Der Supergau ist passiert... Lack löst sich beim Neuberger

ID: 129914
Der Supergau ist passiert... Lack löst sich beim Neuberger 
03.Jan.07 19:24
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Joachim Herzig † 10.2.19 (D)
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Joachim Herzig † 10.2.19

Hatte heute mal meine Putzwut nicht kontrollieren können und wollte die Frontplatte meines Neubergers 270 putzen da es viel Verschmutzung von Handschweiß und Nikotin aufwies. Da ich mit Glasreiniger gute Erfahrungen gemacht hatte habe ich dieses Mittel auch benutzt. Innerhalb weniger Sekunden wurde die Lackschicht angelöst und Teile des Lackes haben sich abgelöst.
Nun werde ich wohl um eine Neulackierung der Frontplatte nicht drum herum kommen. Wie gehe ich da am besten vor ? Der gesamte Ausbau der ganzen Röhresockel ist ja eine Heidenarbeit, aber ich denke abkleben bringt da nicht sehr viel.
Hat solch eine Arbeit schon mal jemand gemacht ? Wie ist übrigens die Farbbezeichnung des Lackes ?
Sitze jetzt wirklich frustiert vor meinem Gerät und habe den Glasreiniger sofort in den Müll befördert.

Viele Grüße
Joachim Herzig

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Abkleben ist pfusch... 
03.Jan.07 21:24

Eilert Menke (D)
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Guten Abend OM Herzig,

Glasreiniger enthält Alkohol bzw. Spiritus. Der ist für viele Lacke tötlich. Gute und sichere Reinigungsmittel sind Spüliwasser und in hartnäckigen Fällen Haarschampoo. Damit habe ich allerbeste Erfahrungen machen können.

Aber das hilft Ihnen jetzt nicht weiter. Sie werden nun - trotz aller inneren Widerstände - die FP komplett abrüsten und dann sämtliche Farbreste entfernen müssen. Die Farbe werden Sie - außer mit Glasreiniger ;-) - am besten mit Aceton herunterbekommen. Danach gut abwaschen. Bitte nicht Schmirgel oder Stahlwolle benutzen! Die FP des RP270 ist aus Aluminum. Al wird in der Regel vor der Lackierung mit Ätznatron behandelt um einen neutralen, rauhen Haftgrund zu erhalten. Wenn Sie darüber schmirgeln, ist der hin und und Sie müssen diesen dann mit NaOH wieder aufbauen. Das ist eine knifflige Sache, die man Profis überlassen sollte (Al löst sich nämlich in Natronlauge auf! NaOH im Auge führt umgehend zur Erblindung!).

Nachdem Sie die Platte gereinigt haben, führen Sie eine Sprühgrundierung durch (Dose). Nach entsprechender Weiterverarbeitungszeit lackieren Sie 2 - 3 mal mit einem geigneten Lack. Farbunverträglichkeiten Grundierung vs. Lack beachten, am besten Farben des gleichen Herstellers verwenden. Die handwerklichen Fertigkeiten hinsichtlich Sprühlackierung setze ich voraus (trockener, staubfreier Raum, Platz, gute Lüftung, ruhige Hand, nicht zuviel auf einmal sprühen, zwischendurch Pausen einlegen). Farben gibt es mit Baumarkt in reichhaltiger Auswahl. Vorher üben.

Vor längerer Zeit habe ich einen total abgewrackten Volna-K mit dieser Methode, inkl. NAOH-Anwendung bei der Frontplatte, komplett neu lackiert. Das Ergebnis sehen Sie hier (grünes Gerät). Ich wollte davon immer schon eine illustrierte Beschreibung ins Forum stellen, bin allerdings aus Zeitmangel bisher nicht dazu gekommen. Betrachten Sie dies also als Vorweggriff darauf.

73 & 55

EM

PS: professionelle Alternative: Autolackierer

PPS (4.1.07): Ja, Sprühdose. In diesem Zustand bekam ich das Gerät:

Volna-K

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03.Jan.07 22:17

Joachim Herzig † 10.2.19 (D)
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Joachim Herzig † 10.2.19

Hallo OM Menke,

vielen Dank für die Informationen und das aufmundernte Bild des Empfängers. Sieht ja wirklich toll aus. Haben Sie diesen mit einem "Sprühdosenlack aus dem Baumarkt" lackiert ?
Ich habe mich schon darauf vorbereitet sämtliche Teile  von der Frontplatte abzubauen. Gottseidank sieht das Neuberger dort aufgeräumter aus als die Funke.
Ich werde heute noch alles mit meiner Kamera dokumentieren und dann evtl. schon morgen loslegen. Ich denke wichtig ist die Etikettierung der ganzen Leitungen, bei den vielen Röhrefassungen blickt man sonst nicht mehr durch.
Ich versuche Sie dann auf dem Laufenden zu halten.

Viele Grüße

Joachim Herzig

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Pulverbeschichtung 
04.Jan.07 10:40

Martin Renz (D)
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Martin Renz

Hallo Herr Herzig,

nachdem Sie um eine Neulackierung wohl nicht herumkommen, noch ein als Anregung gemeinter Vorschlag:
Wie wäre es mit einer Pulverbeschichtung der Frontplatte? Diese können Sie zwar nicht selbst vornehmen, mit einem Blick in die gelben Seiten lässt sich aber überall ein Betrieb in der Nähe finden, der dies übernehmen kann. Die Kosten sind gering, wenn man einen Betrieb findet, der eine passende Farbe bei Gelegenheit fährt.
Der Vorteil: absolut kratz- und lösemittelbeständige und professionelle Oberfläche, die dann auch mit Glasreiniger geputzt werden darf. Als Vorbereitung muss nur der bestehende Lack vollständig entfernt werden, was keine Schwierigkeiten machen dürfte.
Ich wünsche Ihnen allen Erfolg bei der sicher umfangreichen Löterei.

viele Grüße
Martin Renz

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06.Jan.07 13:35

Joachim Herzig † 10.2.19 (D)
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Joachim Herzig † 10.2.19

Hallo allerseits,

und vielen Dank für die aufmunternden Worte. Ich habe mittlerweile angefangen die Fassungen auszubauen und alle Drähte abzulöten.

Soweit ich das beurteilen kann ist die Farbe Silbergrau, Ral 7001 ?.
Wie dünn kann so ein Pulverlack aufgetragen werden ? Ich frage deshalb, da eine Unzahl von Beschriftungen eingraviert sind, welche natürlich nicht stark gefüllt werden dürfen.
Eine andere Frage: Wenn ich mit Bauhauslack lackiere und später die Gravierungen mit weißem Lackierstift fülle, wie entferne ich dann am besten den überstehenden Lack bei den Beschiftungen ? Antrocknen lassen und mit Tesafim abziehen oder mit irgendeinem Lösungsmittel direkt abwischen ? Ich denke mal das könnte problematisch sein, da solch ein 1K Lack nicht unbedingt resistent gegen solche Lösungsmittel ist.

Viele Grüße
Joachim Herzig

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06.Jan.07 14:22

Egon Penker (A)
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Egon Penker

Hallo Herr Herzig,

Sie sollten unbedingt den Artikel von Dieter Wächter

hier klicken

lesen! Für jeden Interessierten ein Muß!

MfG, Egon Penker

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Gravuren 
06.Jan.07 15:06

Martin Renz (D)
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Martin Renz

Hallo Herr Herzig,
wenn Sie die Variante mit den Gravuren haben, ist die Sache natürlich etwas komplizierter. Pulverlack wird gerne etwas dicker aufgetragen, was bezüglich der Gravuren nicht optimal wäre. Dies müssten Sie mit dem Beschichter selbst klären. Bezüglich des Entfernens der weissen Farbe neben den Vertiefungen wäre er jedoch optimal.

Eine andere und hier vielleicht bessere Variante wäre folgende:
Die Grundierung und der graue Lack erfolgen mit einem 2-Komponenten-Lack, wie er zum Beispiel von Autolackierern verwendet wird. Dieser ist nach vollständiger Aushärtung gegen die meisten Lösemittel beständig. Die Gravuren werden dann mit einem weissen NC-Lack (Nitrozellulose) gefüllt, der sich zum Beispiel mit Reinigungsbenzin in frischem Zustand leicht von der Fläche entfernen lässt. (eventuell Lackstift, probieren!)  Zum Abschluss kann dann nochmals ein Klarlack, vorzugsweise ebenfalls ein 2-K-Lack aufgetragen werden. Damit der NC-Lack nicht angelöst wird und sich kräuselt, wird zunächst eine hauchdünne Lackschicht "aufgenebelt", eventuell 2 mal. Sie fühlt sich danach etwas rauh an. Sobald diese getrocknet ist, kann dann satt aufgetragen werden, um der Oberläche einen guten und glatten Verlauf zu geben.

Es sind prinzipiell auch andere Varianten denkbar, zum Beispiel ein Lackauftrag mit Acryllack aus der Spraydose, das Füllen der Gravuren mit wasserbasiertem Lack sogenannter Marker für Flipcharts/ Whiteboards beziehungsweise Glasflächen (gibts von Edding) oder mit Deckweiss aus dem Farbkasten der Kinder. Zum Abschluss der zur Sprayfarbe passende Klar-Lack aus der Sprühdose, damit das ganze dauerhaft wird.

Alle Kombinationen sollten vorher auf Verträglichkeit untersucht werden und wie sie nach Trocknung auf die jeweiligen Lösemittel/Wasser reagieren, damit es keine unschönen Überraschungen gibt. Dann sollte es eigentlich problemlos gelingen, die alte Pracht wieder herzustellen.

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07.Jan.07 11:39

Helmut Weigl (D)
Redakteur
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Hallo Herr Herzig,

 

zur Lackierung von Frontplatten (vor allem von Selbstbaugeräten) verwende ich seit Jahren Felgenspray aus dem Autozubehörhandel. Dieser Lack ist besonders widerstandsfähig und sieht durch den matten Glanz gut aus. Felgensprays sind in verschiedenen Silbergrautönen erhältlich.

 

Viele Grüße

 

Helmut Weigl

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24.Jan.07 16:57

Joachim Herzig † 10.2.19 (D)
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Joachim Herzig † 10.2.19

hallo an alle,

nach den guten Zusprüchen hier aus dem Forum habe ich es gewagt und das Röhrenprüfgerät auseinander genommen.  Ich habe zuerst sämtliche Röhrenfassungen ausgelötet und dann die Frontplatte abgebaut. Um später wieder den richtigen Draht an die richtige Stelle zu löten habe ich zuerst die Fassungen und Kabel  durchnummeriert. Die nackte Frontplatte habe ich dann abgebeizt , grundiert und mit Emaillack RAL 7001 (silbergrau) aus dem Baumarkt lackiert. Leider scheint diese Farbe nicht Lösungsmittelfest zu sein. Dies stört mich weniger, da ich seit dem Supergau eh nur noch mit Wasser und Seife reinige. Die gravierte Frontplattenbeschriftung habe ich dann mit Deckweiss aufgefüllt.
Das Resultat läßt sich sehen, die Frontplatte strahlt wie neu.
Mittlerweile tut das Gerät wieder seinen Dienst.
Ich werde bei Gelegenheit ein paar Bilder einstellen.

Vielen Dank noch mal an alle für die guten Tipps !

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