biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung

ID: 694261
? biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung 
05.Jun.25 18:19
71

Nicolin Salis (CH)
Beiträge: 106
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Wie in einem früheren Beitrag schon erwähnt, gibt es Exemplare dieses Gerätes, die im Plattenspieler-Fach neben dem Plattenspieler-Chassis einen Balance-Einsteller haben, der zwischen Kristall-Tonabnehmer und Grammo-Eingang geschaltet ist. Siehe Photo der Untersicht (Verdrahtung) des Balance-Einstell-Potentiometers. Die hellgrauen Leitungen sind die beiden Innenleiter (L, R), die vom Tonabnehmer kommen. Die Signale L und R gehen je via parallelgeschaltete RC-Kombination auf die äusseren Anschlüsse (Anfang, Ende) des Potentiometers, wo auch die abgehenden Innenleiter zum Grammo-Eingang des Radiochassis' angeschlossen sind. Die Mitte des Potentiometers (Schleifer) ist mit ankommenden und abgehenden Kabelschirmen verbunden.

Mich verwirrt die Wertangabe auf dem Styrofol-Kondensator: 100 M. Ich stelle mir vor, dass die Absicht des Kondensators ist, Höhenverlust zu kompensieren und hätte ca. 30 pF bis 100 pF erwartet. 100 M ist aber eine andere Ausdrucksweise für 100 µF, und das kann ja nicht sein.

Hat jemand eine Erklärung für die Aufschrift?

 

Nicolin Salis

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biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung 
06.Jun.25 06:00
71 from 950

Helmut Weigl (D)
Redakteur
Beiträge: 166
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Hallo Nicolin,

es ist wohl ein 100 pF Kondensator. Der Buchstabel M bedeutet 20% Toleranz. Der rote Ring Spannungsfestigkeit 160V.

 

Was ich auf die Schnelle über die Beschriftung gefunden habe:

 

Daten zur Spannungsfestigkeit Gleichspannung:

a= 50V
b= 125V
c= 160V
d= 250V
e= 350V
ohne= 400V
f= 500V
g= 700V
h= 1000V
i= 630V
m= 10V
t= 63V
r= 25V

Wechselspannungsfestigkeit:

u= 250V
v= 350V
w= 500V

Toleranz (Angaben ohne Vorzeichen sind + und - ):

C= 0,25pF
D= 0,5pF
F= 1%
G= 2%
J= 5%
K= 10%
M= 20%
S= +50% -20%
W= +80% -20%
Z +100% -20%

eine Seite farbig:

Blau = 25V
Gelb = 63V
Rot = 160V
Grün = 250V
Braun = 400V
Schwarz = 630V
Orange = 1000V

 

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biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung 
06.Jun.25 17:29
177 from 950

Nicolin Salis (CH)
Beiträge: 106
Anzahl Danke: 10

Lieber Helmut

Danke für die Antwort.

Der Hersteller geht offenbar davon aus, dass ein Fachmann weiss, dass solche Styrofol-Kondensatoren immer Werte im Picofarad-Bereich haben, so dass die Masseinheit nicht angegeben werden muss.

Dass der Buchstabe eine Toleranzangabe und der farbige Ring eine Spannungsfestigkeitsangabe ist, wusste ich nicht.

Deine Liste kommt in meine technische Bibliothek und wird dort in Ehren gehalten.

Vielen Dank.

 

Nicolin Salis

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biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung 
07.Jun.25 15:48
311 from 950

Nicolin Salis (CH)
Beiträge: 106
Anzahl Danke: 8

Ergänzende Informationen:

 

  1. Sammlerkollege Stefan Kälin hat den Widerstandswert des Balance-Einstellers gemessen. Es ist ein Potentiometer  1M Ohm, linear.
     
  2. Ein anderer Sammler, der keine Schreibrechte hat und mir direkt schrieb, kritisierte meine Bezeichnung "Styrofol"-Kondensator. Er finde im Internet nichts unter diesem Namen. Diese Kondensatoren würden eher als "Styroflex" bezeichnet.
     
    1. Hierzu kann ich sagen, dass ich (Jg. 1955) meine Kindheit und frühe Jugend mehr oder weniger in einer grösseren Radio-/Fernsehwerkstatt verbracht habe, die von meinem Vater geleitet wurde. Man sprach dort immer von "Styrofol"-Kondensatoren.
       
    2. In der Zeitschrift "Funktechnik 1955, Heft 11" heisst es im Editorial auf Seite 293: "Die sogenannten Kunstfolien-Kondensatoren zeichnen sich durch niedrige Verluste, hohen Isolationswiderstand, gute zeitliche Konstanz und einen reproduzierbaren Temperaturkoeffizienten aus. Dieses günstige Verhalten beruht auf den Eigenschaften des verwendeten Dielektrikums Polystyrol. Dieser Stoff kommt in gestreckter Form und der Bezeichnung "Styroflex" und in gegossener Form als "Styrofol" in den Handel."

      Der Name "Styrofol" war also - mindestens damals - im deutschen Sprachraum geläufig.
       
    3. Im britischen Forum "UK Vintage Radio Repair und Restoration" gibt es eine Diskussion über "Styrofoil Capacitors". Also auch hier der Wortstamm "Folium" (lat. für "Blatt"). Einige der Diskussionsteilnehmer brauchen in Ihren Antworten dann das Wort "Polystyrene capacitors" oder "Styroflex" capacitors.
       
  3. Besagter Sammler schrieb ferner "Auch stimmt Ihre Aussage nicht, dass diese Kondensatoren ausschließlich verklausuliert mit Werteangaben bedruckt sind. Habe hier einen ganzen Beutel von Styroflexkondensatoren unterschiedlichster Werteangaben im Klartext liegen."

    Dass solche Kondensatoren ausschliesslich verklausulierte Wertangaben haben, hatte ich nicht behauptet. Lediglich die zwei photographierten Kondensatoren waren so, und deren Werte wurden von Helmut Weigl entschlüsselt. Ich selber habe ein grosses Lager mit Kondensatoren, die alle Klartext-Aufschriften zu Kapazität, Toleranz und Spannungsfestigkeit haben.
     

Nicolin Salis

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biennophon: Balance-Steller-Verdrahtung 
07.Jun.25 16:09
324 from 950

Helmut Weigl (D)
Redakteur
Beiträge: 166
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noch ein ergänzender Hinweis:

Dort wo der Ring ist (im obigen Beispiel rot), ist der Außenbelag des Kondensators angeschlossen.

Abhängig von der Schaltung kann die Einbaulage des Kondensators hinsichtlich des Außenbelags wichtig sein. Dies trifft bei brummempfindlichen Schaltungen zu. Hier ist die Außenbelagseite oft Richtung Masse anzuschließen, so dass sich mit dem Außenbelag gleichzeitig eine Schirmung ergibt.

 

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Kennzeichnungen auf Styroflex- bzw. Styrofol-Kondensatoren 
07.Jun.25 16:28
335 from 950

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1661
Anzahl Danke: 8
Bernhard Nagel

Dieses Thema wurde schon früher (2007) im Forum behandelt, siehe auch den Thread Spannungsfestigkeit von Kondensatoren. In Post #3 finden sich weiterführende Links, u.a. auch die von Helmut Weigl gebrachte Liste.

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