Blaues Leuchten in Gleichrichterröhren ?

ID: 7627
Blaues Leuchten in Gleichrichterröhren ? 
11.Oct.03 09:22
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Jens Dehne (D)
Redakteur
Beiträge: 659
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Hallo,

was hat es mit dem blauen Leuchten in Röhren auf sich ? Hier kann ich das deutlich in einer AZ12 beobachten. Die Funktion der Röhre scheint nicht beeinträchtigt zu sein.

Dunkelblau bis violet deutet auf ein schlechtes Vakuum hin, hier leuchtet es aber hellblau ?

Es scheint doch Materie zu sein, die sich ionisieren lässt.

Vielen Grüße

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11.Oct.03 10:12

Olaf Toenne (D)
Beiträge: 140
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Hallo Jens!

Wie es aussieht, hat Deine AZ12 wirklich Luft "gezogen".

Das kann eigentlich nur der Grund sein.

In diesem Zusammenhang ist mir auch schon häufiger etwas aufgefallen:

Wenn man im dunklen seitlich in den Anodenkasten der oft verwendeten EL84 hineinschaut (manche Ausführungen haben Schlitze oder kleine Öffnungen im Anodenblech) kann man bei angelegter Betriebsspannung auch ein bläuliches Licht sehen. Hier scheint es allerdings das Anodenmaterial von innen zu "überziehen".

Vielleicht eine Art Glimmlichteffekt?

 

Gruß Olaf

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Blaues Leuchten in Röhren  
11.Oct.03 10:36

Jacob Roschy (D)
Moderator
Beiträge: 1766
Anzahl Danke: 6
Jacob Roschy

..... kann verschiedene Ursachen haben :

    schlechtes Vakuum

    hohe Spannung (besonders häufig bei Endröhren zu sehen)

    Überlast ( besonders hier bei der Gleichrichterröhre )

Für entsprechend sprachkundige findet man hier G mehr zu dem Thema.

MFG_JR

 

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Röhrenleuchten 
22.Oct.03 05:11

Hermann Reese (MEX)
Beiträge: 9
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Für Leuchterscheinungen im Vakuum gibt es zwei Hauptgründe: Gas- oder Glimmentladung und Fluoreszenz.

Die Glimmentladung weist im Allgemeinen auf das Vorhandensein von Gasmolekülen hin. Im schlimmeren Fall kann dies natürlich auch durch eingedrungene Luft hervorgerufen werden. Der Unterschied liegt in der Farbe der Entladung und hängt grösstenteils von der Gasart ab, aber auch oft vom Elektrodenmaterial. Bläulich-tiefviolette Farbe deutet auf Stickstoff (aus der Umgebungsluft) hin, eben ein Luftzieher, wenn auch sehr klein.

Blaue Gasentladungen innerhalb einer Röhre können, bei ausreichender Anodenspannung, ganz einfach dadurch zustande kommen dass immer Restgase in einer Röhre vorhanden sind. Zum Einen nimmt das Gettermaterial nich alle Gase gleich gut auf und zum Anderen war besonders bei älteren Röhren das Vakuum schon von der Fabrik aus nicht besonders gut (Definition "Gutes Vakuum": 10E-5 bis 10E-7 mbar). Bei einem Vakuum von 10E-5 mbar fliegen immerhin noch gute 3 Trillionen Gasmoleküle in jedem Kubikzentimeter Raum herum... da kann es schon leuchten.

Hochvakuum in der Röhrenproduktion wurde meistens mit Diffusionspumpen erzeugt, und die arbeiteten bis in die 40er Jahre (teilweise noch länger) mit Quecksilber. Dämpfe dieses Quecksilbers wanderten überall im Vakuumsystem herum und natürlich auch in die Röhren, wo es dann beim Anlegen einer genügend hohen Anodenspannung zur (allerdings relativ schwachen) Gasentladung kommt. Die dabei erzeugte UV-Strahlung wird jedes Radio mit Sicherheit frei von unerwünschten Bakterien halten (grins) ... ist nur leider nicht besonders effektiv gegen Holzwürmer, da die ja im "Schatten" wohnen...   ;-)

Das Getter nimmt Quecksilberdampf nur schlecht auf (wenn überhaupt) und es bedarf nur allerkleinster Mengen (pico-Gramm oder weniger) um einen Leuchteffekt in den relativ kleinvolumigen Röhren hervorzurufen.

Bei späteren Röhren, deren Vakuum mit Öl-Diffusionspumpen erzeugt wurde, kann es sich schlichtweg um irgendein anderes Restgas handeln, wie zum Beispiel Helium oder Wasserstoff, da diese sehr leichten Gase von den meisten Vakuumpumpen, bis auf den heutigen Tag, schlecht abgepumpt werden.

Der Effekt der Fluoreszenz kann bei Röhren auftauchen deren Anodenspannung sehr hoch ist (ab mehreren kV), da Röntgenstrahlung entsteht (siehe die Warnaufkleber auf älteren TV Geräten wegen der Hochspannungsröhren) und diese Röntgenstrahlung jede Materie, also auch das Metall und Glas der Röhre, zur Fluoreszenz anregt. Genau deswegen würde ich nicht unbedingt empfehlen zu lange (sei es auch im Dunkeln) in den Hochspannungskäfig eines alten Fernsehers zu gucken, um diesen Effekt zu sehen... Ganz besonders bei Farb-TV Geräten mit Röhren im Hochspannungsteil ist die abgegebene Röntgenstrahlung schon etwas "härter" (sogenannte "harte" Röntgenstrahlung setzt bei ca. 25 bis 30 kV Anodenspannung ein, hängt aber auch vom Anodenstrom ab).

Viele Grüsse

Hermann Reese

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