Bakelit polieren

ID: 13813
Bakelit polieren 
05.Dec.03 22:15
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Werner Hauf (D)
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Werner Hauf

Vor vielen Jahren hatte ich Gelegenheit, in einem Preßwerk zu arbeiten , die verschiedene Bakelitgehäusee hergestellt hatten. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich schlau gemacht. Bakelit besteht im Wesentlichen aus Sand, Ruß und einem Harz zur Bindung. Der Glanz des Materials, das mit sehr hohem Druck bei einer bestimmten Temperatur gepreßt wird, kommt aus der polierten Preßform und wird nicht mehr nachbearbeitet. Ist das Material matt geworden, sind die feinen Partikel in der Oberfläche weg. Da also der Hauptbestandteil Sand ist, also sehr rau, hat man mit Poliermittel wenig Erfolg. Das Bakelitgehäuse wird mit leichtem Seifenwasser (Schmierseife) gewaschen, um die altersbedingte Verschmutzung zu entfernen und anschließend einfach in einem warmen Raum trocknen lassen (keine Sonne oder Fön). Nicht erschrecken, wenn das Gehäuse nach dieser Prozedur noch matter geworden ist. Danach muß etwas aufgetragen werden, das dann polierfähig ist. Dabei habe ich sehr gute Erfahrungen mit handelsüblichem Autowachs gemacht. Autowachs ist auch sehr strapazierfähig. Das Auftragen und anschließende Polieren ist sehr einfach und doch kann man damit sehr gute Erfolge verzeichnen. Inzwischen poliere ich sämtliche Radiogehäuse, auch die Holzgehäuse mit diesem Autowachs. Jetzt dürft Ihr dies einfach mal ausprobieren.

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Bakelit polieren 
07.Dec.03 08:38

Michael Krämer (D)
Beiträge: 153
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Michael Krämer

Hallo Herr Hauf, hallo Sammlerkollegen....

Auch ich habe mit Wachs poliert, hier eine Schaub Libelle 54, klappte hervorragend und sieht toll aus, wie gerade eben gekauft :

- aber vorsicht: ich habe "Rex Dauerwachs für Langzeitschutz" -so eine blaue, flache Dose, und dieser Wachs funktioniert nicht bei jedem Werkstoff. Meine Phillips - Philetta bekam nach der Bearbeitung einen weissen Belag, den ich sehr mühsam wieder auspolieren musste. Die Philetta ist scheinbar wieder aus einem anderen Material gefertigt.  Deswegen meine Empfehlung: Vorher immer an einer nicht einsehbaren Stelle ausprobieren.  Ich denke, das damals bei Bakelit wohl auch verschiedene Bindemittel verwendet wurden und es darum zu unterschiedlichen Reaktionen kommt. (Das gleiche gilt auch für Polituren, auch hier gibt es agressive und harmlose.)

Einen guten Tip bekam ich auch noch von einem Kollegen: mit Haushaltsöl polieren. Das hat bei der Philetta weitergeholfen.

Viele Grüsse, Michael Kraemer

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kein Sand in Bakelit 
07.Apr.04 13:39

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
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Hallo!
dieser Thread ruhte schon eine Weile, ich hatte diese Posts
nicht gesehen, als Sie aktuell waren.
Die Empfehlung, mit Autowachs zu "polieren" ist an sich in Ordnung,
wenn auch nicht neu im Forum.

Allerdings werden im Post von Hrn Hauf Aussagen gemacht, die ich
so nicht stehen lassen kann:

- "Bakelit besteht im Wesentlichen aus Sand, Ruß und einem Harz zur Bindung."

Das ist schlicht falsch. Es gibt viele unterschiedliche Pressmassen,
die üblicherweise als "Bakelit" bezeichnet wurden/werden.
Alle enthalten einen wesentlichen Anteil (30 bis 50 %) eines Füllstoffs.
Dieser Füllstoff kann auch mineralisch sein wie z. B. Quarzmehl oder  Asbest.
Aber gewiss kein Sand, das geht einfach nicht, da zu grobteilig.

Im Bereich der Pressmassen für Radiogehäuse, Steckdosen, usw.
wurden mineralische Füllstoffe nie verwendet.
Für Gehäuse wurde vor dem Krieg nur die Type S verwendet, nach dem
Krieg praktisch ausschließlich die Type 31.
Beide enthielten NUR HOLZMEHL als Füllstoff.

Ruß ist teuer und sehr mühsam einzuarbeiten, zum Schwarzfärben
würde man höchstens einige zehntel Prozent einsetzen, in braunem
Bakelit überhaupt keinen Ruß. Ein wesentlicher Bestandteil ist  Ruß
somit nicht.

Der "Sand weil rau" als Grund des Versagens von "Poliermittel" kann
somit kaum richtig sein.

Da ich nicht weiß, was für ein "Poliermittel" gemeint ist, kann ich  
einen anderen Grund nicht nennen.

Meine Erfahrung ist, daß sich Bakelit ausgesprochen gut polieren läßt.
Über geeignete Mittel und Verfahrensweisen ist in anderen Threads
bereits hinreichend geschrieben.

Grüße,
Georg Schön

 

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