Cu-Kathoden gescheitert - warum? |
Gerhard Eisenbarth
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Gründe für das Scheitern der Kupfer-Kathode „Cupra von Philips bzw. Cu-Bi von Telefunken“.
In der Telefunken-Zeitung [1], Seite 17 schreibt Herr Rukop über die Verwendung von Kupfer: „Wir waren daher etwa die letzten zwei Jahre zu Kupferelektroden übergegangen. Aber Kupfer ist ein hinterlistiges Material; es ist oft sehr schön; gibt ohne große Anstrengung bestes Vakuum, oft ist es dagegen gar nicht gasfrei zu kriegen, es verdirbt noch obendrein die Fäden beim Evakuieren und die Vakuumverschlechterung
Kupferblech wurde ersatzweise in den Kriegs- und Nachkriegsjahren (1917, 1918 …) statt Nickelblech für Anoden verwendet. Einige Röhren des Typs EVE173 sind mit Kupferanode ausgeführt.
Ein Nachteil wurde dabei allerdings unterschätzt nämlich den der Temperatur auf Kupfer.
„Die Verdampfungsgeschwindigkeit ist relativ groß, etwa eine Zehnerpotenz größer als die von Ni. Die Betriebstemperatur von Cu-Teilen in Vakuumröhren darf deshalb im allgemeinen 400-500 Grad Celsius nicht überschreiten“, Siehe dazu auch [3], Seite 71.
„Es ist versucht worden, an Stelle von Nickel Kupfer zu verwenden. Anlass dazu war die geringere Wärmestrahlung von Kupfer gegenüber Nickel und die Tatsache, dass bei sehr dünnen Emissionsschichten das Trägermaterial noch merklich an der Wärmeabstrahlung beteiligt ist. Die durch die Verwendung von Kupfer vorhandene Ersparnis an Heizleistung wiegt jedoch den Nachteil der großen Empfindlichkeit sehr dünner Schichten gegen äußere Einflüsse nicht auf. Kupfer besitzt außerdem einen sehr niederen Schmelzpunkt (1080 Grad Celsius) gegenüber Nickel (1450 Grad Celsius), dass es bereits bei normaler
Der Temperaturbezug ist die Oberflächentemperatur der Kathode von 800 Grad Celsius. Im Innenbereich der Kathode ist die Temperatur noch höher, ca. 1200 Grad Celsius. Dort verdampft dadurch noch mehr Material.
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Jacob Roschy ![]()
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Hallo Herr Eisenbarth, das ist sind interressante Erkenntnisse ! Diese Probleme hatte man seinerzeit wohl unterschätzt oder ignoirt, bzw. zu spät erkannt. Zumindest hatte Philips gerade noch rechtzeitig vor der Massenfertigung der Cupra-Röhren die Notbremse gezogen und diese nicht zum Verkauf gebracht. Umso mehr muss man sich darüber wundern, warum Telefunken zwei Jahre später solche Röhren sogar mit exakt den gleichen Heizdaten (6,3V/0,24A) der Philips- Cupra-Röhren tatsächlich auf den Markt bringt. Das gibt immer noch Anlass zur Spekulation, dass vielleicht Philips diese Technik an Telefunken untergeschoben hatte, um damit Telefunken auf einen Holzweg zu führen. Philips konnte sich dann selbst konkurrenzlos der Produktion praxistauglicher Neuentwicklungen zuwenden (Rote Serie) und dabei eventuell noch Restbestände von Cupra- Teilen gewinnbringend entsorgen. Ich besitze selbst die meisten Typen dieser Serie. Man kann zwar die Cu-Kathode an sich erkennen, aber, um einen Kupfer-Niederschlag deutlich zu sehen, sind die Sichtverhältnisse zu schlecht. Eine Ausnahme macht diese EZ1. Auf dem Bild ist der Niederschlag auf dem Kolben relativ farbgetreu zu sehen, der zu dem sonst üblichen Grau bis Schwarz einen gewissen Grünstich enthält. Bei diesem Grün kann es sich fast nur um verdampftes Kupfer handeln.
Der Niederschlag stammt eindeutig von der Katode, da die Haltestäbe einen entsprechenden Schatten werfen. Die Maschen der Drahtgaze- Anode bieten hier keinen Widerstand.
An den Glimmerbrücken kann man mit etwas Phantasie auch einen kleinen Cu- Niederschlag in Katodennähe erkennen. Viel mehr wird es nicht werden, da die Röhre kaum betriebstauglich ist. Obwohl als OVP- neu erhalten, neigt sie zu Überschlägen und musste daher durch eine andere EZ ersetzt werden, bzw. durch eine umgesockelte 6Z4/84, die so zur "EZ2E" wurde. Die anderen Röhren dieser Serie arbeiten noch, wenngleich das verwendete Gerät eine ausgesprochen übele Wiedergabequalität hat. M.f.G. J.R. Cet article a été édité 10.Jan.07 12:31 par Jacob Roschy . |
Gerhard Eisenbarth
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Hallo Herr Roschy, Sie haben recht. Es ist verwunderlich, dass Telefunken mit den Röhren auf dem Markt kam und Philips nicht, obwohl Philips die Kupferkathode entwickelt hat und vor der Einführung rührig die Werbetrommel geschlagen hat. Telefunken wurde nicht von Philips über die erkannten Probleme informiert. Ein Foto möchte ich noch bringen, wo man den Kupferniederschlag deutlich sehen kann. Das Bild zeigt die Kathode an der oberen Brücke meiner EL1. Der Bereich zwischen Kathode und G1 ist vollflächig mit Kupferniederschlag ausgefüllt. Ein Schluss zwischen G1 und Kathode ist noch nicht messbar. Interessant ist der Niederschlag innen am Kolben bei Ihrer EZ1. An der Kolbeninnenseite ist dieser Niederschlag noch nicht kritisch, aber er könnte zur Vakuumverschlechterung und/oder Kathodenvergiftung beigetragen haben. Die Überschläge deuten auf Vakuum- verschlechterung hin Gerhard Eisenbarth Pièces jointes:
Cet article a été édité 12.Jan.07 12:52 par Gerhard Eisenbarth . |
Jacob Roschy ![]()
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Hallo Herr Eisenbarth, nach außen hin hatte Philips nicht groß die Werbetrommel geschlagen. Die dem Cupra-Röhren- Artikel zugunde liegende Dokumentation war von Philips nur an ihre Großkunden, d. h. die Geräteindustrie gerichtet. Laien und Leser normaler Fachzeitschriften (Funkschau etc.) erfuhren davon nichts. So konnte Philips die Cupra- Technik als "bahnbrechnde" Erfindung eventuell noch an Telefunken verramscht haben, wie ich es schon im Artikel Außenkontaktröhren 1935 / 36 Teil I (post 3) angedeuted hatte. Um die Verfärbung des Kobenniederschlags durch verdampftes Kupfer auf der EZ1 besser beurteilen zu können, habe ich hier zum Vergleich noch eine VY1 sehr ähnlicher Bauart eingestellt. Deren Kolbenverdunkelung erscheint in der Realität leicht heller als bei der EZ1, nur eben ohne Grünstich. M.f.G. J.R. Cet article a été édité 30.Jan.07 19:02 par Jacob Roschy . |
Gerhard Eisenbarth
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Hallo Herr Roschy, es gibt noch weitere mögliche Gründe für den Werkstoff-Fehlgriff, Kupfer für Kathoden einzusetzen. Aus einem Bericht von Herrn Dr. K. Steimel über den Zustand der Röhrentechnik in Deutschland zum Abschluß des Krieges - Seite 6. ---- "Röhren- und Gerätetechnik" Für die damalige Zeit war folgender Zustand der Entwicklungstätigkeit besonders kennzeichnend. Die Röhrenentwickler beschäftigten sich gleichzeitig mit den grundlegenden Problemen der Hoch- und Niederfrequenztechnik. Auf diese Weise hatten sie ein sehr gutes Urteil über die Anwendung der Röhre. Dadurch wurde die Entwicklung von vornherein in solche Bahnen gelenkt, dass das entstehende Produkt den Anforderungen der Technik am besten entgegenkam. Diese technische Entwicklungsrichtung ging etwa 1927 ganz verloren, als H. Rukop die Leitung der Röhrenentwicklung aufgab und Professor an dem neugegründeten Lehrstuhl für technische Physik an der Universität Köln wurde. "Tiefstand der deutschen Röhrenentwicklung" In den folgenden Jahren wurde die Röhrenentwickung in Deutschland sehr einseitig. Es kamen starke Fehlentwicklungen auf. Die krasseste war die Entwicklung der sogenannten Außensteuerröhren, welche zu einem technischen und wirtschaftlichen Misserfolg wurde. Die Entfremdung zwischen Röhrenentwicklern und Gerätebauern, als Benutzer der Röhren, ging sehr weit. Die Gerätebauer pflegten diesen für sie sehr un- zuträglichen Zustand durch folgende ironische Formulierung zu charakterisieren: Die Röhre ist dazu da, um eine Kennlinie zu haben. Ihre Anwendung in einem Gerät ist Missbrauch. Der damalige Zustand des Niedergangs der deutschen Röhrenentwicklung wurde auch dadurch gekennzeichnet, dass die Firma Philips in Europa in jenen Jahren erheblichen Vorsprung gewann. Dabei hatte auch die Firma Philips in jener Zeit nicht einmal eine sehr gute Besetzung ihrer Laboratorien. ---- Hierin sehe ich auch eine Möglichkeit für diese Fehlentwicklung. Nach meiner Auffassung wäre unter Leitung von Herrn Rukop, zumindest für Telefunken, keine Kathode aus Kupfer realisiert worden. Freundliche Grüße von Gerhard Eisenbarth |