Die Zeit vor RADIOMANN (bis 1934)

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Die Zeit vor RADIOMANN (bis 1934) 
30.Dec.03 13:44
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Paul Gantner (CH)
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Paul Gantner

Neu war die Idee eines Experimentierkastens mit pädagogischem Hintergrund nicht; in Dresden hatten Meiser & Mertig bereits ab 1890 (!) den Experimentierkasten "Physikalisches Kabinett" (Akustik, Optik, Wärme, Mechanik, Electrizität) herausgebracht, 1916 bereits in der 9. Auflage!

Meiser & Mertig waren auch im Funkempfangsbau aktiv und haben für Bing Schwachstromeisenbahnen geliefert.            

Im Folgenden das Anleitungsbuch dieses Experimentierkastens von aussen und innen und eine Experimentierszene mit diesem Kasten:

 

Im Jahr 1921 erschien dann bei KOSMOS der erste Experimentierkasten von Wilhelm Fröhlich, der KOSMOS BAUKASTEN ELEKTRO:

 

Die Fröhlich'schen Aktivitäten waren sicherlich pädagogisch getrieben, insbesondere um auch den 'Landschulen' adäquate Lehrmöglichkeiten zu geben. Es ist daher sachlogisch, dass ELEKTRO als erster Kasten herauskam ('Strom' gab es in den 20er Jahren noch längst nicht überall!)

Dieser Baukasten wandte sich vornehmlich an Schulen, fand aber auch Käufer unter vermögenderen Privatleuten. Behandelt wurde das Thema Elektrotechnik, das nicht nur neu und spannend war, sondern sich in einfachen Experimenten faszinierend vermitteln lässt.

Auch das Thema Radio wurde dabei experimentell anhand eines Detektor-Empfängers berücksichtigt:

Die wenigen Windungen über die 4 Streichhölzer als "Spulenkörper" lassen eine Dimensionierung für den Kurzwellenbereich vermuten. Das kann es um 1920 aber nicht gewesen sein. Die Windungen symbolisieren wohl eher eine "reichhaltigere" Spule für Mittel- oder Langwelle.

Aus dem Anleitungsbuch:

"Die annähernde Abstimmung ist durch die Wahl der Windungszahlen zu treffen, der Kondensator dient nur zur Feinabstimmung."

"Die untere Drehkondensator-Platte sollte mit paraffiniertem Papier umwickelt werden, um einen Kurzschluss mit der anderen Platte zu verhindern."

Unabhängig von Schule und 'Umgebung' waren die 1920er Jahre natürlich die Radio-'Aufbruchsjahre'. Franckh-Kosmos hatte diesem Aspekt ja bereits durch die eigenständige 'Radiokosmos'-Initiative Rechnung getragen:

 Es war daher unvermeidlich, dass die Reihe der 'grossen' KOSMOS-Kästen im Jahre 1930 um 'RADIO' ergänzt wurde. Das Vorwort von Wilhelm Fröhlich im zugehörigen Anleitungsbuch ist folgendermassen datiert: 'Kreuzlingen, November 1929'.

1930 brachte KOSMOS den ersten spezifischen Radio-Experimentierkasten heraus, den KOSMOS-Baukasten RADIO (4 Jahre vor dem legendären RADIOMANN):

Der gegenüber späteren Auflagen noch tiefe Holzkasten diente zugleich als Radiogehäuse. Dabei fällt die Ähnlichkeit dieses Radios mit dem 35 Jahre später (1960er Jahre) herausgekommenen 'Zusatz NF' auf:

Bei diesem Empfänger handelt es sich um einen 0-V-1 mit Trafo-Kopplung:

Die Ausführung der Flachspulen weckt sofort Erinnerungen, da sie sich bis zum Ende der Holzplatten-Ära praktisch nicht änderte. Interessanterweise finden wir hier auf den Holzgrundplatten noch Bohrungen für drei Röhrensockel:

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit des 'Autors' mit einem fachkundigen Freund alter KOSMOS-Baukästen.

Ergänzungen nimmt der 'Autor' dankbar entgegen.

Weitere Beiträge zum Thema 'KOSMOS-Radiomann':

 

Zu den einzelnen Auflagen von 'KOSMOS-Radiomann' finden Sie diesen Beitrag für 1934 bis 1940 und diesen für 1942 bis 1959.

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