Betriebsstundenzähler für Plattenspieler

ID: 295062
Betriebsstundenzähler für Plattenspieler 
13.Aug.12 12:32
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Beim genaueren Untersuchen eines Ziphona-Plattenspielers entdeckte ich ein mir bis jetzt unbekanntes Bauteil, dass ich auch mit dem Schaltplan nicht erkennen konnte: ein 5 cm langes Bauteil in Bakelit-Gehäuse mit einem Fenster, in dem ein Quecksilberfaden über einer Skala zu erkennen ist.

Es war über einen Vorwiderstand an die Betriebs-Gleichspannung des Verstärkers angeschlossen, aber mit Sicherheit nachträglich von einem Vorbesitzer eingebaut worden.
Eine folgende "Demontage" und Recherchen führten zu der Erkenntnis, dass es sich um einen Betriebsstundenzähler handelt. Diese werden in Plattenspielern empfohlen, da die Abtastspitze je nach Material nur eine beschränkte Spielzeit besitzt. Wird diese überschritten, so treten Beschädigungen an den Platten auf.

Zuerst das Innenleben des Bauteils

und erkennbare Angaben:

Offensichtlich ist der Hersteller die amerikanische Firma CURTIS  und der Modellname ist  INDACHRON.

Die 5 V DC ist sicher die Betriebsspannung und die 1,61 µA der Betriebsstrom, die maximal anzeigbare Betriebszeit ist 2000 Stunden.

Zur Funktion dieser Bauteile fand ich auch einen Beitrag in der Zeitschrift "radio fernsehen elektronik" 1973, Heft 13, S. 439, dem ich die Zeichnung entnahm.
Dieser Zähler arbeitet elektrolytisch. In einem 0,3 mm starken Kapillarröhrchen befinden sich zwei Quecksilbersäulen als Elektroden, die durch einen schmalen, spaltförmigen Elektrolyten getrennt sind - siehe grünen Pfeil in den Bildern 1 und 2 und die folgende Zeichnung:

Wird eine Gleichspannung angelegt, so wandern Quecksilberionen durch den Elektrolyten von Anode zu Kathode, wodurch eine wachsende Anhäufung von Quecksilber an der Kathode entsteht. Die Folge ist eine Verschiebung des Spaltes mit dem Elektrolyten zur Anode, die bei konstantem Strom ein direktes Maß der Betriebszeit ist. Bei entsprechender Eichung kann letztere über eine hinterlegte Skala unmittelbar abgelesen werden.

Mein gezeigtes Beispiel weist also bereits eine Betriebszeit von etwas über 1400 Stunden auf (grüner Pfeil).

Wenn sich zu meinem Beitrag keine widersprüchlichen Hinweise (Hersteller, Modellname, Funktion)ergeben, werde ich das Bauteil als "diverses Zubehör" anlegen.

Als weitere Literaturquellen (die ich nicht besitze) sind in dem genannten Beitrag angeführt:
Funktechnik 1971, H.16, S.597  und Funkschau 1972 H.11, S.400

 

Wolfgang Eckardt

 

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bei russischen Messgeräten üblich... 
14.Aug.12 18:59
163 from 6830

Till Krüger (D)
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Hallo Herr Eckhardt,

dieses Teil war bei russichen Messeräten üblich und wurde an fast allen auch eingesetzt.

Momentan kann ich nur einen Link zu Ebay anführen wo diese Teil recht ordentlich zu sehen

ist, aber ich kann auch Schaltungen meiner Geräte anbieten wo sowas verwendet wurde.

Hier der zu sehen:

Artikelnummer: 251128492260

Viele Grüße

 

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