

Wenn man Aussagen von vielen Autoren widerlegen will, dann muss man überzeugend und nachprüfbar begründen können, nicht mit einem blöden Spruch abschmettern. Das führt höchstens zu zwei Lagern, die sich einander gegenüberstehen - und genau das wollen wir nicht.

Ich schliesse diesen Thread wieder, denn die Frage des Erstposters ist umfassend beantwortet:

Der DKE ist so konstruiert, dass der Schock bei 230-Volt-Betrieb eigentlich nicht auftritt - also hier ist keine Vorschaltglühlampe nötig. Die Vorsicht beim Prüfen der Röhre ist aber angebracht, kurzfristige "Unterheizung" hin oder her.

Übrigens sind hunderttausende DKEs auch während der Kriegszeit gelaufen ohne Massensterben der Röhren. Die waren nämlich kaum zu bekommen. Trotzdem lief die Mehrzahl der Geräte auch noch nach Kriegsende.

Edit: Nur Titel verbessert

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.